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Seife 3

NFSZ 5/3

Ein neues Wahlfach : Tontöpferei

JÄ f Steckenpferd ist die Zöpfetei Aus einem Pafjen Lehm formen die Reaigymnasiasten im Keramikkurs Tonfiguren (NFSZ) — Einem nicht alltäglichen schulischen Steckenpferd widmen sich über zwanzig Schüler und Schülerinnen des Nürnberger Realgymnasiums in ihrer Frei­ zeit: sie m odellieren und brennen, unter A nleitung ihres Kunsterziehers, aus Lehm oder Ton Keramikfiguren. Da entstehen die seltsam sten Tongebilde, je nach dem künstlerischen G estaltungswillen des einzelnen: Vasen, Tonkrüge, Aschenbecher, und — w ie sollte es anders sein — viele Scherben. Die Schule stellte den jugend­ lichen Künstlern eigens einen Werkraum zur Verfügung, der freilich m ittlerw eile schon zu klein geworden ist — so groß ist der Andrang. „Die Idee, Ton zu form en, ist d urch­ aus keine abw egige B esonderheit, w ie es vielleicht scheinen m öchte; denn das B ilden aus Ton ist viel w en ig er ab ­ s tra k t u n d ist ursp rü n g lich er als etw a das Z eichnen auf P ap ier; und deshalb ist das T onm odellieren von besonderem W ert fü r die künstlerische E rziehung!“, m ein t S tu d ie n ra t H elm ut W eigand, d er als K u n sterzieh u n g sleh rer und Spiritus m en to r d er A rb eitsg ru p p e die jungen T o ntöpfer in die G eheim nisse des F o r­ m ens und B rennens des Tons ein fü h rt. U nd die Schüler sind m it B egeisterung bei d er Sache, das zeigte uns ein Blick in die W erk statt, in d e r die Schüler, in G esicht, H aaren u nd H änden m it L ehm verschm iert, au s einem P atzen L ehm die k u n stv o llsten G egenstände schaffen. Wie auf einem lehm igen Schlachtfeld Die W e rk statt gleicht auf dem ersten Blick einem lehm igen Schlachtfeld, und d er Z uschauer w ird sofort von dem Spiel d e r form enden F in g er gefesselt, die n aßglänzend dem au f d er selbst­ g eb astelten T öpferscheibe d rehenden gelben P atzen G estalt verleihen. Die Schüler sind dabei ganz in ih re A r­ b eit v e rtie ft u nd scheinen die U m w elt vergessen zu haben, w enn sie den form losen L ehm in einen Z ylinder Die Jugend ist zu groß (jpi) — Es ist nötig, größere und ge­ räu m ig ere Schulbänke zu bauen, stellte d er D eutsche M edizinische In fo rm atio n s­ dien st fest. D ie 12- bis 14jährigen J u ­ gendlichen von h eu te seien ru n d zehn Z en tim eter g rößer als die vorige G ene­ ration. Die ohnehin große G efahr der H altungsschäden w erd e durch dieses v e rstä rk te L ängenw achstum noch b e­ drohlicher, zum al die Ind u strie, von d er B ekleidungsbranche abgesehen, diese E ntw icklung d e r m enschlichen A n ato ­ m ie b ish er nicht zu r K enntnis genom ­ m en habe. D eshalb m ü ß ten besonders die S itzgelegenheiten in d er Schule v e r­ g rö ß ert w erden; auch B etten m üßten au f zw ei M eter v e rlä n g e rt u nd die Fahrzeuge, insbesondere F a h r- und Mo­ to rro ller, h ö h er geb au t w erden. Die Polizei — Dein Freund und Helfer Einen kuriosen V orschlag z u r B e­ käm p fu n g d e r Ju g e n d k rim in a litä t an den Schulen m achte ein N ew Y orker G ericht. Die R ichter em pfahlen, in je d er d e r insg esam t 918 öffentlichen Schulen in N ew Y ork ständig einen P olizisten

zu stationieren.

drän g en oder die W ände ein er w erd en ­ den Vase hochziehen. Die einen „A m ateu rtö p fer“ arb e ite n gerade nach d er T echnik d e r „A ufbau­ k e ra m ik “ : D a w erd en V asen und F ig u ren aus T o n strän g en stockw eise au f gebaut. A ndere, die „L ehrlinge“, w ied er sind in ein er Ecke d am it b e­ schäftigt, „einzusum pfen“ : D as R oh­ m aterial, fein e r T o n stau b w ird in B lechkisten m it W asser sorgfältig v e r­ k netet; denn im „Teig“ d ü rfen keine L uftb lasen bleiben, die O fenhitze w ü rd e sonst alle V asen sprengen. W enn die W erke d an n fertig sind, w erd en sie zum T rocknen au f d ie Regale gestellt, bevor sie in den „S ch rü h b ran d “ gehen, in dem d er gelbe Ton zu ro tem S tein w ird.

Noch ein p a ar D rehungen der T öpfer­ scheibe und die Tonvase h a t die gew ünschte Form . Gisela ist so in ih r W erk v e rtie ft, daß sie nicht einm al m ehr an die m orgige L ate in ­ schulaufgabe denkt.

2000 Grad Hitze für 2500 Mark D er Stolz d er Schüler ist d er eigene B rennofen, d er die zum B rennen n o t­ w endige T em p eratu r von 2000 G rad H itze erzeugt, a b e r d afü r auch ein em pfindliches Loch in das F inanzbudget d e r Schule riß : d er O fen k o stete 2500 M ark. Es ist im m er ein feierlicher A ugenblick, w en n die schw ere T ü r ge­ öffnet w ird, u n d die Schüler das E r­ gebnis stund en lan g en F leißes in A ugen­ schein nehm en können. Die G luthitze, die aus dem O fen dringt,, tre ib t je d es­ m al die T rä n en in die erw artu n g sv o ll aufgerissenen A ugen. Doch d an n können die „T öpfer“ m it feuchten L ap p en von ihrem gelungenen W erk B esitz e r ­ greifen, u n d sie atm en b e fre it und b e­ frie d ig t auf.

Auch das w ill gelern t sein: die trockenen Tongebilde w erden bem alt. D er P hantasie sind keine G renzen gesetzt.

Auch Töpferei w ill gelernt sein Freilich, d er E rfolg fä llt nicht in den Schoß, u nd g u te r W ille allein reicht nicht zum M odellieren aus. Schon m ancher setzte sich m it dem g uten V or­ satz, eine B odenvase zu drehen, an die Töpferscheibe, um schließlich gerade noch einen heiß erk äm p ften A schen­ becher von d e r W a lstatt zu trag en . Vor d e r ersten gelungenen Vase lieg t eben ein dornenvo ller Weg: „Im letzten J a h r brachten es n u r ein oder zw ei Schüler zu ansprechenden E rfolgen“, g esteh t uns d er K u rsleiter S tu d ie n ra t W eigand, der sich auch rech t g ern einm al selbst an die Scheibe setzt; d en n „das E rlebnis des F orm ens eines T onpatzens ist eine h errliche N erv en en tsp an n u n g “. D er A n ­ fän g e r freilich k ra tz t sich nach den ersten M ißerfolgen zunächst m ißm utig h in te r dem O hr, — a b e r auch n u r d er A nfänger: T ö p ferh än d e sind lehm ig, u n d gleich 'sitzt w ied er ein gelber Klecks im H aar!

S trah len d e G esichter bei d e r Ö ffnung des B rennofens. S tu d ien ra t W eigand fre u t sich m it seinen ju n g en „Töpfern“ : Alle T onvasen sind gelungen, keine ist gesprungen.

Bilder-: Meidel