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'''[[Titel::Dr.]] [[Vorname::Albert]] [[Nachname::Rosenfelder]]''' (* [[Geburtstag::19. Januar]] [[Geburtsjahr::1892]] in [[Geburtsort::Fürth]]; † [[Todestag::18. Oktober]] [[Todesjahr::1933]] in Dachau) war [[Partei::SPD]]-Mitglied in Fürth Rechtsanwalt. Rosenfelder lebte bis zu seiner Verhaftung am [[17. März]] [[1933]] in [[Nürnberg]], am Jakobsplatz 14.  
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'''[[Titel::Dr.]] [[Vorname::Albert]] [[Nachname::Rosenfelder]]''' (* [[Geburtstag::19. Januar]] [[Geburtsjahr::1892]] in [[Geburtsort::Fürth]]; † [[Todestag::18. Oktober]] [[Todesjahr::1933]] in Dachau) war [[Partei::SPD]]-Mitglied in Fürth und ein bekannter Rechtsanwalt. Rosenfelder lebte bis zu seiner Verhaftung am [[17. März]] [[1933]] in [[Nürnberg]], am Jakobsplatz 14.  
    
==Leben und Studium==
 
==Leben und Studium==
Rosenfelder entstammte einer jüdischen Familie. Nach dem Abitur am [[Heinrich-Schliemann-Gymnasium]]<ref>* Quelle: Heinrich-Schliemann-Gymnasium 1996:145</ref> studierte Rosenfelder an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen Rechtswissenschaften und beendete [[1913]] sein Studium mit der Promotion zum Doktor der Rechte (Dr. jur.). Das Thema seiner Dissertation war: "''Die materiellen Einwendungen gegen das ausländische Urteil''". Gemeinsam mit Max Süßheim (1875 - 1933), einem bay. SPD-Landtagsabgeordneten für [[Nürnberg]], eröffnete Rosenfelder in [[Nürnberg]] eine Rechtsanwaltskanzlei. Als Anwalt engagierte er sich in der sog. ''Roten Hilfe'', eine Organisation zur Unterstützung von Aktivisten, die auf Grund von politisch als links geltender Tätigkeit mit deutschen staatlichen Organen in Konflikt geraten sind.  
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Rosenfelder entstammte einer jüdischen Familie. Nach dem Abitur am [[Heinrich-Schliemann-Gymnasium]]<ref>* Quelle: Heinrich-Schliemann-Gymnasium 1996:145</ref> studierte Rosenfelder an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen Rechtswissenschaften und beendete [[1913]] sein Studium mit der Promotion zum Doktor der Rechte (Dr. jur.). Das Thema seiner Dissertation war: "''Die materiellen Einwendungen gegen das ausländische Urteil''". Gemeinsam mit Max Süßheim (1875 - 1933), einem bay. SPD-Landtagsabgeordneten für [[Nürnberg]], eröffnete Rosenfelder in [[Nürnberg]] eine Rechtsanwaltskanzlei. Als Anwalt engagierte er sich in der sog. ''Roten Hilfe'', einer Organisation zur Unterstützung von Aktivisten, die auf Grund von politisch als links geltender Tätigkeit mit deutschen staatlichen Organen in Konflikt geraten sind.  
    
Rosenfelder selbst werden folgende Eigenschaften nachgesagt: besonderes rhetorisches Talent, ein hohes Maß an Bildung und vor allem die Gewohnheit, sozial schwache und finanziell schlechter gestellte Personen als Rechtsbeistand zu helfen, ggfls. auch kostenlos.  
 
Rosenfelder selbst werden folgende Eigenschaften nachgesagt: besonderes rhetorisches Talent, ein hohes Maß an Bildung und vor allem die Gewohnheit, sozial schwache und finanziell schlechter gestellte Personen als Rechtsbeistand zu helfen, ggfls. auch kostenlos.  
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==Zeit im Nationalsozialismus und Ermordung==
 
==Zeit im Nationalsozialismus und Ermordung==
Rosenfelder nahm als Verteidiger bis [[1933]] an zahlreichen Prozessen gegen Kommunisten vor Gericht teil. Darüber hinaus war er vermutlich an der Amtsenthebung [[Julius Streicher]]s aus dem Schuldienst beteiligt. Streicher hatte sich wiederholt als Politiker für die [[NSDAP]] engagiert, und war im Zusammenhang mit dem Hitler-Putsch [[1923]] vom Unterricht unentschuldigt ferngeblieben. Es folgt die Suspendierung vom Schuldienst, gegen die sich Streicher zur Wehr setzte. Die juristische Auseinandersetzung dauerte bis zum [[2. Juni]] [[1928]]. Unter Zubilligung einer Pension wurde Streicher endgültig vom Schuldienst suspendiert. Weitere Prozesse gegen Streicher folgten bis [[1933]], weswegen er von den Nationalsozialisten - und insbesondere von Julius Streicher - sehr verhasst war.  
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Rosenfelder nahm als Verteidiger bis [[1933]] an zahlreichen Prozessen gegen Kommunisten vor Gericht teil. Darüber hinaus war er vermutlich an der Amtsenthebung [[Julius Streicher]]s aus dem Schuldienst beteiligt. Streicher hatte sich wiederholt als Politiker für die [[NSDAP]] engagiert, und war im Zusammenhang mit dem Hitler-Putsch [[1923]] vom Unterricht unentschuldigt ferngeblieben. Es folgte die Suspendierung vom Schuldienst, gegen die sich Streicher zur Wehr setzte. Die juristische Auseinandersetzung dauerte bis zum [[2. Juni]] [[1928]]. Unter Zubilligung einer Pension wurde Streicher endgültig vom Schuldienst suspendiert. Weitere Prozesse gegen Streicher folgten bis [[1933]], weswegen Rosenfelder von den Nationalsozialisten - und insbesondere von Julius Streicher - sehr verhasst war.  
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Kurz nach der Machtergreifung im März [[1933]] sollte Rosenfelder verhaftet werden. Rosenfelder schien die Gefahr erkannt zu haben und tauchte kurzfristig unter. Nachdem die Nationalsozialsten ihn nicht finden konnten, nahmen Sie einen Bekannten (Albert Spiegel) statt seiner in Haft<ref>* Quelle: Jüdische Opfer aus Fürth 1933-1945, Dr. Albert Rosenfelder</ref>. Als Rosenfelder davon erfuhr, stellte er sich der Polizei am [[17. März]] [[1933]] und wurde in das Nürnberger Gefängnis in Schutzhaft genommen. Bis zum [[13. April]] [[1933]] wurde er in [[Nürnberg]] festgehalten, danach wurde er mit dem zweiten Nürnberger Gefangenentransport in das kurz zuvor eröffnete KZ Dachau überführt, wo er in der sog. „Judenbaracke“ untergebracht wurde.  
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Kurz nach der Machtergreifung im März [[1933]] sollte Rosenfelder verhaftet werden. Er schien die Gefahr erkannt zu haben und tauchte kurzfristig unter. Nachdem die Nationalsozialisten ihn nicht finden konnten, nahmen Sie einen Bekannten (Albert Spiegel) statt seiner in Haft<ref>* Quelle: Jüdische Opfer aus Fürth 1933-1945, Dr. Albert Rosenfelder</ref>. Als Rosenfelder davon erfuhr, stellte er sich der Polizei am [[17. März]] [[1933]] und wurde in das Nürnberger Gefängnis in Schutzhaft genommen. Bis zum [[13. April]] [[1933]] wurde er in [[Nürnberg]] festgehalten, danach wurde er mit dem zweiten Nürnberger Gefangenentransport in das kurz zuvor eröffnete KZ Dachau überführt, wo er in der sog. „Judenbaracke“ untergebracht wurde.  
    
In Dachau wurde Rosenfelder schweren Misshandlungen und Demütigungen ausgesetzt. So wurde er, ähnlich einem Zugtier in ein Joch eingespannt, um eine schwere Walze in Bewegung zu halten oder unter lautem Gejohle von SS-Leuten eine Dornenkrone aufgesetzt, bis ihm das Blut über das Gesicht lief. In einer anonym erschienenen Broschüre aus dem Jahr [[1934]] wurde außerdem erklärt, dass Rosenfelder die „''denkbar fürchterlichste Behandlung''“ erfahren habe, so dass er „''nicht mehr aufrecht gehen''“ habe können. <ref>* Quelle: Konzentrationslager. Ein Appell an das Gewissen der Welt. Ein Buch der Greuel, die Opfer klagen an, S. 81</ref>
 
In Dachau wurde Rosenfelder schweren Misshandlungen und Demütigungen ausgesetzt. So wurde er, ähnlich einem Zugtier in ein Joch eingespannt, um eine schwere Walze in Bewegung zu halten oder unter lautem Gejohle von SS-Leuten eine Dornenkrone aufgesetzt, bis ihm das Blut über das Gesicht lief. In einer anonym erschienenen Broschüre aus dem Jahr [[1934]] wurde außerdem erklärt, dass Rosenfelder die „''denkbar fürchterlichste Behandlung''“ erfahren habe, so dass er „''nicht mehr aufrecht gehen''“ habe können. <ref>* Quelle: Konzentrationslager. Ein Appell an das Gewissen der Welt. Ein Buch der Greuel, die Opfer klagen an, S. 81</ref>
    
==Verschiedene Todeszeitpunkte==
 
==Verschiedene Todeszeitpunkte==
Rosenfelder versuchte während seiner Gefangenschaft gemeinsam mit anderen Mitgefangenen Nachrichten über die Zustände im KZ Dachau raus zu schmuggeln. Dabei wurde er mit einigen anderen Gefangen erwischt. Der Kommandant von Dachau, Theodor Eicke, ließ in der Folge am [[22. Oktober]] [[1933]] 2.500 Gefangene antreten, um vor diesen eine Ansprache zu halten, in der er sich über die „''Schurken''“ ausließ, die im Auslande „''Greulnachrichten''“ über sein Lager verbreiten würden. Dabei erwähnte er u.a. auch Rosenfelder für diesen "''Sabotageversuch''". Er führte aus, dass die Übeltäter in Arrest genommen werden:
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Rosenfelder versuchte während seiner Gefangenschaft gemeinsam mit anderen Mitgefangenen Nachrichten über die Zustände im KZ Dachau herauszuschmuggeln. Dabei wurde er mit einigen anderen Gefangen erwischt. Der Kommandant von Dachau, Theodor Eicke, ließ in der Folge am [[22. Oktober]] [[1933]] 2.500 Gefangene antreten, um vor diesen eine Ansprache zu halten, in der er sich über die „''Schurken''“ ausließ, die im Auslande „''Greuelnachrichten''“ über sein Lager verbreiten würden. Dabei erwähnte er u.a. auch Rosenfelder für diesen "''Sabotageversuch''". Er führte aus, dass die Übeltäter in Arrest genommen werden:
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:„''Zwei der verhafteten Verräter sind bereits ins jenseits befördert. Der Jude Doktor Katz und sein Helfer Willi Franz. Wir haben noch genug deutsche Eichen um jeden daran aufzuhängen, der sich uns entgegenstellt. Es gibt keine Greuel, und es gibt keinen Tschekakeller in Dachau. Wer Prügel bekommt, erhält sie zu Recht.''“<ref>* Quelle: Die Weltbühne, Bd. 30, Ausgaben 27-52, S. 1347</ref>
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:„''Zwei der verhafteten Verräter sind bereits ins Jenseits befördert. Der Jude Doktor Katz und sein Helfer Willi Franz. Wir haben noch genug deutsche Eichen um jeden daran aufzuhängen, der sich uns entgegenstellt. Es gibt keine Greuel, und es gibt keinen Tschekakeller in Dachau. Wer Prügel bekommt, erhält sie zu Recht.''“<ref>* Quelle: Die Weltbühne, Bd. 30, Ausgaben 27-52, S. 1347</ref>
    
Die Nationalsozialisten meldeten am [[29. Juni]] [[1933]] vom Tod Rosenfelders in Dachau<ref>* Quelle: Horst Göppinger: Juristen jüdischer Abstammung im "Dritten Reich": Entrechtung und Verfolgung, 1991, S. 63</ref>. Noch am 1. Mai 1933 hatte das Reichskriminalpolizeiblattes vom [[12. April]] [[1934]] Rosenfelder zur Fahndung ausgeschrieben, da er angeblich aus der KZ-Haft entlassen worden sei und seit dem auf der Flucht ist:
 
Die Nationalsozialisten meldeten am [[29. Juni]] [[1933]] vom Tod Rosenfelders in Dachau<ref>* Quelle: Horst Göppinger: Juristen jüdischer Abstammung im "Dritten Reich": Entrechtung und Verfolgung, 1991, S. 63</ref>. Noch am 1. Mai 1933 hatte das Reichskriminalpolizeiblattes vom [[12. April]] [[1934]] Rosenfelder zur Fahndung ausgeschrieben, da er angeblich aus der KZ-Haft entlassen worden sei und seit dem auf der Flucht ist:
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[[Gisela Naomi Blume|Naomi Blume]] fand heraus, dass Rosenfelder am [[18. Oktober]] [[1933]] zu letzten Mal gesehen wurde<ref>* Quelle: Jüdische Opfer aus Fürth 1933-1945, Dr. Albert Rosenfelder - GB 1986; Judenkartei</ref>.  
 
[[Gisela Naomi Blume|Naomi Blume]] fand heraus, dass Rosenfelder am [[18. Oktober]] [[1933]] zu letzten Mal gesehen wurde<ref>* Quelle: Jüdische Opfer aus Fürth 1933-1945, Dr. Albert Rosenfelder - GB 1986; Judenkartei</ref>.  
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:"''An diesem Tag mussten ca. 60 Juden im KZ Dachau zum Strafexerzieren antreten. Zuerst mußten sie durch Pfützen kriechen, bis sie eine vollständige Schmutzkruste hatten. Wer nicht ganz flach am Boden kroch, dem sprangen SS-Leute aufs Kreuz, traten in aufs Gesäß oder hieben mit Gewehren und Peitschen darauflos. Der Nürnberger Rechtsanwalt Dr. Rosenfelder, der zusammengebrochen ist, wurde danach in den Bunker gebracht... Nach dem [[18. Oktober]] [[1933]] wurde Dr. Rosenfelder nicht mehr gesehen. Einige Nazis warfen seiner Mutter mit den Worten „da haben Sie Ihren Sohn“ den Behälter mit der Asche in die Wohnung. Im Geburts-Register ist nachgetragen: „AG Nürnberg v. 10.1.63 für tot erklärt. St. Amt Berlin I West Nr. 10719“''."<ref>* Quelle: Jüdische Opfer aus Fürth 1933-1945, Dr. Albert Rosenfelder</ref>
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:"''An diesem Tag mussten ca. 60 Juden im KZ Dachau zum Strafexerzieren antreten. Zuerst mußten sie durch Pfützen kriechen, bis sie eine vollständige Schmutzkruste hatten. Wer nicht ganz flach am Boden kroch, dem sprangen SS-Leute aufs Kreuz, traten ihn aufs Gesäß oder hieben mit Gewehren und Peitschen darauflos. Der Nürnberger Rechtsanwalt Dr. Rosenfelder, der zusammengebrochen ist, wurde danach in den Bunker gebracht... Nach dem [[18. Oktober]] [[1933]] wurde Dr. Rosenfelder nicht mehr gesehen. Einige Nazis warfen seiner Mutter mit den Worten „da haben Sie Ihren Sohn“ den Behälter mit der Asche in die Wohnung. Im Geburts-Register ist nachgetragen: „AG Nürnberg v. 10.1.63 für tot erklärt. St. Amt Berlin I West Nr. 10719“''."<ref>* Quelle: Jüdische Opfer aus Fürth 1933-1945, Dr. Albert Rosenfelder</ref>
    
==Einzelnachweis==
 
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