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27 6 i i Ruh- und Tutenraststeine Ruhsteine dienten, wie schon der Name sagt, zum Ausruhen. Wir unterschei- den zwei Arten: Ruhsteine, die aus einem Sandsteinblock quaderförmig her- ausgehauen waren, wie einen ein Stich Boeners: Der Marck flekken FUrth wie er von Niedergang (Westen) anzusehen, unmittelbar neben der Rednitz- brücke zeigt, und dreiteilige Ruhsteine, bestehend aus einer großen recht- eckigen tischähnlichen Platte, die auf zwei quergestellten Steinen auf- lag. Beide Formen waren jedoch in ihrer Höhe so bemessen, daß sich ein Träger schwerer Lasten anlehnen, die Huckelketze darauf abstellen und aus den Tragriemen schlUpfen konnte. Zwei Steine der zweiten Art sind heute noch vorhanden. Einer steht vor dem Poppenreuther Steinkreuz, der andere in Veitsbronn an der Tuchenbacher Straße. Totenraststeine hatten eine andere Funktion als Ruhsteine und dUrfen mit ihnen nicht verwechselt werden. Sie verdanken ihre Entstehung dem früher üblichen Begröbnisritual. Da Leichenhallen bis zum Anfang dieses Jahr- hunderts fehlten, wurden die Toten im Trauerhaus aufgebahrt und erst am Begräbnistag zur Kirche überführt, wo die Aussegnung stattfand, an- schließend ging es auf den Friedhof. Wurden Tate jedoch von auswürte, von einem Ort des Pfarrbezirkes in das Kirchdorf gebracht, das mit seiner Kirche das alleinige Begräbnisrecht hatte, so geschah dies mit einem Fuhrwerk. Um den Angehörigen auch dieser Auswärtigen die häufig erwünschte Gelegenheit zu geben, ihren Reichtum beim Trauerzug zur Schau zu stellen, was häufig die ärmeren Bevölkerungs- schichten in Schulden stürzte, da sie mithalten und ihre Toten "nicht wie einen Hund hineintun" wollten, wurde der Sarg nicht gleich auf den Friedhof gefahren, sondern zunächst im Dorf auf einem Totenraststein ab- gestellt. Hier versammelte sich die Trauergemeinde, und von dort aus führte der Trauerzug zur Kirche, wobei der Sarg jetzt getragen wurde. Hehrfaches Abstellen der Sargbahre auf Stützgabeln, damit sich die Träger ausruhen konnten, erhöhte den Eindruck von Wohlhabenheit, denn neben dem Sarg einhergehende livrierte Gabelträger mußten eigens entlohnt werden, daher die Bezeichnung Gabelleiche. Sie galten neben den im 18. Jhd. auf- kommenden Nachtleichen, dem nächtlichen Begraben bei Fackelschein- auch Schiller wurde so begraben - als besonders vornehm. Weitere Abstufungen waren die Sermonleichen und die Singleichen, weil ent- weder am Altar bei der Aussegnung ein Sermon, eine Ansprache, gehalten oder gesungen wurde.