Josef Hollerbusch: Unterschied zwischen den Versionen

 
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Dr. Josef Hollerbusch (geb. 16. September 1869 in Fürth; gest. 26. April 1946 in Chicago/USA) kam als Sohn des Bleistiftfabrikanten Adolf Hollerbusch in Fürth auf die Welt. Seine Mutter war Johanna Hollerbusch, geb. Stettauer.<ref>Landesamt für Finanzen Bayern, Landesentschädigungsamt - BLFA - Berta Hollerbusch - EG 94605</ref> Am 20. November 1899 heiratete Hollerbusch Berta Reitzenberger aus Bamberg (geb. 4. März 1879). Aus der Ehe stammten zwei Kinder: Adolf (geb. 23. Juli 1900) und Maria Hollerbusch (geb. 17. April 1908).<ref>Landesamt für Finanzen Bayern, Landesentschädigungsamt - BLFA - Berta Hollerbusch - BayLEA: EG 94605</ref>
Dr. '''Josef Hollerbusch''' (geb. [[16. September]] [[1869]] in Fürth; gest. [[26. April]] [[1946]] in Chicago/USA) kam als Sohn des [[Bleistiftfabrikant]]en [[Adolf Hollerbusch]] in Fürth auf die Welt. Seine Mutter war Johanna Hollerbusch, geb. Stettauer.<ref>Landesamt für Finanzen Bayern, Landesentschädigungsamt - BLFA - Berta Hollerbusch - EG 94605</ref> Am 20. November 1899 heiratete Hollerbusch Berta Reitzenberger aus Bamberg (geb. 4. März 1879). Aus der Ehe stammten zwei Kinder: Adolf (geb. 23. Juli 1900) und Maria Hollerbusch (geb. 17. April 1908).<ref>Landesamt für Finanzen Bayern, Landesentschädigungsamt - BLFA - Berta Hollerbusch - BayLEA: EG 94605</ref>


== Leben und Wirken ==
== Leben und Wirken ==
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== Verfolgung während der NS-Zeit ==
== Verfolgung während der NS-Zeit ==
Im Juli [[1933]] wurde Dr. Hollerbusch, der mit seinem Sohn in der Wohnung über seiner Praxis in der [[Mathildenstraße 1]] wohnte, von NS-Schergen in einer nächtlichen Aktion schikaniert, bedroht, gedemütigt und anschließend für kurze Zeit verhaftet.<ref>Landesamt für Finanzen Bayern, Landesentschädigungsamt - BLFA - Berta Hollerbusch - BEG 18912, B-Akte, BI.5</ref> In der Folge wurde der Sohn Adolf Hollerbusch zu einer sofortigen Emigration nach Portugal verpflichtet, während Hollerbusch mit seiner Frau weiterhin in Fürth blieb. Durch den Verlust der Kassenzulassung und dem zunehmenden Boykott der Praxis sah sich Hollerbusch 1937 nun auch gezwungen, seine Heimatstadt bzw. seine Heimat zu verlassen. So floh er zunächst nach Budapest in Ungarn, wo ihm aber keine Aufenthaltsbestätigung ausgeschrieben wurde. Das Ehepaar floh um den 20. April 1937 weiter nach Cakovec ins ehem. Jugoslawien. Dort hielt sich bereits die Tochter Maria mit ihrem Ehemann auf, doch auch hier erhielten sie keine entsprechenden Unterlagen, die einen Verbleib sicher hätten stellen können.<ref>Landesamt für Finanzen Bayern, Landesentschädigungsamt - BLFA - Berta Hollerbusch - BayLEA: EG 94605</ref> Dieses Mal folgte die Fluchtroute dem Sohn, der bereits in Portugal wohnte. In Porto kam die Familie zunächst unter, jedoch mussten sie auch hier wieder nach ca. 1 Jahr erneut die Flucht antreten. Im Jahr [[1938]] gelang der Familie nach Chicago (USA), die Tochter war mit ihrem Ehemann bereits vor gereist. Mit der Flucht verlor die Familie Hollerbusch ihren kompletten Besitz, das das NS-Regime die Auswanderung aus dem Deutschen Reich mittels einer sog. Reichsfluchtsteuer und Judenvermögensabgabe sanktionierte.<ref>vgl. Hans Günter Hockerts et al. (Hrsg.): Die Finanzverwaltung und die Verfolgung der Juden in Bayern. München 2004</ref> Die nicht unerheblichen Besitztümer in Fürth waren bereits durch das NS-Regime versteigert worden. Die Einnahmen aus den Versteigerungen gingen im Rahmen der sog. wilden Arisierung in den Privatbesitz einiger NS-Parteifunktionäre wie [[Hans Sandreuter]] oder OB [[Franz Jakob]] über, obwohl das Verfahren vorsah, dass die Einnahmen bei der [[NSDAP]] auf ein Sperrkonto hätten ein bezahlt werden müssen.  
Im Juli [[1933]] wurde Dr. Hollerbusch, der mit seinem Sohn in der Wohnung über seiner Praxis in der [[Mathildenstraße 1]] wohnte, von NS-Schergen in einer nächtlichen Aktion schikaniert, bedroht, gedemütigt und anschließend für kurze Zeit verhaftet.<ref>Landesamt für Finanzen Bayern, Landesentschädigungsamt - BLFA - Berta Hollerbusch - BEG 18912, B-Akte, BI.5</ref> In der Folge wurde der Sohn Adolf Hollerbusch zu einer sofortigen Emigration nach Portugal verpflichtet, während Hollerbusch mit seiner Frau weiterhin in Fürth blieb. Als [[Arnulf Streck]] als kommissarischer erster Vorsitzender des ''Ärztlichen Bezirksvereines Fürth und kassenärztlichen Vereins Fürth'' am 28. März 1933 verfügte, dass alle jüdischen Ärzte in Fürth ihres Amtes zu entheben seien, war u.a. auch Hollerbusch von dem Berufsverbot betroffen.<ref>[[Grete Ballin|Ballin-Chronik]] S. 5</ref> Durch den Verlust der Kassenzulassung und dem zunehmenden Boykott der Praxis sah sich Hollerbusch 1937 nun auch gezwungen, seine Heimatstadt bzw. seine Heimat zu verlassen. So floh er zunächst nach Budapest in Ungarn, wo ihm aber keine Aufenthaltsbestätigung ausgeschrieben wurde. Das Ehepaar floh um den 20. April 1937 weiter nach Cakovec ins ehem. Jugoslawien. Dort hielt sich bereits die Tochter Maria mit ihrem Ehemann auf, doch auch hier erhielten sie keine entsprechenden Unterlagen, die einen Verbleib sicher hätten stellen können.<ref>Landesamt für Finanzen Bayern, Landesentschädigungsamt - BLFA - Berta Hollerbusch - BayLEA: EG 94605</ref> Dieses Mal folgte die Fluchtroute dem Sohn, der bereits in Portugal wohnte. In Porto kam die Familie zunächst unter, jedoch mussten sie auch hier wieder nach ca. 1 Jahr erneut die Flucht antreten. Im Jahr [[1938]] gelang der Familie nach Chicago (USA), die Tochter war mit ihrem Ehemann bereits vor gereist. Mit der Flucht verlor die Familie Hollerbusch ihren kompletten Besitz, das das NS-Regime die Auswanderung aus dem Deutschen Reich mittels einer sog. Reichsfluchtsteuer und Judenvermögensabgabe sanktionierte.<ref>vgl. Hans Günter Hockerts et al. (Hrsg.): Die Finanzverwaltung und die Verfolgung der Juden in Bayern. München 2004</ref> Die nicht unerheblichen Besitztümer in Fürth waren bereits durch das NS-Regime versteigert worden. Die Einnahmen aus den Versteigerungen gingen im Rahmen der sog. wilden Arisierung in den Privatbesitz einiger NS-Parteifunktionäre wie [[Hans Sandreuter]] oder OB [[Franz Jakob]] über, obwohl das Verfahren vorsah, dass die Einnahmen bei der [[NSDAP]] auf ein Sperrkonto hätten ein bezahlt werden müssen.


== Flucht und Vertreibung ==  
== Flucht und Vertreibung ==  
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== Literatur ==
== Literatur ==
* Renate Wittern, Andreas Frewer: ''Aberkennung der Doktorwürde im "Dritten Reich" - Depromotionen an der Med. Fakultät der Friedrich-Alexander Universität Erlangen'', Institut für Geschichte und Ethik der Medizin, Verlagsdruckerei Schmidt Neustadt/Aisch, Erlangen 2008
* Renate Wittern, Andreas Frewer: ''Aberkennung der Doktorwürde im "Dritten Reich" - Depromotionen an der Med. Fakultät der Friedrich-Alexander Universität Erlangen'', Institut für Geschichte und Ethik der Medizin, Verlagsdruckerei Schmidt Neustadt/Aisch, Erlangen 2008, S. 63-68


== Einzelnachweise ==
== Einzelnachweise ==
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