Eduard Putz

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Eduard Putz (geb. 9. Januar 1907 in Altenschönbach bei Wiesentheid; gest. 22. September 1990 in Erlangen) war von Beruf Pfarrer an der St. Michaelskirche. Putz war seit 1927 Mitglied (Mitgliedsnummer: 60.049) der NSDAP und der SA. Von 1935 bis xx war er Pfarrer an der St. Michaelskirche.

Leben und Wirken

Putz kam als zweites von insgesamt fünf Kindern auf die Welt. Sein Vater Gottfried Putz war ebenfalls Pfarrer, sowie einige seiner Vorfahren. Der allgemein bekannteste Theologe in seiner Familie dürfte der Großvater und Pate Eduard Rupprecht (2. März 1837 - 2. Juli 1907) gewesen sein, dessen Maxime die Bekämpfung des Glaubenszweifels und Skepsis in vielen Publikationen war. Eduard Putz wäre aus heutiger Sicht bekannter als sein Großvater - zumindest in den innerkirchlichen Kreisen - jedoch blieb er bis zu seinem Tod 1990 eher im Hintergrund.

Seine Kindheit verbrachte Putz in Kalbensteinberg, einem mittelfränkischen Ort bei Gunzenhausen. Er besuchte zunächst sechs Jahre lang das Progymnasium in Windsbach, eher er zum Alten Gymnasium nach Regensburg wechselte. Nach drei Jahren in Regensburg absolvierte er das Abitur und entschied sich zum Studium der Theologie an der Universität Erlangen. Die "Erlanger" lutherische Ausrichtung seines Studiums begleitete ihn in den ersten vier Semestern, bei der er vorwiegend den Professoren Althaus, Elert, Strathmann, Preuß und Procksch Beachtung schenkte. Während dieser Zeit trat Putz 1925 auch der Burschenschaft Bubenruthia bei, einer eher links-liberalen Burschenschaft die sich während des Nationalsozialismus gegen das NS-Regime gestellt hatte und auch nach 1945 sich von jeglichem Radikalismus distanziert - gleichzeitig aber bis 1968 noch das „Keuschheitsprinzip“ in der Burschenschaft verankert hatte und sogar 1995 noch unter Federführung des ehem. Bundesbauminister Dieter Haack (SPD) ein homosexuelles Mitglied aus ihren Reihen ausschloss. Putz blieb bis zu seinem Tod ein lebenslang der Burschenschaft treu verbunden.

Nach dem Studium in Erlangen wechselte Putz nach Tübingen. Dort verbrachte er weitere zwei Semester unter den Professoren Schlatter, Heim, Schumann und Fezer. Insbesondere Schlatter und Heim standen für ein hohes Maß an biblisch begründeterer Theologie uns sollten Putz in seinem künftigen Denken und Verhalten maßgeblich beeinflussen. Dies zeichnete sich vor allem in einer streng biblisch orientierten und kirchlich ausgerichteten Denkweise aus. In der gleichen Zeit wurde Putz Mitglied der NSDAP und war Mitbegründer des NS-Studentenbundes in Erlangen und Tübingen.

Nach Tübingen wechselte Putz erneut nach Erlangen ehe er 1929 nach bestandenem Examen für zwei weitere Jahre nach München in das Predigerseminar wechselte.

1933 - 1945

Von 1931 bis 1933 war er als Vikar in der Münchner Stadtrandsiedlung Obersendling-Thalkirchen beschäftigt, ehe er 1933 als theologischer Hilfsreferent in die Kirchenregierung der Landeskirchenrat nach München berufen wurde. Diese Berufung war insofern ungewöhnlich, da Putz bisher beruflich kaum Erfahrung sammeln und auch keine eigene Pfarrstelle aufweisen konnte. Die Besetzung erfolgte durch den Bischof Hans Meiser (1881 - 1956) am 13. Juni 1933, also nur zwei Tage nach der öffentlichen Amtseinführung Meisers in der Lorenzkirche in Nürnberg - unter starker Beteiligung von Vertretern des Staates sowie der NSDAP. Die SA kam auf eigene Initiative um Spalier zu stehen. Der Name Meiser stand 1933 in der evangelischen Kirche Bayerns wie kaum ein anderer Geistlicher, der mittels zahlreichen Kompromissen mit dem NS-Regime bereit war seine Landeskirche zu retten. Die Überzeugung für das Arrangement war, dass nach Meinung Meisers eine nationalsozialistische Weltanschauung mit deutschchristlicher Theologie und Glaubensgrundlagen der evangelischen Kirche vereinbar sein. Die Einsicht, dass die Eigenständigkeit trotz Kompromissen unter dem NS-Regime nicht zu realisieren war kam bereits ein Jahr später, als Meiser am 11. Oktober 1934 erstmal verhaftet wurde und die Landeskirche im Sinne des NS-Regime gleichgeschaltet wurde. Die Wahl auf Putz erfolgte demzufolge bewusst durch Meiser, da Eduard Putz bereits seit April 1927 Mitglied der NSDAP war. Damit gehörte Putz zu den sog. "Alten Kämpfern" der NSDAP, also zu dem Personenkreis der bereits vor der Machtergreifung der Partei beigetreten waren und deren Mitgliedsnummer unter 100.000 lag[1]. Meisers Intention in der Nominierung Putz war offensichtlich. Er beabsichtigte offensichtlich einen aus seiner Sicht völlig loyalen Theologen als Verbindungsmann in die NS-Bewegung zu installieren, um so mit der politisch herrschenden Partei verbunden zu sein - und gleichzeitig "seine" Landeskirche autark zu halten. Ob Putz sich dieser Rolle bewusst war ist heute nicht bekannt, ebenfalls nicht, ob Putz diese Rolle gleichzeitig in beide Richtungen ausübte.

Putz selbst hatte nach seinem Eintritt in die NSDAP im April 1927 nicht nur die Absicht nominell ein Mitglied der Partei zu sein, sondern war auch bestrebt den Nationalsozialismus aktiv in die Studentenschaft hineinzutragen. Putz gründete somit 1927/28 jeweils den NS-Studentenbund in Erlangen und Tübingen und war 1928 Hochschulgruppenführer an der Universität Erlangen. Putz hatte somit bereits als Student intensiv Werbung für die NS-Bewegung gemacht und führte dies auch während seiner Zeit als Vikar im Predigerseminar weiter. So rühmte er sich gegenüber einem Kollegen 1934 damit, dass er "seit dem Jahre 1929 [...] durch [...] Vorträge [...] eine große Zahl von Kollegen veranlasst (habe sic!), [...] aktive Nationalsozialisten zu werden."[2] Welche Hoffnung Putz an die neue politische Bewegung verband wird durch eine Festrede in der Erlangen Burschenschaft Bubenruthia deutlich:

"Heute, 1933, ist das Sehnen der Urburschenschaft erfüllt. Die nationalsozialistische Bewegung hat nämlich dort angeknüpft, wo 1817 die Urburschenschaft erwacht war. Die nationalsozialistische Idee ist deshalb die wahrhaftige und berechtigte Erbin der altburschenschaftlichen Bewegung. Es bedeutet für unser altburschenschaftlichen Fahnen ... eine unerhörte geschichtliche Rechtfertigung und eine Reinigung vor einer nunmehr vierzehnjährigen Schmach, wenn Adolf Hitler die schwarz-rot-goldenen Revolutionsfahnen von 1918 verbrannt hat. Wir müssen ihm für die Ehrenrettung unserer Fahnen aufs tiefste danken."[3]

In einem weiteren Vortrag 1931 auf der Zusammenkunft der bay. Pfarrschaft nannte Putz, dass der Nationalsozialisums als letzte Rettung Deutschlands vor dem Bolschewismus zu verstehen sei, und jeglicher Kapitalismus, Marxismus, Internationalismus, Liberalismus, Rationalismus und Pazifismus aus seiner und der Sicht des Nationalsozialisums zu verurteilen sei. In diesen würde lediglich der "große Abfall" der Gesellschaft verkörpert und nicht zuletzt sei das neuzeitliche Judentum verantwortlich für die diese Entwicklungen[4]. Auch wenn Putz durchaus Gefahren im Nationalsozialismus sah (Rassenmythos und heldischen Lichtglauben), so überwog bei ihm die Meinung, dass man den nationalsozialistischem Staat mit der Ordnung des Christentums unterbauen kann, und sich somit eine positive Zukunft einstellen kann.

Am 21. März 1934 erhielt Eduard Putz das "Goldene Parteiabzeichen der NSDAP" verliehen.

Bekennende Kirche

Literatur

Einzelnachweis

  1. Anmerkung: Putz hatte die Mitgliedsnummer 60.049. Laut Parteistatistik gab es im Mai 1935 lediglich 22.282 Träger dieses dritthöchsten Partei-Ordens
  2. Ev.-luth. Landeskirchenrat München. Schreiben von Putz an Pfarrer Friedrich Möbus vom 20. August 1934
  3. Bubenreuther - Zeitung 15 Jahrgang Nr. 2 - Juli / August 1933, S. 28 f.
  4. Korrespondenzblatt für evangelisch-lutherischen Geistlichen in Bayern, Nr. 18 und 19/ 1933

Siehe auch