Seite:Fronmüller Chronik.pdf/83

Aus FürthWiki
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Diese Seite wurde noch nicht korrekturgelesen.


Fünfte Periode (1622).

69

solchen Lärm, daß die im Hause glaubten, sie würden Alle er­

schlagen werden. Der Mönch sagte ihm, er solle gehen, oder er werde ihm den Weg weisen. Als der Kosak sich aber nicht ent­ fernte, zog der Mönch seinen Degen aus der Scheide, sprang mit demselben rückwärts durch des Pfarrers Garten hinaus auf den Kirchhof, wo der Soldat noch stand, auf welchen er solange hieb und stach, bis er davon lief. Als der Mönch ins Pfarr­ haus zurückkam, erzählte er den anderen, er habe dem Buben den linken Arm „abgelöst" und morgen früh wolle er aufblasen lassen, um den Schuldigen zu finden. Der soll ohne „Quartier" gehenkt werden. Aber ehe es Tag wurde, hatten die Mönche schon Kunde, daß er aus Furcht für sein Leben ausgerissen sei. Sie verlebten die übrige Nacht lustig mit einander. Am Freitag den 11. Oktober früh um 5 Uhr ließ der oberste Prälat unter den fünf Mönchen den Schulmeister zu sich entbieten, der kurze Zeit vorher von ihnen sich getrennt hatte und heimgegangen war. Er mußte ihnen Kummet und Stränge zur Instandsetzung eines Fuhrwerks schaffen. Als nun die Kutsche in Stand gesetzt war, kam der Leibjunge der Mönche aus dem Hofe in das Pfarrhaus gelaufen. Er sprach gut deutsch und warnte die Frau Pfarrerin wegen ihrer Tochter, die sie bei Seite schaffen sollte, indem sie sonst die Mönche mit hinwegführten. Alle An­ ordnungen hiezu seien getroffen. Die junge Tochter versteckte sich hierauf in eine Kammer auf den Boden und die Mutter schickte alsbald zu dem General, um Schutz bittend, den sie auch erhielt. Die Mönche mußten also ihre Kutsche wieder abspannen, die Mutter aber mußte dennoch denselben eine beträchtliche Summe als Ranzion für den unterlassenen Raub ihrer Tochter bezahlen. Dies geschah um 8 Uhr Vormittags. Aber die Mönche wollten nicht eher ruhen, bis die Tochter sich wieder sehen lasse, und drohten dabei, sie würden die Kirche stürmen und plündern lassen. Da kam sie vom Boden herab, that vor den Geistlichen einen Fußfall und bat, sie möchten wegen ihrer Person gegen die Kirche keine Gewalt anwenden lassen. Sie versprachen ihr es auch und hielten Wort. Bereits um 6 Uhr früh hatten sie die Kirche zu ihrem Gebrauche begehrt und darin Messe lesen wollen. Sie berathschlagten darüber eine halbe Stunde in la­ teinischer Sprache, konnten aber nicht einig werden. Einer sagte, es sei kein Weihwasser in der Kirche und meinte, was die