82.367
Bearbeitungen
Keine Bearbeitungszusammenfassung |
K (Textersetzung - „z.B.“ durch „z. B.“) |
||
| (10 dazwischenliegende Versionen von 3 Benutzern werden nicht angezeigt) | |||
| Zeile 5: | Zeile 5: | ||
|Hausnummer=63 | |Hausnummer=63 | ||
|Areal=Stadeln | |Areal=Stadeln | ||
| | |Ehemals=Ja | ||
| | |DenkmalstatusBesteht=Nein | ||
|lat=49.513120141609235 | |lat=49.513120141609235 | ||
|lon=10.984502331348793 | |lon=10.984502331348793 | ||
|zoom=16 | |zoom=16 | ||
}} | }} | ||
Die '''Fäkalienverladestation''', auch "Fäkalienanstalt" oder "Odelgrube" benannt, befand sich in unmittelbarer Nähe zum [[Bahnhof Vach|Vacher Bahnhof]]. Dabei lag die Anstalt südlich vom heutigen Bahnübergang nach Steinach am Bahnhof Vach, mit eigenem Gleisanschluss. Zu Spitzenzeiten wurden bis zu 1.000 Waggons pro Jahr in Stadeln angeliefert. Betreiber der Anlage war allerdings die Stadt Nürnberg. Neben der Benennung als Fäkalienstalt existierten auch noch weitere Namen für die Einrichtung z.B. als „Stadtgemeinde Nürnberg – Fäkaliengruben Anlage“ bzw. die privaten Anschlussgleis wurde als „Industriegleis der Stadt Nürnberg“ bezeichnet. | Die '''Fäkalienverladestation''', auch "Fäkalienanstalt" oder "Odelgrube" benannt, befand sich in unmittelbarer Nähe zum [[Bahnhof Vach|Vacher Bahnhof]] und wurde [[1896]] eröffnet. Dabei lag die Anstalt südlich vom heutigen Bahnübergang nach Steinach am Bahnhof Vach, mit eigenem Gleisanschluss. Zu Spitzenzeiten wurden bis zu 1.000 Waggons pro Jahr in Stadeln angeliefert. Betreiber der Anlage war allerdings die Stadt Nürnberg. Neben der Benennung als Fäkalienstalt existierten auch noch weitere Namen für die Einrichtung z. B. als „Stadtgemeinde Nürnberg – Fäkaliengruben Anlage“ bzw. die privaten Anschlussgleis wurde als „Industriegleis der Stadt Nürnberg“ bezeichnet. | ||
== Ursprung und Entstehung == | == Ursprung und Entstehung == | ||
Durch eine noch fehlende Kanalisation Ende des 19. Jahrhunderts und den nicht mehr zu beherrschende Mengen von abgepumpten Fäkalien der Abortgruben wurde eine neue Art der Verteilung von Fäkalien an die Landwirtschaft in der Umgebung notwendig. Im Südwesten von Nürnberg, in der heutigen Finkenstraße, wurde 1912 ein aufwendiger Verladebahnhof gebaut. | Durch eine noch fehlende Kanalisation Ende des 19. Jahrhunderts und den nicht mehr zu beherrschende Mengen von abgepumpten Fäkalien der Abortgruben wurde eine neue Art der Verteilung von Fäkalien an die Landwirtschaft in der Umgebung notwendig. Im Südwesten von Nürnberg, in der heutigen Finkenstraße, wurde 1912 ein aufwendiger Verladebahnhof gebaut. | ||
Pferdefuhrwerke lieferten die Fäkalien in den auf drei Verladegleisen stehenden Fäkalienwägen an, so dass diese umgepumpt werden konnten. Im Anschluss wurden die Waggons in der Umgebung der Stadt Nürnberg in neu angelegte Empfangstationen verbracht, wie z.B. in Stadeln. Die dabei verwendeten Fäkalienwägen waren ähnlich aufgebaut wie 2-achsige Tankwägen mit einem ca. 10 m³ Fassungsvermögen.<ref>Nürnberger Erinnerungen Band 5, Nürnberg, S. 153</ref> | Pferdefuhrwerke lieferten die Fäkalien in den auf drei Verladegleisen stehenden Fäkalienwägen an, so dass diese umgepumpt werden konnten. Im Anschluss wurden die Waggons in der Umgebung der Stadt Nürnberg in neu angelegte Empfangstationen verbracht, wie z. B. in Stadeln. Die dabei verwendeten Fäkalienwägen waren ähnlich aufgebaut wie 2-achsige Tankwägen mit einem ca. 10 m³ Fassungsvermögen.<ref>Nürnberger Erinnerungen Band 5, Nürnberg, S. 153</ref> | ||
== Nutzung == | == Nutzung == | ||
| Zeile 22: | Zeile 22: | ||
Die ankommenden Fäkalienwaggons wurden auf einem Damm liegenden Verladegleis geschoben, wobei die Gleislänge ca. 75 m betrug. Dann wurden die Waggons mit Schläuchen und fest verlegten Rohrleitungen im freien Gefälle in das große Sammelbecken entladen. Das Sammelbecken hatte eine Größe von ca. 30 x 12 m und konnte ca. 850 m³ fassen. Das eingezäunte Gelände mit ca. 4.000 m² am Bahnhof Vach hatte neben dem Damm und dem Sammelbecken noch ein Gebäude für das Personal. | Die ankommenden Fäkalienwaggons wurden auf einem Damm liegenden Verladegleis geschoben, wobei die Gleislänge ca. 75 m betrug. Dann wurden die Waggons mit Schläuchen und fest verlegten Rohrleitungen im freien Gefälle in das große Sammelbecken entladen. Das Sammelbecken hatte eine Größe von ca. 30 x 12 m und konnte ca. 850 m³ fassen. Das eingezäunte Gelände mit ca. 4.000 m² am Bahnhof Vach hatte neben dem Damm und dem Sammelbecken noch ein Gebäude für das Personal. | ||
Die angelieferten Fäkalien wurden als natürlicher Felddünger kostenlos an Landwirte der Umgebung abgegeben (siehe Zeitzeugenbericht). | Die angelieferten Fäkalien wurden als natürlicher Felddünger kostenlos an Landwirte der Umgebung abgegeben und mittels Handpumpen (fünf Stück an der Anlage) in passende Behälter umgepumpt, (siehe Zeitzeugenbericht). | ||
== Schließung der Anlage == | == Schließung der Anlage == | ||
| Zeile 34: | Zeile 34: | ||
== Zeitzeugenbericht == | == Zeitzeugenbericht == | ||
''Es war die Umladestation für die Bauern. Ich weiß von meiner Mutter, die hatte einen Bauernhof in Großgründlach und sie holte immer wieder mit dem Odelfass, gezogen von einer Kuh, den Odel zur Düngung ihrer Äcker. Sie war schon früh, meistens um 6:00 in Stadeln, damit sie noch was bekam und evtl. ein 2. Mal was bekam. Sie musste mit einer Handpumpe den Odel in den Wagen pumpen und dann auf dem Acker die Brühe mit der Schöpfe auf das Feld verteilen. Leider wünschen sich heute wieder viele die frühere Romantik zurück, aber dafür wird man niemanden mehr finden.''<ref>Zeitzeugenbefragung durch Norbert Pietsch</ref> | ''Es war die Umladestation für die Bauern. Ich weiß von meiner Mutter, die hatte einen Bauernhof in Großgründlach und sie holte immer wieder mit dem Odelfass, gezogen von einer Kuh, den Odel zur Düngung ihrer Äcker. Sie war schon früh, meistens um 6:00 in Stadeln, damit sie noch was bekam und evtl. ein 2. Mal was bekam. Sie musste mit einer Handpumpe den Odel in den Wagen pumpen und dann auf dem Acker die Brühe mit der Schöpfe auf das Feld verteilen. Leider wünschen sich heute wieder viele die frühere Romantik zurück, aber dafür wird man niemanden mehr finden.''<ref>Zeitzeugenbefragung durch Norbert Pietsch von Günther Schrems</ref> | ||
== Literatur == | == Literatur == | ||