Situation in Fürth

Zum Beginn der Besatzungszeit erstaunte die Fürther die große Zahl amerikanischer Kraftwagen. Während die Fürther vorwiegend Fahrräder, Motorräder und die wenigen Vorkriegsautos nutzten, war die U.S. Army voll motorisiert. Zudem deklarierten sie einige Hauptverkehrsstraßen als „Militärstraßen“, die nur sie nutzen durften. In den nächsten Jahrzehnten nahm zwar die Fürther Motorisierung zu, aber die amerikanischen Autos waren deutlich erkennbar.

Der gesamte Verkehr drängte sich entlang der Bundesstraße 8 durch die Fürther Innenstadt, Südwesttangente und Frankenschnellweg gab es noch nicht. Neben dem regen U.S.-Verkehr zwischen den Kasernen in der Südstadt und der Monteith Barracks fuhren auch die in Fürth stationierten Panzer durch die enge Innenstadt. Später ging die U.S. Army dazu über, ihre Panzer und anderes schwere Gerät zu Manövern auf die Bahn zu verladen. Erst als in den 1980-er Jahren die Kasernenausfahrten der Monteith Barracks zur Hafenstraße und Südwesttangente und die aus der Darby-Kaserne an der Fronmüllerstraße eröffnet wurden, entspannte sich der Innenstadtverkehr. Wegen der Darby-Kaserne, der Kalb Housing Area und dem amerikanischen Einkaufszentrum PX konzentrierte sich der meiste US-Verkehr auf die Südstadt um die Fronmüllerstraße, wo man fast nur amerikanische Kennzeichen sah.

Pkw

Die privaten Pkws der Soldaten und ihrer Angehörigen waren anfangs „Straßenkreuzer“, riesig im Vergleich zu den frühen VW Käfern oder Lloyds. Erst später wurden auch deutsche oder internationale Pkw gefahren. Eine Überführung von US-Pkws aus den USA zahlte die Regierung, eine umgekehrte Rückführung wurde nur Offizieren bezahlt. Eine Kfz-Steuer war nicht fällig, lediglich eine pauschale Versicherung, gestaffelt nach Lebensalter und Dienstgrad (!) musste abgeschlossen werden. Die amerikanischen Kennzeichen wurden von der Hauptstelle in Heidelberg ausgegeben und wechselten jährlich die Farben. Dabei fand auch eine technische Überprüfung statt. [1] Diese näherte sich mit den Jahren immer mehr deutschen TÜV-Standards an. Ab 1989 wurden Abgastests durchgeführt. Die „TÜV“-Stelle war in der Darby-Kaserne angesiedelt, in deren Einzugsgebiet 1985 etwa 12.000 amerikanische Privatautos registriert waren. [2] Ab ca. 1980 konnten die Amerikaner auch deutsche Kennzeichen verwenden, um mögliche terroristische Anschläge zu vermeiden.

Militärische Fahrzeuge

Die wichtigsten Lkw der U.S. Army hießen zwar “2 ½-ton“ (M35), wogen aber voll beladen über acht Tonnen. Daneben gab es viele Jeeps, Pkws, Klein-Lkws, aber auch große Sattelschlepper und Spezialfahrzeuge, alle nur mit militärischen Nummern versehen. Vor allem die Höhenbegrenzungen der Fürther Eisenbahnbrücken (Unterführung Jakobinenstraße, Schwabacher Unterführung, Bahnquerung Scherbsgraben und Bahnquerung Vacher Straße) bereiteten den amerikanischen Fahrern immer wieder Probleme, obwohl die Höhenangaben später auch in „feet“ angegeben waren. Zwischen den einzelnen Standorten der "Nuernberg Military Community" verkehrten eigene Omnibuslinien der U.S. Army.

Führerschein

Die Führerscheine für die Militärfahrzeuge erhielten die GIs über ihre Einheiten. Für zivile Fahrten erfolgte eine theoretische Einweisung über die deutschen Verkehrsregeln. „Rechts-vor-Links“ ist in den USA unbekannt (das wurde zu einer der häufigsten Unfallursachen, eine manuelle Getriebeschaltung sehr selten. Die wohl nicht so strenge praktische Prüfung erfolgte mit einem Fahrlehrer. Es gab zeitweise Durchfallquoten von über 60 Prozent. Die Prüfung konnte drei Mal im Jahr wiederholt werden. Im Laufe der Jahre erfolgte eine Annäherung an die deutsche Ausbildung. Als sich 1986 die Motorradunfälle häuften, ging man dazu über, die Ausbildung der Amerikaner in der Klasse 1 über deutsche Fahrschulen durchführen zu lassen. [3] [4]

Einzelnachweise

  1. Pers. Notizen Bernd Jesussek aus Interview mit Karl-Heinz Bauer, Leiter der US-Führerscheinstelle, am 7. Februar 1996
  2. “Kampf gegen Rostlauben“, Fürther Nachrichten vom 19. Juni 1985
  3. “Schärfere Anforderungen“, Fürther Nachrichten vom 2. Juni 1986
  4. Pers. Notizen Bernd Jesussek aus Interview mit Karl-Heinz Bauer, Leiter der US-Führerscheinstelle, am 7. Februar 1996

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