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Aktuelle Version vom 21. Januar 2025, 13:33 Uhr
Donnerstag, 31. Juli 1969 In Fürth geschah alle zwei Stunden eine Straftat. Die Fürther Kriminalpolizei verzeichnete im ersten Halbjahr 1969 insgesamt 2327 Delikte, das waren 13 pro Tag. Die Aufklärungsquote lag bei 76,3%. Im Vergleich mit anderen Städten lag man hier sehr gut. Über 1300 Straftaten waren Diebstähle. Jeder zweite Dieb oder Einbrecher war noch keine 21 Jahre alt. Ein Ableger des Fürther Kanuclubs an der Weiherstraße machte von sich reden: Die Kanuten des ESV West in Fürth-Süd, seit etwa 20 Jahren an der Fernabrücke etabliert, versuchten mit ihren Spitzensportlern eine Olympiateilnahme 1972 in München zu erreichen. Zwei der „Wester“ Nachwuchs-Kanuten nahmen schon an Lehrgängen im Leistungszentrum Garmisch teil, ein weiterer konnte sich in den Kreis der Nationalmannschaft „hineinpaddeln“. Die SpVgg gewann beim Tuspo Burgfarrnbach zur Saisonvorbereitung ein Freundschaftsspiel mit 5:3. Tore für die SpVgg durch Schweighöfer (2), Krimm (2) und Stolle. Freitag, 1. August 1969 An der Fürther Stadtgrenze ging ein Kuriosum seinem baulichen Ende entgegen: Eine Stelzenbrücke aus Beton, gekrümmt vom Nürnberger Stadtteil Muggenhof kommend. Zur Kirchweih 1970 sollten die Nürnberger die neue Strecke schon befahren können – allerdings nur mit der Straßenbahn. Dann mussten sich die Fürther langsam überlegen, ob sie sich an einer U-Bahn beteiligen wollten, denn Nürnberg signalisierte die letzte Straßenbahn bis Stadtgrenze für 1978. Keine Frage, von Nürnberg regelrecht dazu gedrängt, wurde Fürth Jahre später Europas kleinste Stadt mit einer U-Bahn. Im Filmprogramm zum Monatsbeginn u.a.: „Kin Ping Meh – Chinesischer Liebesreigen“ mit Tomoka Mayama (Admiral), „Der Mann mit dem goldenen Pinsel“ (Bambi), „Edgar Wallace: Das Gesicht im Dunkeln“ mit Annabella Incontrera und Klaus Kinski (City) sowie „100 Gewehre“ mit Raquel Welch und Burt Reynolds(Park). Samstag, 2. August 1969 Eine üble Räuberbande flog auf: Sechs Nürnberger Ganoven, in Fürther Lokalen arbeitend, hatten sich darauf spezialisiert, Homosexuelle zu schröpfen. Dabei schreckten sie auch vor massiver Gewalt nicht zurück. Man überraschte die Opfer in der Dunkelheit verschwiegener Plätzchen und nahm ihnen Geld und sonstige Wertsachen ab. Weigerten sich die Betroffenen, wurde Gewalt angewendet. Viele Betroffene erstatteten aus Scham keine Anzeige. Montag, 4. August 1969 Unterfarrnbach feierte das 100-jährige Bestehen seiner Freiwilligen Feuerwehr. Der stets etwas verschlafen wirkende Vorort bot am Wochenende eine Mischung aus bodenständiger Feuerwehrromantik und freudiger Festzeltgemütlichkeit. Die SpVgg erreichte im letzten Spiel des Intertoto-Cups im Ronhof vor 7000 Zuschauern und hochsommerlichen Temperaturen gegen Djurgardens Stockholm ein 1:1-Unentschieden. Das Tor für Fürth erzielte Jäger. Kaum jemand wusste damals genau Bescheid, welches Team bei Punktgleichheit vorne lag. Aufgrund der auswärts mehr erzielten Treffer wurde die SpVgg Gruppensieger und kassierte dringend benötigte 10.000 Schweizer Franken. Dienstag, 5. August 1969 Die Städtische Schulzahnklinik legte ihren Tätigkeitsbericht vor. Es blieb bei den drei Grundprinzipien: zweckmäßige Ernährung, Fluorverabreichung und Mundhygiene. Nach Schweizer Vorbild richtete man in Fürth fünf Zahnputzstuben ein, denn nur 11% der Kinder putzten zweimal täglich die Zähne. 37% putzten einmal täglich, 7% unregelmäßig und 45% überhaupt nicht, so zumindest die Statistik. In Fürth entstanden vier neue „Rendezvous-Zentren“: Circa vier Meter hohe „Normaluhren“ montierte man Ecke Kaiser- und Schwabacher Straße, in der Soldnerstraße, am Grünen Markt sowie an der Billinganlage. Die Mannschaft der „Sportpresse“ wehrte sich verzweifelt: Eine Altherrenmannschaft der SpVgg, u.a. mit Niemann, Bauer, Sieber, Appis, Schneider und Erk bezwang die Presseelf, angetreten u.a. mit Dieter Bracke und Eberhard Stanjek, mit 5:4. Mittwoch, 6. August 1969 Den Anwohnern der Nürnberger Straße „ging ein Licht auf“: Die Strecke zwischen Stadtgrenze und Rathaus wurde mit neuen Leuchten bestückt. Da die Lampen heller strahlten als ihre Vorgängerinnen, änderten sich auch die Abstände. An unfallträchtigen Kreuzungen baute die Stadt zusätzlich die alten Lampen wieder mit ein. Überraschung bei der Ronhofer Kirchweih: Am Kirchweihmontag kurz vor dem Betzentanz sprudelte eine Wasserfontäne plötzlich so hoch wie ein Haus aus der Dorfstraße und setzte in kürzester Zeit das
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