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Fünfte Periode (1622).

welchem Einer hing und begehrte Quartier für drei Geistliche. Inzwischen schlich der Pfarrer M. Sartorius hinten durch seinen Garten hinaus und ging zu Fuß mit vielen Personen nach Nürnberg. Weib und Tochter ließ er im Pfarrhause zurück. Kaum war eine halbe Stunde verflossen, als 6000 Kosaken „in den Flecken" kamen, sich alle gar freundlich gegen Jedermann benahmen, und sich zu drei oder vier in ein Haus einquartierten. Dann kamen 30, 40, ja sogar 50 zu Roß in dasselbe und quar­ tierten sich ein. Wo der Lieutenant lag, war auch der Fähndrich mit seinen Dienern. Nachdem sie eine halbe Stunde in Fürth eingelagert, blies ein Trompeter. Sie setzten sich nun alle wieder zu Roß und riefen einander zu: „Dadaki! Dadaki!" d. h. „Lerma! Lerma!" (Lärmen) und sprengten eilends zum „Flecken" hinaus, als wenn sie der T. geholt hätte. Kein Mensch wußte, was dies bedeute. Jedermann verließ sein Haus und es entstand im „Flecken" das Geschrei: Laufe, wer laufen kann; wir werden sonst alle zu Boden gehauen. Einige aber äußerten: das Nürnbergische Volk komme und werde in dem Flecken zum Schutze der Einwohner gelegt werden, die verfluchten Kosaken müßten ihr Quartier auf dem Felde nehmen. Aber es dauerte nicht lange, da kam der Helle Haufen in den Flecken zurück und benahmen sich ganz tyrannisch. Der Rath hatte seine Truppen und Geschütze vor der Stadt aufgestellt, andererseits aber Proviant für die Kosaken beigeführt. Dies war die Ur­ fache jener Aufregung. Dem Amtmann Johann Ludwig Falk zu Fürth schickte man sechs Wagen mit Brod, jeder mit 800 Laib beladen, sechs geschlachtete Ochsen, 57 Eimer Frankenwein. Diese kosteten 1400 fl. Dem Fürsten Ratziwil und vornehmen Officieren schickte man noch besonders 1 Lägel Malvasier und 23 Viertel guten Branntwein im Betrage von 110 fl., 140 Eimer „rothes" Lauser Bier, 30 Simra Haber. An Fischen wurden geliefert: 100 Pfund Hecht, 250 Pfund gute Karpfen, 3 Tonnen „Zinkelhäringe", 112 Pfund Stockfische, 18 Platteis, 287 Laufer Wecke zu 6 Kreuzer. Die Rathsherren G. A. Pömer und H. G. Tücher überreichten dem Obersten diesen Proviant selbst. Ratziwil war sehr aufgebracht über die militärischen Maßregeln, welche der Rath ergriffen und dieser entschuldigte sich deshalb in einem lateinischen Schreiben mit der Versicherung, die Kosaken hätten von des Raths Volke nichts Widerwärtiges zu erwarten,