Stadtjugendring Fürth
Der Stadtjugendring Fürth, kurz SJR Fürth, ist eine Gliederung des Bayerischen Jugendrings K.d.ö.R., zugleich die Arbeitsgemeinschaft der Jugendverbände, -gemeinschaften und -initiativen in Fürth. Sein Zweck ist die Interessensvertretung von Kindern und Jugendlichen in Fürth. Seine Geschäftsstelle befindet sich in der Fronmüllerstraße 34 und er wird vertreten durch seine Vorsitzende Corinna Arndt. Stellvertretende Vorsitzende ist Melanie Herzog-Gebsattel. Jochen Krüger ist Geschäftsführer. Die Vollversammlung ist sein wichtigstes Organ. Diese wird zwei Mal im Jahr durch die/den Vorsitzende*n einberufen. Mit Stand 2024 umfasst die Vollversammlung 56 Delegierte, die von den Mitgliedsvereinen und -verbänden entsendet werden. Der ehrenamtliche Vorstand besteht aus neun Personen.
Gegründet wurde er offiziell am 5. Dezember 1947. Damals war der Name noch Kreisjugendring Fürth-Stadt. 1970 erfolgte die Umbenennung in Stadtjugendring Fürth.
Geschichte
1945 – 1946
Am 6. November 1945 erreichte den damaligen Oberbürgermeister ein Brief der amerikanischen Militärregierung, dass ein Jugendkomitee für den Stadtkreis Fürth innerhalb von vier Tagen zu gründen ist:
„1. Die Militär-Regierung wünscht, dass die Jugend organisiert wird. Dies soll auf freiwilligen Gruppen aufgebaut werden für den Zweck der Förderung auf kulturellen, religiösen und erholenden Gebieten. Im allgemeinen erstrecken sich diese Gruppen auf Jungens und Mädchen im Alter zwischen 10 und 18 Jahren. [...] Alle Gruppen werden darauf hinarbeiten, eine erfolgreiche Entwicklung der demokratischen Ideen möglich zu machen, die Unabhängigkeit des Denkens und Ideale des fairen Spieles, der Toleranz und Ehrlichkeit zu entwickeln. 2. Um diese Politik ausführen zu können, ist es nötig, dass besondere Jugendkomitees für den Stadt- und Landkreis Fürth gebildet werden, die die Jugendorganisationen einführen und kontrollieren. [...]“[1]
Die Aufgabe wurde zeitig an das Stadtjugendamt, bzw. den Schulrat Albert Schorer übertragen. Im Dezember 1945 wurden im Rahmen einer Tagung der Oberbürgermeister und Landräte alle Jugendkomitees (Youth Comitees) zu Jugendausschüssen (Youth Counsils) umfunktioniert. Noch ein halbes Jahr existierten die Namen Jugendkomitee und Jugendausschuss parallel, bis letztlich Anfang August der Kreisjugendausschuss gebildet wurde. Politische Parteien sind schon damals aus diesen Ausschüssen ausgeschlossen worden. Der Kreisjugendausschuss Fürth-Stadt sollte „in allen Angelegenheiten der Jugendwohlfahrt, einschl. der Jugendpflege und Jugendbewegung dem Oberbürgermeister beratend zur Seite stehen und gewisse Gruppen von Tätigkeiten unter dessen Aufsicht selbstständig erledigen“.
Nachdem bereits am 2. Mai 1946 der Jugendring Nürnberg gegründet wurde, erreichte den Oberbürgermeister kurz darauf ein Bittschreiben der Sozialistischen Erziehungsbewegung, ebenso einen Jugendring Fürth in Gestalt eines Unterausschusses des Jugendamts zu bilden.
Der dann gewählte Oberbürgermeister Dr. Bornkessel bildete zunächst den Jugendausschuss im Mai 1946 und veröffentlichte dazu im Mitteilungsblatt der Stadt am 22. Mai 1946 die damit verknüpfte Aufforderung an alle „im Stadtkreis neu erstandenen Jugendbünde und Jugendvereine, die es sich zur Aufgabe gemacht haben, sich der schulpflichtigen und schulentlassenen Jugend zum Zwecke der Freizeitgestaltung anzunehmen und die in Gruppen gesammelten, ihnen anvertrauten Jugendlichen zu führen[...]“, Lizenzierungen beim Jugendausschuss einzureichen.
Dazu mussten diese die von der Militär-Regierung aufgestellten Grundsätze der neuen Jugenderziehung anerkennen und durchführen:
- Beseitigung jeglichen nationalsozialistischen und militaristischen Gedankengutes aus der Arbeit an und mit der Jugend.
- Erziehung zum sozial denkenden, freiheitlich gesinnten demokratischen Staatsbürger und zur Pflege demokratischer Betätigung.
- Erziehung im Geiste des Weltfriedens und der Völkerverständigung zur Wahrheitsliebe und Gerechtigkeit.
- Erziehung zur Duldung in allen weltanschaulichen und religiösen Fragen.
Politische Tätigkeit der Jugendgruppen war untersagt. Auch die Sportvereine mussten beim Kreisjugendausschuss eine Lizenzierung beantragen.
Erst nach der offiziellen Schaffung des Kreisjugendausschuss Fürth-Stadt am 2. August 1946 wurden die ersten Jugendorganisationen durch die Militär-Regierung genehmigt: die Jugendgruppe des ASV Fürth, der Rad- und Kraftfahrerverein „Solidarität“ Fürth und der Turnverein Fürth 1860 e. V.. Die erste formelle Sitzung des Kreisjugendausschusses wurde für den 16. September 1946 terminiert. Der 17. September 1946 wurde an die Miltärregierung als Gründungsdatum übermittelt. Der Grund für die Diskrepanz ist unbekannt.
Per Anordnung musste der Kreisjugendausschuss-Vorsitzende fortan monatlich über die Fürther Jugendorganisationen, ihre Mitgliederanzahl und Bedarfe Bericht erstatten.
- Monatsbericht Oktober 1946: „Schwierigkeiten bereitet die Raumnot und der Mangel an Turnhallen und Sportplätzen.“
- Monatsbericht November 1946: „Erntedankfeier amerikanischer Schulkinder für 120 deutsche Kinder. Weihnachtsfeier deutscher Kinder für amerikanische Kinder ist geplant.“. Die Freigabe beschlagnahmter Sportstätten bereitet weiterhin Schwierigkeiten.
- Monatsbericht Dezember 1946: „Es mangelt an Heimen und Häusern, wo die Jugend wirklich unter sich ist. Verhandlungen über das geplante Haus der Jugend schweben immer noch.“
Die Militär-Regierung sicherte früh eine materielle Unterstützung der Jugendgruppen zu. Der Kreisjugendausschuss diente hier als Schnittstelle. Jugendgruppen haben sich an diesen gewendet, wenn sie Material benötigt haben und die Militär-Regierung hat über den Ausschuss wiederum Material an bedürftige Jugendgruppen verteilen lassen. Fußballschuhe, Fußbälle, Basketbälle, aber auch Unterhosen und andere Kleidung wurden genauso verteilt, wie Wehrmachtsbestände für Zeltlager an andere Gruppen vermittelt wurden. Auch die Einrichtung der ersten Jugendheime in verlassenen Häusern wurde so vermittelt und aktiv finanziell gefördert. Die Jugend sollte somit nach dem Krieg beschäftigt werden. Ende 1946 übernahm dann der Stadtjugendamtsleiter Kaltenhäuser die Position als Vorsitzender des Kreisjugendausschusses.
1947 – 1948
Der Kreisjugendausschuss hatte nun mehr die Aufgabe, die Jugendorganisationen bei ihrem Aufbau zu unterstützen. Darüber musste er regelmäßig an die Militär-Regierung berichten.
Zur Situation der Jugendpflege berichtet der Stadtrat Burghart im Namen des Stadtjugendamts. Der Kreisjugendausschuss bemüht sich seit Ende 1946 um ein eigenes Jugendhaus. Nachdem zunächst die Amerikaner das alte Schießhaus am Schießplatz 11 am Lindenhain als Kegel-Center für sich beanspruchten, gelang es der Stadt dieses doch noch zu einem Haus der Jugend herzurichten. Dieses wurde im Laufe des Jahres saniert und bezugsfertig gemacht.
Die Beantragung und Verteilung von Sachspenden, wie Skiern, Fußballschuhen, Zelten und Verpflegung gehört nun zum Alltagsgeschäft des Kreisjugendausschusses. Auch selbst werden nun Veranstaltungen für Jugendliche organisiert, um diese an die neuen Werte und ihre neuen Rechte heranzuführen.
- Monatsbericht Januar 1947: 200 Rucksäcke und 100 Fußballschuhe wurden gespendet. „Anlaufkredit von 2.000.-- RM wurden von der Stadt genehmigt.“. Die juristische Natur des Kreisjugendausschusses ist in Fürth noch nicht geklärt.
- Monatsbericht Februar 1947: „Die politische Aufklärung der Jugend liegt im Argen. Auf Schritt und Tritt begegnet man noch dem alten Nazigeist. Hunger und Not verhindern meist fruchtbringende Arbeit.“
- Monatsbericht März 1947: Die Regierung von Ober- und Mittelfranken würden für ein Jugendheim Geld zuweisen, das ist aber noch nicht gefunden. Der Kreisjuegdnausschuss veranstaltet Jugendfilmstunden im Stadttheater.
- Monatsbericht April 1947: Erster öffentlicher Diskussionsabend des KJA zum Thema „Planwirtschaft oder Freie Wirtschaft“ bei der CVJM.
- Monatsbericht Juni 1947: Die amerikanischen Behörden geben das Schießhaus frei. Nun muss es auch aus Mitteln des KJA saniert werden, bevor es genutzt werden kann. Raumnot ist weiterhin groß und Material wird zum Sport, Wandern und Zelten benötigt.
- Monatsbericht Juli 1947: Otto Haßelbacher wird durch den Verwaltungssenat des Stadtrats zum hauptamtlichen Geschäftsführer des KJA bestellt. Dieser ist aber ahuptberuflich Jugendamts-Fürsorger und kann daher nur nebenher für den KJA arbeiten. Derweil unterstützen die Amerikaner die Jugendorganisationen mit der Stellung von Fahrzeugen und zusätzlicher Verpflegung für Erholungsverschickungen.
- Monatsbericht August 1947: Mittlerweile haben 11 Jugendorganisationen eine Lizenz erhalten und 7 Jugendsportplätze oder Jugendhäuser werden betrieben.
- Monatsbericht September 1947: Das Ernährungsamt fördert zuästzlich das Jugendwandern durch Verpflegungszulagen.
- Monatsbericht Oktober 1947: „Die Schulen stehen der Wiedereinführung der Jugendfilmstunden ablehnend gegenüber.“
- Monatsbericht November 1947: Gesamtmitgliederanzahl der lizenzierten Jugendgruppen beträgt 7.200.
- Monatsbericht Dezember 1947: Der Kreisjugendausschuss gründet sich am 5. Dezember als Kreisjugendring Fürth-Stadt.
Im Protokoll der konstituierenden Versammlung wurde die Rede von Dr. Anton Kaltenhäuser festgehalten. Im ersten Punkt der Tagesordnung verfasste er eine Verpflichtung für die neuen Mitglieder des Kreisjugendring Fürth-Stadt: „Die heutige Jugend steht nach diesem verhängnisvollen Krieg mit seinen Folgen vor einem Nichts. Sie hält sich heute bereits als fertige Menschen. Sie ist auch in gewisser Hinsicht fertig, eben durch das vergangene System usw. Zwei wesentliche Dinge kennt die deutsche Jugend heute noch: Nicht hungern und nicht frieren und sich Lust zu verschaffen. Die harmloseste Art ist noch das Abreagieren im Sport. Notwendig ist heute die Heranführung der Jugend aus dem moralischen Elend unserer Tage. Die Seele, der Mensch muß erfasst werden, gemeinsame Aufgaben müssen erkannt werden. Das Ergreifen dieser Aufgaben und das warmherzige Aufnehmen und Erfüllen, das ist die Verpflichtung.“
Am 28. Februar 1948 wurde endlich das alte Schießhaus dem Kreisjugendring Fürth-Stadt und den ihm angeschlossenen Gruppen übergeben. Nach der Instandsetzung wurde durch den OB Bornkessel, im Beisein des Rechtsrat Dr. Anton Kaltenhäuser, die Räumlichkeiten im Rahmen einer feierlichen Stunde als „Haus der Jugend“ an deren Nutzer übergeben. Die Falken, die Evangelische und Katholische Jugend freute sich über das zahlreiche Erscheinen der Gäste und trugen mit Gesang, Tanz und kleinen Spielen ihren Teil zum Festprogramm bei.[2] Es fanden zudem gemeinsame Sammlungen für Flüchtlinge und Ausgebombte statt, an denen sich mehrere Jugendgruppen beteiligen. Aus dem Bericht für März 1948: „Spielplatzfrage, der Stadtrat baut seinen Spielplatz lieber mit Kohl an, als ihn der Jugend zur Verfügung zu stellen.“
Im April berichtete Kaltenhäuser, dass eine amerikanische Einheit erst einen Jugendspielplatz selbst aufgebaut hat. Nach deren Auflösung haben selbige allerdings den Spielplatz komplett abgebaut und alles wieder abtransportiert. Die Raumnot für Jugendliche in Fürth war weiterhin groß und Plätze für die Jugend fehlten. Im Sommer 1948 fanden zahlreiche Zeltlager statt. Der Bericht für August zählte 873 Teilnehmende, denen über 12.974 Portionen Zusatzverpflegung ausgegeben wurden. Für den Winter wurde ein eigener Filmvorführraum im Haus der Jugend geschaffen, damit nun wöchentlich Jugendfilmstunden stattfinden können.
1949 – 1950
1949 wurde die damalige Stadtjugendamtsleiterin Frau Dr. Frieda Vogel auch die Vorsitzende des KJR Fürth-Stadt. Sie schrieb in einem Bericht über die Entstehung des Jugendrings in Fürth, dass nun der Lehrstellenmangel das beherrschende Thema der Jugendpflege in Fürth war. Der KJR veranstaltete in dieser Zeit Aufklärungsarbeit über Mit- und Selbstverwaltung von Schüler*innen an Fürther Schulen und machte sich für die Schaffung eines hauptamtlichen Jugendpflegers stark.
Das Haus der Jugend musste wegen Baumängeln verlassen werden. Ein Ersatz fehlte und konnte durch die Stadt nicht finanziert werden. Es gab auch kein Ausweichquartier. Somit nutzte der KJR nun mehr die Jugendheime der Mitgliedsorganisationen. Die Geschäftsstelle befand sich zu dieser Zeit im Stadtjugendamt der Stadt Fürth in der Marienstraße 4.
1951: Grünen und Blühen - Woche der Jugend
Anlässlich der Gartenschau „Grünen und Blühen„ 1951 veranstaltete der Kreisjugendring Fürth-Stadt eine Woche der Jugend mit seinen Jugendorganisationen. Teile des Programms waren ein voller Erfolg. Notiert wurde im Monatsbericht, dass der Oberbürgermeister eine Unterstützung und Teilnahme an diesen Veranstaltungen ablehnte.
In diesem Jahr fand auch der erste Jugendleiternachwuchslehrgang statt, der eine qualitativ ansprechende Betreuung von Kindern und Jugendlichen durch qualifizierte Jugendleiter sicher stellen soll. Die Jugendarbeit professionalisierte sich schnell. Es nahmen 38 Personen teil, davon 16 Mädchen.
Die Stadt stellte erstmalig dem KJR 3000,-- DM zur Verfügung, um damit die Jugendorganisationen finanziell zu unterstützen. Ein wichtiger Schritt zur Sicherung und Förderung der Jugendverbandsarbeit bis heute.
1954: Der KJR wird „eigenständig“
Die bisherige Vorsitzende und Stadtjugendamtsleiterin Frau Dr. Frieda Vogel gab ihr Amt freiwllig ab, um damit dem KJR eine Wahl des/der Vorsitzenden aus den eigenen Reihen zu ermöglichen. Damit wurde der KJR aus der Amtsvormundschaft entlassen und wählte künftig nur noch Vorsitzende aus den Delegierten der Jugendverbände und -vereine. Neuer Vorsitzender wurde Leonard Grünsteidel (CVJM).
1958: Einweihung des neuen Jugendhaus am Lindenhain
Anfang Juni wurde das neue Jugendhaus am Lindenhain eröffnet. Dort befanden sich in der Pegnitzstraße 8 künftig die Geschäftsstelle des Kreisjugendrings sowie 5 Gruppenräume, die von den Jugendverbänden genutzt werden konnten. Eine Jugendwoche vom 23. − 28. September 1958 lud auch die Öffentlichkeit zur Besichtigung der Räumlichkeiten ein. Zahlreiche Jugendgruppen boten ein buntes Programm und stellten ihre Arbeit vor. Andere Teile des Jugendhauses wurden durch das Stadtjugendamt als „Haus der offenen Tür“ für Kinder und Jugendliche bis 18 Jahren betrieben.
In einer Sitzung des Jugendwohlfahrtsausschusses skizzierte Dr. Frieda Vogel, Vorsitzende des Heimrats, die ersten 7 Monate der Einrichtung. Nachdem zunächst der Zustrom von täglich 300-400 Jugendlichen so groß war, dass die Zustände unerträglich wurden, musste das Jugendhaus Ende Dezember 1958 vorübergehend abends schließen. Leider konnte damals keine zweite Fachrkraft zur Entlastung der Heimleitung gefunden werden, immerhin aber eine Hilfskraft zur Bewältigung der Aufsichtsarbeit. Für eine pädagogische Betreuung fehlte dem Heimleiter aber schlicht die Zeit, um die innere Leere und Einsamkeit vieler Jugendliche zu beheben, die sich gerne nach außen hin ein anmaßendes Benehmen zulegen zu verstehen. Nach sieben Monaten waren es nun nur noch 60 bis 80 Jugendliche täglich (die Altersgrenze lag bei 18 Jahren), blieben dennoch viele Probleme in der Art der Betreuung ungelöst. Etliche auswärtige Besucher zog das Jugendhaus seiner Zeit an. Etwa Stadträte größerer Städte (etwa auch aus Karlsruhe), die sich über die damals moderne und praktische Einrichtung sehr lobend aussprachen und interessiert an den Erfahrungen der Stadt Fürth mit dem Heim waren. Das Heim wurde als Pioniertat der Stadt Fürth hervorgehoben. Die Räumlichkeiten für die organisierten Jugendgruppen des Kreisjugendrings waren zu diesem Zeitpunkt zu etwa 60% belegt, wobei es aber noch mehr Interesse zur Nutzung gab.
In der gleichen Sitzung wurde auch das erste Mal ein Zuschuss für internationale Jugendarbeit des Kreisjugendrings bzw. seiner Mitgliedsverbände nach kontroverser Debatte genemigt.[3]
1959: Uwe Lichtenberg wird ehrenamtlicher Geschäftsführer
Im Laufe des Jahres wurde deutlich, dass die Bearbeitung der Zuschussanträge und ganz grundsätzlich die Bearbeitung des Alltags-Geschäfts inklusive Kommunikation mit der Stadtverwaltung alleine durch den ehrenamtlichen Vorstand und die Unterstützung von Jugendfürsorger Otto Hasselbacher nicht mehr zu stämmen war. So konnte Uwe Lichtenberg, der spätere Oberbürgermeister der Stadt Fürth, als ehrenamtlicher Geschäftsführer gewonnen werden.
1960 – 1970
Das Jahrzehnt startete für die Fürther Jugendverbandsarbeit mit der Herausforderung, nur schwerlich neue Mitglieder für die Gruppen gewinnen zu können. Der damalige Vorsitzende Leonhard Grünsteidel konnte wenigstens in der Jahreshauptversammlung von Seiten des Kreisjugendringes mit besseren Voraussetungen zur Unterstützung der Jugendverbände aufwarten. Die Unterstützung durch den Geschäftsführer Lichtenberg und die Räumlichkeiten im Jugendhaus Lindenhain inklusive der neuen Geschäftsstelle boten den Jugendverbänden rund um den Kreisjugendring gute Bedingungen in Fürth. Zu diesem Zeitpunkt waren 51 Gruppierungen mit 13.069 Mitgliedern im Kreisjugendring organisiert. Damals konnte zudem vermeldet werden, dass noch keine rechtsradikalen Jugendgruppen in Fürth aufgetaucht sind. Aufgrund der bundesweiten Organisation von etwa 25.000 Jugendlichen in solchen Verbänden appelierte Grünsteidel an alle Jugendleiter, wachsam zu sein und den KJR in Kenntnis zu setzen, sollte man derartige Beobachtungen in Fürth machen. Politische Jugendbildung solle fortgesetzt und ausgebaut werden, um über die Vergangenheit aufzuklären und präventiv zu wirken.[4] 1960 wurde vom KJR eine aufsehen erregende Sternwanderung nach Cadolzburg organisiert. 300 bis 400 Jugendliche schlossen sich damals der Aktion mit Landknechtstrommeln, bunten Wimpeln, farbigen Trachten per Fuß, Rad, Auto oder Zug an und versammelten sich dann am Bahnhofsvorplatz in Cadolzburg um anschließend zum Waldsportfest zu marschieren. Gemeinsames Musizieren und Aufführungen von einzelnen Jugendgruppen stellten ein zweistündiges Programm.[5]
Bereits 1961 wurde die Jahreshauptversammlung auf die Probe gestellt, wie sie mit einer rechtsgerichteten Jugendgruppe in Fürth umgeht. Die "Deutsche Freischar" hatte einen Mitgliedsantrag gestellt und ein Sprecher derselben versuchte die Gesinnung der Gruppierung auf der Versammlung zu verteidigen. Vorsitzender Grünsteidel bremste damals die hitzige Debatte, um darauf zu verweisen, dass der KJR zunächst weitere Informationen zu der Gruppe einholen werde, sowie deren Schrifttum prüfen werde, bevor über eine Aufnahme entschieden werden sollte. Letztlich wurde diese Jugendgruppe nicht zugelassen. In diesem Jahr gehörten dem KJR 15 Sportgruppen, 12 konfessionelle, vier Pfadfinder-, vier Wandervereins-, drei landmannschaftliche, zwei Gewerkschaftsjugendgruppen und zehn andere Gruppen verschiedener Zielsetzung an.[6]
In einer Jugendschau präsentierte der Kreisjugendring 1962 im Jugendhaus Lindenhain die Vielfalt der Jugendverbandsarbeit der Öffentlichkeits. Insbesondere kritische und skeptische Erwachsene sollten damit einen Einblick in die Arbeit der Jugendgruppen bekommen.
Bei der Vollversammlung 1968 wird der bisherige Geschäftsführer Uwe Lichtenberg zum 1. Vorsitzenden gewählt. Am 4. Mai 1970 beschließt die Vollversammlung auf Antrag der Vorstandschaft, dass der „Kreisjugendring Fürth-Stadt“ in „Stadtjugendring Fürth“ umbenannt wird. Dies wurde zuvor durch den Landesjugendring angeregt.
1970: Fürther Aktionskomitee „Wählen mit 18“
Am 24. Mai 1970 hatten die bayerischen Bürger beim Volksentscheid die Möglichkeit, für die Herabsetzung des Wahlalters auf 18 zu stimmen. Um dieses Anliegen zu unterstützen, haben sich im April 1970 der Stadtjugendring Fürth, Junge Union Fürth, Deutscher Gewerkschaftsbund Fürth, AG. Junger Sozialdemokraten Fürth, Deutsche Jungdemokraten, Deutsche Angestellten Gewerkschaft Fürth zum Aktionskomitee „Wählen mit 18“ zusammengetan. So wurde für den 4. Mai in das Jugendhaus Lindenhain zu einem öffentlichen Hearing mit MdL Haase (SPD), MdL Leicht (CSU) und Herrn Letz, stellv. Landesvorsitzender der FDP eingeladen. Bei drei Informationsständen an der Fürther Freiheit, bzw. der Billinganlage sowie mit einem Autokorso durch die Stadt inklusive Lautsprecherbeschallung für 3 Stunden sowie großflächigen Werbeanzeigen in den Fürther Nachrichten mit Zitaten von Fürther Prominenten konnten sehr viele Wähler*innen erreicht werden. So begrüßte damals auch Oberbügermeister Kurt Scherzer die Aktivitäten des Aktionskomitees, der einen Ruf der Jugend zur Mitarbeit und Verantwortung sah. Georg Endres, Vorsitzender des DGB Fürth, Stadtpfarrer Bogner, Fred Hoffmann, damaliger Fußballtrainer der Spielvereinigung Fürth, Liesl Kießling, Trägerin der goldenen Bürgermedaille, Stadtpfarrer Remigius Hümmer, Diplom Psychologe Dr. Ernst Griesbach, Senator Jean Mandel und Dr. med. Hahn, Chefarzt im Stadtkrankenhaus solidarisierten sich damals mit dem Aktionskomitee und unterstützten die Absenkung des Wahlalters auf 18 Jahre auch in den lokalen Nachrichten.[7]
1970 – 1980
In diesem Zeitraum wurde vom Stadtjugendring der intensive Internationale Jugendaustausch weiter gepflegt. Die Städtepartnerschaft zu Paisley wurde jährlich mit Austauschfahrten gestaltet, zudem gab es Fahrten nach Jugoslawien, die ČSSR, Südtirol und Frankreich, Polen, Rumänien, Ungarn und England. Jugendleiter*innen-Schulungen gehörten nun ebenfalls zum Jahresprogramm, wie zusätzliche Wanderlehrgänge und weitere Aus- und Fortbildungen für Jugendleiter*innen. Durch die Mitarbeit und den Idealismus vieler Ehrenamtlichen konnte der Betrieb der Räumlichkeiten im Lindenhain, sowie die Veranstaltungsfülle gestämmt werden. 1972 beendete Uwe Lichtenberg sein 14-jähriges Engagement beim Stadtjugendring. Sein politisches Engagement setzte er als Fraktionsvorsitzender und später als Oberbürgermeister fort. 1978 feierte der Stadtjugendring am 23. und 24. Juni rund um das Jugendhaus Lindenhain ein „Fest der Jugend“, bei dem zahlreiche Mitgliedsgruppen ein buntes Programm anboten. Im Jahr darauf wird der erste „Tag des Kindes“ am 1. Juli 1979 mit dem Jugendamt der Stadt auf der Fürther Freiheit veranstaltet.
1980 – 1990
Unter dem Vorsitzenden Fritz Hoyer etablierte sich in diesen Jahren der „Tag des Kindes“ auf der Fürther Freiheit. Zur Eröffnung der Stadthalle 1982 wurde auch für die jüngere Zielgruppe eine Jugendveranstaltung durch den Stadtjugendring veranstaltet, um auch diesen den neuen Veranstaltungshotspot der Stadt nahe zu bringen.
Zur Kommunalwahl 1984, bei der auch der ehemalige Vorsitzende Uwe Lichtenberg antrat, veranstaltete der Stadtjugendring eine Diskussion mit allen OB-Kandidaten im Jugendhaus Lindenhain, um jugendrelevanten Fragen eine Veranstaltung zu widmen.
1984 startete der Stadtjugendring eine Kooperation mit dem BLSV in Fürth: das Spielfest wird mit vielen Sportvereinen und Jugendvereinen organisiert. Es traf den Nerv der „Trimm-Dich“-Zeit und fand auf den Pegnitzwiesen am Lindenhain statt. Unter dem Motto „Spiel Mit“ fand etwa auch eine Heißluftballonfahrt statt. Zuvor gab es eine Parade durch die Fürther Innenstadt mit zahlreichen Aktiven, Kindern und Jugendlichen.
1991: Erster Weltkindertag in Fürth
Am 20. September 1991 veranstaltete der Stadtjugendring gemeinsam mit der Abteilung Jugendarbeit und anderen Initiativen den ersten Weltkindertag in Fürth. Initiiert hatte das das Spielmobil der Stadt Fürth. Damit beteiligte sich Fürth an der bundesweit organisierten Weltkindertagsaktion des Deutschen Kinderhilfwerks an. Dabei sollten die Kinderrechte in den Mittelpunkt gestellt werden und diese als Fest gefeiert werden. Einige Jugendverbände beteiligten sich ebenso an der Aktion. Es fand zunächst ein Demonstrationszug mit vielen Kindern statt, die so für ihre Rechte protestierten, mehr Platz in der Stadt etc. Ziel des Umzugs war das Kulturforum Schlachthof, wo ein bunts Kinderfest mit Musik und zahlreichen Angeboten auf die Kinder wartete. Der Weltkindertag als Fürther Fest wurde 2005 erst wieder aufgegriffen und dann als Weltkindertag Fürth bekannt.
1990 – 2000
1992 wurde von der Sparkasse Fürth dem Stadtjugendring ein Geschirrmobil gestiftet. Dieses war bis 2020 in der ganzen Region im Einsatz. Durch den Verleih des Anhängers, bei Bedarf mit Geschirr, konnte damit früh auf großen Festen in der Region auf Einweggeschirr verzichtet werden und der Stadtjugendring einen erheblichen Beitrag zum Schutz der Umwelt leisten. Vom Verleih des Geschirrmobils konnte derweilen kein wirklicher Profit gemacht werden, da die ohnehin sehr günstigen Konditionen, die regelmäßig erforderlichen Reparaturmaßnahmen dieser experimentellen Vorrichtung gerade mal decken konnten.
Manfred Kißkalt (ehem. Vorsitzender des SJR) und Jutta Küppers (ehem. Stadtjugendpflegerin) entwickelten zur Entwicklung der Kalbsiedlung und der US-Kaserne gemeinsam ein Konzept zur Erschließung dieses Gebiets für die Jugendarbeit. So konnte 1998 das Kinder- und Jugendzentrum Alpha 1 in den verlassenen Flachbau eines Kindergartens der Amerikaner ziehen. Zuvor wurde der Innenausbau hauptsächlich ehrenamtlich durch Mitglieder der Jugendverbände im Jugendring geschultert. Die Geschäftsstelle zog ebenso in das Gebäude. Dies war auch dem sanierungsbedürftigen Zustand des Jugendhaus Lindenhain geschuldet. Der vierspurige Ausbau der Nordspange sorgte zudem für einen Abriss und Neubau zum heutigen Kinder- und Jugendhaus Catch Up. Mit dem Kinder- und Jugendzentrum Alpha 1 wurde der Stadtjugendring fortan selbst verantwortlich für eine Jugendeinrichtung. Das Jugendamt half dabei bei der Einarbeitung in diese Aufgabe. Zudem wurde schon nach einem halben Jahr eine dritte Sozialpädagogische Fachkraft eingestellt, da der Bedarf dringend gegeben war. Das Jugendzentrum hatte in seinen ersten Jahren mit gewaltbereiten Jugendlichen und Sachbeschädigung, sowie Unruhen rund um die Einrichtung zu kämpfen. Umso eindringlicher wurde dies für die Bedeutung der Jugendeinrichtung an dieser Stelle verstanden und daher bereits für 1999 Geld von der Stadt zur Verfügung gestellt, um auch einen Medienraum und eine Werkstatt einrichten zu können. Das pädagogische Angebot konnte entsprechend ausgebaut werden.
2000: Stadtteilfest Kalbsiedlung
Der Stadtteil Kalbsiedlung entstand mit dem Abzug der US-amerikanischen Streikräfte. Seit Mitte der neunziger Jahre wuchs langsam die Sozialstruktur, bis 2000 bestehend aus 60% Eigentumswohnungen, 20% Mietwohnungen und 20% Sozialwohnungen. Der Stadtteil wurde im Rahmen der Stadtplanung vorwiegend für junge Familien konzipiert, so dass ein hoher Anteil von Kindern und Jugendlichen im Alter von 6 bis 18 Jahren das Wohngebiet prägten. Die Infrastruktur an Einkaufsmöglichkeiten und Freizeiteinrichtungen, wie dem Kinder- und Jugendzentrum Alpha 1 entstand erst zwischen 1998–2000. Daher hatten ehrenamtlich engagierte Bewohner des neuen Stadtteils in Zusammenarbeit mit dem Stadtjugendring Fürth, sowie mit Vertretern der Fürther Jugendverbände und verschiedenen Institutionen der Kinder- und Jugendarbeit sich zusammen getan, um ein Stadtteilfest zu veranstalten. Die Anwohner der Kalbsiedlung sollten damit die Möglichkeit bekommen, sich besser kennenzulernen, sich mit dem Stadtteil stärker zu identifizieren und zusammen zu wachsen. Das erste Stadtteilfest fand so am 1. Juli 2000 auf dem Gelände der damaligen John-F.-Kennedy High School rund ums Kinder- und Jugendzentrum Alpha 1 statt. Um möglichst alle Altersgruppen anzusprechen wurde ein buntes Programm organisiert: gestartet hat das Fest mit einem ökumenischen Gottesdienst, dann gab es ein vielfältiges Bühnenprogramm mit abschließend der Hilmans Blues Band. Über den Tag verteilt gab es Sportangebote, Kinderprogramm, das Spielmobil, und einen Biergarten für das leibliche Wohl vor der rießeigen Bühne auf dem Allwetter-Sportplatz der Schule. Das Fest wurde 2001 wiederholt.
2005: Weltkindertag Fürth im Südstadtpark
Gemeinsam mit dem Spielmobil der Stadt Fürth, sowie dem Netzwerk kinderfreundliche Stadt e. V. wurde 2005 die Idee von 1991 wieder aufgegriffen. Nachdem in vielen anderen Städten bundesweit bereits derartige Feste gefeiert wurden, sollte nun auch in Fürth regelmäßig dieser Tag begangen werden. Dazu wurde dieses Mal der Südstadtpark, der 2004 eröffnet wurde, als Veranstaltungsort gewählt. Mit Unterstützung der Stadt Fürth konnte so gleichzeitig der Gedanke der Stadtteilfeste aus den Jahren zuvor für ein jüngeres Zielpublikum fortgesetzt werden. Es beteiligten sich im ersten Jahr bereits zahlreiche Kinder- und Jugendeinrichtungen der Stadt Fürth, sowie Jugendverbände, und weitere Initiativen und Gruppierungen zur Förderung der Kinder und Jugend.
Vorsitzende
Zeitraum | Name | Verband |
---|---|---|
1946 | Albert Schorer | Stadtjugendamt / Schulrat |
1946-1949 | Dr. Anton Kaltenhäusser | Ratsassessor |
1949-1954 | Dr. Frieda Vogel | Jugendamtsleiterin |
1954-1963 | Leonhard Grünsteidel | Evangelische Jugend, CVJM |
1963-1965 | Fritz Vasold | AW-Jugend |
1965-1967 | Manfred Vestner | Sportjugend |
1967-1969 | Helmut Jordan | Jugend-Rotkreuz |
1969-1972 | Uwe Lichtenberg | Stadtrat |
1972-1987 | Fritz Hoyer | Evangelische Jugend |
1987-1997 | Manfred Kißkalt | Sportjugend |
1997-2002 | Jürgen Buchta | Katholische Jugend |
2002-2012 | Jutta Pscherer | Verein Christlicher Pfadfinder |
2012-2016 | Jan Wagner | Evangelische Jugend |
seit 2016 | Corinna Arndt | Sportjugend |
Siehe auch
Weblinks
- Stadtjugendring Fürth Homepage
Einzelnachweise
- ↑ Schreiben der US-Militärregierung an Dr. Hans Bornkessel vom 6. November 1945
- ↑ fn: Vor 15 Jahren: Haus der Jugend. In: Fürther Nachrichten vom 28. Februar 1963
- ↑ Zeitungsartikel aus den Fürther Nachrichten 1959 (Datum unbekannt, Autorenkürzel: g. a.).
- ↑ Zeitungsartikel aus der Fränkischen Tagespost am 30.03.1960, Seite 7 (Autorenkürzel: zk)
- ↑ Zeitungsartikel aus der Nordbayerischen Zeitung am 27.09.1960, Seite 12
- ↑ Zeitungsartikel aus den Fürther Nachrichten 1961 (Datum unbekannt)
- ↑ Zeitungsartikel in den Fürther Nachrichten am 13. Mai 1970