Kirche St. Matthäus: Unterschied zwischen den Versionen

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|Besonderheit=Scharwachttürme (15. Jh.)
|Besonderheit=Scharwachttürme (15. Jh.)
|Bild=Vach St Matthäus Pfarrhaus 2019.JPG
|Bild=Vach St Matthäus Pfarrhaus 2019.JPG
|Strasse=Vacher Kirchenweg
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|Objekt=Evang.-Luth. Pfarrkirche St. Matthäus
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|GebaeudeBesteht=Ja
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|DenkmalstatusBesteht=Ja
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|Quellangaben=[http://www.geodaten.bayern.de/denkmal_static_data/externe_denkmalliste/pdf/denkmalliste_merge_563000.pdf BLfD - Denkmalliste Fürth]
|Quellangaben=[http://www.geodaten.bayern.de/denkmal_static_data/externe_denkmalliste/pdf/denkmalliste_merge_563000.pdf BLfD - Denkmalliste Fürth]
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Der Bau der eigentlichen Kirche St. Matthäus wurde früher mit der Erhebung zur Pfarrei in Verbindung gebracht, was aber nicht stimmen kann. Denn eine dendrochronologische Untersuchung brachte ans Licht, dass die Balken des Chordachstuhls schon auf [[1404]] zu datieren sind. Für den Kirchturm und das Langhaus fehlen leider entsprechende Anhaltspunkte, denn deren Dachstühle wurden [[1591]] (und [[1755]]) bzw. [[1707]] erneuert. Nachdem das Langhaus mit dem Chor im Mauerverband steht, dürfte es zur selben Zeit errichtet worden sein. Das Kreuzigungsrelief am Turm wird in das 14. oder 15. Jahrhundert datiert, der alte Konsolstein für die [[1904]] angebrachte Figur des Schmerzensmanns in das 15. Jahrhundert. Die großen Südfenster des Langhauses sind nicht ursprünglich, sondern ersetzten wahrscheinlich kleinere Fenster an derselben Stelle, wie es [[1856]] für das Fenster über dem Portal nachgewiesen ist, da keine älteren Spuren mehr zu erkennen sind. Im südlichen Winkel zwischen Turm und Langhaus befand sich noch 1832 ein offener Anbau mit Steildach, bei dem es sich nur um das Gehäuse für eine, damals wohl bereits verlorene, plastische Darstellung Christi am Ölberg handeln kann. Wie die meisten seiner Art wird er gegen Ende des 15. oder im frühen 16. Jahrhundert entstanden sein.
Der Bau der eigentlichen Kirche St. Matthäus wurde früher mit der Erhebung zur Pfarrei in Verbindung gebracht, was aber nicht stimmen kann. Denn eine dendrochronologische Untersuchung brachte ans Licht, dass die Balken des Chordachstuhls schon auf [[1404]] zu datieren sind. Für den Kirchturm und das Langhaus fehlen leider entsprechende Anhaltspunkte, denn deren Dachstühle wurden [[1591]] (und [[1755]]) bzw. [[1707]] erneuert. Nachdem das Langhaus mit dem Chor im Mauerverband steht, dürfte es zur selben Zeit errichtet worden sein. Das Kreuzigungsrelief am Turm wird in das 14. oder 15. Jahrhundert datiert, der alte Konsolstein für die [[1904]] angebrachte Figur des Schmerzensmanns in das 15. Jahrhundert. Die großen Südfenster des Langhauses sind nicht ursprünglich, sondern ersetzten wahrscheinlich kleinere Fenster an derselben Stelle, wie es [[1856]] für das Fenster über dem Portal nachgewiesen ist, da keine älteren Spuren mehr zu erkennen sind. Im südlichen Winkel zwischen Turm und Langhaus befand sich noch 1832 ein offener Anbau mit Steildach, bei dem es sich nur um das Gehäuse für eine, damals wohl bereits verlorene, plastische Darstellung Christi am Ölberg handeln kann. Wie die meisten seiner Art wird er gegen Ende des 15. oder im frühen 16. Jahrhundert entstanden sein.


[[1528]], und damit etwas später als im benachbarten Nürnberger Landgebiet, wurde Vach evangelisch. Die Übernahme der Regierung durch Markgraf [[Georg der Fromme|Georg den Frommen]] [[1527]] hat der [[Reformation]] auch im [[Markgraftum Brandenburg-Ansbach|Fürstentum Ansbach]] den Weg geebnet. Schon 1528 einigte er sich mit der [[Nürnberg|Reichsstadt Nürnberg]] auf eine gemeinsame Visitation aller Pfarreien. Friedrich Scheffer, der damalige Pfarrer in Vach, und seine Gemeinde wurden dabei nicht durchwegs gut beurteilt. ''Zwar sei er ein junger verständiger Mann, habe auch Frau und Kinder und lese die Messe auf Deutsch. Doch sei er häufig im Wirtshaus anzutreffen, wie überhaupt die Vacher ihre Feiertage mit Tanzen, Kegeln, Spielen, Prassen und Fluchen verbrächten, wozu auch viele aus den umliegenden Dörfern kämen. Außerdem habe er am Karfreitag wie früher in das (Oster-)Grab die Hostie und ein Kruzifix gelegt, das vom gemeinen Volk u.a. mit Küssen und Knien verehrt werde. Mit dem Sakrament habe er eine Prozession und auf Wunsch der Bauern auch weiterhin Jahrtage gehalten.''<ref>Schornbaum, Karl: Aktenstücke zur ersten brandenburgischen Kirchenvisitation 1528 (München 1928), S. 32 und 80f</ref> Nach längeren Verhandlungen wurde Ende [[1532]] eine gemeinsame brandenburgisch-nürnbergische Kirchenordnung verabschiedet, die im Fürstentum Ansbach am 1. März [[1533]] in Kraft trat. Im selben Jahr wurden die ersten Kirchenbücher in Vach begonnen, die bis heute im Pfarrarchiv erhalten sind. Historische Kirchenbücher Zeitraum 1533 - 1808 Tauf-, Hochzeits- und Totenbücher. Das Eichstätter Patronatsrecht und die Diözesangewalt des Würzburger Bischofs wurden faktisch kassiert.
[[1528]], und damit etwas später als im benachbarten Nürnberger Landgebiet, wurde Vach evangelisch. Die Übernahme der Regierung durch Markgraf [[Georg der Fromme|Georg den Frommen]] [[1527]] hat der [[Reformation]] auch im [[Markgraftum Brandenburg-Ansbach|Fürstentum Ansbach]] den Weg geebnet. Schon 1528 einigte er sich mit der [[Nürnberg|Reichsstadt Nürnberg]] auf eine gemeinsame Visitation aller Pfarreien. Friedrich Scheffer, der damalige Pfarrer in Vach, und seine Gemeinde wurden dabei nicht durchwegs gut beurteilt. ''Zwar sei er ein junger verständiger Mann, habe auch Frau und Kinder und lese die Messe auf Deutsch. Doch sei er häufig im Wirtshaus anzutreffen, wie überhaupt die Vacher ihre Feiertage mit Tanzen, Kegeln, Spielen, Prassen und Fluchen verbrächten, wozu auch viele aus den umliegenden Dörfern kämen. Außerdem habe er am Karfreitag wie früher in das (Oster-)Grab die Hostie und ein Kruzifix gelegt, das vom gemeinen Volk u.a. mit Küssen und Knien verehrt werde. Mit dem Sakrament habe er eine Prozession und auf Wunsch der Bauern auch weiterhin Jahrtage gehalten.''<ref>Schornbaum, Karl: Aktenstücke zur ersten brandenburgischen Kirchenvisitation 1528 (München 1928), S. 32 und 80f</ref> Nach längeren Verhandlungen wurde Ende [[1532]] eine gemeinsame brandenburgisch-nürnbergische Kirchenordnung verabschiedet, die im Fürstentum Ansbach am 1. März [[1533]] in Kraft trat. Im selben Jahr wurden die ersten Kirchenbücher in Vach begonnen (Taufbuch 1533-1608 und Hochzeitsbuch 1533-1608, Totenbuch später von 1589-1606) die bis heute im Pfarrarchiv erhalten sind. Historische Kirchenbücher Zeitraum 1533 - 1808 Tauf-, Hochzeits- und Totenbücher. Das Eichstätter Patronatsrecht und die Diözesangewalt des Würzburger Bischofs wurden faktisch kassiert.


Im [[Zweiter Markgrafenkrieg|Zweiten Markgrafenkrieg]], den [[1552]]/54 Markgraf Albrecht Alkibiades von Brandenburg-Kulmbach gegen die [[Bistum Bamberg|Bistümer Bamberg]] und Würzburg sowie die Reichsstadt Nürnberg führte, blieb das Fürstentum Ansbach neutral. Jedoch brach [[1552]] ein gewisser Veit Hager in die Kirche ein und entwendete 50 Gulden an Geld sowie drei Kelche, etliche gute Messgewänder und anderes mehr.<ref>PfA Vach A 101, Pfarrbeschreibung 1845, Bl. 19v</ref> Da der Zehnt weiterhin Eichstätter Lehen war, versuchte die durch den Krieg verarmte Vacher Gemeinde [[1554]] von dort finanzielle Hilfe zu erhalten. ''Das Einkommen des Pfarrers sei so gering, dass sich kaum Bewerber fänden, und das Geld reiche für eine Reparatur des Pfarrhauses nicht aus.'' Die Eichstätter Domherren lehnten aber jede Zahlung ab, da sich die Gemeinde 1422 zum Bau und Unterhalt des Pfarrhauses verpflichtet habe. Nachdem auch die markgräflichen Behörden nicht halfen, war das Gebäude ab [[1565]] unbewohnbar; erst [[1596]] wurde ein neues Pfarrhaus errichtet.<ref>PfA Vach A 101, Pfarrbeschreibung 1845, Bl. 15v und loses Faszikel von 1913 mit Auszügen aus Ansbacher Konsistorialakten 1547-1795. Der Pfarrhausbau 1596 wird auch in A 29 auf dem Titelblatt erwähnt</ref>
Im [[Zweiter Markgrafenkrieg|Zweiten Markgrafenkrieg]], den [[1552]]/54 Markgraf Albrecht Alkibiades von Brandenburg-Kulmbach gegen die [[Bistum Bamberg|Bistümer Bamberg]] und Würzburg sowie die Reichsstadt Nürnberg führte, blieb das Fürstentum Ansbach neutral. Jedoch brach [[1552]] ein gewisser Veit Hager in die Kirche ein und entwendete 50 Gulden an Geld sowie drei Kelche, etliche gute Messgewänder und anderes mehr.<ref>PfA Vach A 101, Pfarrbeschreibung 1845, Bl. 19v</ref> Da der Zehnt weiterhin Eichstätter Lehen war, versuchte die durch den Krieg verarmte Vacher Gemeinde [[1554]] von dort finanzielle Hilfe zu erhalten. ''Das Einkommen des Pfarrers sei so gering, dass sich kaum Bewerber fänden, und das Geld reiche für eine Reparatur des Pfarrhauses nicht aus.'' Die Eichstätter Domherren lehnten aber jede Zahlung ab, da sich die Gemeinde 1422 zum Bau und Unterhalt des Pfarrhauses verpflichtet habe. Nachdem auch die markgräflichen Behörden nicht halfen, war das Gebäude ab [[1565]] unbewohnbar; erst [[1596]] wurde ein neues Pfarrhaus errichtet.<ref>PfA Vach A 101, Pfarrbeschreibung 1845, Bl. 15v und loses Faszikel von 1913 mit Auszügen aus Ansbacher Konsistorialakten 1547-1795. Der Pfarrhausbau 1596 wird auch in A 29 auf dem Titelblatt erwähnt</ref>
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Während die größere der beiden abgenommenen Glocken nicht mehr aus dem Krieg zurückkam, fand man die kleinere ''Heroldtsglocke'' auf der Sammelstelle [[wikipedia:Glockenfriedhof|Hamburger Glockenfriedhof]] wieder. Am [[18. Juni]] 1947 kehrte sie nach Vach zurück und wurde am [[22. Juni]] bei einem Festgottesdienst feierlich geweiht. [[1951]] wurde die verloren gegangene mittlere Glocke ersetzt. [[1958]]/59 erfolgten die gründliche Reparatur der Dächer und die Erneuerung der Schwarwachttürmchen am Chor. Am [[19. August]] [[1959]] zerbarst die alte, kleine Glocke beim Montieren des neuen eisernen Glockenstuhls. Der damals bereits geplante Ersatz des inzwischen maroden Treppenturms von [[1895]] durch einen sich besser einfügenden Neubau ließ sich erst [[1966]] verwirklichen.<ref>PfA Vach, Baupläne 1959 und 1965</ref>  Eine Außenrenovierung folgte [[1970]]/71. Bei dieser Gelegenheit wurde die Fassade gereinigt, anschließend aber mit roter Farbe angestrichen und - angeblich nach Befund - mit einem weißen Fugennetz versehen.<ref>Vgl. die Abb. bei {{BuchQuelle|Denkmäler in Bayern - Stadt Fürth (Buch)|Seite=484}}. Eine hellrote Fassung mit weißem Fugennetz, die aber erst von 1681 stammen dürfte, wurde 1986 an der Gründlacher Kirche nachgewiesen. Vgl. Frhr. v. Haller, Bertold: St. Laurentius in Großgründlach. Geschichte eines Kulturdenkmals im Knoblauchsland (Nürnberg 1990), S. 80</ref> Das fand in der Gemeinde keinen großen Anklang. Problematischer war aber, dass die Kirchenmauern durch eine fehlerhafte Ableitung der Dachrinnen stark durchfeuchtet wurden.<ref>Zur Renovierung von 1970/71 vgl. diverse Notizen im Bauakt von 1987ff (PfA Vach)</ref> Zunächst war [[1989]] wieder einmal eine Innenrenovierung an der Reihe. Sie gelang so gut, dass die Gemeinde dafür vom Bezirk Mittelfranken eine Auszeichnung erhielt.<ref>Schötz, Hartmut und Töpner, Kurt: Sanierte  
Während die größere der beiden abgenommenen Glocken nicht mehr aus dem Krieg zurückkam, fand man die kleinere ''Heroldtsglocke'' auf der Sammelstelle [[wikipedia:Glockenfriedhof|Hamburger Glockenfriedhof]] wieder. Am [[18. Juni]] 1947 kehrte sie nach Vach zurück und wurde am [[22. Juni]] bei einem Festgottesdienst feierlich geweiht. [[1951]] wurde die verloren gegangene mittlere Glocke ersetzt. [[1958]]/59 erfolgten die gründliche Reparatur der Dächer und die Erneuerung der Schwarwachttürmchen am Chor. Am [[19. August]] [[1959]] zerbarst die alte, kleine Glocke beim Montieren des neuen eisernen Glockenstuhls. Der damals bereits geplante Ersatz des inzwischen maroden Treppenturms von [[1895]] durch einen sich besser einfügenden Neubau ließ sich erst [[1966]] verwirklichen.<ref>PfA Vach, Baupläne 1959 und 1965</ref>  Eine Außenrenovierung folgte [[1970]]/71. Bei dieser Gelegenheit wurde die Fassade gereinigt, anschließend aber mit roter Farbe angestrichen und - angeblich nach Befund - mit einem weißen Fugennetz versehen.<ref>Vgl. die Abb. bei {{BuchQuelle|Denkmäler in Bayern - Stadt Fürth (Buch)|Seite=484}}. Eine hellrote Fassung mit weißem Fugennetz, die aber erst von 1681 stammen dürfte, wurde 1986 an der Gründlacher Kirche nachgewiesen. Vgl. Frhr. v. Haller, Bertold: St. Laurentius in Großgründlach. Geschichte eines Kulturdenkmals im Knoblauchsland (Nürnberg 1990), S. 80</ref> Das fand in der Gemeinde keinen großen Anklang. Problematischer war aber, dass die Kirchenmauern durch eine fehlerhafte Ableitung der Dachrinnen stark durchfeuchtet wurden.<ref>Zur Renovierung von 1970/71 vgl. diverse Notizen im Bauakt von 1987ff (PfA Vach)</ref> Zunächst war [[1989]] wieder einmal eine Innenrenovierung an der Reihe. Sie gelang so gut, dass die Gemeinde dafür vom Bezirk Mittelfranken eine Auszeichnung erhielt.<ref>Schötz, Hartmut und Töpner, Kurt: Sanierte  
Kulturdenkmäler. Denkmalprämierung des Bezirks Mittelfranken (Ansbach 1990), S. 84</ref> Eine gründliche Außeninstandsetzung folgte dann [[1991]]/92. Vor allem wurde das Dach neu gedeckt und die Wasserableitung verbessert. Umstritten war die Fassadengestaltung: Die Kirchengemeinde hätte den Sandstein gerne wieder freigelegt, das Landesamt für Denkmalpflege beharrte auf einem Anstrich, verzichtete aber auf die Quaderung, da eine erneute Befunduntersuchung [[1988]] zu keinem klaren Ergebnis kam. Kritik ernteten jedoch der rosa Farbton, zumal damit auch die Figuren und Reliefs am Turm überstrichen wurden, und das Auftreten unschöner brauner Flecken, die vermutlich auf einer Reaktion mit Eisenoxydeinschlüssen im Stein beruhten und deren Beseitigung einige Mehrkosten verursachte. Bemerkenswert war die Opferbereitschaft der Gemeinde; mehr als drei Viertel der Gesamtkosten in Höhe von rund 200.000 DM konnte sie durch Eigenmittel aufbringen.<ref>PfA Vach, Bauakten zur Außenrenovierung 1987ff</ref>
Kulturdenkmäler. Denkmalprämierung des Bezirks Mittelfranken (Ansbach 1990), S. 84</ref> Eine gründliche Außeninstandsetzung folgte dann [[1991]]/92. Vor allem wurde das Dach neu gedeckt und die Wasserableitung verbessert. Umstritten war die Fassadengestaltung: Die Kirchengemeinde hätte den Sandstein gerne wieder freigelegt, das Landesamt für Denkmalpflege beharrte auf einem Anstrich, verzichtete aber auf die Quaderung, da eine erneute Befunduntersuchung [[1988]] zu keinem klaren Ergebnis kam. Kritik ernteten jedoch der rosa Farbton, zumal damit auch die Figuren und Reliefs am Turm überstrichen wurden, und das Auftreten unschöner brauner Flecken, die vermutlich auf einer Reaktion mit Eisenoxydeinschlüssen im Stein beruhten und deren Beseitigung einige Mehrkosten verursachte. Bemerkenswert war die Opferbereitschaft der Gemeinde; mehr als drei Viertel der Gesamtkosten in Höhe von rund 200.000 DM konnte sie durch Eigenmittel aufbringen.<ref>PfA Vach, Bauakten zur Außenrenovierung 1987ff</ref>
Seit dem Jahr [[2008]] und viele Jahre danach wird zu Christi Himmelfahrt auf dem Atzenhofer [[Solarberg]] ein Gottesdienst (Ideengeberin Katrin Grimmer) – ausgerichtet von der Vacher evangelischen Gemeinde Kirche St. Matthäus – gefeiert. So auch am 21. Mai 2009 mit rund 150 Christen, die durch einen extra eingerichteten Fahrdienst auch Mitglieder auf den Gipfel brachte, die nicht mehr gut zu Fuß waren. Mittels einer Hochleistungs-Funkfernbedienung steuerte Pfarrer Markus Pöllinger die rund zwei Kilometer entfernten Glocken vom Vacher Gotteshaus.<ref> Gottesdienst auf dem Fürther Solarberg. In: Fürther Nachrichten vom 23. Mai 2009</ref>


[[Datei:NL-FW 09 KP 328 Logo St. Matthäus Vach 2006.jpg | mini | rigth |Logo der Evang..-Luth. Kirchengemeinde St. Matthäus Vach 2006]]
[[Datei:NL-FW 09 KP 328 Logo St. Matthäus Vach 2006.jpg | mini | rigth |Logo der Evang..-Luth. Kirchengemeinde St. Matthäus Vach 2006]]
Die 950-Jahrfeier der Kirche wurde am 11. Juli [[2009]] mit einem Festgottesdienst und einem Straßenfest "Jubiläumsmeile" der Vacher Vereine und Geschäftsleute zwischen 11 und 19 Uhr begangen. Die Einnahmen der Veranstaltung waren für die geplante Sanierung des Kindergartens bestimmt. Außerdem wurde eine Ausstellung am 19. Juli zur Jubiläumsfeier von [[Georg Mehl]] zusammengestellt. Weiterhin fand eine musikalische "St. Matthäus Nacht" am 29. August und ein weiterer Festgottesdienst am 20. September statt.


== Beschreibung des Baudenkmals ==
== Beschreibung des Baudenkmals ==
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Die älteste der vier Glocken stammt aus dem Jahr [[1791]] und wurde bei der Glockengießerei von Ernst Lösch und seinen Söhnen in Ansbach gegossen. Sie wiegt 850 kg und ist auf Ton fis' gestimmt. Die zweite Glocke wurde [[1951]] vom Heidelberger Glockengießer Friedrich Wilhelm Schilling gegossen. Sie wiegt 400 kg und ist auf a' gestimmt. Nachdem die kleinere alte Heroldtsglocke [[1959]] bei Bauarbeiten kaputt gegangen war, kamen im Jahr [[1966]] die neue 3. Glocke und gleich eine 4. Glocke hinzu, beide aus der Glockengießerei Rincker im hessischen Sinn. Die größere Glocke 3, die sogenannte Trauglocke, wiegt 290 kg und ihr Ton ist h'. Die Glocke 4, die Taufglocke, wiegt 220 kg und ist auf cis'' gestimmt.<ref>{{BuchQuelle|950 Jahre St. Matthäus in Vach (Buch)|Seite=82-86}}</ref>
Die älteste der vier Glocken stammt aus dem Jahr [[1791]] und wurde bei der Glockengießerei von Ernst Lösch und seinen Söhnen in Ansbach gegossen. Sie wiegt 850 kg und ist auf Ton fis' gestimmt. Die zweite Glocke wurde [[1951]] vom Heidelberger Glockengießer Friedrich Wilhelm Schilling gegossen. Sie wiegt 400 kg und ist auf a' gestimmt. Nachdem die kleinere alte Heroldtsglocke [[1959]] bei Bauarbeiten kaputt gegangen war, kamen im Jahr [[1966]] die neue 3. Glocke und gleich eine 4. Glocke hinzu, beide aus der Glockengießerei Rincker im hessischen Sinn. Die größere Glocke 3, die sogenannte Trauglocke, wiegt 290 kg und ihr Ton ist h'. Die Glocke 4, die Taufglocke, wiegt 220 kg und ist auf cis'' gestimmt.<ref>{{BuchQuelle|950 Jahre St. Matthäus in Vach (Buch)|Seite=82-86}}</ref>


==Salzburger Exulanten==
==Österreichische Exulanten==
Erzherzog Ferdinand, seit 1619 deutscher Kaiser [[wikipedia:Ferdinand II. (HRR)|Ferdinand II.]] und sein Nachfolger [[wikipedia:Ferdinand III. (HRR)|Ferdinand III.]] führten eine harte Gegenreformation in ihren Erblanden durch. Wer nicht wieder katholisch werden wollte, musste Österreich verlassen. Für evangelische Glaubensflüchtlinge bürgerte sich der Terminus „Exul Christi“ – verbannt um Christi willen – ein. 1629 und 1630 richtete sich die habsburgische Gegenreformation auf den Adel und die Städte. Evangelische Adelsfamilien emigrierten Richtung Regensburg und Nürnberg. Nach 1636 kam es auch zur Vertreibung von evangelischen Bauern aus Ober- und Niederösterreich. <ref>Georg Kuhr: „Österreichische Exulanten: Gründe der Auswanderung, Orte der Zuwanderung und Bedeutung für Franken nach dem Dreißigjährigen Krieg“  in: [http://frankenland.franconica.uni-wuerzburg.de/login/data/1987_167.pdf Frankenland], 1987, S. 163 </ref>.  In jedem Gottesdienst stehen Hostiendose und Abendmahlskelch in der Sakramentsnische im Chorraum. Die vasa sacra wurde der St. Matthäus Kirche gestiftet von der oberösterreichischen Exulantenfamilie von Storch, die 1632 wegen ihres evangelischen Glaubens ihre Heimat, das Schloß Klaus bei Steyr, verlassen mussten und in Vach Aufnahme fanden.<ref>Gemeindebrief 2009 Nr. 2 Seite 5</ref>
Herkunftsgebiete waren das [[wikipedia:Mühlviertel|Mühlviertel]], das [[wikipedia:Hausruckviertel|Hausruckviertel]], das [[wikipedia:Waldviertel|Waldviertel]], das Land ob der Enns.
===Exulanten aus der [[wikipedia:Eisenwurzen|Eisenwurzen]] und Oberösterreich===
Etwa 100 Exulanten dieser Zeit kamen nach Vach. Etliche kamen aus dem Eisenwurzen, einer Landschaft am rechten Ufer der Enns zwischen [[wikipedia:Steyr|Steyr]] und [[wikipedia:Enns|Enns]].<ref>Eberhard Krauß: „Die Ansiedlung der Exulanten“ in: „950 Jahre St. Matthäus in Vach“, S. 124</ref> Zu dieser Gruppe gehörte auch die Familie Storch von Claus<ref>Sie besaßen das Schloss in [[wikipedia:Klaus an der Pyhrnbahn|Klaus]]</ref>, die der Vacher St. Matthäus-Kirche ihr mitgenommenes Abendmahlsgeschirr und Taufbecken vermachten.
<gallery caption="Das Abendmahlsgeschirr der Exulanten Storch von Claus" perrow="5" >
<gallery perrow="5" class=float-right">
Datei:Vach Abendmahlskelch, Vorderansicht .jpg|Abendmahlskelch Vorderansicht
Datei:Vach Abendmahlskelch Nudus.jpg|Abendmahlskelch Nudus
Datei:Vach Abendmahlskelch, Fuß mit Wappen 2.jpg|Abendmahlskelch Fuß mit Wappen
Datei:Vach Patene.jpg|Patene
Datei:Vach Patene Wappen.jpg|Storch-Wappen auf Patene
</gallery>
 
===Salzburger Exulanten 1731/32===
Auf ihrem Weg nach Ostpreußen kamen Glaubensflüchtlinge ([[wikipedia:Salzburger Exulanten|Salzburger Exulanten]]) aus dem Erzstift Salzburg auch durch Vach. Sie waren vom Fürsterzbischof Leopold Anton Graf von Firmian 1731/32 vertrieben worden.
Auf ihrem Weg nach Ostpreußen kamen Glaubensflüchtlinge ([[wikipedia:Salzburger Exulanten|Salzburger Exulanten]]) aus dem Erzstift Salzburg auch durch Vach. Sie waren vom Fürsterzbischof Leopold Anton Graf von Firmian 1731/32 vertrieben worden.


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==Literatur==
==Literatur==
* Johann Christian Hoellerer: ''Pfarrbeschreibung von Vach'', Vach 1845 - [https://www.bavarikon.de/object/bav:IFL-PFR-00000BAV80062486?p=1&cq=Vach&lang=de online-Digitalisat]
* Johann Christian Hoellerer: ''Pfarrbeschreibung von Vach'', Vach 1845 - [https://www.bavarikon.de/object/bav:IFL-PFR-00000BAV80062486?p=1&cq=Vach&lang=de online-Digitalisat]
* Johann Leonhard Tobias Roth: ''Pfarrbuch Vach'', Vach 1864 - [https://www.bavarikon.de/object/bav:IFL-PFR-00000BAV80062523?p=1&cq=Vach&lang=de online-Digitalisat]
* Christian Lohbauer: ''[[Land-Chronik (Buch)|Land-Chronik]]'', Fürth 1892
* Christian Lohbauer: ''[[Land-Chronik (Buch)|Land-Chronik]]'', Fürth 1892
* Rudolf Großner: ''[[Vach im Spiegel von Jahrhunderten (Buch)|Vach im Spiegel von Jahrhunderten]]'', Vach 1978
* Rudolf Großner: ''[[Vach im Spiegel von Jahrhunderten (Buch)|Vach im Spiegel von Jahrhunderten]]'', Vach 1978
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