Jürgen Mossack: Unterschied zwischen den Versionen

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Version vom 16. August 2017, 11:21 Uhr

Jürgen Mossack icij fw.jpg
Jürgen Mossack 2009. Foto: International Consortium of Investigative Journalists (ICIJ)

Jürgen Mossack (geb. 20. März 1948 in Fürth) ist Jurist und Partner der Kanzlei Mossack Fonseca in Panama. Die Kanzlei, in der er Teilhaber ist, wurde durch die sog. "Panama-Papers-Affäre" im April 2016 weltweit bekannt. Er lebt mit seiner dritten Ehefrau in Panama City. Jürgen Mossack hat zwei Geschwister und einen Halbbruder.[1]

Leben und Wirken

Mossack wird 1948 in Fürth geboren. Die Süddeutsche Zeitung weiß am 4. April 2016 zu berichten, dass Mossack im sog. "Rathausstift" geboren wurde - offensichtlich ein Versehen, denn eine solche Stiftung gab es nie in Fürth. Plausibler wäre hier vermutlich wohl eher das Nathanstift. Als Wohnort der Familie bis 1958 wird nach Recherchen der Nürnberger Nachrichten die Gustavstraße angegeben.[2]

Seine Mutter arbeitete als Verkäuferin, der Vater Erhard Mossack war von Beruf Maschinenbauer und nach den Recherchen einiger Medien nach dem Zweiten Weltkrieg als Journalist bei der regionalen Boulevardzeitung "8-Uhr-Blatt" tätig. Zumindest eine Publikation ist von ihm als Autor bekannt: "Die letzten Tage von Nürnberg", erstmalig erschienen 1952 - eine Ansammlung von verschiedenen Artikeln aus der Tageszeitung "8-Uhr-Blatt" - der späteren "Abendzeitung" - über das Kriegsende in Fürth und Nürnberg bzw. über die Zeit nach dem 2. Weltkrieg in der Metropolregion.

Jürgen Mossack ging zumindest noch ein Jahr in Fürth zur Volksschule. In Stayfriends, einer Website zum Finden von Schulfreunden, wird Mossack von 1954 bis 1955 an der Grund- und Volksschule am Kirchenplatz in Fürth aufgeführt.[3] Mit dem Wegzug der Familie 1958 endet auch die Spur in Fürth. Die Familie zieht nach Panama, einem beliebten Flüchtlingsort für ehemalige Nationalsozialisten - weiß die Presse im April 2016 zu berichten.[2] Allerdings entschließt sich die Familie bereits nach knapp 10 Jahren, wieder nach Deutschland zurückzukehren, der Grund hierfür ist aktuell nicht bekannt. Erhard Mossack und seine Frau wohnen künftig mit den Geschwistern in München, der Sohn Jürgen Mossack bleibt in Panama.[4]

Nach dem Abitur studiert Jürgen Mossack in Panama an der Universität Santa Maria La Antigua Rechtswissenschaften. Er schließt mit 25 Jahren das Studium 1973 ab und arbeitet anschließend bei verschiedenen Kanzleien in London (1975 - 1977) und Panama.[5] 1977 gründet er mit 29 Jahren in Panama City seine eigene Kanzlei, die Jürgen Mossack Lawfirm.[6] 1986 kam als Partner der Anwalt, Schriftsteller und Politiker Ramón Fonseca mit in die Kanzlei. Fonseca ist in Panama eine öffentliche Person, die u. a. auch den Präsidenten des Landes in Wirtschaftsangelegenheiten berät.

Erhard Mossack

Das Buch von Erhard Mossack: Die letzten Tage von Nürnberg, 1952

Mossack Senior wird nach dem 2. Weltkrieg in München durch die US-Streitkräfte aufgegriffen. Bei der Festnahme soll er eine Liste von NS-Widerstandskämpfern mitgeführt haben.[7] Über das Entnazifizierungsverfahren bzw. dessen Spruchkammerurteil ist aktuell nichts bekannt. Nach der Haftentlassung siedelte die Familie in die Nürnberger Region, da Erhard Mossack offensichtlich eine Stelle als Journalist beim "8-Uhr-Blatt" in Nürnberg bekam.

1958 wandert die Familie schließlich ins Ausland aus. Als Grund wird in den allgemeinen Medien stets genannt, dass der Vater Erhard Mossack während des Nationalsozialismus Mitglied der Waffen-SS gewesen sein soll und dabei als Rottenführer in einem Totenkopf-Regiment gedient hatte.[8][1][4] Die Totenkopf-Division entstand aus den SS-Totenkopfverbänden und rekrutierte sich ursprünglich aus Wachmannschaften der deutschen Konzentrationslager. Die Einheit bestand bis zum Ende des Deutsch-Sowjetischen Krieges und gehörte zu den deutschen Eliteverbänden.[9]

Gegen die These einer Auswanderung aufgrund seiner Zugehörigkeit in der Waffen-SS spricht, dass die Mitgliedschaft in der Waffen-SS in Bayern sicherlich durch die US-Militärregierung im Rahmen der Entnazifizierung nicht unbemerkt geblieben ist. Somit wäre eine journalistische Tätigkeit nach 1945 durch das Entnazifizierungsgesetz per se verboten gewesen. Das Gesetz "Zur Befreiung von Nationalsozialismus und Militarismus" vom 5. März 1946 regelt im Artikel 5 Abs. 7, dass die Mitgliedschaft in der SS automatisch den Beklagten in die Stufe I, der Hauptschuldigen einordnet.[10] Für Hauptschuldige galt nach Artikel 15 Abs. 7c des Entnazifizierungsgesetzes, dass sie für mindestens 10 Jahre nicht als Redakteur oder Schriftsteller tätig sein durften.[10] Da er allerdings nach 1945 bei dem "8-Uhr-Blatt" als Journalist bis Ende der 1950er Jahre tätig war und 1952 ein Buch unter seinem Namen veröffentlichte, war entweder seine Mitgliedschaft in der Waffen-SS allgemein nicht bekannt oder seine Zugehörigkeit zur Waffen-SS bedarf einer näheren Untersuchung. Vielleicht - und das wäre dann ebenfalls spekulativ - konnte Erhard Mossack dies zunächst verheimlichen, so dass ein vermeintlicher Karriereaufstieg für ihn durch seine NS-Vergangenheit verbaut gewesen wäre. Allerdings erscheint auch dies wenig glaubhaft, da im Jahr der Ausreise (1958) meistens dieser Abschnitt im Lebenslauf eines Berufstätigen kaum noch eine Rolle gespielt hat.[11] Somit scheint die Ausreise aus Deutschland - mit der Begründung der Zugehörigkeit zur Waffen-SS - mehr als fraglich zu sein, und bedarf einer eingehenderen Prüfung.

Zusätzlich wird in mehreren Medien berichtet, dass Erhard Mossack in Panama "die Seiten gewechselt hat" und ab diesem Zeitpunkt für den US-Auslandsgeheimdienst CIA arbeitete.[7] Mossack Senior versuchte in der Zeit in Panama als Händler seinen Unterhalt zu verdienen und sich gleichzeitig dem CIA als Spitzel im Kampf gegen den Kommunismus anzudienen. Das zumindest würde aus Dokumenten des US-Geheimdienstes hervorgehen.[12]

Bei der Rückreise nach Deutschland in den 1970er Jahren soll der Vater dann anschließend für den Bundesnachrichtendienst (BND) gearbeitet haben. Eine Nachfrage der Süddeutschen Zeitung (SZ) beim BND blieb unbeantwortet mit der Begründung: "die Veröffentlichung vorhandener Dokumente zu Erhard Mossack könnten "das Wohl der Bundesrepublik Deutschland oder eines ihrer Länder" gefährden." Dies wiederum ist für die Redakteure der SZ ein deutliches Indiz für seine Tätigkeit beim BND.[6]

Panama Papers

Als Panama Papers werden vertrauliche Unterlagen des panamaischen Offshore-Dienstleisters Mossack Fonseca bezeichnet, die zahlreiche Steuer- und Geldwäschedelikte sowie den Bruch von UN-Sanktionen durch Kunden dieses Unternehmens belegen sollen. Infolge des mit 2,6 Terabyte bisher größten bekannt gewordenen Datenlecks gelangten am 3. April 2016 erste Inhalte an die Öffentlichkeit. Die Enthüllungen haben in zahlreichen Ländern öffentliche Debatten über Briefkastenfirmen, Steueroasen, Steuerdelikte und Steuermoral ausgelöst. Ein anonymer Whistleblower hatte sie 2015 zunächst der Süddeutschen Zeitung zugespielt. Anschließend koordinierte das International Consortium of Investigative Journalists (ICIJ) die ein Jahr dauernde Auswertung der Daten und die weiteren Recherchen. Am 3. April 2016 präsentierten 109 Zeitungen, Fernsehstationen und Online-Medien in 76 Ländern gleichzeitig die ersten Ergebnisse. Die Originaldaten wurden nicht veröffentlicht. Bei den Dokumenten handelt es sich um rund 11,5 Millionen E-Mails, Briefe, Faxnachrichten, Gründungsurkunden, Kreditverträge, Rechnungen und Bankauszüge aus den Jahren 1977 bis 2015.[13]

Den Hauptartikel zum Themenkomplex "Panama-Papers" finden Sie bei Wikipedia.

Siehe auch

Lokalberichterstattung

Weblinks

  • Mossack & Fonseca Homepage
  • International Consortium of Investigative Journalists (ICIJ) Homepage

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 Allan Hall: Panama 'tax scam' lawyer is son of Nazi SS officer from dreaded Death's Head division who fled to South America then SPIED on Cuba for the CIA, brother reveals. In: Dailymail Online online abgerufen am 5. April 2016 | 23:29 Uhr - online verfügbar
  2. 2,0 2,1 Claudia Ziob: Fürther als Chef der Briefkastenfirma. In: Nürnberger Nachrichten vom 5. April 2016, S. 2
  3. Stayfriends, online abgerufen am 5. April 2016 | 23:18 Uhr - online verfügbar
  4. 4,0 4,1 BR24: Mossack Fonseca & Co-Gründer stammt aus Fürth. Online abgerufen am 5. April 2016 | 23:36 Uhr - online verfügbar
  5. Martindale.com Online abgerufen am 6. April 2016 | 00:49 Uhr - online verfügbar
  6. 6,0 6,1 Nora Schareika: Wer ist Firmenchef Jürgen Mossack? n-tv.de online, abgerufen am 6. April 2016 | 00:11 Uhr - online abrufbar
  7. 7,0 7,1 Frederik Obermaier, Bastian Obermayer, Ralf Wiegand: Der Deutsche. In: Süddeutsche Zeitung vom 3. April 2016, S. 2
  8. Anmerkung: Rottenführer ist ein relativ niedriger Dienstrang. Quelle: Wikipedia NS-Ranggefüge - Wiki
  9. Wikipedia: SS-Division Totenkopf online abgerufen am 6. April 2016 | 00:14 Uhr
  10. 10,0 10,1 Gesetz zur Befreiung von Nationalsozialismus und Militarismus vom 5. März 1946 - Volltext
  11. Siehe: Lutz Niethammer - Die Mitläuferfabrik; Die Entnazifizierung am Beispiel Bayerns 1994
  12. Tagesschau: Die Panamapapers online abgerufen am 6. April 2016 | 00:56 Uhr - online verfügbar
  13. Wikipedia: Panama Papers, online abgerufen am 6. April 2016 | 8:14 Uhr - online verfügbar