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== Sexshop ==
== Sexshop ==
Im Erdgeschoss befand sich in den 1950er Jahren zuerst eine Heißmangel, die später in das Rückgebäude zog. Es folgte eine Kleintierhandlung, bevor ab ca. 1980 eine Dame aus der „Branche“ Fürths ältesten Sexshop eröffnete.<ref>Persönliche Erinnerung Dr. Friedrich Schoder, Dezember 2024</ref> Der Betreiber Erich Söllner übernahm Ende der 1990er Jahre den Laden von seiner Vorbesitzerin, zunächst als Teilhaber, später übernahm er den Laden vollständig. Söllner selbst bezeichnete gegenüber den [[Fürther Nachrichten]] seinen Laden liebevoll ''„als den Tante-Emma-Laden der Sex-Shops“''.<ref name="Vorhang">Johannes Alles: Leidenschaft hinter dem Vorhang. In: Fürther Nachrichten vom 22. September 2015, HFN S. 27</ref> Neben dem Laden am [[Königsplatz]] besaß Erich Söllner und seine Frau, auf die der Laden am [[Königsplatz]] offiziell lief, noch zwei weitere Sexshops in Nürnberg. Diese waren allerdings alle moderner als der Laden in Fürth.
Ende des 19. Jahrhunderts kaufte Johann Adam Schoder das Gebäude, in dem sich im Erdgeschoss das Gasthaus "Zum Storch" befand. Sein Sohn Friedrich Schober baute 1924 das Erdgeschoss als Ladengeschäft aus. Die Familie Schoder war eine Altwarenhändler-Dynastie in Fürth, die vor allem ihr Geld mit dem Recycling von Schrott verdienten. Die Familie sammelte u.a. Altreifen, Metalle, Lumpen, Papier, Glasabfälle und Tierknochen. Auch eine Eisen- und Kohlehandlung war im Besitz der Familie Schoder, die sich am Rand des Gänsberg und an anderen Standorten befand, ehe es in den 1930er Jahren auch in der Königstraße 6 beheimate war.
 
Anschließend folgte im Erdgeschoss in den 1950er Jahren erst eine Heißmangel, die später in das Rückgebäude zog. Es folgte eine Kleintierhandlung, bevor ab ca. 1980 eine Dame aus der „Branche“, die "eine gepflegte, attraktive Erscheinung aus München" darstellte, in Fürth den bis dato ältesten Sexshop eröffnete. Sie selbst sagte ohne Umschweife, dass sie in der Vergangenheit selbst "anschaffen" gegangen sei - allerdings immer ohne einem Zuhälter zu dienen<ref>Persönliche Erinnerung Dr. Friedrich Schoder, Dezember 2024</ref> Eigentümer war inzwischen Adam Schoder, Sohn von Friedrich Schoder. Der Betreiber Erich Söllner und seine Frau übernahmen Ende der 1990er Jahre den Laden von seiner Vorbesitzerin, zunächst als Teilhaber, später übernahm er den Laden vollständig. Söllner selbst bezeichnete gegenüber den [[Fürther Nachrichten]] seinen Laden liebevoll ''„als den Tante-Emma-Laden der Sex-Shops“''.<ref name="Vorhang">Johannes Alles: Leidenschaft hinter dem Vorhang. In: Fürther Nachrichten vom 22. September 2015, HFN S. 27</ref> Neben dem Laden am [[Königsplatz]] besaß Erich Söllner und seine Frau, auf die der Laden am [[Königsplatz]] offiziell lief, noch zwei weitere Sexshops in Nürnberg. Diese waren allerdings alle moderner als der Laden in Fürth.


Der Fürther Sex-Shop wirkte von außen nicht sonderlich einladend. Nach eigenen Angaben lief allerdings das Geschäft, trotz oder vielleicht gerade wegen dessen schmuddeligen Ambientes. Die Innenmöblierung versprühte den Charme der 1970er Jahre, der Verkaufsraum war bis auf den letzten Zentimeter mit Ware ausgestattet, es fehlte eine Heizung im Verkaufsraum und die Räume wirkten mit den niedrigen Holzdecken eher drückend - die Heizung im Erdgeschoss war im Winter ein Elektro-Ofen. Der Betreiber dachte schon des Öfteren an einen Umzug, allerdings gestaltete er sich schwierig. In einem Interview gegenüber den Fürther Nachrichten äußerte Söllner: Immer wie­der habe er daran gedacht, innerhalb Fürths umzuziehen; in schönere Räu­me in einer besseren Lage, aber das sei utopisch. Entweder falle der Vermie­ter aus allen Wolken oder die Bewoh­ner. ''„Sie würden bei dir einkaufen, aber im Haus wollen sie dich nicht haben.“''<ref name="Vorhang"/>
Der Fürther Sex-Shop wirkte von außen nicht sonderlich einladend. Nach eigenen Angaben lief allerdings das Geschäft, trotz oder vielleicht gerade wegen dessen schmuddeligen Ambientes. Die Innenmöblierung versprühte den Charme der 1970er Jahre, der Verkaufsraum war bis auf den letzten Zentimeter mit Ware ausgestattet, es fehlte eine Heizung im Verkaufsraum und die Räume wirkten mit den niedrigen Holzdecken eher drückend - die Heizung im Erdgeschoss war im Winter ein Elektro-Ofen. Der Betreiber dachte schon des Öfteren an einen Umzug, allerdings gestaltete er sich schwierig. In einem Interview gegenüber den Fürther Nachrichten äußerte Söllner: Immer wie­der habe er daran gedacht, innerhalb Fürths umzuziehen; in schönere Räu­me in einer besseren Lage, aber das sei utopisch. Entweder falle der Vermie­ter aus allen Wolken oder die Bewoh­ner. ''„Sie würden bei dir einkaufen, aber im Haus wollen sie dich nicht haben.“''<ref name="Vorhang"/>
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[[2009]] kam es zu einem kleinen Eklat um den Sexshop. Der Stadtmarketingverein [[Vision Fürth]] hatte von der Kommune die Aufgabe bekommen, das leerstehende [[Modehaus Fiedler]] zumindest im Bereich der Schaufenster mit lokalen Einzelhändlern zu bespielen. Die Einzelhändler erhielten drei bis vier laufende Meter Schaufenster in der [[Rudolf-Breitscheid-Straße]], in denen sie ihre Ware zur Dekoration auslegen konnten. Auch Söllner bekam das Angebot die Schaufenster zu bespielen. Söllner selbst zeigte sich skeptisch ob der Anfrage und meinte „Freunde, ich bin ein Sexshop, gibt´s da Ärger?“ Nachdem dies von offizieller Seite verneint wurde, dekorierte er das Schaufenster mit rotem Samt, auf dem „Love-Cuffs – Plüsch besetzte Handschellen –, buntglitzernde Vibratoren, Kondome oder eine Peitsche“ lagen, also alles Sachen, die laut Söllner auch in einem Warenkaufhaus käuflich zu erwerben wären. Nach diversen Beschwerden gegenüber dem [[Oberbürgermeister]] Dr. [[Thomas Jung]] musste Söllner die Utensilien wieder entfernen. Die Innenstadtbeauftragte [[Karin Hackbarth-Herrmann]] gab gegenüber der Presse bekannt, dass solche Sachen an Ostern nicht „tragbar“ seien - weshalb auch sie den Abbau der Utensilien mit unterstützte.  
[[2009]] kam es zu einem kleinen Eklat um den Sexshop. Der Stadtmarketingverein [[Vision Fürth]] hatte von der Kommune die Aufgabe bekommen, das leerstehende [[Modehaus Fiedler]] zumindest im Bereich der Schaufenster mit lokalen Einzelhändlern zu bespielen. Die Einzelhändler erhielten drei bis vier laufende Meter Schaufenster in der [[Rudolf-Breitscheid-Straße]], in denen sie ihre Ware zur Dekoration auslegen konnten. Auch Söllner bekam das Angebot die Schaufenster zu bespielen. Söllner selbst zeigte sich skeptisch ob der Anfrage und meinte „Freunde, ich bin ein Sexshop, gibt´s da Ärger?“ Nachdem dies von offizieller Seite verneint wurde, dekorierte er das Schaufenster mit rotem Samt, auf dem „Love-Cuffs – Plüsch besetzte Handschellen –, buntglitzernde Vibratoren, Kondome oder eine Peitsche“ lagen, also alles Sachen, die laut Söllner auch in einem Warenkaufhaus käuflich zu erwerben wären. Nach diversen Beschwerden gegenüber dem [[Oberbürgermeister]] Dr. [[Thomas Jung]] musste Söllner die Utensilien wieder entfernen. Die Innenstadtbeauftragte [[Karin Hackbarth-Herrmann]] gab gegenüber der Presse bekannt, dass solche Sachen an Ostern nicht „tragbar“ seien - weshalb auch sie den Abbau der Utensilien mit unterstützte.  


Im Dezember [[2016]] wurde durch einen Aushang am Geschäft bekannt, dass Hr. Söllner den ältesten Fürther Sexshop zum [[31. Dezember]] [[2016]] für immer schloss.
Im Dezember [[2016]] wurde durch einen Aushang am Geschäft bekannt, dass Hr. Söllner den ältesten Fürther Sexshop zum [[31. Dezember]] [[2016]] für immer schloss. Der Eigentümer Friedrich Schoder hat inzwischen das leerstehende Gebäude saniert. Die Obergeschosse wurden als Wohnung, das Erdgeschoss mit 39 qm neu als Ladengeschäft ausgebaut.


== Lokalberichterstattung ==
== Lokalberichterstattung ==
101.306

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