Stadtarchiv

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Das Schloss Burgfarrnbach

Das Stadtarchiv der Stadt Fürth befindet sich im Schloss Burgfarrnbach.

Geschichte[Bearbeiten]

Gegründet wurde das Stadtarchiv durch Adolf Schwammberger 1936. Untergebracht war es zusammen mit dem Heimatmuseum bis April 1945 im Alten Krankenhaus in der Schwabacher Straße 51 gegenüber dem Berolzheimerianum. Im Zweiten Weltkrieg wurden die Bestände an verschiedene Orte in der Fränkischen Schweiz ausgelagert, auch für die Unterbringung von Flüchtlingen mussten die Räume freigemacht werden. Trotz ungenügender Lagerbedingungen halten sich bei historischen Unterlagen die kriegsbedingten Verluste des Stadtarchivs in Grenzen. 1945 wurde das Stadtarchiv in die Blumenstraße 22 verlegt. Kurze Zeit später - 1962 - erfolgte eine erneute Verlegung. Neuer Sitz des Stadtarchivs wurde die Theaterstraße 14.

Seit 1973 befindet sich das Stadtarchiv im fünf Jahre zuvor von der Stadt erworbenen Schloss Burgfarrnbach.

Aufgaben[Bearbeiten]

Das Stadtarchiv Fürth ist das historische Gedächtnis der Kleeblattstadt. Hauptaufgabe ist die Bewahrung der kommunalen Verwaltungsunterlagen. Dies reicht von wenigen mittelalterlichen Unterlagen bis in die Gegenwart der elektronischen Datenverarbeitung. Das älteste Stück stammt aus dem Jahr 1314.[1] Die Dokumente und Dateien sind nach archivischen Grundsätzen auf Archivwürdigkeit zu bewerten. Erhaltenswerte Unterlagen sind zu erschließen (Betreff, Laufzeit, u.a.), dauerhaft zu bewahren und interessierten Benutzern und Benutzerinnen zugänglich zu machen. Als "Interesse" gelten beispielsweise wissenschaftliche und heimatkundlichen Forschung, aber auch Familienforschung, Erbenermittlung und andere rechtliche Fragen. Nicht archivwürdige Unterlagen werden zur datenschutzgerechten Vernichtung freigegeben. Neben zahlreichen anderen Aufgaben sind zudem die städtischen Dienststellen und Ämter in Fragen der Schriftgutverwaltung zu beraten. Die dem Archiv angeschlossene wissenschaftliche Bibliothek (ehemalige Stadtbibliothek) umfasst ca. 35.000 Bände zur Lokal- und Regionalgeschichte. Es ist die einzige lokale Bibliothek auf dem Stadtgebiet, die am bayerischen Fernleihverbund teilnimmt.

Darüber hinaus sammelt und bewahrt das Stadtarchiv Nachlässe von Persönlichkeiten, Firmen und Vereinen und macht diese ebenfalls zugänglich. Bekannte Nachlässe sind beispielsweise vom ehemaligen Bundeskanzler und Wirtschaftsminister Ludwig Erhard, des abgewickelten Versandhauses Quelle und der Ludwigs-Eisenbahn-Gesellschaft. Einen großen Teil der Sammlung nehmen über 100.000 Fotos und andere Abbildungen ein. Anders als die meisten Archive beinhaltet das Stadtarchiv Fürth zudem eine umfangreiche Objektsammlung, bestehend aus Gemälden, Drucken, Lithographien, Autographen, Münzen, Medaillen, Siegeln und Typaren sowie anderen kulturgeschichtliche Objekte, schwerpunktmäßig mit einem direkten Bezug zu Fürth. Dies sind zum Beispielsweise Produkte lokaler Firmen oder Gegenstände der Fürther Feuerwehr. Diese Objekte sind zugleich die Basis für die Dauerausstellung und die Sonderausstellungen im Stadtmuseum Fürth.

Die Akten, Bände und Bücher umfassen inzwischen eine Regallänge von ca. 5 km. Das Stadtarchiv ist Teil der städtischen Dienststelle "Stadtarchiv und Museen" (StAM).

Außerhalb des eigentlichen Archivbetriebs stellt das Stadtarchiv Fürth Räumlichkeiten im Schloss Burgfarrnbach für verschiedene Veranstaltungen bereit, z.B. Trauungen des Standesamts, die Soiree des Kulturamtes, aber auch für private Feiern.

Besonderheiten[Bearbeiten]

Adelsarchiv[Bearbeiten]

Eine Besonderheit ist die Aufbewahrung des Archivs der Grafen von Pückler und Limpurg. Es gehört zu den größten bayerischen Adelsarchiven und ist im Eigentum der Pückler'schen Wohltätigkeitsstiftung mit Sitz in Gaildorf.

Nürnbergische Hesperiden[Bearbeiten]

Eine weitere Besonderheit sind die zwei Bände der Nürnbergischen Hesperiden von Johann Christoph Volkamer, in welchen er im frühen 18. Jahrhundert Zitruspflanzen aus aller Welt darstellte und beschrieb, als diese nördlich der Alpen noch weitgehend unbekannt waren. Die 256 Abbildungen wurden von Kupferstechern auf Tafeln erstellt und zusammen mit dem prachtvollen Buchdruck ergibt sich ein unschätzbarer Wert. Für andere Exemplare dieser Bände wurden bei einer Auktion schon 180.000 Euro geboten. Erstanden hatte die Bücher einst der Kaufmann und Sammler Conrad Gebhardt von der Nürnberger Familie Holzschuher. Lange schlummerte das Werk im Archiv, ehe es durch den Spürsinn einer Münchener Kunsthistorikerin wieder ans Licht kam.[2]

Der Fürther Tiepolo[Bearbeiten]

Das Stadtarchiv besitzt auch ein Werk des bedeutendsten venezianischen Malers des Spätbarocks, Giovanni Battista Tiepolo (1696 – 1770). Auf dem Gemälde ist die alttestamentarische Szene David und Abigail zu sehen. Es entstand während Tiepolos Aufenthalt in Würzburg als Werk für private Auftraggeber. Dargestellt ist die Begegnung von David und Abigail, der Frau Nabals, wie sie in der Bibel in 1. Samuel, 25 erzählt wird. Tiepolo zeigt die Schlüsselszene der Geschichte, die vor David auf den Knien liegende Abigail. Das Kunstwerk ist Teil der Sammlung des Fürther Kaufmanns und Stifters Conrad Gebhardt, der sie 1868 seiner Heimatstadt vermachte.

Leitung[Bearbeiten]

Leiter der Gesamtdienststelle "Stadtarchiv und Museen ist seit 1. Juli 2010 Dr. Martin Schramm. Die Sachgebietsleitung hat Gert-Ronald Langer inne.

Veröffentlichungen[Bearbeiten]

Dies ist eine Liste von Medien rund um die Stadt Fürth, die beim Verlag "Stadtarchiv" erschienen sind.

 AutorErscheinungsjahrVerlagGenreAusführungSeitenzahlISBN-Nr
Gedenke (Buch)Gisela Naomi Blume
Raphael Halmon
1997StadtarchivStadtgeschichte
Religion (Lektüre)
481


Literatur[Bearbeiten]

Lokalberichterstattung[Bearbeiten]

  • Adolf Schwammberger: Sinn und Aufgaben eines Stadtarchives. In: Nürnberger Zeitung Nr. 93 vom 20. April 1957, S. 13.
  • Blick hinter die Schlossmauern. Papierrestauratorin sichert Siegel einer alten Urkunde. In: StadtZeitung. Fürther Stadtnachrichten Nr. 22 vom 19. November 2008, S. 9 - PDF-Datei
  • Matthias Boll:Herr über Schloss und Museum. In: Fürther Nachrichten vom 19. März 2010 - online
  • Volker Dittmar: Die Stadt in über 100.000 Fotos. In: Fürther Nachrichten vom 25. Mai 2016
  • Bernd Noack: 256 Schattierungen der Säuerlichkeit. In: Fürther Nachrichten vom 6. April 2021 (Druckausgabe)
  • Sabine Rempe: Hier ist das Gedächtnis der Stadt zu Hause. In: Fürther Nachrichten vom 27. Oktober 2022 (Druckausgabe)
  • Alexandra Voigt: Einzigartig: Der Fürther Tiepolo ist auf Reisen, in: Fürther Nachrichten vom 4. August 2023, S. 27 (Druckausgabe) bzw. Regensburg und Prag: Das Fürther Tiepolo-Gemälde geht auf Reisen In: nordbayern.de NN+ vom 4. August 2023 - online (Bezahlschranke)
  • Roman Schuster: Wie das Gedächtnis der Stadt gepflegt wird. In: Fürther Nachrichten vom 16. Oktober 2023 (Druckausgabe)
  • vnp: Einblicke in das Gedächtnis von Fürth. In: Fürther Nachrichten vom 30. November 2023 (Druckausgabe)

Siehe auch[Bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten]

  • Stadtarchiv Fürth im Schloss Burgfarrnbach - online
  • Fürther Geschichtsblätter 1/2018: Dr. Adolf Schwammberger in Thorn (1939 - 1944) - online
  • Fürther Geschichtesblätter 3/2018: Das Stadtarchiv Fürth in der NS- und Nachkriegszeit unter besondere Berücksichtiung der Rolle Adolf Schwammbergers - online

Einzelnachweise[Bearbeiten]

  1. Claudia Ziob: Einblick in das Gedächtnis der Stadt In: Fürther Nachrichten vom 22. Juli 2023, S. 35
  2. Bernd Noack: 256 Schattierungen der Säuerlichkeit. In: Fürther Nachrichten vom 6. April 2021

Bilder[Bearbeiten]