Gefängnis

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Gefängnis Katharinenstraße.jpg
Das ehem. Gefängnis in der Katharinenstraße 11 - Geburtshaus von Albert Forster, ca. 1930
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In Fürth gab es in der Vergangenheit an verschiedenen Stellen ein Gefängnis. Eines der bekanntesten und größten Gefängnisse lag in der Katharinenstraße 11. Im Volksmund wurde das Gefängnis auch wegen seiner Abgeschiedenheit das "Katharinenkloster" genannt.

Alter Katasterplan des Gänsbergviertels, Katharinenstraße 11 (ehemals) ist rot hervorgehoben

Errichtet wurde das Gebäude 18711874 als sog. "neue Fronfeste".[1] Damals befanden sich ringsum Äcker und brache Flächen am Gänsberg. 1879 bis 1932 diente es als Landgerichtsgefängnis mit 38 Hafträumen, 20 Einzelzellen sowie Dunkelzellen im Keller. Die Inhaftierten weilten in der Regel nur kurz im Fürther Gefängnis, um je nach Gerichtsentscheidung in die Freiheit entlassen oder in eine der großen Strafvollzugsanstalten Bayerns verlegt zu werden. Nur drei Gefangenen gelang der Ausbruch aus der damals gut gesicherten, mit einer vier Meter hohen Mauer umgebenen Anstalt.

Es war üblich, dass das Wachpersonal mitsamt Familie im Gefängnis seine Dienstwohnung hatte:

  • 1886 war der Gefängnisverwalter Heinrich Hofmann[2]
  • 1895 war der Gefängniswärter Simon Schlehuber[3]
  • so auch Christof Forster (Gefängnisoberverwalter) mit seiner Frau Kreszenz Forster
In den Gefängnismauern kam der später zur traurigen Berühmtheit gelangte Albert Forster am 26. Juli 1902 zur Welt. Wegen seiner brutalen Politik gegenüber der jüdischen und polnischen Bevölkerung, die keine Gnade und Gewissen kannte, wurde er als "König Albert von Polen" gefürchtet.

Die Funktion als Gerichts- und Untersuchungsgefängnis für zivilrechtliche Delikte büßte das Gebäude nach 1933 ein, als es der Arretierung politisch Verfolgter im Nationalsozialismus dienen musste, die – was ein offenes Geheimnis in Fürth war – meist nach Dachau geschafft wurden.

1945 bis 1950 war das Gebäude von den US-Streitkräften beschlagnahmt worden. Die Alliierten bewachten dort die ihnen kriminell erscheinenden Ausländer, darunter Syrer, Türken, Holländer, Griechen oder Polen.

Abrissgelände des ehem. Gefängnisses, 1978

Ab 1950 stand das Gebäude leer, jedoch wurden bald sechs Wohnungen für Justizbeamte eingebaut. Seit 1951 wurden dort rund drei Millionen Akten des Amts- und Landgerichts sowie der Staatsanwaltschaft Nürnberg mitsamt den früheren Sonderurteilen registraturmäßig eingelagert. Die Akten reichten bis in das Jahr 1901 zurück.

1965 wurde die Hauptregistratur des Amts- und Landgerichtes Nürnberg aufgelöst und nach Nürnberg verbracht. Ab diesem Zeitpunkt stand das Gebäude leer und verfiel zusehends. Hiermit endet die triste Historie des Hauses als Durchgangsstation zum Zuchthaus, zum Konzentrationslager oder in die ersehnte Freiheit. Anfang April 1971 wurde das Haus im Rahmen der Flächensanierung des Gänsbergviertels abgerissen, womit endgültig das historische Zeugnis der eigenständigen Fürther Gefängnisgerichtsbarkeit verloren ging.[4]

Weitere Gefängnisse in Fürth[Bearbeiten]

Das erste Gefängnis lag in der unteren Königstraße 6. Auch am alten Marktplatz gab es kellerartige Verliese. Selbst am Standort des inzwischen ebenfalls abgerissenen städtischen Volksbads befand sich vorher ein Kerker.

Siehe auch[Bearbeiten]

Lokalberichterstattung[Bearbeiten]

  • erk: Das "Katherinenkloster" fällt. Das ehem. Gefängnisgebäude muss der Altstadtsanierung weichen. In: Fränkische Tagespost Nr. 76 vom 1. April 1971

Einzelnachweise[Bearbeiten]

  1. Das Fürther Tagblatt berichtet am 22. September 1871 (online), dass der Stadtmagistrat einen Platz zur Lagerung der Steine für das neue Bezirksgerichts-Gefängnis in der Katharinenstraße angewiesen habe. Aber bereits 1868 wurde bei einer Versteigerung von Brückendielen auf den Bauplatz des Bezirksgerichtsgefängnisses verwiesen, der also schon zu diesem Zeitpunkt festgestanden haben muss.
  2. Fürther Adressbuch von 1886, Seite 202; ebenso wohnte dort M. Amos, Gerichtsdienerswitwe
  3. siehe Adressbuch der Stadt Fürth 1895, Seite 51
  4. Erk: Das ehem. Gefängnisgebäude muss der Altstadtsanierung weichen. In: Fränkische Tagespost Nr. 76 vom 1. April 1971

Bilder[Bearbeiten]