Seite:Pennalen Jg 2 Nr 3 1955.pdf/11

Aus FürthWiki
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Diese Seite wurde noch nicht korrekturgelesen.


Sport

/l/lekz ^ckuLspezt

die /fugend!

„Ist Schulsport notwendig? Wie und warum sqll Sport in der Schule getrieben werden?“ Diese Fragen, die jeden unserer Leser interessieren werden, stellten wir Obermedizinalrat Dr. Kläß, Rechtsrat Kurt Scherzer, dem ersten Vorstand des TV Fürth 1860 und Studienprofessor Daut von der ORF zur Diskussion. Die Befragten waren sich darin einig, daß die dem Schulsport zur Verfügung stehende Zeit zu kurz sei.

„Eine Verpflichtung der Schule“ nannte den Schulsport Obermedizinalrat Dr. Kläß, selbst ein begeisterter Rudcrsportler — er gehörte während seiner Studentenzeit zum Deutschen Studentenai htcr. Durch das viele Sitzen in der Schule auf oft nicht sehr geeigneten Bänken würden die Schüler, die sich ja noch in der Entwicklung befinden, leicht zu Fehlhaltungen neigen. Deshalb sei auch die völlige Befreiung vom Turnunterricht, die leider zu oft gefordert werde, nur in beson­ deren Fällen, z. B. bei schweren Herzfehlern, zu gewähren. Und auch hier nur durch den Schularzt. Dr. Kläß forderte mehr Turnstunden; denn die wöchentlichen zwei Turnstunden, die oft noch an einem einzigen Tag gehalten werden müßten, seien schon sowieso ein Minimum an sportlicher Betätigung. Daher sei es zu empfehlen, sich einem Verein anzuschließcn. „Denn“, zitierte Dr. Kläß die Worte Jean Pauls ,,wrer die Gesundheit der Weisheit opfert, hat meist die Weisheit mitgeopfert.“

TV 1860 für Zusammenarbeit . "

Die „gemeinsame Zielsetzung“ des Schulsports und der Sportvereine stellte Rechtsrat Kurt Scherzer heraus. Beiden Einrichtimten sei das Bestreben eigen, eine allheilige Erziehung des jungen Menschen zu erreichen. Aufgabe der Schulen müsse es bleiben, sämtlichen Schülern — möglichst im Rahmen einer täglichen Spart-, Turn­ oder Spielstunde — eine körperliche Grund­ ausbildung zu vermitteln. „Diejenigen Schülerinn. n und Schüler jedoch, die auf Grund ihrer körperlichen Veranlagungen und ih­ res In eresses eine weitere Ausbildung und Förderung erstreben, sollten in den Vereinen geschult werden und zu der ihrer Veran­ lagung und Leistungsfähigkeit entsprechen­ den Höchstleistung geführt werden!“ Dabei dürfe die körperliche Leistung nicht auf Kosten der übrigen schulischen Leistungen erzielt werden, ebenso wenig wie die körper­ liche Ertüchtigung nicht zu Gunsten der rein geistigen Leistungen vernachlässigt werden sollte. Rechtsrat Scherzer, betonte auch das gute Verhältnis zwischen den Fürther hö­ heren Schulen und dem von ihm vertrete­ nen TV Fürth 1860. „In diesem Sinne die Zusammenarbeit mit den Fürther höheren Schulen noch zu vertiefen, sei mein hier besonders ausgesprochener Wunsch.“

Schulsport bildet Charakter Mit Studienprofessor Daut kommt ein Schul­ sportpädagoge zu Wort, der mit den Proble­ men aus langer Erfahrung durch und durch vertraut ist. Er bezeichnet die Leibeserzie­ hung in den Schulen als „notwendige Er­ gänzung der geistigen Erziehung.“ „Durch die Leibeserziehung soll sich der junge Mensch des Wertes und der Würde seines Leibes und damit der Verantwortung gegen sich und andere bewußt werden. Aus

der Bewegung und Leistungsfreude entsprin­ gen Frohsinn und Heiterkeit, die Grund­ lagen für eine lebensbejahende Haltung.“ Im besonderen solle die Leibeserziehung die Gesundheit kräftigen, Arbeitsfreudigkeit und Kameradschaftsgeist entwickeln. Daneben fördere sie atuh bestimmte Persönlichkeits­ werte, z. B. Selbstvertrauen und Willenss ä.ke. „Der Schulsport beeinflußt und bil­ det — mehr oder weniger — praktisch alle Charakterzüge eines jungen Menschen und ist daher nicht aus der Schule wegzuden­ ken!“

Wir interviewten K. F. Haas: »/I«s icm wizd niemals was ^ecAtes « Kürzlich trafen wir beim Training Karl Friedrich Haas, der als „schnellster Weis­ ser“ 1952 aus dem olympischen Endlauf über 400 m hervorging. Seine 46,3 Sekunden von Mailand, die vor ihm nur Harbig un­ terbot, entfachten die kühnsten Hoffnungen. Dann zogen die Europameisterschaften in Bern wie ein Gewitter vorbei und viele, die Haas bereits als Sieger sahen, wurden in ihrem Glauben an sein Können bitter ent­ täuscht. Haas hatte nämlich, wie sich hcrausstcllte, eine Fußvcrletzung. Doch schließ­ lich k.:nn man nichts Übermenschliches von einem Menschen verlangen. „Denn“, so meinte der bekannte Sprinter, „wer selbst Sport treibt — hoffentlich sind es recht

Kultusministerium empfiehlt Skikurse Schüler-Ski-Kurse können, so heißt es im Amtsblatt des Bay. Staatsmin. f. U. u. K., im Rahmen des Unterrichtsplanes von den Schulen abgehalten werden. Lehrziel dieser 7 tägigen Kurse sei neben dem Abfahrtsund Tourenlauf die Pflege hilfsbereiter Ka­ meradschaft, Erziehung zu gesunder Lebens­ führung und die Gestaltung von ernsten und hci.eren Gemeinschaftsabenden. Es wäre si­ cher wünschenswert, wenn die höheren Schulen unseren jungen Fürther Flachland­ ratten einmal Gelegenheit zu einer derartigen Abwechslung bieten würden. Zuschüsse durch Schülerhilfskassen und Errichtung von Skikurskassen durch die SMV soll den finan­ ziellen Aufwand verringern. Außerdem dürf­ ten teuere und mondäne Orte nicht ausge­ wählt werden. Die Kursteilnehmer sind durch die Schülerunfallversicherung gegen Unfälle versichert. Einzelheiten über die Durchfüh­ rung dieser Ski-Kurse siehe Amtsblatt des Bay. Staatsmin. f. U. u. K. Nummer 24 vom 27. Dez. 1955. Auskünfte erteilen auch die Redaktion oder die Schulredakteure der „Pennalen“. — tz —

Der lächelnde Sieger: Deutschlands bester 400 m - Sprinter K. F. Haas

viele Pennäler — kann begreifen, wie schwer es ist, eine weit über dem Durchschnitt lie­ gende Leistung jahrelang zu halten und sie vielleicht dann noch zu steigern.“

Vielleicht wollt ihr selbst einmal Sportler werden. Das Zeug dazu hat jeder von euch, wie euch der Werdegang von K. F. Haas zeigen mag. 1931 geboren, wurde er schon mit 11 Jahren Stadtmeister über 60 m. Die nä hsten 6 Jahre bestand seine ganze sport­ liche Betätigung ausschließlich aus dem Schulsport! Inzwischen war er in das Neue Gymnasium in Nürnberg eingetreten und hier geschah es im Jahre 1948, daß ihn ein Klassenkamerad zum 1. FCN „mitschlcppte“. Ein Jahr intensives Training verhalf ihm schon im nächsten Jahr zur Bayerischen Ju­ gendmeisterschaft im 400 m - Lauf. Wer nun glaubt, seinen Aufstieg könnte man nur auf Talent zurückführen, täuscht sich freilich. „Ich hatte am Anfang die Gewohn­ heit mit auswärts gestellten Füßen zu lau­ fen und schon fanden sich Kritiker, die ge­ ringschätzig meinten: ,Aus dem wird niemals etwas Rechtes1.“ Als er diese kleine Episode erzählte, legte er uns ans Herz, möglichst vielen unserer Leser die Ausübung einer Sportart zu empfehlen. „Wenn Ihr Lust zum Sport fühlt und eifrig trainiert, dann laßt Eu-h am Anfang nicht von Mißerfolgen abschreckcn. Der Mensch ist ein Gewohn­ heitstier und so muß sich auch der Körper erst an regelmäßiges Training gewöhnen. Wenn Ihr dann einmal bei Meisterschaften auf einem Siegerpodium steht und Euer Name durch den Lautsprecher bekannt ge­ geben wird, so wird das ein unvergeßlicher Augenblick in Eurem Leben sein. Also auf­ gewacht und den inneren „Schweinehund“ besiegt. Seht zu, daß Ihr Eurer S hule und Heimat Ehre einbringt, auch auf dem Sport­ platz. Oder wäre es kein Anreiz, in einigen Jahren an dieser Stelle einen Artikel über Dich selbst zu lesen?“ Uber seine weiteren Pläne ließ er, wie im­ mer, wenig verlauten. Doch — das konnten wir erfahren — trainiert er dreimal in der Woche. — est —