Hammerer & Kühlwein: Unterschied zwischen den Versionen

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== Gründerjahre ==
== Gründerjahre ==
Die Gründung des Unternehmens fand ca. [[1909]] durch den Vergoldergehilfe Johann Hammerer und dessen Ehefrau Margareta im Hinterhaus der Schwabacher Straße 164 statt. Beide stellten vermutlich in der eigenen Wohnung zunächst in kleiner Stückzahl Blechspielzeuge her. Das Fürther [[Adressbuch]] von [[1911]] listet die Firma "Johann und Margareta Hammerer, Blechspielwarenfabrikation" ab diesem Zeitpunkt in der [[Holzstraße 44]] aus, die Fabrikation fand offensichtlich nun im 1. Obergeschoss des Gebäudes statt. Zur gleichen Zeit existierte die Kartonagenfabrik Johann Kühlwein in der [[Marienstraße 7]]. Die Firma war ebenfalls um die Jahrhundertwende gegründet worden. Beide Firmen gerieten durch die Folge des [[1. Weltkrieg]]es und der daraus resultierenden Inflation [[1914]] - [[1923]] in eine finanzielle Schieflage, so dass die beiden Firmengründer jeweils ihr Geschäft verkaufen mussten. Die Metallspielwarenfabrik Johann Hammerer wurde an den jüdischen Kaufmann [[Moritz Saalheimer]] verkauft, während die Kartonagenfabrik Kühlwein an Herrmann Gutmann verkauft wurde. Mitte der 1920er Jahre übernahm Saalheimer ebenfalls von Gutmann die Firma Kühlwein - ob es bereits im Vorfeld eine Zusammenarbeit beider Firmen gab - ist aktuell nicht belegt. Jedoch erscheint ab [[1926]] erstmalig der Firmenname Hammerer und Kühlwein - Inhaber Moritz Saalheimer - als Produktionsstätte für Blechspielzeug in den einschlägigen Unterlagen auf. Das Handelsregister von [[1928]] weist das Unternehmen im Erdgeschoss der [[Lobitzstraße]] 7 aus. Über Art und Umfang dieser Produktionszeit ist wenig bekannt. Bekannt ist lediglich, dass der Schwerpunkt der Produktion anfänglich bei dem sog. "Groschenspielzeug" lag, oder auch "Pennytoys" genannt. Diese einfachen Spielzeuge wurden in der Regel nicht gemarkt und waren meist nur für den Export ausgelegt. Zu den ersten bekannten Spielzeugen zählen kleinere Fahrzeuge mit und ohne Uhrwerk in verschiedenen Ausführung, so z.B. eine Limousine mit Chauffeur, ein Krankenwagen und ein Express-Lieferwagen. Erstmals erscheint die Markenbezeichnung "JoHaKü" auf dem Kühlergrill der Fahrzeuge bzw. im Nummernschild des Fahrzeuges. Überliefert ist auch, dass bereits in der ersten Zeit auch Schiffe und Flugzeuge produziert wurden.  
Die Gründung des Unternehmens fand ca. [[1909]] durch den Vergoldergehilfe Johann Hammerer und dessen Ehefrau Margareta im Hinterhaus der Schwabacher Straße 164 statt. Beide stellten vermutlich in der eigenen Wohnung zunächst in kleiner Stückzahl Blechspielzeuge her. Das Fürther [[Adressbuch]] von [[1911]] listet die Firma "Johann und Margareta Hammerer, Blechspielwarenfabrikation" ab diesem Zeitpunkt in der [[Holzstraße 44]] aus, die Fabrikation fand offensichtlich nun im 1. Obergeschoss des Gebäudes statt. Zur gleichen Zeit existierte die Kartonagenfabrik Johann Kühlwein in der [[Marienstraße 7]]. Die Firma war ebenfalls um die Jahrhundertwende gegründet worden. Beide Firmen gerieten durch die Folge des [[1. Weltkrieg]]es und der daraus resultierenden Inflation [[1914]] - [[1923]] in eine finanzielle Schieflage, so dass die beiden Firmengründer jeweils ihr Geschäft verkaufen mussten. Die Metallspielwarenfabrik Johann Hammerer wurde an den jüdischen Kaufmann [[Moritz Saalheimer]] verkauft, während die Kartonagenfabrik Kühlwein an Herrmann Gutmann verkauft wurde. Mitte der 1920er Jahre übernahm Saalheimer ebenfalls von Gutmann die Firma Kühlwein - ob es bereits im Vorfeld eine Zusammenarbeit beider Firmen gab - ist aktuell nicht belegt. Jedoch erscheint ab [[1926]] erstmalig der Firmenname Hammerer und Kühlwein - Inhaber Moritz Saalheimer - als Produktionsstätte für Blechspielzeug in den einschlägigen Unterlagen auf. Das Handelsregister von [[1928]] weist das Unternehmen im Erdgeschoss der [[Lobitzstraße]] 7 aus. Über Art und Umfang dieser Produktionszeit ist wenig bekannt. Bekannt ist lediglich, dass der Schwerpunkt der Produktion anfänglich bei dem sog. "Groschenspielzeug" lag, oder auch "Pennytoys" genannt. Diese einfachen Spielzeuge wurden in der Regel nicht gemarkt und waren meist nur für den Export ausgelegt. Zu den ersten bekannten Spielzeugen zählen kleinere Fahrzeuge mit und ohne Uhrwerk in verschiedenen Ausführung, so z. B. eine Limousine mit Chauffeur, ein Krankenwagen und ein Express-Lieferwagen. Erstmals erscheint die Markenbezeichnung "JoHaKü" auf dem Kühlergrill der Fahrzeuge bzw. im Nummernschild des Fahrzeuges. Überliefert ist auch, dass bereits in der ersten Zeit auch Schiffe und Flugzeuge produziert wurden.  


Bedingt durch die Expansion erfolgt Ende der 1920er Jahre die Verlagerung der Firma nach Nürnberg in die Gibitzenhoferstraße, bzw. nur kurze Zeit später in die noch größeren Räumlichkeiten in der Geisseestraße. Firmenleiter war weiterhin Moritz Saalheimer, der in dieser Zeit bereits 30 bis 50 Mitarbeiter beschäftigte. Über seinen in London lebenden Bruder Adolf Saalheimer baute Moritz Saalheimer das Im- und Exportgeschäft der Firma auf, so dass das Blechspielzeug aus (jetzt) Nürnberg, in alle Welt verkauft werden konnte. Trotz des Exportgeschäfts blieb die Firma aber, gemessen an den lokalen Konkurrenten [[GAMA]] oder [[Göso]], stets ein eher mittelständiges Unternehmen. Genaue Absatz- und Produktionszahlen sind allerdings nicht bekannt, da keine Firmenunterlagen mehr vorhanden sind.  
Bedingt durch die Expansion erfolgt Ende der 1920er Jahre die Verlagerung der Firma nach Nürnberg in die Gibitzenhoferstraße, bzw. nur kurze Zeit später in die noch größeren Räumlichkeiten in der Geisseestraße. Firmenleiter war weiterhin Moritz Saalheimer, der in dieser Zeit bereits 30 bis 50 Mitarbeiter beschäftigte. Über seinen in London lebenden Bruder Adolf Saalheimer baute Moritz Saalheimer das Im- und Exportgeschäft der Firma auf, so dass das Blechspielzeug aus (jetzt) Nürnberg, in alle Welt verkauft werden konnte. Trotz des Exportgeschäfts blieb die Firma aber, gemessen an den lokalen Konkurrenten [[GAMA]] oder [[Göso]], stets ein eher mittelständiges Unternehmen. Genaue Absatz- und Produktionszahlen sind allerdings nicht bekannt, da keine Firmenunterlagen mehr vorhanden sind.  
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In den 1950er Jahren wird der Schwerpunkt der Spielwarenproduktion eher auf figürliches Spielzeug gelegt. So entstehen u.a. Spielzeuge als Tanzbär, Schlittenfahrer, Eisverkäufer mit Fahrrad oder einem Schlittenfahrer. Auch die Flugzeugserien der Vorkriegszeit werden weiter ausgebaut und erfreuen sich großer Beliebtheit. [[1951]] folgt der letzte Umzug der Firma, dieses Mal in die ehem. [[Spiegelfabrik J. L. Lehmann|Spiegelfabrik]] in der [[Lange Straße 53]], neben den großen Spielwarenhersteller aus Fürth [[GAMA]] und [[Göso]]. Der Umzug und die Nachkriegszeit bescheren der Firma ein letztes Mal eine Blütezeit, in der ca. 80 bis 100 Mitarbeiter in Lohn und Brot stehen. Das Sortiment ist vielfältig, meist Flugzeuge und Hubschrauber. Auch der zweite Verkaufsschlager entstand in dieser Zeit, nach dem vom Eduard Mödel geschaffenen Saltoflieger kam der Motorradclown, der sich während der Fahrt ebenfalls mehrfach überschlagen kann. Trotz der Blüte kann die Firma aber nicht mehr an den Umsätzen der Vorkriegszeit anknüpften und bleibt somit stets hinter den Mitbewerbern als mittelständiges Unternehmen. Eine besondere Bedeutung in dieser Zeit kommt der Verpackung zu. [[Eduard Mödel]] erkannte frühzeitig, dass die Verpackung eines Spielzeuges auf dem neuen Markt eine wesentliche Bedeutung zuteilwird, da diese die Käufer positiv zum Kauf ermuntern kann. Während vor dem Krieg die Verpackungen meist schmucklos waren und lediglich aus grauer oder brauner Pappe mit einer aufgedruckten Artikelnummer ausgeliefert wurden, änderte sich dies nach dem [[2. Weltkrieg]] rasant. Die Herstellung und Zeichnung der nun meist bunten und bedruckten Kartons mit den zu verkaufenden Spielzeugen wurden zur Familienangelegenheit erklärt und stets mitgestaltet. Die ersten Motive waren noch nach Vorlagen des Bruder Theodor Mödel angefertigt, die kolorierte Bleistiftzeichnungen abbildeten. Später wurden die Ausführungen deutlich bunter und glichen eher Aquarellzeichnungen.  
In den 1950er Jahren wird der Schwerpunkt der Spielwarenproduktion eher auf figürliches Spielzeug gelegt. So entstehen u.a. Spielzeuge als Tanzbär, Schlittenfahrer, Eisverkäufer mit Fahrrad oder einem Schlittenfahrer. Auch die Flugzeugserien der Vorkriegszeit werden weiter ausgebaut und erfreuen sich großer Beliebtheit. [[1951]] folgt der letzte Umzug der Firma, dieses Mal in die ehem. [[Spiegelfabrik J. L. Lehmann|Spiegelfabrik]] in der [[Lange Straße 53]], neben den großen Spielwarenhersteller aus Fürth [[GAMA]] und [[Göso]]. Der Umzug und die Nachkriegszeit bescheren der Firma ein letztes Mal eine Blütezeit, in der ca. 80 bis 100 Mitarbeiter in Lohn und Brot stehen. Das Sortiment ist vielfältig, meist Flugzeuge und Hubschrauber. Auch der zweite Verkaufsschlager entstand in dieser Zeit, nach dem vom Eduard Mödel geschaffenen Saltoflieger kam der Motorradclown, der sich während der Fahrt ebenfalls mehrfach überschlagen kann. Trotz der Blüte kann die Firma aber nicht mehr an den Umsätzen der Vorkriegszeit anknüpften und bleibt somit stets hinter den Mitbewerbern als mittelständiges Unternehmen. Eine besondere Bedeutung in dieser Zeit kommt der Verpackung zu. [[Eduard Mödel]] erkannte frühzeitig, dass die Verpackung eines Spielzeuges auf dem neuen Markt eine wesentliche Bedeutung zuteilwird, da diese die Käufer positiv zum Kauf ermuntern kann. Während vor dem Krieg die Verpackungen meist schmucklos waren und lediglich aus grauer oder brauner Pappe mit einer aufgedruckten Artikelnummer ausgeliefert wurden, änderte sich dies nach dem [[2. Weltkrieg]] rasant. Die Herstellung und Zeichnung der nun meist bunten und bedruckten Kartons mit den zu verkaufenden Spielzeugen wurden zur Familienangelegenheit erklärt und stets mitgestaltet. Die ersten Motive waren noch nach Vorlagen des Bruder Theodor Mödel angefertigt, die kolorierte Bleistiftzeichnungen abbildeten. Später wurden die Ausführungen deutlich bunter und glichen eher Aquarellzeichnungen.  


Gegen Ende der 1950er Jahre tut sich die Firma zunehmend schwerer sich auf dem Markt zu behaupten. Dies hatte verschiedene Gründe. Primär hat sich die Firma durch die fast vollständige Zerstörung der Betriebsstätte 1945 nie wieder richtig erholt. Des Weiteren hatte die Firma die Umstellung von Metall auf Plastik verschlafen. Fast alle Mitbewerber wechselten die Produktion auf vom Werkstoff Blech auf das günstigere und vielseitiger einsetzbare Plastik in dieser Zeit, nicht jedoch Hammerer und Kühlwein. Lediglich wenige Plastikteile fanden den Weg in die Produktion, so z.B. bei dem Ende der 1950er Jahre entstandenen rechnenden Hund "Fips". Jedoch nicht nur die Mitbewerber aus Fürth bzw. aus dem deutschen Mark bereiteten der Firma zunehmend Absatzschwierigkeiten - vor allem die "billig Konkurrenz" aus Japan verschärfte die Situation zusehend, so dass die Auftragsbücher einen immer stärkeren Rückgang der Absätze verzeichneten. Neben der Billigimporte gab es noch zwei weitere Probleme. Erstens, die japanischen Hersteller bauten zum Teil die gleichen Produkte der Firma Hammerer und Kühlwein 1:1 in Plastik zu deutlich günstigeren Verkaufspreisen nach. So finden man z.B. in dieser Zeit die identischen Nachbauten der Schlittenfahrer und des Eisverkäufers der Firma Hammerer und Kühlwein als japanische Plastik-Nachbauten, so dass die Firma auf ihren eigenen Originalprodukten sitzen blieb. Das zweite Problem betraf die wachsenden Differenzen in der Firmenleitung zwischen Eduard Mödel und Max Zeilein. Mödel warf Zeilen mangelndes Interesse an der Geschäftsführung vor bzw. zu großes Interesse an seinem Posten als Vorstand der Spielvereinigung Fürth, die auf "Kosten" der eigenen Geschäftsführung stattfand.  
Gegen Ende der 1950er Jahre tut sich die Firma zunehmend schwerer sich auf dem Markt zu behaupten. Dies hatte verschiedene Gründe. Primär hat sich die Firma durch die fast vollständige Zerstörung der Betriebsstätte 1945 nie wieder richtig erholt. Des Weiteren hatte die Firma die Umstellung von Metall auf Plastik verschlafen. Fast alle Mitbewerber wechselten die Produktion auf vom Werkstoff Blech auf das günstigere und vielseitiger einsetzbare Plastik in dieser Zeit, nicht jedoch Hammerer und Kühlwein. Lediglich wenige Plastikteile fanden den Weg in die Produktion, so z. B. bei dem Ende der 1950er Jahre entstandenen rechnenden Hund "Fips". Jedoch nicht nur die Mitbewerber aus Fürth bzw. aus dem deutschen Mark bereiteten der Firma zunehmend Absatzschwierigkeiten - vor allem die "billig Konkurrenz" aus Japan verschärfte die Situation zusehend, so dass die Auftragsbücher einen immer stärkeren Rückgang der Absätze verzeichneten. Neben der Billigimporte gab es noch zwei weitere Probleme. Erstens, die japanischen Hersteller bauten zum Teil die gleichen Produkte der Firma Hammerer und Kühlwein 1:1 in Plastik zu deutlich günstigeren Verkaufspreisen nach. So finden man z. B. in dieser Zeit die identischen Nachbauten der Schlittenfahrer und des Eisverkäufers der Firma Hammerer und Kühlwein als japanische Plastik-Nachbauten, so dass die Firma auf ihren eigenen Originalprodukten sitzen blieb. Das zweite Problem betraf die wachsenden Differenzen in der Firmenleitung zwischen Eduard Mödel und Max Zeilein. Mödel warf Zeilen mangelndes Interesse an der Geschäftsführung vor bzw. zu großes Interesse an seinem Posten als Vorstand der Spielvereinigung Fürth, die auf "Kosten" der eigenen Geschäftsführung stattfand.  


All die oben genannten Probleme und der steigende Lohndruck bei sinkenden Umsatzzahlen führten schließlich 1962 zu dem Aus der Firma. Alle Rettungsversuche, z.B. durch die massenhafte Herstellung von Knackfröschen (sog. Krikri´s) für den amerikanischen Markt, führten zu keinem Erfolg. Die noch vorhandenen Werkzeuge wurden teils verschrottet, teils an Mitbewerber verkauft, so dass heute aus der ehem. Firma nichts mehr erhalten geblieben ist. [[1959]] feierte die Firma noch ihr 50jähriges Bestehen - drei Jahre später war der Fürther Spielwarenhersteller nur noch Geschichte. Die letzte Produktionsstätte in der [[Lange Straße 53|Langen Straße 53]] wurde im September [[2018]] für den Bau eines Wohngebäudes abgerissen, so dass auch hier nichts mehr an den ehemaligen Spielzeughersteller mehr erinnert.  
All die oben genannten Probleme und der steigende Lohndruck bei sinkenden Umsatzzahlen führten schließlich 1962 zu dem Aus der Firma. Alle Rettungsversuche, z. B. durch die massenhafte Herstellung von Knackfröschen (sog. Krikri´s) für den amerikanischen Markt, führten zu keinem Erfolg. Die noch vorhandenen Werkzeuge wurden teils verschrottet, teils an Mitbewerber verkauft, so dass heute aus der ehem. Firma nichts mehr erhalten geblieben ist. [[1959]] feierte die Firma noch ihr 50jähriges Bestehen - drei Jahre später war der Fürther Spielwarenhersteller nur noch Geschichte. Die letzte Produktionsstätte in der [[Lange Straße 53|Langen Straße 53]] wurde im September [[2018]] für den Bau eines Wohngebäudes abgerissen, so dass auch hier nichts mehr an den ehemaligen Spielzeughersteller mehr erinnert.  


==Literatur==
==Literatur==
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