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|Todesdatum=1962/12/16
|Todesdatum=1962/12/16
|Todesort=Fürth
|Todesort=Fürth
|Beruf=Dipl. Kaufmann; Stadtamtmann
|Beruf=Diplom-Kaufmann; Stadtamtmann; Oberamtmann; Amtsleiter
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|Auszeichnung=Bayerischer Militärverdienstorden
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'''Wolfgang Lippert''' (geb. [[3. November]] [[1890]] in [[Fürth]]; gest. [[16. Dezember]] [[1962]] in Fürth<ref>Ahnenpass von Otto Lippert (Sohn), S. 8 u. 9)</ref>) war ein wichtiger Zeitzeuge der Geschehnisse rund um die Errichtung, Funktion und Auflösung der Fürther [[Räterepublik]]. Weiterhin war Lippert Begründer und Anführer der 1919 entstandenen [[Einwohnerwehr Fürth]]. Zu diesen historischen Begebenheiten verfasste er in der Folgezeit zwei Abhandlungen.  
'''Wolfgang Lippert''' (geb. [[3. November]] [[1890]] in [[Fürth]]; gest. [[16. Dezember]] [[1962]] in Fürth<ref>Ahnenpass von Otto Lippert (Sohn), S. 8 u. 9)</ref>) war ein wichtiger Zeitzeuge der Geschehnisse rund um die Errichtung, Funktion und Auflösung der Fürther [[Räterepublik]]. Weiterhin war Lippert Begründer und Anführer der 1919 entstandenen [[Einwohnerwehr Fürth]]. Zu diesen historischen Begebenheiten verfasste er in der Folgezeit zwei Abhandlungen.  
__TOC__
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==Leben==
==Leben==
Johann Wolfgang Lippert wurde 1890 in Fürth geboren. Nach seiner Schulzeit schlug er die Beamtenlaufbahn ein, 1910 trug er die Berufsbezeichnung "Magistratsbeamter". Von Oktober 1910 bis September 1911 leistete Lippert seinen Militärdienst bei der Bayerischen Armee als "[[Wikipedia:Einjährig-Freiwilliger|Einjährig-Freiwilliger]]" beim in Fürth ansässigen [[Königlich Bayerisches 21. Infanterie-Regiment „Großherzog Friedrich Franz IV. von Mecklenburg-Schwerin“|21. Infanterieregiment]] und schied als Unteroffizier bzw. [[Wikipedia:Offizieranwärter|Offizieranwärter]] aus. Am [[3. August]] [[1914]] heiratete Lippert Auguste Heller und wurde einen Tag später aufgrund der allgemeinen [[Wikipedia:Mobilmachung|Mobilmachung]] wieder zum Militär eingezogen. Er nahm in der Folgezeit am [[Erster Weltkrieg|Ersten Weltkrieg]] teil, insbesondere an den Kämpfen an der [[Wikipedia:Westfront (Erster Weltkrieg)|Westfront]].
Johann Wolfgang Lippert wurde 1890 in Fürth geboren. Nach seiner Schulzeit schlug er die Beamtenlaufbahn ein, 1910 trug er die Berufsbezeichnung "Magistratsbeamter". Von Oktober 1910 bis September 1911 leistete Lippert seinen Militärdienst bei der Bayerischen Armee als "[[Wikipedia:Einjährig-Freiwilliger|Einjährig-Freiwilliger]]" beim in Fürth ansässigen [[Königlich Bayerisches 21. Infanterie-Regiment „Großherzog Friedrich Franz IV. von Mecklenburg-Schwerin“|21. Infanterieregiment]] und schied als Unteroffizier bzw. [[Wikipedia:Offizieranwärter|Offizieranwärter]] aus. Am [[3. August]] [[1914]] heiratete Lippert Auguste Heller und wurde einen Tag später aufgrund der allgemeinen [[Wikipedia:Mobilmachung|Mobilmachung]] wieder zum Militär eingezogen. Er nahm in der Folgezeit am [[Erster Weltkrieg|Ersten Weltkrieg]] teil, insbesondere an den Kämpfen an der [[Wikipedia:Westfront (Erster Weltkrieg)|Westfront]].
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===Weitere Laufbahn===
===Weitere Laufbahn===
====Nach 1921====
====Nach 1921====
Nach Auflösung der Einwohnerwehr begann Lippert im Jahr 1922 ein Studium zum Diplomkaufmann und wurde Mitglied der Studentenverbindung [https://www.lhansea.de/ Landsmannschaft Hansea Nürnberg], welcher er über fünf Jahrzehnte treu blieb. Sein Sohn Otto wurde 1921 Schüler der [[Heckmannschule|Heckmann`schen Privatschule]] in Fürth. 1923 schloss Lippert sein Studium zum Diplomkaufmann erfolgreich ab.  
Nach Auflösung der Einwohnerwehr begann Lippert im Jahr 1922 ein Studium zum Diplomkaufmann und wurde Mitglied der Studentenverbindung [https://www.lhansea.de/ Landsmannschaft Hansea Nürnberg], welcher er über fünf Jahrzehnte treu blieb. Sein Sohn Otto wurde 1921 Schüler der [[Heckmannschule|Heckmann`schen Privatschule]] in Fürth. 1923 schloss Lippert sein Studium zum Diplomkaufmann erfolgreich ab.
 
====NS-Zeit====
====NS-Zeit====
In der Folgezeit war Lippert wieder als Amtsmann bei der Stadt beschäftigt, in den 1930er Jahren konnte er ein Dienstjubiläum feiern. Im September 1940 starb seine Frau Auguste im Alter von nur 47 Jahren. Ferner soll Lippert auch noch am [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkrieg]] teilgenommen haben (Näheres war dazu bisher nicht in Erfahrung zu bringen).  
In der Folgezeit war Lippert wieder als Amtsmann bei der Stadt beschäftigt, in den 1930er Jahren konnte er ein Dienstjubiläum feiern. Im September 1940 starb seine Frau Auguste im Alter von nur 47 Jahren. Ferner soll Lippert auch noch am [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkrieg]] teilgenommen haben (Näheres war dazu bisher nicht in Erfahrung zu bringen).
 
====Entnazifizierung====
====Entnazifizierung====
Im Zuge der [[Entnazifizierung in Fürth|Entnazifizierung]] wurden als "politisch belastet" geltende Personen von den Amerikanern aus dem Behördendienst entlassen. Darunter auch Wolfgang Lippert, der Mitglied der [[NSDAP]] war. Gegen seine Entlassung wendete sich Lippert am 14. August 1945. Als Oberamtmann hätte er sich nicht politisch betätigt und seit September 1939 keine Beiträge an die NSDAP bezahlt. Er habe nach eigenen Angaben 1919 (Räterepublik) und 1920 (Kapp-Putsch) seine Vaterstadt Fürth unter Einsatz seines Lebens vor großem Blutvergießen bewahrt. Während seiner 38-jährigen Tätigkeit bei der Stadt (Vorstand von Wohlfahrtsamt und Steueramt) habe er anerkannte Höchstleistungen erzielt, speziell als „der Organisator der Stadt“. In einem weiteren Schreiben vom 29. August 1945 trug er vor, dass er [[1934]] durch Angehörige der SA überfallen und bewusstlos geschlagen wurde. Sein Antrag auf Austritt aus der Partei wurde abgewiesen mit dem Bescheid, dass nur ein Ausschluss unter Verlust der Stellung in Frage käme.<ref>Recherche Peter Frank (Fürth), Mai 2021</ref>
Im Zuge der [[Entnazifizierung in Fürth|Entnazifizierung]] wurden als „politisch belastet“ geltende Personen von den Amerikanern aus dem Behördendienst entlassen. Darunter auch Wolfgang Lippert, der Mitglied der [[Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei|NSDAP]] war. Gegen seine Entlassung wendete sich Lippert am 14. August 1945. Als Oberamtmann hätte er sich nicht politisch betätigt und seit September 1939 keine Beiträge an die NSDAP bezahlt. Er habe nach eigenen Angaben 1919 (Räterepublik) und 1920 (Kapp-Putsch) seine Vaterstadt Fürth unter Einsatz seines Lebens vor großem Blutvergießen bewahrt. Während seiner 38-jährigen Tätigkeit bei der Stadt (Vorstand von Wohlfahrtsamt und Steueramt) habe er anerkannte Höchstleistungen erzielt, speziell als „der Organisator der Stadt“. In einem weiteren Schreiben vom 29. August 1945 trug er vor, dass er [[1934]] durch Angehörige der SA überfallen und bewusstlos geschlagen wurde. Sein Antrag auf Austritt aus der Partei wurde abgewiesen mit dem Bescheid, dass nur ein Ausschluss unter Verlust der Stellung in Frage käme.<ref>Recherche [[Peter Frank]] (Fürth), Mai 2021</ref>


====Späte Jahre====
====Späte Jahre====
Schließlich ging Lippert als Amtsleiter des Steueramtes im Rang eines Oberamtmanns in Rente. 1950 wurde Lippert von seiner Studentenverbindung eine hohe Auszeichnung (Ehrenband) für sein langjähriges Engagement zuerkannt. U. a. war Lippert in seiner Verbindung als sog. [[Wikipedia:Fuxmajor|Fuxmajor]] geklammert, also innerhalb seiner [[Wikipedia:Charge (Studentenverbindung)|Charge]] für die Nachwuchsarbeit zuständig.  Sein Sohn Otto trat 1948 ebenfalls der Hansea bei. Im Dezember 1962 verstarb Lippert im Alter von 72 Jahren in Fürth.<ref>E-Mail der Hansea Nbg. an FürthWiki vom 8.12.2020; Ahnenpass von Otto Lippert (Sohn), S. 9. Recherche FürthWiki und Peter Frank, November - Dezember 2020</ref>
Schließlich ging Lippert als [[Amtsleiter]] des Steueramtes im Rang eines [[Oberamtmann]]s in Rente. 1950 wurde Lippert von seiner Studentenverbindung eine hohe Auszeichnung (Ehrenband) für sein langjähriges Engagement zuerkannt. U. a. war Lippert in seiner Verbindung als sog. [[Wikipedia:Fuxmajor|Fuxmajor]] geklammert, also innerhalb seiner [[Wikipedia:Charge (Studentenverbindung)|Charge]] für die Nachwuchsarbeit zuständig.  Sein Sohn Otto trat 1948 ebenfalls der Hansea bei. Im Dezember 1962 verstarb Lippert im Alter von 72 Jahren in Fürth.<ref>E-Mail der Hansea Nbg. an FürthWiki vom 8.12.2020; Ahnenpass von Otto Lippert (Sohn), S. 9. Recherche FürthWiki und [[Peter Frank]], November - Dezember 2020</ref>


== Veröffentlichungen ==
== Veröffentlichungen ==
{{Autoren}}
{{Autoren}}
== Sonstiges ==
== Sonstiges ==
2020 gelangte der Fürther Hobbyhistoriker [[Günter Scheuerer]] in den Besitz eines Nachlasses welcher Otto Lippert, dem Sohn Wolfgang Lipperts, zugeordnet werden konnte. Dieser Nachlass enthielt u. A. ein Ölgemälde Wolfgang Lipperts, ein reichhaltiges Fotoalbum der Familie sowie mehrere persönliche Dokumente. Nach Auswertung der Unterlagen gab Scheuerer den Nachlass im Juni 2023 an das Fürther [[Stadtarchiv]] weiter.<ref>Schenkungsvertrag des Stadtarchivs vom 19. Juni 2023</ref>
2020 gelangte der Fürther Hobbyhistoriker [[Günter Scheuerer]] in den Besitz eines Nachlasses welcher Otto Lippert, dem Sohn Wolfgang Lipperts, zugeordnet werden konnte. Dieser Nachlass enthielt u. A. ein Ölgemälde Wolfgang Lipperts, ein reichhaltiges Fotoalbum der Familie sowie mehrere persönliche Dokumente. Nach Auswertung der Unterlagen gab Scheuerer den Nachlass im Juni 2023 an das Fürther [[Stadtarchiv]] weiter.<ref>Schenkungsvertrag des Stadtarchivs vom 19. Juni 2023</ref>
==Literatur==
* Valentin Dreyer: ''Die Revolution von 1918/19 in Fürth und die Rolle der Arbeiter- und Soldatenräte''. In: [[Fürther Geschichtsblätter]] 1/2025, S. 3 - 27
==Siehe auch==
==Siehe auch==
* [[Königlich Bayerisches 21. Infanterie-Regiment „Großherzog Friedrich Franz IV. von Mecklenburg-Schwerin“]]
* [[Königlich Bayerisches 21. Infanterie-Regiment „Großherzog Friedrich Franz IV. von Mecklenburg-Schwerin“]]
* [[Erster Weltkrieg]]
* [[Räterepublik Fürth]]
* [[Räterepublik Fürth]]
* [[Einwohnerwehr Fürth]]
* [[Einwohnerwehr Fürth]]
* [[Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei|NS-Zeit]]
* [[Balthasar Lippert]]
* [[Balthasar Lippert]]


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