Seite:Pennalen Jg 8 Nr 2 1960.pdf/7

Aus FürthWiki
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Diese Seite wurde noch nicht korrekturgelesen.


I pflichtet, eine erklärung abzugehen . " Ja , das ist nämlich so, tante r Wir wollten schon lange wieder einmal eine party bei uns halten.Aber wenn mama da ist,hat sie immer angst, wir könnten die einrichtung beschädigen. Jetzt.fünf 1 tage vor Weihnachten, paßte es ganz gut und mama ist nicht da, da klappte es noch besser. Ja, und da ... " "Da habt ihr gestern einepar­ ty bei euch gehalten ? " Zustimmendes kopfnicken. "Und was sagt eure mut­ ter dazu ? " Betretenes schweigen. "Wir wollten eigentlich alles in Ord­ nung bringen, ohne daß mama etwas davon erfährt," wagt Michael einzuwen den. "Na schön. Dann wollen wir mal mit dem reinemachen beginnen.Aber wehe ich sehe einen von euch faul herumstehen! Und keine angst,eure mutter er­ fährt nichts". Mutter hatte wieder einmal die Situation gerettet. Befreit atmeten die vier auf und eilten davon, um mit eimern, Staubsauger und putzlappen bewaffnet, wieder zu erscheinen. Als wir die küche betraten , fiel mutter fast um. Auf dem fußboden standen stoße von tellern,das Spül­ becken quoll über von geschirr. Am schlimmsten sah es in Michaels zimmer aus. Sämtliche gegenstände, die in irgendeiner weise an wohhkultut erin­ nern, waren ausgeräumt. Auf dem fußboden lagen polster jeder menge . Der kleine rauchtisch vom herrenzimmer, ein paar überzogene kisten und der Plattenspieler, standen in malerischer Unordnung herum. Von den wänden ließ eine jazzband, die sich aus den berühmtesten jazzmusikem der ganzen weit zusammensetzte, imaginäre klänge ertönen. Resigniert machten wir uns an die aufräumungsarbeiten. Alle halfen mit, nur vater war plötzlich un­ auffindbar. Aber das schadete nichts.

1

Endlich war es soweit, und die spuren der vergangenen schiacht waren be­ seitigt. Mutter ging noch einmal prüfend durch alle zimmer. Das ergebnis war offenbar befriedigend, denn sie erklärte, daß wir jetzt alle einen kaffee verdient hätten. Michael war sehr erleichtert , daß die Ordnung wie­ der hergestellt war, denn er hätte anscheinend doch ein schlechtes Ge wissen gehabt,Ei1 hatte auch schon eine belohnung für unsere mühe bereit . Beim kaffeetrinken sagte er plötzlich mit strahlender miene s" Ich habe übrigens noch eine Überraschung für euch. Unsere schule hat heute abend Weihnachtsfeier. Jochen und Peter wirken sogar mit. Peter muß auf,-einer trompete die himmlischen fanfarenstöße blasen und Jochen spielt den engel Michael. Ich schlage vor, wir gehen nach diesen anstrengungen alle zusam­ men hin," Mir blieb vor schreck der kuchen im hals stecken.Mutter schien sehr erfreut über diesen einfall, und auch vater stimmte freudig zu.Ich warf Michael einen flehenden blick zu, aber er war so begeistert von sei­ ner idee, daß er ihn gar nicht bemerkte. Nur Klaus wandte sich bekümmert an mich : "Ist dir nicht gut ? Du schaust so kläglich drein, oder willst du nicht mit zur Weihnachtsfeier ? " Ich beeilte mich, zu entgegnen,daß ich mich ganz wohlfühle, und mich natürlich schon sehr auf Jochens trom­ petenstöße freue. Im stillen dachte ichi "auch das noch ! ", aber was blieb mir anderes übrig ? Und so kam ich denn doch noch auf eine Weihnachts­ feier.

— ?l/yy^A -

bucherecke olie v e rra te n e d e m o k ra tie Vor einiger zeit erschien ein weiteres, publizistisches werk des Schrift Stellers Kurt Ziesel, dessen buch "Das verlorene Gewissen " bereits " seinerzeit erhebliche wellen geschlagen hatte;es handelt sich um eine kritisch-polemische Untersuchung der Verhältnisse im öffentlichen und politischen leben der Bundesrepublik,"Die' verratene Demokratie". Schon der titel lässt darauf schliessen,dass es ein unbequemes, ja un angenehmes unterfangen sei,das der autor auf sich nimmt,aber ich bin überzeugt,dass er sieh die liebe aller aufrichtigen deutschen,beson ders weiter kreise unter den jugendlichen damit zuziehen wird.Es gibt zur zeit keine schärfere,aber auch keine im moralischen 3inne bessere diagnose unserer derzeitigen läge.Unnachgibig zeigt Ziesel - immer an hand treffender und einpräsamer beispiele - den zerfall des nihilis stisch ausgerichteten meinungsmonopols in presse,rundfunk,kunst,literatur,den zerfall einer weitgehend opprortunistischen demokratie, die oft zitierte abwertung aller werte; er beleuchtet das viai missbrauch te schlagwort von der unbeweltigten Vergangenheit und bietet einenvor schlag, sie wirklich zu bewältigen. Sein grundsatz ist, die"revolu toin" des einzelnen,einen gesundung des Volkes von unten herauf, die rückkehr zu den zeitlos gültigen masstäben der moral.Grundlage für die Umkehr sei die Wiedergewinnung des glaubens und ein daraus erwachsen des tätiges Christentum,das nichts gemein hat mit konfessionellen nu ancierungen und daraus erwachsenden neuerlichen Streitigkeiten. den scheinbar einzig heute verbliebenen alternativen "lieber rot als tot und "lieber tot als rot" setzt der Verfasser ein eindeutiges "weder rot noch tot" entgegen. Gemeint ist eine politik der mitte,des masshaltens,also eine politik,auf die sich der zum extrem neigende deu tsche bislang noch nie verstanden hat. Anstelle des kreuzzugs muss die erneuerung,die reformation treten,wenn wir zwischen den beiden gros­ sen machtblöcken bestehen wollen. Bestehen wir aber tatsächlich,dann sind wir auch in der läge,sie befruchtend zu beeinflussen.Uedem ernst_ haft besorgten jugendlichen ,jedem mehr als nur intellektuell intere­ ssierten,ist dieses buch wärmstenö zu empfehlen. H.V. "die verratene demokratie" von Kurt Ziesel, J .P .Lehmann-Verlag,Mün chen, Leinen geb. 11.80 DM. broschiert 8.80 DM

disziplin ist alles Es sei nicht einfach ein bilderbuch,sondern eigentlich mehr ein aus bilderbuch,meint Werner Pink in seinem Vorwort zu Kurt Halbritter’s "disziplin ist alles".Ein hübsches Wortspiel,so gemeint,dass dieses buch sehr wohl in die hand des ausbilders gehöre._Soweit mag eriffiht haben ,doch drängt sich bei durchsicht des büchltins daneben der g£ danke auf,dass es in keiner weise etwa bilde (was auch nicht unbe dingt seine aufgabe wäre) sondern vielmehr ausbilde,und zwar zu einer sehr einseitigen und unfairen behandlung des themas.Der karrikaturist Halbritter schildert den dornenvollen weg des Zivilisten, der mensch (das heisst Soldat) wird.Ein dankbares Vorhaben,aber was wur de daraus gemacht! Die alten,aus unzähligen militärklamotten weid lieh bekannten "witze" wurden wieder einmal hervorgekramt und auf zweifellos zeichnerisch gekonnte weise, zu papier gebracht,Da ist al^ les,was wir schon so oift hörten und sahen,wieder aus der versen kung hervorgeholt! das "bitte Herrn Leutnaht Vorbeigehen zu dürfen" im kugelregen des Schützengrabens, das robben durch den schlämm - *■ -15-