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== Zeitzeugenberichte ==
 
== Zeitzeugenberichte ==
[[Datei:Neumann-Clan.jpg|thumb|right|Der Neumann-Clan um 1950, links vorne Zeitzeuge Rainer Appel (5)]]
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[[Datei:Neumann-Clan.jpg|mini|right|Der Neumann-Clan um 1950, links vorne Zeitzeuge Rainer Appel (5)]]
 
''Gestatten Sie, das ich mich vorstelle! Mein Name ist Rainer Appel, geboren am 20.07.1939 als Sohn des Kapellmeisters Karl Hans Appel und dessen Ehefrau Gertrud, geb. Neumann in Fürth/Bay., Königswarterstraße 80. (...) Ich bin in die [[Grundschule Maistraße|Maischule]] gegangen, anfangs war die aber noch ein Lazarett und so wurden wir in einem nahegelegenen Wirtshaus unterrichtet, das muss der [[Prinzregent (Gaststätte)]] gewesen sein. Gelernt habe ich Strumpfwirker bei einer Firma in der [[Ludwigstraße]]. In den 21 Jahren meines Lebens in dieser Villa habe ich viel Freud und Leid erlebt. Den Krieg und die Nachkriegszeit, ich sehe heute noch die Panzer im Hof stehen, weil die [[US Army|Amerikaner]] unsere Villa besetzt hatten, und ich erinnere mich an ein abgestürztes Flugzeug auf Höhe der [[Zähstraße]], in dem wir herumgeklettert sind, das muss so ein [[Wikipedia:Fieseler Storch|Fieseler Storch]] gewesen sein. In der Villa wurden oft rauschende Feste gefeiert, da mussten wir Kinder dann immer rauf in unsere Zimmer und ruhig sein. Wir haben auch gerne auf dem Dachgarten gespielt, was wir eigentlich nicht durften, weil nach dem Krieg der Begrenzungszaun gefehlt hat. Und an der [[Jakobinenstraße]], in Richtung Tunnel beim Eingang zum [[Güterbahnhof|Kohlenhof]], gab's einen Kiosk, da arbeitete nach dem Krieg ein Mann mit schlimmen Narben im Gesicht, das soll der [[Wikipedia:Johannes Steinhoff|Johannes Steinhoff]] gewesen sein. Der Kohlenhof wurde in den letzten Kriegswochen ja noch schwer von Bomben getroffen, und weil wir ja direkt gegenüber wohnten, meinte mein Vater nach einem Angriff: "so, morgen sind wir dran".''
 
''Gestatten Sie, das ich mich vorstelle! Mein Name ist Rainer Appel, geboren am 20.07.1939 als Sohn des Kapellmeisters Karl Hans Appel und dessen Ehefrau Gertrud, geb. Neumann in Fürth/Bay., Königswarterstraße 80. (...) Ich bin in die [[Grundschule Maistraße|Maischule]] gegangen, anfangs war die aber noch ein Lazarett und so wurden wir in einem nahegelegenen Wirtshaus unterrichtet, das muss der [[Prinzregent (Gaststätte)]] gewesen sein. Gelernt habe ich Strumpfwirker bei einer Firma in der [[Ludwigstraße]]. In den 21 Jahren meines Lebens in dieser Villa habe ich viel Freud und Leid erlebt. Den Krieg und die Nachkriegszeit, ich sehe heute noch die Panzer im Hof stehen, weil die [[US Army|Amerikaner]] unsere Villa besetzt hatten, und ich erinnere mich an ein abgestürztes Flugzeug auf Höhe der [[Zähstraße]], in dem wir herumgeklettert sind, das muss so ein [[Wikipedia:Fieseler Storch|Fieseler Storch]] gewesen sein. In der Villa wurden oft rauschende Feste gefeiert, da mussten wir Kinder dann immer rauf in unsere Zimmer und ruhig sein. Wir haben auch gerne auf dem Dachgarten gespielt, was wir eigentlich nicht durften, weil nach dem Krieg der Begrenzungszaun gefehlt hat. Und an der [[Jakobinenstraße]], in Richtung Tunnel beim Eingang zum [[Güterbahnhof|Kohlenhof]], gab's einen Kiosk, da arbeitete nach dem Krieg ein Mann mit schlimmen Narben im Gesicht, das soll der [[Wikipedia:Johannes Steinhoff|Johannes Steinhoff]] gewesen sein. Der Kohlenhof wurde in den letzten Kriegswochen ja noch schwer von Bomben getroffen, und weil wir ja direkt gegenüber wohnten, meinte mein Vater nach einem Angriff: "so, morgen sind wir dran".''
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[[Datei:Familienalbum Neumann Appel - Villa Engelhardt (8).jpg|thumb|left|"Oberer Garten" mit Springbrunnen, 1942]]
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[[Datei:Familienalbum Neumann Appel - Villa Engelhardt (8).jpg|mini|left|"Oberer Garten" mit Springbrunnen, 1942]]
 
''Daß meine Mutter eine Lehrwaschküche in der Villa betrieb , weiß ich auch noch genau, sie hatte damals die Vertretung von einer Waschmaschine mit dem Namen „VELOX" . Das ging aber dermaßen in die Hose, weil nur noch beschädigte Wäsche aus der Maschine kam! Was tat man nicht alles nach dem Krieg! Ihren erlernten Beruf als Opernsängerin (Künstlername "Karin Enkov") konnte sie nicht mehr ausführen, mein Vater allerdings – als Kapellmeister am Opernhaus in Nürnberg tätig – gründete in dieser Villa mit Gleichgesinnten das [http://www.nuernbergersymphoniker.de/orchester/traegerverein.html Fränkische Landesorchester]. Später hat meine Mutter dann eine Firma eröffnet, [[Pharmo-Werke]] hieß die, da wurden so Suppenpasten und Erbwürste hergestellt. Mutter war auch ein großer Fan der [[SpVgg Fürth|Spielvereinigung]] und hat sogar den Fußballspieler [[Horst Schade]] im Kofferraum ihres Autos aus der sowjetischen Besatzungszone geschmuggelt, das sorgte daheim für ein ganz schönes Staunen. Gehört hat die Villa meinem Onkel Max Neumann, Fabrikant in Berlin, verkauft hat er sie nachdem meine Großeltern verstorben waren, weil er in finanziellen Schwierigkeiten steckte. Ich bin ja schon 1960 zur Bundeswehr, meine Eltern sind dann in die [[Hornschuchpromenade 24]] gezogen und mussten quasi von gegenüber dem Abriss der Villa zusehen (...)''
 
''Daß meine Mutter eine Lehrwaschküche in der Villa betrieb , weiß ich auch noch genau, sie hatte damals die Vertretung von einer Waschmaschine mit dem Namen „VELOX" . Das ging aber dermaßen in die Hose, weil nur noch beschädigte Wäsche aus der Maschine kam! Was tat man nicht alles nach dem Krieg! Ihren erlernten Beruf als Opernsängerin (Künstlername "Karin Enkov") konnte sie nicht mehr ausführen, mein Vater allerdings – als Kapellmeister am Opernhaus in Nürnberg tätig – gründete in dieser Villa mit Gleichgesinnten das [http://www.nuernbergersymphoniker.de/orchester/traegerverein.html Fränkische Landesorchester]. Später hat meine Mutter dann eine Firma eröffnet, [[Pharmo-Werke]] hieß die, da wurden so Suppenpasten und Erbwürste hergestellt. Mutter war auch ein großer Fan der [[SpVgg Fürth|Spielvereinigung]] und hat sogar den Fußballspieler [[Horst Schade]] im Kofferraum ihres Autos aus der sowjetischen Besatzungszone geschmuggelt, das sorgte daheim für ein ganz schönes Staunen. Gehört hat die Villa meinem Onkel Max Neumann, Fabrikant in Berlin, verkauft hat er sie nachdem meine Großeltern verstorben waren, weil er in finanziellen Schwierigkeiten steckte. Ich bin ja schon 1960 zur Bundeswehr, meine Eltern sind dann in die [[Hornschuchpromenade 24]] gezogen und mussten quasi von gegenüber dem Abriss der Villa zusehen (...)''
  
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