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[[Bild:Kinderspital.jpg|mini|right|Kinderspital, Theresienstraße 30, ca. 1950]]
 
[[Bild:Kinderspital.jpg|mini|right|Kinderspital, Theresienstraße 30, ca. 1950]]
 
Analog dem [[Nathanstift]], hatte auch das Kinderspital gegen Ende der 1950er Jahre viele unverkennbare Probleme. Neben dem chronischen Geldmangel und der völligen Überbelegung machte sich die „Flickschusterei“ der letzten Jahrzehnte bemerkbar. In einer Begehung des Gesundheitsamtes der Stadt Fürth am [[16. Oktober]] [[1962]] hielt der Regierungsmedizinalrat Dr. Horst Schmidt folgendes in einem Aktenvermerk fest: ''… Trotz dieser Maßnahmen (Umbau und Erweiterung 1956) bleibt noch viel zu veranlassen, wenn die krankenhaus-hygienischen Belange gewahrt bleiben sollen. So liegt der Operationsraum unmittelbar neben dem Haupteingang außergewöhnlich ungünstig. Der gesamte Verkehr bewegt sich am OP-Raum vorbei…. Die einzelnen Stationen des Haupthauses sind nur über schmale Treppenaufgänge erreichbar. Im Falle eines Brandes dürften bei der Räumung dadurch Schwierigkeiten zu erwarten sein. Ein Krankenhausaufzug fehlt. Frisch operierte Kinder müssen von den Schwestern über die schmale Treppe in das erste und zweite Stockwerk getragen werden. Ganz abgesehen von der körperlichen Belastung der Schwestern kann ein derartiger Transport von Frischoperierten nicht gutgeheißen werden… Die Stationen verfügen nicht über die notwendigen Funktionsräume. Ein ärztliches Untersuchungszimmer fehlt…. Die auf dem Gang eingerichtete Geschirrspüle ist mit hygienischen Grundsätzen schwerlich zu vereinbaren…. Insgesamt besteht der Eindruck, dass die einzelnen Krankenzimmern überbelegt sind.''<ref> Akte Klinikum Fürth, Pflegesätze Sammlung, Nr. II/9 – 3522 e 29 Betreff Ausbildung von Kinderkrankenschwestern am Nathanstift in Fürth 1962, S. 1 </ref>   
 
Analog dem [[Nathanstift]], hatte auch das Kinderspital gegen Ende der 1950er Jahre viele unverkennbare Probleme. Neben dem chronischen Geldmangel und der völligen Überbelegung machte sich die „Flickschusterei“ der letzten Jahrzehnte bemerkbar. In einer Begehung des Gesundheitsamtes der Stadt Fürth am [[16. Oktober]] [[1962]] hielt der Regierungsmedizinalrat Dr. Horst Schmidt folgendes in einem Aktenvermerk fest: ''… Trotz dieser Maßnahmen (Umbau und Erweiterung 1956) bleibt noch viel zu veranlassen, wenn die krankenhaus-hygienischen Belange gewahrt bleiben sollen. So liegt der Operationsraum unmittelbar neben dem Haupteingang außergewöhnlich ungünstig. Der gesamte Verkehr bewegt sich am OP-Raum vorbei…. Die einzelnen Stationen des Haupthauses sind nur über schmale Treppenaufgänge erreichbar. Im Falle eines Brandes dürften bei der Räumung dadurch Schwierigkeiten zu erwarten sein. Ein Krankenhausaufzug fehlt. Frisch operierte Kinder müssen von den Schwestern über die schmale Treppe in das erste und zweite Stockwerk getragen werden. Ganz abgesehen von der körperlichen Belastung der Schwestern kann ein derartiger Transport von Frischoperierten nicht gutgeheißen werden… Die Stationen verfügen nicht über die notwendigen Funktionsräume. Ein ärztliches Untersuchungszimmer fehlt…. Die auf dem Gang eingerichtete Geschirrspüle ist mit hygienischen Grundsätzen schwerlich zu vereinbaren…. Insgesamt besteht der Eindruck, dass die einzelnen Krankenzimmern überbelegt sind.''<ref> Akte Klinikum Fürth, Pflegesätze Sammlung, Nr. II/9 – 3522 e 29 Betreff Ausbildung von Kinderkrankenschwestern am Nathanstift in Fürth 1962, S. 1 </ref>   
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==Zeitzeugenbericht==
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1956 kam ich mit 8 Jahren nach einem herzhaften Sprung in einen Flaschenboden mit gemeinen Glasspitzen im Bucher Landgraben bei Stadeln bei dem alle Sehnen in der Fußsohle  durchtrennt wurden ins [[Kinderspital]] in die Theresienstraße. Bei der Anmeldung im EG war so ein intensiver Küchenduft, der zeigte, die Küche ist nicht weit. Es war wirklich ein sehr überschaubares, kleines Spital. Über die schmale Treppe kam man im 1. und  2. Stock in einen größeren Raum mit ca. 8 Betten für Jungs mit einem Zugang zu den daneben befindlichen großen Mädchen Saal mit auch 8-10 Betten. Zwischen beiden Abteilungen war eine große Glasscheibe in der Trennwand wie auf der Postkarte von 1942 unter „Bilder“ gut ersichtlich ist.
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In den großen Krankensaal mit 3 Fenster zur Theresienstraße hin wurde ich an der Glaswand zu den Mädchen einquartiert. Auf der anderen Schmalseite meines Krankenraumes ging es direkt in einen Raum mit WC und einer Wanne.  Das baden der nicht gehfähigen Kinder ging in der Weise von sich, indem sie im Bett ausgezogen wurden und splitterfasernackt unter den Gejohle der Zimmernachbarn in das Badezimmer getragen wurde. Dass auch manche Mädchen im Nebenraum durch das große Trennfenster dies mitbekamen, machte es für uns „Betroffenen“ noch peinlicher (ein Königreich für einen Armbruch…).  Das Grundgesetz war eben noch blutjung,  der Artikel 1 noch nicht so bekannt und wir waren eigentlich noch keine richtigen Menschen,  nur Kinder…
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Es gab einige Isolierzimmer für an Scharlach und Masern erkrankte Kinder (darunter meine Frau mit 4 Jahre 1951), da diese Krankheiten noch zahlreich im Stadtgebiet auftraten. Von den Schwestern wurde jeder Abend mit einem gemeinsamen Lied wo alle mitsangen wie „Der Mond ist aufgegangen…“  abgeschlossen und die Nachtruhe folgte. Was für mich heute noch an die schönen Momente im alten Kinderspital erinnert, die es auch gab……
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Norbert Pietsch
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== Neubau des Kinderspitals - jetzt Kinderklinik ==
 
== Neubau des Kinderspitals - jetzt Kinderklinik ==
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