Altstadtverein Fürth �
können solche nicht näher begründeten Vorstellungen aus dem 18. Jh. ausgeschlossen werden, obwohl in Schieffers Band der Ludwigsurkunden in den Monumenta Germaniae Historica im Einleitungstext der besagten Urkunden Fürth in Mittelfranken aufgrund der Vermutungen von Guttenbergs und Weigels unkritisch für wahrscheinlich gehalten wird. Es handelt sich dabei aber um eine Ansicht des damaligen Forschungsstandes, die heute nach Berücksichtigung der Argumente so nicht mehr geteilt werden kann. Archäologische Fundobjekte können allenfalls eine handwerkliche Schaffensperiode innerhalb der Menschheitsgeschichte erfassen und mit einhergehenden Materialprüfungen oder stilistischen Merkmalen untermauert werden. Dabei lassen sich chronologische Reihen bestimmen und zeitlich einordnen aufgrund der stratigrafischen Befundlage im Boden oder der typologischen Entwicklung der jeweiligen Einzelstücke. In Bezug auf Fürth haben die archäologischen Untersuchungen in der Altstadt Hinterlassenschaften aus verschiedenen Zeitepochen erkennen können, was für die Besiedlungsgeschichte zwischen den Flüssen durchaus von Bedeutung ist. Dazu gehört die Erkenntnis, dass schon zur Zeit der Kelten Menschen auf dem hochwasserfreien Sporn zwischen den Flüssen gesiedelt haben. Ihre Spuren wurden vermutlich durch mittelalterliche Bodenbewegungen völlig verwischt. Der Rest einer gläsernen Schichtaugenperle sowie die Wandscherbe von einem spätlatènezeitlichen Kammstrichtopf konnten aber auf dem Grundstück Marktplatz 11 die Anwesenheit der Kelten bestätigen. Funde aus der Umgebung besonders im Nürnberger Land und eine zerstörte Grabstätte auf dem Gelände des ehemaligen Atzenhofer Flugplatzes vervollständigen dieses Bild. Solche Funde bestätigen zwar nicht die durchgehende Besiedlungs42
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tätigkeit seit der Keltenzeit, sie sind aber ein Hinweis, dass diese Menschen hier vor Ort waren. Wenn trotz der unscheinbaren Hinterlassenschaften der Kelten auf ihre Anwesenheit geschlossen werden kann, stellt sich natürlich die Frage warum im Altstadtgebiet keine Funde aus der Zeit Karls des Großen oder seiner Vorfahren aufgefunden werden – auch wenn sie noch so unscheinbar sind. Wenn solche Funde fehlen, kann das nur bedeuten, dass Menschen aus dieser Zeit hier nichts verloren oder entsorgt haben, schlichtweg nicht da waren. Das Fundspektrum weist eine so genannte Fundlücke auf. Die älteste hier aufgefundene Keramik lässt sich nach den bisherigen Definitionen ins 10. Jh. datieren. Leider ist die Ware recht langlebig, dass sie für eine genauere Datierung ungeeignet erscheint. Da der letzte Karolingerkönig Ludwig das Kind (900 – 911) im frühen 10. Jh. regiert hat, könnte es zeitlich sogar zu einer Überschneidung der historischen und archäologischen Daten kommen. Daraus lässt sich aber keinesfalls erschließen, dass Ludwig das Kind 907 auch bei uns in Fürth gewesen ist. Im Vergleich mit den historischen Daten über die Beziehungen des Königs zum Kloster Lorsch und damit auch zu Fürth im Odenwald sind unsere archäologischen Datierungsmöglichkeiten viel zu gering, um daraus eine höhere Wahrscheinlichkeit für Ludwigs Anwesenheit in Fürth an der Rednitz abzuleiten. Mit anderen Worten: die Möglichkeit, dass Ludwig das Kind in der Nacht vom 18. auf den 19. März 907 hier übernachtet und Urkunden ausgestellt hat, ist im Abgleich mit den sprachkundlichen, historischen und archäologischen Überlegungen als sehr unwahrscheinlich einzustufen. Damit zerschlägt sich auch der Gedanke an königliches Fiskalgut in Fürth an der Rednitz. Wenn Heinrich II. Fürth aus seinem Eigengut 1007 an Bamberg übergeben hat, Fürths Alter archäologisch aber bis
ins 10. Jh. zurückreicht als Heinrich noch Herzog von Bayern war, sollte Fürth aus der Quelle heraus als bayerisches Herzogs- oder liudolfingisches Allodialgut betrachtet werden. Das merowingisch-karolingische Martinspatrozinium
Zur Ausstattung des neu gegründeten Bistums Würzburg (741/742) überließ der Hausmeier Karlmann den Ertragszehnt aus 26 Königshöfen, einem Kloster und 25 Kirchen der neuen Bischofskirche in Würzburg. 13 Kirchen trugen das Martinspatrozinium, wobei 11 innerhalb der Diözesangrenze anzutreffen waren, davon wiederum 6 in Unterfranken und 1 in Mittelfranken (Kleinwindsheim/Uuinidesheim bei Bad Windsheim). Diese Martinskirchen haben demnach in merowingischer Zeit schon existiert, weil der Hausmeier in Verwaltung des merowingischen Königs die Ausstattung vollzogen hat. Da die Originalurkunden nicht mehr vorhanden sind, muss man sich auf die Bestätigungsurkunden Ludwig des Deutschen und Kaiser Arnulfs in den Monumenta Germaniae Historica berufen. Dennoch wird deutlich, dass diese Martinskirchen zum königlichen Ausstattungsgut gehört haben, denn nur mit Zustimmung des Königs, vertreten durch seinen Hausmeier, war Bonifatius in der Lage das Bistum Würzburg zu gründen. Inwieweit sich dieser Zustand bis zum Amtsantritt Karls des Großen noch verändert hat, ist zur Zeit noch nicht erforscht, denn der Fürther Legende nach soll Karl der Große Martinskirchen gestiftet haben. Im Vergleich mit der kürzlich zusammengestellten Liste der Martinskirchen in Franken von Andreas Jakob im Jubiläumsband „Das Bistum Bamberg um 1007“ sind in Unterfranken 26, in Mittelfranken 48 und in Oberfranken 29 Martinskirchen/kapellen dazu gekommen. Es stellt sich also die Frage welche dieser Martinskirchen von Karl dem Großen gegründet bzw. gestiftet sein könnten, das heißt, dass