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Am [[29. April]] [[1917]] bewirbt sich Louis Kissinger, inzwischen 30 Jahre alt, beim Königlich Bayerischen Staatsministerium des Inneren für Kirchen- und Schulangelegenheiten für die Zulassung zur Reifeprüfung an Realgymnasien. Kurze Zeit später erfolgt die Zulassung zur Prüfung. Zur gleichen Zeit beantragt Kissinger in Fürth das Bürgerrecht, dass ihm am [[20. November]] [[1917]] zugesprochen wird. Kissinger hatte bereits im Oktober [[1917]] das Studium der Kameralistik (Buchführung, öffentliche Verwaltung) und Philosophie an der Universität in Erlangen begonnen. Am [[10. April]] [[1919]] erhält Kissinger erstmals ein Abgangszeugnis, so dass seiner Anstellung im öffentlichen Dienst nichts mehr im Weg steht. Im Jahresbericht der Städtischen Höheren Mädchenschule in Fürth wird Kissinger [[1919]]/[[1920]] erstmals als Hauptlehrer für Deutsch, Rechnen und Realien erwähnt. Am [[3. März]] [[1920]] erhält Kissinger durch eine Regierungsentschließung die Festanstellung an der höheren Mädchenschule, dem heutigen [[Helene-Lange-Gymnasium]]. Seine Schüler nennen Kissinger "Kissus" und manche Mädchen beschreiben ihn als "stets korrekt gekleideten, mit Fliege, später vorzugsweise mit Krawatte zum meist dreiteiligen Anzug" gekleideten Lehrer, der gerne mit einem Buch unter dem Arm beschwingt - fast hüpfend - zum Pult im Klassenzimmer eilte mit den Worten "''Setzen, setzen!''". Während die Mädchen eher für ihn schwärmten, schienen die Knaben seine "Schwächen" bald erkannt zu haben, denn als besonders strenger Lehrer, der den Stock zur Disziplinierung einsetzt, wird er nicht beschrieben. Kissinger hatte zwar - wie damals üblich - einen Stock griffbreit, aber zum Einsatz kam er scheinbar so gut wie nie. Dies schien einige Schüler immer wieder zu Streichen gegen Kissinger anzuregen.  
 
Am [[29. April]] [[1917]] bewirbt sich Louis Kissinger, inzwischen 30 Jahre alt, beim Königlich Bayerischen Staatsministerium des Inneren für Kirchen- und Schulangelegenheiten für die Zulassung zur Reifeprüfung an Realgymnasien. Kurze Zeit später erfolgt die Zulassung zur Prüfung. Zur gleichen Zeit beantragt Kissinger in Fürth das Bürgerrecht, dass ihm am [[20. November]] [[1917]] zugesprochen wird. Kissinger hatte bereits im Oktober [[1917]] das Studium der Kameralistik (Buchführung, öffentliche Verwaltung) und Philosophie an der Universität in Erlangen begonnen. Am [[10. April]] [[1919]] erhält Kissinger erstmals ein Abgangszeugnis, so dass seiner Anstellung im öffentlichen Dienst nichts mehr im Weg steht. Im Jahresbericht der Städtischen Höheren Mädchenschule in Fürth wird Kissinger [[1919]]/[[1920]] erstmals als Hauptlehrer für Deutsch, Rechnen und Realien erwähnt. Am [[3. März]] [[1920]] erhält Kissinger durch eine Regierungsentschließung die Festanstellung an der höheren Mädchenschule, dem heutigen [[Helene-Lange-Gymnasium]]. Seine Schüler nennen Kissinger "Kissus" und manche Mädchen beschreiben ihn als "stets korrekt gekleideten, mit Fliege, später vorzugsweise mit Krawatte zum meist dreiteiligen Anzug" gekleideten Lehrer, der gerne mit einem Buch unter dem Arm beschwingt - fast hüpfend - zum Pult im Klassenzimmer eilte mit den Worten "''Setzen, setzen!''". Während die Mädchen eher für ihn schwärmten, schienen die Knaben seine "Schwächen" bald erkannt zu haben, denn als besonders strenger Lehrer, der den Stock zur Disziplinierung einsetzt, wird er nicht beschrieben. Kissinger hatte zwar - wie damals üblich - einen Stock griffbreit, aber zum Einsatz kam er scheinbar so gut wie nie. Dies schien einige Schüler immer wieder zu Streichen gegen Kissinger anzuregen.  
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Louis Kissinger war vom [[10. Oktober]] [[1919]] bis zu seinem Exil am [[9. Oktober]] [[1933]] an der Schule als Lehrer tätig.
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Louis Kissinger warinzwischen seit [[1921]] Hauptlehrer, der seit [[1919]] immerhin bei der Stadt Fürth festangestellt war, wenn auch nur zu einem geringen Lohn. Die Inflation hatte sein Erspartes aufgefressen, so dass die wirtschaftlichen Verhältnisse am Anfang alles andere als rosig aussahen. Die Familie Kissinger zieht zunächst in eine kleine Balkonwohnung in der [[Mathildenstraße 23]]. Ab [[1924]] verbesserte sich langsam die finanzielle Lage, zumal Louis Kissinger am [[1. September]] [[1924]] zum Oberlehrer befördert wurde - und sich somit eine bessere Gehaltssitutation einstellte. Mit der Beförderung folgte auch ein Umzug aus der Mathildenstraße im Januar [[1925]] in eine geräumigere Wohnung in der [[Marienstraße 5]].  
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== Paula Stern ==
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Die Wohnung war auch deshalb zu klein geworden, da am [[27. Mai]] [[1923]] der Sohn [[Henry Kissinger|Heinz Alfred Kissinger]] geboren worden war. [[Henry Kissinger|Heinz Kissinger]] kam mit Hilfe einer Hebamme in der [[Mathildenstraße 23]] auf die Welt, bereits ein Jahr später folgte der Bruder [[Walter Kissinger|Walter Bernhard Kissinger]] am [[21. Juni]] [[1924]]. Beide Söhne wuchsen in einer typisch bürgerlichen Welt auf, wurden aber gleichzeitig streng religiös durch die Eltern erzogen. Beide hatten Klavierunterricht, der Besuch des Theaters gehörte zum Pflichtprogramm. Die Ehefrau Paula Kissinger verstarb [[1998]] im Alter von 97 Jahren. <ref>Henry Kissinger in Wikipedia, online abgerufen am 6. Juli 2019 | 11:27 Uhr</ref>
[[Datei:Paula Stern 1920.jpg|miniatur|rechts|Paula Kissinger, geborene Stern. ca. 1920]]
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Während der Schulzeit trifft Kissinger seine spätere Frau Paula Stern. Paula Stern wird am [[24. Februar]] [[1901]] als Einzelkind im fränkischen [[Leutershausen]] geboren. Ihre Eltern Falk (geb. 1. Juli 1870, gest. 16. Mai 1939)  und Peppi Stern hatten zuvor Mitte November [[1898]] in Ansbach geheiratet. Der Vater war Viehhändler und hatte als solcher ein hohes Einkommen. Die Eltern schicken Paula Stern auf das Gymnasium in das 80 km entfernte Fürth, da es vor Ort keine höhere schulische Bildungsmöglichkeit gab. Die Schwester von Falk Stern, Berta Fleischmann, wohnte zu dieser Zeit in Fürth, so dass Paula Stern hier unterkommen konnte. Während Falk Stern in den [[Erster Weltkrieg|1. Weltkrieg]] als Freiwilliger eintritt und seine "Pflicht als Deutscher" versieht, verstirbt die Mutter Peppi Stern am [[4. Juli]] [[1915]] mit gerade einmal 42 Jahren. Für die 14-jährige Tochter ist dies ein massiver Einschnitt in ihrem Leben, denn damit muss sie nun "ihre Frau" in der Familie stehen und den Küchenherd übernehmen, statt sich mit Mathematik oder Geographie zu beschäftigen. Falk Stern - der Vater - heiratete erneut [[1918]], die [[1877]] geborene Fanny Walter aus Sugenheim. Paula wird das Verhältnis zur Stiefmutter später als "gut" beschreiben. Anfang 1920 geht Paula Stern als Au-pair-Mädchen nach Norddeutschland in die Stadt Halberstadt, und kümmert sich um vier Kinder eines jüdischen Fabrikbesitzers. Zurück aus Halberstadt nimmt sie wieder ihre Schulausbildung auf und lernt dabei die "Liebe ihres Lebens" kennen, den 14 Jahre älteren Louis Kissinger. Am [[28. Juli]] [[1922]] heiraten Paula und Louis Kissinger in Fürth.
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Louis Kissinger ist inzwischen seit [[1921]] Hauptlehrer, der seit [[1919]] immerhin bei der Stadt Fürth festangestellt ist, wenn auch nur zu einem geringen Lohn. Die Inflation hat sein Erspartes aufgefressen, so dass die wirtschaftlichen Verhältnisse am Anfang alles andere als rosig aussahen. Beide ziehen zunächst in eine kleine Balkonwohnung in der [[Mathildenstraße 23]]. Ab [[1924]] verbessert sich langsam die finanzielle Lage, zumal Louis Kissinger am [[1. September]] [[1924]] zum Oberlehrer befördert wird - und sich somit eine bessere Gehaltssitutation einstellt. Mit der Beförderung folgt auch ein Umzug aus der Mathildenstraße im Januar [[1925]] in eine geräumigere Wohnung in der [[Marienstraße 5]]. Die Wohnung war auch deshalb zu klein geworden, da am [[27. Mai]] [[1923]] der Sohn [[Henry Kissinger|Heinz Alfred Kissinger]] geboren worden war. [[Henry Kissinger|Heinz Kissinger]] kommt mit Hilfe einer Hebamme in der [[Mathildenstraße 23]] auf die Welt, bereits ein Jahr später folgt der Bruder [[Walter Kissinger|Walter Bernhard Kissinger]] am [[21. Juni]] [[1924]]. Beide Söhne wachsen in einer typisch bürgerlichen Welt auf, werden aber gleichzeitig streng religiös durch die Eltern erzogen. Beide haben Klavierunterricht, der Besuch des Theaters gehört zum Pflichtprogramm. Paula Kissinger stirbt [[1998]] im Alter von 97 Jahren. <ref>Henry Kissinger in Wikipedia, online abgerufen am 6. Juli 2019 | 11:27 Uhr</ref>
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Louis Kissinger war vom [[10. Oktober]] [[1919]] bis zu seinem Exil am [[9. Oktober]] [[1933]] an der Schule als Lehrer tätig.
    
== Verfolgung während der NS-Zeit ==
 
== Verfolgung während der NS-Zeit ==
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