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Aktuelle Version vom 12. Februar 2025, 09:38 Uhr
Die Tage des vielgestützten Hauses am Königsplatz 3 waren gezählt. Ein Gutachten sowie ein Beweissicherungsverfahren ergaben die Baufälligkeit und damit den Abbruch des Anwesens. Bei der Jahreshauptversammlung der Jungsozialisten wurde deutlich, dass das geplante „Kommunikationszentrum“ (Kommiz) in Fürth die Jusos in zwei Lager aufspaltete, wobei die Aggressivität dieser beiden Flügel stark zugenommen hatte. Beide Gruppen bekämpften sich hasserfüllt mit kaum noch zu überbietender Arroganz. Nach Annahme einer vorgelegten Satzung wurde nach wilder Diskussion Reiner Bienk als Vorsitzender in seinem Amt bestätigt, Wilma Svoboda als Schriftführerin. Den Fürther Stadträten verging die Kulturbegeisterung: Der Umbau des Stadttheaters hatte sich nachträglich um 600.000 DM verteuert. Die Gesamtkosten erreichten damit 9,2 Mio DM. Der Stadtrat beschloss den Einsatz einer Überprüfungskommission, um die Tätigkeiten der beiden verantwortlichen Architekten unter die Lupe zu nehmen und eventuelle Schadensersatzansprüche wahrnehmen zu können. Ursprünglich hatte man den Umbau für 6,7 Mio DM beschlossen. Samstag, 27. Oktober 1973 Die Fürther Polizei konnte zwölf Burschen festnehmen, von denen der älteste gerade 22 Jahre alt war. Die Gruppe hatte innerhalb weniger Wochen 57 Straftaten begangen. Josef Schäfer, ehemaliger Generaldirektor der Grundig-Werke, war am 2. April 1969 nach mehrmonatiger Verhandlung wegen zwölf Vergehen der Untreue zum Schaden des Grundig-Konzerns zu drei Jahren Gefängnis und einer Million DM Geldstrafe verurteilt worden. Jetzt erhielt Schäfer Rabatt: Er erreichte vor dem Landgericht Nürnberg-Fürth, dass er nur noch 700.000 DM bezahlen musste. Die Gefängnisstrafe hatte er wegen verschiedener „innerer Krankheiten“ nie angetreten. Er schob immer neue ärztliche Atteste nach, für die ein Hamburger Professor für Psychiatrie und Neurologie verantwortlich zeichnete. Danach war Schäfer nicht haftfähig. Trotz gestiegener Benzinpreise, höheren Reparaturkosten und kräftig angehobenen Versicherungstarifen liefen in Fürth die Neuanmeldungen bei der Zulassungsstelle der Stadt wie bisher. Auf die Fürther Haushalte umgerechnet kam 1972 auf 3,5 Einwohner ein Kraftfahrzeug. (1955 kam ein Auto auf 14,6 Einwohner!) Montag, 29. Oktober 1973 Fast ein Jahr nach dem Baubeginn war der erste Teil des Schulzentrums am Tannenplatz schon fast zur vollständigen Größe gewachsen. Der jetzige Rohbau sollte später einmal 14 Klassenzimmer und zahlreiche dringend benötigte Fachräume aufnehmen. Dieser erste Bauabschnitt kostete „nur“ 9,6 Mio DM. Man hat`s ja. In der neuen Commerzbank-Filiale in der Rudolf-Breitscheid-Straße 7 waren jetzt Modelle von Flugzeugen, Triebwerksschaufeln, Flugzeugrädern, aufblinkenden Positionslichtern und Musterpackungen von Bordverpflegung zu bestaunen. In Kooperation mit der Lufthansa stellte die Commerzbank diese informative Ausstellung zusammen. Der Berg an alten Gasherden auf dem Lagerplatz des Fürther Gaswerkes wurde immer höher. Die Austauschaktion der Stadtwerke für Gasgeräte zeigte erste Erfolge. Spätestens im Jahr 1974 wollte die Nürnberger EWAG (einziger Lieferant des Fürther Stadtgases) endgültig auf Erdgas umsteigen. Die Fürther „mussten“ also ihre Gasgeräte über kurz oder lang auf Erdgas umstellen. Stadttheater: „Der Lügner“ Komödie von Goldoni (Bühne 64 Zürich). Dienstag, 30. Oktober 1973 Die Sudetendeutsche Landsmannschaft Fürth beging ihr 25-jähriges Bestehen. Man beklagte ein „mangelndes Geschichtsbewusstsein des deutschen Volkes“. Schließlich sollte auch die Jugend wissen, wo ihre Eltern herkamen. Durch die Vertreibung aus den Ostgebieten bestand die Fürther Bevölkerung in der Nachkriegszeit zu einem Drittel aus Flüchtlingen, insbesondere aus Sudeten. Seit 1948 hatten die in Fürth lebenden Heimatvertriebenen an ihrer Integration aktiv mitgearbeitet. Sorgen machte der Fürther Gruppe die ihrer Ansicht nach zu lasche Ostpolitik der Regierung Brandt. Blutig endete eine Wirtshausstreiterei an der Stadtgrenze. Im „Höfener Eck“, einer Gaststätte, die überwiegend von Amerikanern besucht wurde, streckte ein zufällig vorbeikommender „Streitschlichter“ drei Menschen mit einem entsicherten Colt nieder. Die Opfer schwebten in Lebensgefahr und waren lange nicht vernehmungsfähig. Der Schütze, ein 56-jähriger Jäger, wurde noch am Tatort festgenommen. Die SpVgg kam in ihrem Heimspiel im Ronhof vor 2500 Zuschauern zu einem 1:0-Sieg über den VfR Bürstadt. Das Tor für Fürth erzielte Dennerlein. Damit belegte man Rang zwölf der Tabelle. Mittwoch, 31. Oktober 1973 Wer als Bundesbürger vor Empfang seines Einberufungsbescheides nach Berlin gezogen und dort ansässig geworden war, durfte von der Bundeswehr nicht mehr zum Wehrdienst einberufen werden, so das Bundesverwaltungsgericht in seinem Urteil. Damit wurden zwei Einberufungsbescheide des Kreiswehrersatzamtes Fürth für rechtswidrig erklärt. Ein Amtsgericht hatte wegen des Sachverhalts zuvor noch fünf Monate Gefängnis
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