20.179
Bearbeitungen
Keine Bearbeitungszusammenfassung |
Keine Bearbeitungszusammenfassung |
||
| (8 dazwischenliegende Versionen von 4 Benutzern werden nicht angezeigt) | |||
| Zeile 1: | Zeile 1: | ||
{{Karte|lat=49.495703|lon=10.992589|zoom=15}} | {{Karte|lat=49.495703|lon=10.992589|zoom=15}} | ||
Die [[2004]] aufgelöste '''[[Wikipedia:Dynamit Nobel|Dynamit Nobel]]''' war ein deutsches Chemie- und Rüstungsunternehmen mit einer Niederlassung in Fürth in der [[Kronacher Straße]] 63. Der Hauptzweig der Fürther Produktion besteht unter dem Namen ''RUAG Ammotec GmbH'' fort. Nach Übernahme der RUAG Ammotec durch die Beretta Holding AG im Sommer 2022 | Die [[2004]] aufgelöste '''[[Wikipedia:Dynamit Nobel|Dynamit Nobel]]''' war ein deutsches Chemie- und Rüstungsunternehmen mit einer Niederlassung in Fürth in der [[Kronacher Straße]] 63. Der Hauptzweig der Fürther Produktion besteht unter dem Namen ''RUAG Ammotec GmbH'' fort. Nach Übernahme der RUAG Ammotec durch die Beretta Holding AG im Sommer 2022 erfolgte bis Januar 2023 eine Umbenennung des Unternehmens auf den Namen RWS GmbH. Das Fürther Werksgelände erstreckt sich auf ca. 85 ha zwischen der [[Seeackerstraße]] im Süden, der Kronacher Straße im Osten, der [[Stadelner Hard]] im Norden und der [[Erlanger Straße]] im Westen. | ||
[[Bild:Dynamit-Nobel_Mai_2019_1.jpg|mini|right|Blick auf das Werksgelände]] | [[Bild:Dynamit-Nobel_Mai_2019_1.jpg|mini|right|Blick auf das Werksgelände]] | ||
| Zeile 7: | Zeile 7: | ||
[[Bild:Dynamit-Produkte II.jpg|mini|right|150px|Historischer RWS-Munitionskatalog von 1908, noch mit Utendoerffer-Logo]] | [[Bild:Dynamit-Produkte II.jpg|mini|right|150px|Historischer RWS-Munitionskatalog von 1908, noch mit Utendoerffer-Logo]] | ||
Ab [[1894]] beantragte die ''Rheinisch-Westfälische Sprengstoff AG (RWS)'' die Errichtung einer Munitionsfabrik in [[Stadeln]] als Erweiterung des seit 1889 in Nürnberg bestehenden Betriebs (Kirchenweg 56, vormals Heinrich Utendoerffer), wogegen die Stadt Fürth zunächst Einspruch erhob. Im Juni [[1895]] wurden von der kgl. Regierung die Einsprüche abgewiesen und die Errichtung grundsätzlich gestattet.<ref>''Fürth 1887-1900, Käppner-Chronik, Teil 1''. Hrsg: Bernd Jesussek, 2015, S. 50</ref> | Ab [[1894]] beantragte die ''Rheinisch-Westfälische Sprengstoff AG (RWS)'' die Errichtung einer Munitionsfabrik in [[Stadeln]] als Erweiterung des seit 1889 in Nürnberg bestehenden Betriebs (Kirchenweg 56, vormals Heinrich Utendoerffer), wogegen die Stadt Fürth zunächst Einspruch erhob. Im Juni [[1895]] wurden von der kgl. Regierung die Einsprüche abgewiesen und die Errichtung grundsätzlich gestattet.<ref>''Fürth 1887-1900, Käppner-Chronik, Teil 1''. Hrsg: Bernd Jesussek, 2015, S. 50</ref> | ||
Am [[10. Juli]] [[1896]] wurde der RWS vom Königlichen Bezirksamt Fürth in erster Instanz mitgeteilt, dass der Errichtung und dem Betrieb einer Zündhütchen- und Patronenfabrik auf Grundstücken der Gemeinde [[Stadeln]] und der Gemeinde [[Ronhof]] stattgegeben worden sei. Dies war der eigentliche Geburtstag des Werkes, das anfangs ca. 6,2 ha umfasste. | Am [[10. Juli]] [[1896]] wurde der RWS vom Königlichen Bezirksamt Fürth in erster Instanz mitgeteilt, dass der Errichtung und dem Betrieb einer Zündhütchen- und Patronenfabrik auf Grundstücken der Gemeinde [[Stadeln]] und der Gemeinde [[Ronhof]] stattgegeben worden sei. Dies war der eigentliche Geburtstag des Werkes, das anfangs ca. 6,2 ha umfasste. 7. Oktober [[1899]]: D''er Sprengstoffabrik Stadeln wird der Pulvertransport durch die Stadt verboten und solcher auf den Weg Gebersdorf, Höfen, Höfener Weg, Doos, Poppenreuth zur Fabrik verwiesen. Die Transporte kommen aus Schwabach.'' <ref>''Fürth 1887-1900, Käppner-Chronik, Teil 1''. Hrsg: Bernd Jesussek, 2015, S. 72</ref> | ||
===1914 - 1918: | ===1914 - 1918: Erster Weltkrieg=== | ||
Der | Der [[Erster Weltkrieg|Erste Weltkrieg]] ließ das Werk zu einer der größten privaten Zündhütchenproduktionsstätten der Welt werden. | ||
===1919 - 1932: Inflation & Weltwirtschaftskrise=== | ===1919 - 1932: Inflation & Weltwirtschaftskrise=== | ||
''Siehe auch Hauptartikel: [[Inflation in Fürth 1914 - 1923]]''<br /> | |||
[[1926]] wird ein neuartiger, quecksilberfreier Zündsatz unter dem Namen ''SINOXID'' als Schutzmarke eingetragen. [[1931]] wird die RWS mit der ''Dynamit-Nobel AG'' verschmolzen. Unter anderem wurde in Zusammenarbeit mit [https://de.wikipedia.org/wiki/Ernst_Heinkel Ernst Heinkel] hier in Fürth auch das sog. [https://de.wikipedia.org/wiki/Sprengniet Sprengniet]-Verfahren entwickelt. | [[1926]] wird ein neuartiger, quecksilberfreier Zündsatz unter dem Namen ''SINOXID'' als Schutzmarke eingetragen. [[1931]] wird die RWS mit der ''Dynamit-Nobel AG'' verschmolzen. Unter anderem wurde in Zusammenarbeit mit [https://de.wikipedia.org/wiki/Ernst_Heinkel Ernst Heinkel] hier in Fürth auch das sog. [https://de.wikipedia.org/wiki/Sprengniet Sprengniet]-Verfahren entwickelt. | ||
| Zeile 59: | Zeile 60: | ||
===1945 - 1957: Wiederbeginn, Demontage und Ersatzfertigungen=== | ===1945 - 1957: Wiederbeginn, Demontage und Ersatzfertigungen=== | ||
1947 erfolgte die Demontage der Produktionsanlagen durch die US-[[ | 1947 erfolgte die [[wikipedia:Demontage (Reparation)|Demontage]] der Produktionsanlagen durch die [[U.S. Army|US-Amerikaner]] im Rahmen der deutschen [[wikipedia:Deutsche Reparationen nach dem Zweiten Weltkrieg|Reparationen]] nach dem Zweiten Weltkrieg.<ref>Nürnberger Nachrichten, 18. Oktober 1947, S. 3</ref> Viele Anlagenteile gingen nach Polen. 1948/49 erfolgte die Gründung eines eigenständigen, vom Hauptsitz Troisdorf abgetrennten, Industriebetriebs - das ''Nürnberg-Fürther Industriewerk''. Dieser Zustand wurde aber bereits 1952 wieder revertiert und die vor dem Krieg gültige Rechtsform hergestellt.<ref>''Das Werk Stadeln der Dynamit Nobel AG''. In: Deutsches Waffen-Journal Nr. 12, Dezember 1968, S. 904 - 910</ref> Da Deutschland die Herstellung von Munition strikt untersagt war und da auf dem Werksgelände in [[Stadeln]] ab [[1947]] etliche Fremdfirmen untergebracht waren, wurden dort „friedliche“ Dinge wie Süßstoffplättchen, Addiermaschinen oder Hülsen für Lippenstifte hergestellt.<ref>Zeitzeugenbericht M. Weigel und {{BuchQuelle|Durch Fürth geführt - Band 2 (Buch)|Seite=101}}</ref> Im Januar [[1952]] kündigte das ''Nürnberg-Fürther Industriewerk'' all diesen Firmen zum nächstmöglichen Termin. Die damals noch selbständige Gemeinde [[Stadeln]] nahm die Gelegenheit wahr, den gekündigten Firmen günstige Grundstücke anzubieten, was auch die Firmen [[Gmöhling]], [[Doria-Werke]] und [[Fröschle Strick- und Wirkwarenfabrik]] zum Umzug nach Stadeln veranlasste. 1952 begann man wieder mit der Munitionsherstellung. Erst nach Übernahme des [[Zennwald-Depot]]s 1957 wurde das Firmengelände wieder komplett freigegeben. Die Firma wartete schon sehnlichst – wegen der laufenden Expansion der Geschäfte – auf diesen Schritt. | ||
===1957 - 1997: Stetiges Wachstum=== | ===1957 - 1997: Stetiges Wachstum=== | ||
| Zeile 153: | Zeile 154: | ||
==Lokalberichterstattung== | ==Lokalberichterstattung== | ||
* ''Dynamit Nobel droht mit Abbau von Arbeitsplätzen''. Heizungsanlage gilt nach Austausch eines Kessels als Neuanlage und unterliegt strengeren Grenzwerten der Umweltschutzauflagen. Rechtstreit mit der Stadt Fürth vor dem Verwaltungsgericht Ansbach. In: [[Fürther Nachrichten]] vom 6. November 1996 (Druckausgabe) | * ''Dynamit Nobel droht mit Abbau von Arbeitsplätzen''. Heizungsanlage gilt nach Austausch eines Kessels als Neuanlage und unterliegt strengeren Grenzwerten der Umweltschutzauflagen. Rechtstreit mit der Stadt Fürth vor dem Verwaltungsgericht Ansbach. In: [[Fürther Nachrichten]] vom 6. November 1996 (Druckausgabe) | ||
* Volker Dittmar: ''Subventionen besiegeln das Aus für Petri''. In: [[Fürther Nachrichten]] vom 25. Januar 2008 - [http://www.nordbayern.de/region/fuerth/subventionen-besiegeln-das-aus-fur-petri-furth-1.936147 online | * Volker Dittmar: ''Subventionen besiegeln das Aus für Petri''. In: [[Fürther Nachrichten]] vom 25. Januar 2008 - [http://www.nordbayern.de/region/fuerth/subventionen-besiegeln-das-aus-fur-petri-furth-1.936147 online] | ||
* Johannes Alles: ''Die Wirtschaftskrise holt auch Delphi ein''. In: Fürther Nachrichten vom 27. November 2009 - [http://www.nordbayern.de/region/fuerth/die-wirtschaftskrise-holt-auch-delphi-ein-1.605985 online | * Johannes Alles: ''Die Wirtschaftskrise holt auch Delphi ein''. In: Fürther Nachrichten vom 27. November 2009 - [http://www.nordbayern.de/region/fuerth/die-wirtschaftskrise-holt-auch-delphi-ein-1.605985 online] | ||
* fn: ''Verpuffung: Mitarbeiter verletzt''. In: Fürther Nachrichten vom 14. Juli 2020 (Druckausgabe) bzw. jru, tl, lui: ''Ein Verletzter nach Verpuffung in Fürther Munitionsfabrik''. In: nordbayern.de vom 14. Juli 2020 - [https://www.nordbayern.de/region/1.10257403 online | * fn: ''Verpuffung: Mitarbeiter verletzt''. In: Fürther Nachrichten vom 14. Juli 2020 (Druckausgabe) bzw. jru, tl, lui: ''Ein Verletzter nach Verpuffung in Fürther Munitionsfabrik''. In: nordbayern.de vom 14. Juli 2020 - [https://www.nordbayern.de/region/1.10257403 online] | ||
==Siehe auch== | ==Siehe auch== | ||
* [[Wasserturm#Dynamit|Wasserturm Dynamit]] | * [[Wasserturm#Dynamit|Wasserturm Dynamit]] | ||
* [[Zwangsarbeiterlager Dynamit-Nobel]] | |||
==Weblinks== | ==Weblinks== | ||
* Nachfolgebetrieb RUAG [https://ruag-ammotec.de/ueber-uns/standort-fuerth | * Nachfolgebetrieb RUAG [https://ruag-ammotec.de/ueber-uns/standort-fuerth online] | ||
* RWS Munition bei [http://de.wikipedia.org/wiki/RWS_(Munition) Wikipedia] | * RWS Munition bei [http://de.wikipedia.org/wiki/RWS_(Munition) Wikipedia] | ||
* Fa. Hirtenberger [http://www.genschow.com/pdf/Hirtenberger-Flyer-engl.pdf | * Fa. Hirtenberger [http://www.genschow.com/pdf/Hirtenberger-Flyer-engl.pdf online] | ||
==Einzelnachweise== | ==Einzelnachweise== | ||
Bearbeitungen