Michael Berolzheimer: Unterschied zwischen den Versionen

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== Arisierung ==
 
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Seine Vermögen und die Kunstsammlung musste die Familie Berolzheimer 1938 bei der Flucht zurück lassen. Die Sammlung wurde im März 1938 und 1939 in Abwesenheit Berolzheimers auf zwei Auktionen bei [http://Adolf%20Weinmüller https://de.wikipedia.org/wiki/Adolf_Weinm%C3%BCller] versteigert, ein überzeugter Nationalsozialist und Profiteur des NS-Regime, der durch Arsierungen im Kunstbereich eine gewisse Bedeutung erreichte. Berolzheimer erfuhr zwar von den Auktionen, hatte aber keinen Einfluss auf das Geschehen und erhielt auch nichts vom Erlös. Im Rahmen der Arisierungsaktion veranlasste das Finanzamt in Garmisch-Partenkirchen in einem Bescheid vom 15. Dezember 1938, dass die Familie Berolzheimer in der Folge der Pogromnacht eine sog. "[http://Kontributionszahlung https://de.wikipedia.org/wiki/Judenverm%C3%B6gensabgabe]" in Höhe von 80.000 RM zahlen müsse - eine vom NS Regime willkürlich festgelegte "Judenvermögensabgabe". Des Weiteren wurde Michael Berolzheimer bis zum 5. Februar 1941 in Abwesenheit gezwungen, sein Grundbesitz in Untergrainau zu verkaufen. Nur fünf Monate später vermeldete die Gestapo-Leitstelle München, dass „das gesamte in Deutschland befindliche Vermögen des B. und seiner Ehefrau sichergestellt" worden sei. Ein Jahr später verstarb Dr. Michael Berolzheimer im Exil.
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Seine Vermögen und die Kunstsammlung musste die Familie Berolzheimer 1938 bei der Flucht zurück lassen. Die Sammlung wurde im März 1938 und 1939 in Abwesenheit Berolzheimers auf zwei Auktionen bei [https://de.wikipedia.org/wiki/Adolf_Weinm%C3%BCller Adolf Weinmüller] versteigert, ein überzeugter Nationalsozialist und Profiteur des NS-Regime, der durch Arsierungen im Kunstbereich eine gewisse Bedeutung erreichte. Berolzheimer erfuhr zwar von den Auktionen, hatte aber keinen Einfluss auf das Geschehen und erhielt auch nichts vom Erlös. Im Rahmen der Arisierungsaktion veranlasste das Finanzamt in Garmisch-Partenkirchen in einem Bescheid vom 15. Dezember 1938, dass die Familie Berolzheimer in der Folge der Pogromnacht eine sog. "[https://de.wikipedia.org/wiki/Judenverm%C3%B6gensabgabe|Kontributionszahlung]" in Höhe von 80.000 RM zahlen müsse - eine vom NS Regime willkürlich festgelegte "Judenvermögensabgabe". Des Weiteren wurde Michael Berolzheimer bis zum 5. Februar 1941 in Abwesenheit gezwungen, sein Grundbesitz in Untergrainau zu verkaufen. Nur fünf Monate später vermeldete die Gestapo-Leitstelle München, dass „das gesamte in Deutschland befindliche Vermögen des B. und seiner Ehefrau sichergestellt" worden sei. Ein Jahr später verstarb Dr. Michael Berolzheimer im Exil.
  
 
== Wiedergutmachung ==
 
== Wiedergutmachung ==

Version vom 26. November 2016, 01:32 Uhr

Dr. Michael Berolzheimer (22. Januar 1866 in Fürth; gest. 5. Juni 1942 in Mt. Vernom, New York USA) war von Beruf Jurist und Rechtsanwalt. Er kam aus der bekannten Fürhter Bleistiftfabrik-Familie Berolzheimer. Dr. Berolzheimer war verheiratet mit Melitta Berolzheimer (21.10.1867 - unbek.), geb. Schweinsheimer aus München. Melitta Berolzheimer bracht aus erster Ehe zwei Kinder mit in die Familie.

Emigration und Verfolgung

Dr. Berolzheimer war Gründer und Inhaber einer Rechtanswaltskanzlei. Mit seiner Familie wohnte er zunächst in Fürth und Nürnberg, wechselte aber anschließend nach Untergrainau in der Nähe von Garmisch-Partenkirchen. Berolzheimer war passionierter Kunstsammler, seine Sammlung umfasste 1900 ca. 800 graphische Blätter deutscher und italienischer Künstler des 18. und 19. Jahrhunderts. Darunter waren Werke von den Künstlern Johann Georg von Dillis, Joseph Anton Koch, Carl Rottmann, Moritz von Schwind, Eugen Napoleon Neureuther, Philipp Veit, Bonaventura Genelli u.v.m. Wie sein Vater engarierte sich Berolzheimer im kulturellem und sozialen Bereich durch eine Stiftung an die Bayerische Staatsgemäldesammlung sowie an seinem Wohnort in Untergrainau. Trotz seiner unstrittigen Verdienste sah er sich seit der Machtergreifung 1933 durch die Nationalsozialisten zunehmend unter Druck gesetzt, so dass er im Sommer 1938 mit Hilfe eines befreundeten Anwalts aus München (Robert Held) das Land verlassen konnte. Er emigrierte zu seiner Familie in die USA und verbrachte die letzten Jahre seine Lebens im Exil.

Arisierung

Seine Vermögen und die Kunstsammlung musste die Familie Berolzheimer 1938 bei der Flucht zurück lassen. Die Sammlung wurde im März 1938 und 1939 in Abwesenheit Berolzheimers auf zwei Auktionen bei Adolf Weinmüller versteigert, ein überzeugter Nationalsozialist und Profiteur des NS-Regime, der durch Arsierungen im Kunstbereich eine gewisse Bedeutung erreichte. Berolzheimer erfuhr zwar von den Auktionen, hatte aber keinen Einfluss auf das Geschehen und erhielt auch nichts vom Erlös. Im Rahmen der Arisierungsaktion veranlasste das Finanzamt in Garmisch-Partenkirchen in einem Bescheid vom 15. Dezember 1938, dass die Familie Berolzheimer in der Folge der Pogromnacht eine sog. "[1]" in Höhe von 80.000 RM zahlen müsse - eine vom NS Regime willkürlich festgelegte "Judenvermögensabgabe". Des Weiteren wurde Michael Berolzheimer bis zum 5. Februar 1941 in Abwesenheit gezwungen, sein Grundbesitz in Untergrainau zu verkaufen. Nur fünf Monate später vermeldete die Gestapo-Leitstelle München, dass „das gesamte in Deutschland befindliche Vermögen des B. und seiner Ehefrau sichergestellt" worden sei. Ein Jahr später verstarb Dr. Michael Berolzheimer im Exil.

Wiedergutmachung

Nach dem 2. Weltkrieg wurden einige Kunstgegenstände aus der Sammlung Berolzheimer der Familie zurück gegeben. So erhielt die Familie von der Städtischen Galerie im Lenbachhaus München 1950 bereits das erste Werk zurück. Es folgten weitere Kunstgegenstände aus dem Albertina in Wien 2010 und aus dem Kupferstichkabinett in Berlin 2011.

Bekannt wurde seine Sammlung im Jahr 2010, als die Klassik Stiftung Weimar ihre Bestände vollständig auf deren rechtmässige Erlangung untersuchte. Dabei suchte die Stiftung systematisch nach sog. "NS-Raubkunst" im eigenen Bestand - und wurde auch in der Folge mehrfach fündig. So befanden sich u.a. auch vier Zeichungen in der Kunstsammlung Weimar, die auf den Besitz von Michael Berolzheimer zurückzuführen waren. Inzwischen wurden die Zeichnungen der Familie wieder zurück gegeben. In einer Ausstellung im Foyer des Hauses wurden bis Sommer 2016 verschiedene Fälle der Provenienzforschung vorgestellt - so auch die der Familie Berolzheimer.

Siehe auch

  • Heinrich Berolzheimer
  • Emil Berolzheimer

Weblinks