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Wir basteln einen

Vogelschutz - warum? Von Oberstudienrat Dr. M. Wißmüller Studienprof. Dr. Martin Wißmüller schrieb für die „Pennalen“ einen aufschlußreichen Artikel zum Thema „Naturschutz“. W ir können in dieser Nummer aus technischen Gründen leider erst zwei Abschnitte daraus veröffentlichen.

■ Reiner Nadelwald ist von Schädlingen aller Art besonders bedroht, weil nur im Misch­ wald ein reiches Vogelleben herrscht. Die Singvögel werden aber zum Schutz unserer Wälder nicht weniger benötigt als z. B. die Rote Waldameise, die neuerdings als „Si­ cherheitspolizei“ für unsere Wälder am Besonders die Meisen sind dankbare Abneh­ Zoologischen Institut der Universität Würz­ mer für diese ölhaltigen Früchte und lohnen burg gezüchtet und volkweise in gefährdete uns unsere Mühe durch eifrige Schädlings­ Waldgebicten eingesetzt wird. vertilgung. Dazu habt ihr noch beste Ge­ 1935 mußten weite Teile der fränkischen legenheit, an der Futterglocke dem munte­ Föhrenwälder vom Flugzeug aus mit hoch­ ren Treiben der verschiedensten Vogelarten gradig giftigen Arsenverbindungen bestäubt zuzusehen. ' werden, um sie in letzter Minute vor der Besonders wenn Schnee liegt und strenge völligen Vernichtung zu bewahren. Durch Kälte herrscht, ist in den Morgenstunden diese giftigen Bestäubungsmittel wurden an der Futterglocke Hochbetrieb. Wir be­ obachten dann nicht selten auch den bunt­ aber auch alle Ameisen und sonstigen Nütz ■ Jinge des Waldes getötet, ebenso alle Bie­ scheckigen Bergfinken, der nur im Winter, nenvölker, die nicht weiter als 6 Kilometer meist aus den hochnordischen Ländern, zu vom bestäubten Wald entfernt oder recht­ uns kommt. zeitig fortgeschafft worden waren. Geschützt An den langen W interabenden habt ihr auch sind übrigens alle nicht jagdbaren VogclZeit, Mistkästen für unsere gefiederten Freunde se bst zu basteln. Hängt aber bald­ ärten mit /Ausnahme der Krähen, der El­ möglichst schon jetzt das Nistgerät im Gar­ ster, des Eichelhähers und der Sperlinge. ten auf: etwa 2 bis 4 Meter über dem Bo­ Es sei hier ausdrücklich und-dankbar aner­ den, Flugloch nach Osten oder Südosten. kannt, daß die Fürther Schulen in den Der Anflug soll frei sein. Das alte Nest wird letzten Jahren wiederholt durch das Sam­ stets während des Winterhalbjahres ent­ meln von Eicheln für Zwecke des Forstamtes fernt und der Nistkasten gesäubert. zur Begründung eines biologisch gesunden Wir wollen uns noch daran erinnern, daß Mischwaldes eifrig beitrugen. Fönlern kön­ alle nicht jagbaren Vogclartcn unter Natur­ nen wir den Vogelschutz aber auch dadurch schutz gestellt sind, mit Ausnahme der daß wir jetzt in diesen Wintertagen eine Krähe, der Elster, des Eichelhähers und der Futterglocke vor unserem Fenster aufhän­ Sperlinge. Alle Singvögel und ihre Nester gen, die mit Hanfsamen oder Sonnenblu­ sind also geschützt. menkernen gefüllt wird.

Vogelschutz - wie?

Rotschwanznistkasten Wir wollen nicht nur über unsere Tierliebe reden, wir wollen sie auch beweisen! Des­ halb basteln wir gleich heute einen Rot­ schwanznistkasten nach der Vorlage der Vogelschutzwarle Garmisch-Partenkirchen. Wir benötig n: je 2 Brettchen als Dach und Boden (Nr. 1 und 2) und als Seitenwände (Nr. 3 und 4), je 1 Brettchen als Rückwand (Nr. 5) und als Vorderwand (Nr. 6). Brett­ stärke 1,5 cm. Holzart: nm besten Tannen­ holz, wer sparen will nimmt gehobeltes Ki­ stenholz. Also entsprechende Brcttabfälle

oder ein ganzes Brett (19,5x75 cm) besor­ gen. Ferner brauchen wir: 2 Aufhänger mit den Schrauben dazu (vgl. Abb.), zöllige Nä­ gel (nicht zu dick), Tischlerleim (für die, die bereits damit umgehen können).

Für das Basteln einige Tips:

Von Jürgen Ziefer Kl. 6 In jedem W inter gehen tausende kleiner Vö­ gel zugrunde. Sie verhungern oder erfrieren, obwohl es ganz im Interesse des Menschen liegen müßte, sich diese Vögel zu erhalten. Und fneuen wir uns im Sommer nicht immer wieder über das lustige Gezwitscher unse­ rer Singvögel ?

Denkt ihr nicht auch, daß wir im Winter für die vielen, kleinen Vögel sorgen müssen, die sich nicht in den warmen Süden zu­ rückziehen können? Das tun wir schon, werdet ihr sagen, ‘wir legen öfters etwas Futter vors Fenster.

Aber es sollte nicht bei der einmaligen Füt­ terung bleiben. Es ist wichtig regelmäßig und zu gleicher Zeit zu füttern, da die klei­ nen Gäste, die eure Futterstelle entdeckt haben, sich auf euch verlassen und an allen Tagen zur gewohnten Zeit ihr Futter wollen. Bleibt dies nun aus, so kann das schlimme Folgen für eure Gäste haben. — Ist ein Vogel z.B. gewöhnt am späten Nachmittag gefüttert zu werden, und er findet an seiner Futterstelle nichts, so wird er sich selbst keine Nahrung mehr suchen können. Hung­ rig und frierend muß er nun die lange W internacht durchstehen.

Wer von euch die Vögel vor dem Fenster schon einmal genau beobachtet hat, wird ge­ merkt haben, daß die stärksten Besuchszei­ ten der Futterstelle der frühe Morgen, der Mittag und der späte Nachmittag sind. Es ist also am besten, zu diesen drei Tageszei­ ten zu füttern. Während dieser Hauptbe­ suchszeiten wird es vor eurer Futterstellc nur so wimmeln, da keiner von den hungerigen Gesellen das Futter aufgeben will. Ihr tut deshalb gut, den Futterplatz möglichst ausgedehnt anzulegen. Sehr geeignet sind kleine Häuschen, die das Futter vor dem Verderben schützen. Es hat aber keinen Zweck, ein zu kleines Vogelhaus zu kaufen, weil sonst bei den heftigen Kämpfen, die in so einem Häus­ chen stattzufinden pflegen, alles Futter hi­ nausgeworfen wird.

Am besten und auch leicht herzustellen ist ein einfaches selbstgcbautes Haus, das in zwei Plattformen unterteilt ist, damit kein allzu gefräßiger Spatz alle andern aus dem Häuschen vertreiben kann. Die seitlichen Öffnungen sollen durch ein weit überragen­ des Dach geschützt sein, die vordere Öff­ nung möglichst groß. Auch noch vorne soll das Dach 5 — 10 cm überstehen, damit kein Schnee an den Futterplatz kommt.

Teile aufzeirhnen (Winkel oder Reißschiene verwenden, sonst entstehen Parallelogram­ me); mit Fuchsschwanz oder starker Laub­ säge aussägen; Ränder mit Hobel, Feile oder Sandpapier nachglätten (nicht zuviel weg­ glätten); vor dein Leimen Teile zusammenpassen: Leim heiß und dünnflüssig auftragen; (Leim nicht über direkter Flamme er­ hitzen): beim Leimen schnell arbeiten; in einem Arbcitsgang die Teile in folgender Reihenfolge zusammenleimen: Rückwand, Boden, Seitenteile, Vorderwand und Dach; sofort das ganze mit Zwingen oder anderen Mitteln zusammenpressen und einen halben Tag stehen lassen; nachher zur Sicherheit g gen Witterung noch vernageln. Wer keine Zwängen hat, vernagelt die einzelnen Teile gleich nach dein Leimen, und wer kein Mei­ ster des Leimens ist, begnügt sich mit dem Nageln. Zum Schluß den Kasten mit einer Schutzfarbe streichen.

Der fertige Kasten ist schon jetzt an Wohn­ häusern, Bäumen oder Schuppen anzubrin­ gen (vgl. Artikel Dr. Wißmüller), und wenn dann die ersten Rotschwänzchen eingezogen sind, so verständigt uns bitte, damit wir ein Bild von dem fleißigen Bastler und seinen kl inen Freunden in die „Pennalen“ bringen können. — tz — Fortsetzung Seite 6