Johann Lochner

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Johann Lochner (geb.; gest. 19. September 1484) gehört zu den Pfarrern, welche die beiden unierten Pfarreien St. Sebald in Nürnberg und St. Peter und Paul in Poppenreuth erhalten haben.

Leben und Wirken[Bearbeiten]

Lochner stammt aus Brixenstadt und kam 1467 noch als "Plebanus" und erhielt am 11. März 1475 die "Reverentiales".[1] Aus dem damals herrschenden Pfründesystem erklärlich, wurde er Domherr zu Regensburg, Propst in Forchheim und 1477 auch Propst bei St. Sebald.[2] Damit war er der erste Pfarrer auf der Stelle, der auch den Titel Propst trug.[3]

Lochner’sche Intrige als Karrieresprungbrett[Bearbeiten]

Die Stellung der Pfarrer von St. Sebald und der damit unierten Gemeinde Poppenreuth war in den mittelalterlich-städtischen Verhältnissen begründet. So bestand deren Aufgabe weniger in der Verrichtung kirchlicher Handlungen (für welche es Kapläne und Pfarrvikare auch als besondere Prediger an den jeweiligen Kirchen gab), als in der Vertretung der Stadt gegenüber dem bambergischen Bischof bzw. der Übernahme juristischer und politischer Geschäfte.[3] Darum musste jeder Pfarrer Doctor juris utriusque sein, was entscheidender war, als eine theologische Befähigung.

Johann Lochner wusste die zu jener Zeit vielfach vorkommenden Streitigkeiten zwischen Welt- und Klostergeistlichkeit auszunutzen. Sein Amtsvorgänger Heinrich Leubing hatte schon seit 1447 Zwistigkeiten mit dem Orden der Augustiner und Dominikaner. Als Fürsprecher war seinerzeit der Bischof von Regensburg beim Rat der Stadt Nürnberg vorstellig geworden und hatte die Angriffe auf Leubing mit den "Ketzereien aus Böhmen"[4] in Verbindung gebracht. Der Streit zwischen Leubing und den vier Orden der Stadt riss auch in den Folgejahren nicht ab.

Johann Lochner arbeitete bei Papst Pius II. an dem Sturz des in Nürnberg umstrittenen Leubings. Erstmalig war Lochner am Aschermittwoch 1459 in Nürnberg als Botschafter des Papstes gewesen und überbrachte den Sendbrief sub sigillo piscatoris. Inhalt des allgemein gehaltenen Schreibens: der Rat wird ersucht, Johann Lochner auf allen Gebieten Beistand und Unterstützung zu leisten. Der Bürgermeister Niklas Muffel (der 1469 am Galgen hingerichtet wurde, weil er sich angeblich an der Stadtkasse vergriffen haben soll) empfing den Brief "mit aller Demütigkeit auf ein Knie fallend und ihn mit einem Kusse übernehmend."[5] 1461 muss Lochner die Mitteilung des Syndicus Konrad Eichelstainer dem Papst hinterbracht haben, der Rat sei in Sachen Leubings so unwillig, dass er gern 1000 Gulden gäbe, wenn sie seiner ledig werden möchten.[6]

Ob Heinrich Leubing freiwillig resignierte oder gezwungenermaßen das Pfarramt niederlegen musste, ist unbekannt. Jedenfalls erhielt Johann Lochner nach jahrelangem Bemühen die Pfarrei und feierte im Mai 1464 seine erste Messe.[7] Jedenfalls war Lochner ähnlich umtriebig wie sein Vorgänger und in Nürnberger Angelegenheiten unterwegs. So existiert aus dem Jahr 1465 ein Dokument der Markgräfin von Mantua, dass Lochner freies Geleit im Schutz von 8 Reitern zusichert [8].

Lochner starb am 19. September 1484 und wurde im Chor der Kirche St. Sebald begraben.[9]

Siehe auch[Bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten]

  1. pl von "reverentiale ius", was sämtliche Rechte anbelangt, die mit der Pfarrstelle zu tun hatten; vgl. Zedler-Lexikon - online
  2. Andreas Würfel: Diptychorum ecclesiarum Norimbergensium succincta enucleatio: ...; Nürnberg 1766 - online
  3. 3,0 3,1 Wilhelm Loose: Heinrich Leubing, eine Studie zur Geschichte des fünfzehnten Jahrhunderts; Mitteilungen des Vereins für Geschichte der Stadt Meißen - Band 1, 2; 1883; Seite 48
  4. Als "böhmische Ketzerei" galten die Ideen des Jan Hus, der 1415 auf dem Konzil von Konstanz deswegen auf dem Scheiterhaufen landete. Sie waren von einem reformatorischen Geist geprägt. In Franken waren die Hus'schen Ideen ziemlich verbreitet, was auf Wanderprediger und auf die guten Handelsbeziehungen ins Böhmische zurückzuführen ist. Vgl. auch Wilhelm Loose in Mitteilungen des Vereins für Geschichte der Stadt Meißen - Band 1, 2; 1883; Seite 57
  5. Wilhelm Loose: Heinrich Leubing, eine Studie zur Geschichte des fünfzehnten Jahrhunderts; Mitteilungen des Vereins für Geschichte der Stadt Meißen - Band 1, 2; 1883; Seite 58 u
  6. Wilhelm Loose: Heinrich Leubing, eine Studie zur Geschichte des fünfzehnten Jahrhunderts; Mitteilungen des Vereins für Geschichte der Stadt Meißen - Band 1, 2; 1883; Seite 59
  7. Wilhelm Loose: Heinrich Leubing, eine Studie zur Geschichte des fünfzehnten Jahrhunderts; Mitteilungen des Vereins für Geschichte der Stadt Meißen - Band 1, 2; 1883; Seite 61
  8. Die Markgräfin Barbara von Mantua befiehlt ihren Beamten und Untertanen, Dr. Johannes Lochner, Pfarrer bei St. Sebald in Nürnberg, mit 8 Reitern und seinem Gepäck überall unbehindert und zollfrei passieren zu lassen. - Sieglerin: die Markgräfin, 12. Februar 1465 - online
  9. Friedrich Wachter: General-Personal-Schematismus der Erzdiözese Bamberg 1007 - 1907; Bamberg 1908; Seite 302 - online