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[[Bild:GV Stadeln Jubil Deckblatt.jpg| | [[Bild:GV Stadeln Jubil Deckblatt.jpg|mini|right|Deckblatt der Jubiläumsschrift von 2001]] | ||
Der '''Gesangverein Stadeln''' führt seine Entstehung auf das Jahr [[1901]] zurück. Der Chor gibt zwei Konzerte jährlich und nimmt zudem an etlichen anderen Veranstaltungen teil, z. B. an Gedenkfeiern zum Volkstrauertag oder am jährlichen Adventsmarkt in Stadeln. | Der '''Gesangverein Stadeln''' führt seine Entstehung auf das Jahr [[1901]] zurück. Der Chor gibt zwei Konzerte jährlich und nimmt zudem an etlichen anderen Veranstaltungen teil, z. B. an Gedenkfeiern zum Volkstrauertag oder am jährlichen Adventsmarkt in Stadeln. | ||
==Geschichte== | ==Geschichte== | ||
Der Gesangverein Stadeln wurde am [[7. | [[Bild:GV Stadeln Gründung 1901.jpg|mini|right|Die Gründungsmitglieder des ''Bürgerlichen Gesangvereins'' 1901]] | ||
[[Bild:GV Stadeln Gründungsprotokoll 1905.jpg |mini|right|Gründungsprotokoll des ''Arbeitergesangvereins Lohengrin'' 1905]] | |||
Der Gesangverein Stadeln wurde am [[7. Juli]] [[1901]] von einigen singbegeisterten Männern als ''Bürgerlicher Gesangverein Stadeln'' gegründet. Die Fahnenweihe fand am 6. und 7. Juli [[1913]] statt. Weitere historische Dokumente finden sich allerdings kaum. Parallel dazu entstand am [[29. Januar]] [[1905]] der ''Arbeitergesangverein Lohengrin'', von dem heute noch das Protokollbuch erhalten ist. Dort ist zu lesen, dass die Gründung in der ''Mümmlerschen Wirtschaft'', [[Stadelner Hauptstraße 101]], stattfand. Bis in die späten 1940er Jahre waren beide reine Männerchöre. Frauen nahmen aber an den beliebten Theateraufführungen teil, erstmals am [[5. November]] [[1911]]. Mit Beginn des [[Erster Weltkrieg|Ersten Weltkrieg]]es kam das Vereinsleben allerdings mehr und mehr zum Erliegen. Ab [[1916]] kassierte man keine Beiträge mehr, da die meisten Mitglieder einberufen waren. Dementsprechend waren nach Kriegsende große Verluste zu beklagen. Viele Sänger waren im Krieg gefallen. Trotzdem wurde bereits am [[16. Februar]] [[1919]] wieder die erste Generalversammlung abgehalten. Es wurde ein Versuch der Verschmelzung der beiden Chöre gemacht, der aber an den ''Bürgerlichen'' scheiterte. Ein erstes Sängerfest fand am [[1. Juni]] [[1924]] auf dem Waldfestplatz des Bauern Grau statt, heute [[Stadelner Hauptstraße]] 45. Es war ein gesellschaftlich bedeutendes Ereignis, sogar die international bekannte Kapelle Lotter, Spitzname ''Pariser Lotter'', spielte zum Tanz auf. Beim 25-jährigen Gründungsfest stand der Chor [[1930]] in voller Blüte. Deshalb wurde auch ein großes ''Vereinsbild mit Brustbildern'' (so der Wortlaut in der Chronik) angeschafft. Bereits wenig später wurde von den Nationalsozialisten jeglicher Zusammenschluss von Arbeitern als Brutstätte von Kommunismus und Sozialdemokratie bekämpft. Am [[13. April]] [[1932]] wurden die Singstunden wegen "großer wirtschaftlicher Not" eingestellt. Ein Jahr später wurde das Vereinsvermögen von Seiten der Gendarmerie [[Vach]] und der Stadelner SA beschlagnahmt, dem Vorstand wurde jede Vereinstätigkeit untersagt. Das Vereinsbild wurde aus der Vereins-Gaststätte entfernt, wobei Rahmen und Glas für das neue Bild der [[Freiwillige Feuerwehr Fürth-Stadeln|Freiwilligen Feuerwehr Stadeln]] verwendet wurden. Schließlich erfolgte in der dritten Juniwoche [[1934]] auch noch die Beschlagnahmung sämtlicher Lieder- und Notenbücher, der Vereinsschränke, des Klaviers und der Vereinsfahne. Letztere blieb bis heute verschwunden. Lediglich das Protokollbuch wurde über die Zeit der NS-Diktatur gerettet. | |||
Schon kurz nach dem [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkrieg]], am [[17. Februar]] [[1946]], wurde der Verein ''Lohengrin'' von 28 ehemaligen Mitgliedern wieder ins Leben gerufen. Innerhalb eines Jahres schlossen sich weitere 70 Mitglieder dem Verein an, man war froh über jede Ablenkung im Nachkriegselend. Wieder gab es einen Versuch, sich mit dem ''Bürgerlichen Gesangverein'' zusammenzuschließen. Diesmal kamen Bedenken von den ''Arbeitern'', schließlich hatten die ''Bürgerlichen'' während der Nazizeit singen dürfen. Trotzdem vereinigten sich beide Vereine am [[2. Februar]] [[1947]] zum ''Gesangverein Stadeln'' mit einer stattlichen Anzahl von 122 Männern. | Schon kurz nach dem [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkrieg]], am [[17. Februar]] [[1946]], wurde der Verein ''Lohengrin'' von 28 ehemaligen Mitgliedern wieder ins Leben gerufen. Innerhalb eines Jahres schlossen sich weitere 70 Mitglieder dem Verein an, man war froh über jede Ablenkung im Nachkriegselend. Wieder gab es einen Versuch, sich mit dem ''Bürgerlichen Gesangverein'' zusammenzuschließen. Diesmal kamen Bedenken von den ''Arbeitern'', schließlich hatten die ''Bürgerlichen'' während der Nazizeit singen dürfen. Trotzdem vereinigten sich beide Vereine am [[2. Februar]] [[1947]] zum ''Gesangverein Stadeln'' mit einer stattlichen Anzahl von 122 Männern. | ||
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Nach dem Tod des langjährigen Chorleiters Matthäus Koch leitete ab 1953 Richard Friedrich fast 30 Jahre lang den Chor. Er war Sohn einer alten Fürther Musikerfamilie. Der Chor nahm [[1957]] an einem großen Musikfest des ''Deutschen Allgemeinen Sängerbundes'' mit 4.000 teilnehmenden Sängerinnen und Sängern in Fürth teil. Der Stadelner Chor veranstaltete in diesem Rahmen auf der [[Freilichtbühne]] im [[Stadtpark|Fürther Stadtpark]] sein erstes eigenes abendfüllendes Programm, ein musikalischer Höhepunkt der 1950er Jahre. Nach schwierigen Jahren um [[1960]] durch schlechten Besuch der Proben, folgten wieder fruchtbarere Jahre mit kleineren Auftritten. Am [[21. Mai]] [[1966]] konnte dann sogar die ''Carmina Burana'' von Carl Orff im [[Stadttheater Fürth]] aufgeführt werden. Eine weitere Aufführung folgte am [[11. Juni]] in der Meistersingerhalle in Nürnberg. Auch in den folgenden Jahren gab der Chor viele Konzerte, immer häufiger auch mit verschiedenen Solisten, insbesondere mit [[Uta Schwarz-Meixner|Uta Meixner]] und [[Walter Schwarz]]. | Nach dem Tod des langjährigen Chorleiters Matthäus Koch leitete ab 1953 Richard Friedrich fast 30 Jahre lang den Chor. Er war Sohn einer alten Fürther Musikerfamilie. Der Chor nahm [[1957]] an einem großen Musikfest des ''Deutschen Allgemeinen Sängerbundes'' mit 4.000 teilnehmenden Sängerinnen und Sängern in Fürth teil. Der Stadelner Chor veranstaltete in diesem Rahmen auf der [[Freilichtbühne]] im [[Stadtpark|Fürther Stadtpark]] sein erstes eigenes abendfüllendes Programm, ein musikalischer Höhepunkt der 1950er Jahre. Nach schwierigen Jahren um [[1960]] durch schlechten Besuch der Proben, folgten wieder fruchtbarere Jahre mit kleineren Auftritten. Am [[21. Mai]] [[1966]] konnte dann sogar die ''Carmina Burana'' von Carl Orff im [[Stadttheater Fürth]] aufgeführt werden. Eine weitere Aufführung folgte am [[11. Juni]] in der Meistersingerhalle in Nürnberg. Auch in den folgenden Jahren gab der Chor viele Konzerte, immer häufiger auch mit verschiedenen Solisten, insbesondere mit [[Uta Schwarz-Meixner|Uta Meixner]] und [[Walter Schwarz]]. | ||
Nach dem plötzlichen Tod von Richard Friedrich am [[9. April]] [[1983]] gelang es, den bekannten Konzertsänger Walter Schwarz für die musikalische Leitung zu verpflichten und das sogar für mehr als 30 Jahre. Schon zwei Monate später, am [[17. Juni]] 1983, beteiligte sich der Chor am ''Bundessingen'' in Hamburg. Unter Walter Schwarz wurde ein äußerst vielseitiges Repertoire gepflegt. Vom anspruchsvollen Volkslied über Musical, Operette, Oper, Melodien aus der Pop- und Unterhaltungsmusik bis hin zu geistlichen Werken wurde dem Publikum von den etwa 45 aktiven Mitgliedern anlassbezogen abwechslungsreiche Unterhaltung geboten. Eine große Ehre wurde dem Chor zuteil, als er am [[18. Dezember]] [[1984]] mit dem bekannten Schweizer Sänger Vico Torriani im Fürther Stadttheater ein Weihnachtskonzert mitgestalten durfte. [[1986]] wurde die Konzertreihe der ''Stadelner Weihnacht'' geboren und alle zwei Jahre abgehalten. Zu dieser Zeit wurde der Probenraum in der Gaststätte [[Goldener Engel (Stadeln)|Goldener Engel]] zu eng und man zog in den Chorraum der [[Grund- und Hauptschule Hans-Sachs-Straße|Grundschule Stadeln]] um. Der ''Goldene Engel'' blieb aber noch einige Jahre das Vereinslokal. Als dort allerdings der Pächter wechselte, erfolgte im Oktober [[1988]] der Umzug zum [[Stadelner Hauptstraße 79|Gästehaus Kalb]]. Am [[4. Mai]] [[1996]] wurden im Rahmen der Feier des 95. Geburtstags des Vereins die früheren Vorstände Oskar | [[Bild:GV Stadeln Konzert 1996.jpg|mini|right|Konzert in der [[Kirche „Heiligste Dreifaltigkeit“]] 1996]] | ||
Nach dem plötzlichen Tod von Richard Friedrich am [[9. April]] [[1983]] gelang es, den bekannten Konzertsänger Walter Schwarz für die musikalische Leitung zu verpflichten und das sogar für mehr als 30 Jahre. Schon zwei Monate später, am [[17. Juni]] 1983, beteiligte sich der Chor am ''Bundessingen'' in Hamburg. Unter Walter Schwarz wurde ein äußerst vielseitiges Repertoire gepflegt. Vom anspruchsvollen Volkslied über Musical, Operette, Oper, Melodien aus der Pop- und Unterhaltungsmusik bis hin zu geistlichen Werken wurde dem Publikum von den etwa 45 aktiven Mitgliedern anlassbezogen abwechslungsreiche Unterhaltung geboten. Eine große Ehre wurde dem Chor zuteil, als er am [[18. Dezember]] [[1984]] mit dem bekannten Schweizer Sänger Vico Torriani im Fürther Stadttheater ein Weihnachtskonzert mitgestalten durfte. [[1986]] wurde die Konzertreihe der ''Stadelner Weihnacht'' geboren und alle zwei Jahre abgehalten. Zu dieser Zeit wurde der Probenraum in der Gaststätte [[Goldener Engel (Stadeln)|Goldener Engel]] zu eng und man zog in den Chorraum der [[Grund- und Hauptschule Hans-Sachs-Straße|Grundschule Stadeln]] um. Der ''Goldene Engel'' blieb aber noch einige Jahre das Vereinslokal. Als dort allerdings der Pächter wechselte, erfolgte im Oktober [[1988]] der Umzug zum [[Stadelner Hauptstraße 79|Gästehaus Kalb]]. Seit [[1991]] besteht eine Partnerschaft mit dem '''Blema-Chor Aue/Sachsen'''. Am [[4. Mai]] [[1996]] wurden im Rahmen der Feier des 95. Geburtstags des Vereins die früheren Vorstände Oskar Schiek und Georg Mehl für 50 Jahre aktives Singen und Mina Ossmann für 68 Jahre Treue zum Verein geehrt. Bei der Weihnachtsfeier [[2006]] wurden beide ehemaligen Vorstände für 60 Jahre Mitgliedschaft ausgezeichnet. Ein weiterer Höhepunkt war die Aufnahme eines Videos mit verschiedenen sakralen und weltlichen Liedern am [[9. November]] [[1996]] in der [[Kirche „Heiligste Dreifaltigkeit“]]. Das Video ist noch bei der Vorstandschaft erhältlich. Eine weitere Videoaufnahme folgte kurz vor dem Jubiläumsjahr in der neuen Chorkleidung. Auch CDs wurden aufgenommen. | |||
Im Jahr [[2001]] erhielt der Verein für sein 100jähriges Bestehen vom bayerischen Kultusminister Hans Zehetmair in einer Feierstunde in Kahl am Main die ''Zelter Plakette'' überreicht. Am [[19. April]] [[2015]] verabschiedete sich Chorleiter Walter Schwarz mit einem Konzert in der Dreifaltigkeitskirche nach 32 Jahren. | Im Jahr [[2001]] erhielt der Verein für sein 100jähriges Bestehen vom bayerischen Kultusminister Hans Zehetmair in einer Feierstunde in Kahl am Main die ''Zelter Plakette'' überreicht. Am [[19. April]] [[2015]] verabschiedete sich Chorleiter Walter Schwarz mit einem Konzert in der Dreifaltigkeitskirche nach 32 Jahren. Nach kurzer Suche konnte Stanislaw Mann, ein bekannter Pianist und Sänger, als neuer Chorleiter gewonnen werden. Sein letztes Konzert mit dem Chor fand am [[3. November]] [[2019]] statt. Ab dem [[1. Januar]] [[2020]] liegt die musikalische Leitung bei Dagmar Riedmüller. | ||
==Soziales | ==Soziales Engagement== | ||
Gemäß der Tradition des ''Arbeitergesangvereins Lohengrin'' bemühte man sich immer wieder um Hilfe vor allem für Arbeitslose. Schon [[1931]] erwähnt das Protokollbuch, dass den erwerblosen Aktiven der Beitrag von den in Arbeit Stehenden übernommen wurde. [[1950]] wurde dieses Vorgehen wieder aufgegriffen und für die Mitgliedsbeiträge von Minderbemittelten und Arbeitslosen gesammelt. Auch in den folgenden Jahren gab es immer wieder solche Beitragsübernahmen. Mit dem ''Sozialen Singen'' erfreute man mehrfach Bewohner von Fürther Wohnheimen, erstmal am [[24. November]] [[1962]] im [[Grete-Schickedanz-Heim|Altenheim Würzburger Straße]], der damaligen Pfründ. [[1992]] wurde während der Weihnachtsfeier eine Sammlung zu Gunsten der ''Elterninitiative krebskranker Kinder e. V.'' durchgeführt. | Gemäß der Tradition des ''Arbeitergesangvereins Lohengrin'' bemühte man sich immer wieder um Hilfe vor allem für Arbeitslose. Schon [[1931]] erwähnt das Protokollbuch, dass den erwerblosen Aktiven der Beitrag von den in Arbeit Stehenden übernommen wurde. [[1950]] wurde dieses Vorgehen wieder aufgegriffen und für die Mitgliedsbeiträge von Minderbemittelten und Arbeitslosen gesammelt. Auch in den folgenden Jahren gab es immer wieder solche Beitragsübernahmen. Mit dem ''Sozialen Singen'' erfreute man mehrfach Bewohner von Fürther Wohnheimen, erstmal am [[24. November]] [[1962]] im [[Grete-Schickedanz-Heim|Altenheim Würzburger Straße]], der damaligen Pfründ. [[1992]] wurde während der Weihnachtsfeier eine Sammlung zu Gunsten der ''Elterninitiative krebskranker Kinder e. V.'' durchgeführt. | ||
==Literatur== | ==Literatur== | ||
* {{BuchQuelle|Festschrift 100 Jahre Gesangverein Stadeln 1901 - 2001 (Broschüre)}} | * {{BuchQuelle|Festschrift 100 Jahre Gesangverein Stadeln 1901 - 2001 (Broschüre)}} | ||
== Literatur == | |||
* Festschrift 700 Jahre Stadeln 1996 vom Vereinskartell Stadeln, S. 91 | |||
==Lokalberichterstattung== | ==Lokalberichterstattung== | ||
* Günter Greb: ''Walter Schwarz nahm Abschied vom Gesangverein Stadeln''. In: [[Fürther Nachrichten]] vom 21. April 2015 - [https://www.nordbayern.de/region/1.4331515 online | * Günter Greb: ''Walter Schwarz nahm Abschied vom Gesangverein Stadeln''. In: [[Fürther Nachrichten]] vom 21. April 2015 - [https://www.nordbayern.de/region/1.4331515 online] | ||
== Siehe auch == | == Siehe auch == | ||
* [[Gesangsvereine]] | |||
* [[Stadeln]] | * [[Stadeln]] | ||
== Weblinks == | == Weblinks == | ||
* Gesangverein Stadeln - [http://www.gesangverein-stadeln.de/index.html | * Gesangverein Stadeln - [http://www.gesangverein-stadeln.de/index.html online] | ||
== Einzelnachweise == | |||
<references /> | |||
==Bilder== | ==Bilder== | ||
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