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Prof. Dr. '''Eduard Albert Rühl''' (geb. [[6. April]] [[1892]] in Ingolstadt | Prof. Dr. '''Eduard Albert Rühl''' (geb. [[6. April]] [[1892]] in Ingolstadt; gest. [[5. März]] [[1957]] in [[Erlangen]]) war von Beruf [[Studienrat]], [[Volkskundler]] und wohl einer der ersten [[Stadtheimatpfleger]] für Stadt- und Landkreis Fürth. Von [[1935]] bis [[1945]] wurde er durch die [[Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei|NSDAP]] in den [[Stadtrat]] benannt. Er kam als Sohn des Vizefeldwebels Christian Eduard Rühl auf die Welt. Durch den Militärdienst des Vaters wuchs Rühl in verschiedenen Städten auf, u. a. [[1900]] in Gräfenberg und ab [[1903]] in Hof. | ||
== Studium und Beruf == | == Studium und Beruf == | ||
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[[Datei:Ratsmitglieder 031035.jpg|mini|right|Rühl unter den ernannten NS-Ratsmitgliedern 1935]][[1945]] geriet Rühl erneut in Kriegsgefangenschaft, da er durch die [[Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei|NSDAP]] am [[3. Oktober]] [[1935]] als Ratsherr Mitglied des [[Stadtrat]]s wurde - ohne Wahlen. Da die Benennung zum Ratsherr durch den [[Oberbürgermeister]] [[Franz Jakob]] zumindest eine politische Nähe zum Regime voraussetzte, muss davon ausgegangen werden, dass Rühl selbst zumindest kein offener Kritiker des Regimes war, jedoch | [[Datei:Ratsmitglieder 031035.jpg|mini|right|Rühl unter den ernannten NS-Ratsmitgliedern 1935]][[1945]] geriet Rühl erneut in Kriegsgefangenschaft, da er durch die [[Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei|NSDAP]] am [[3. Oktober]] [[1935]] als Ratsherr Mitglied des [[Stadtrat]]s wurde - ohne Wahlen. Da die Benennung zum Ratsherr durch den [[Oberbürgermeister]] [[Franz Jakob]] zumindest eine politische Nähe zum Regime voraussetzte, muss davon ausgegangen werden, dass Rühl selbst zumindest kein offener Kritiker des Regimes war, jedoch war eine NS-Parteimitgliedschaft lange Zeit nicht bekannt. Dr. [[Adolf Schwammberger|Schwammberger]] beschrieb zwar Rühls Leben in seinem Buch „Fürth A-Z“, schweigt sich aber über die Zeit während des Nationalsozialismus aus, in diesem Fall erwähnt er nicht einmal die Ratsmitgliedschaft Rühls!<ref>Dr. Adolf Schwammberger: Rühl, Eduard Albert. In: Fürth A - Z. </ref> Bekannt ist, dass die Ratsmitgliedschaft während des Nationalsozialismus ihm die Inhaftierung durch die [[U.S. Army|US-Amerikaner]] und die Entlassung aus dem Lehramt [[1945]] einbrachte. In Band 6 der Lebensläufe aus Franken von Ernst G. Deuerlein wird der Sachverhalt wie folgt geschildert: | ||
: ''1935 wurde Rühl gegen seinen Willen und seine Absicht als Ratsherr in Fürth berufen, einzig und allein, um völlig unpolitisch als Fachmann auf dem Gebiete der Heimatpflege tätig zu sein. Der unermüdliche Einsatz als „Kreis“-Heimatpfleger für Stadt- und Landkreis Fürth trug ihm nach dem Einmarsch der [[U.S. Army|US-Amerikaner]] 1945 automatisch Arrest im Lager Hersbruck und die Entlassung aus dem Staatsdienst ein, obwohl er sich gerade hier hatte leisten können, im Geschichtsunterricht irrigen Lehren des Dritten Reiches mannhaft entgegenzutreten.''<ref>Ernst G. Deuerlein: Lebensläufe in Franken, Band 6. Würzburg 1960</ref> | : ''1935 wurde Rühl gegen seinen Willen und seine Absicht als Ratsherr in Fürth berufen, einzig und allein, um völlig unpolitisch als Fachmann auf dem Gebiete der Heimatpflege tätig zu sein. Der unermüdliche Einsatz als „Kreis“-Heimatpfleger für Stadt- und Landkreis Fürth trug ihm nach dem Einmarsch der [[U.S. Army|US-Amerikaner]] 1945 automatisch Arrest im Lager Hersbruck und die Entlassung aus dem Staatsdienst ein, obwohl er sich gerade hier hatte leisten können, im Geschichtsunterricht irrigen Lehren des Dritten Reiches mannhaft entgegenzutreten.''<ref>Ernst G. Deuerlein: Lebensläufe in Franken, Band 6. Würzburg 1960</ref> | ||
Diese Schilderung | Diese Schilderung ist aus heutiger Sicht eher fragwürdig und ist vermutlich dem Umstand geschuldet, dass nach [[1945]] viele bemüht waren, ihre Biografie während der [[Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei|NS-Zeit]] so weit wie möglich zu „schönen“. Eine Berufung durch die NSDAP als Ratsmitglied gegen den eigenen Willen scheint sehr unwahrscheinlich, erst recht wenn man dem System kritisch gegenüber stand. Was jedoch für Rühl spricht, war die Aussage des Kunstvereins Erlangen, der anlässlich seines 100-jährigen Bestehens Rühl folgendes in Sachen Kunstverständnis [[2004]] nachsagte<ref>Kunstverein Erlangen e. V., online abrufbar 5. Juli 2014 | 1938 - [http://www.kunstverein-erlangen.de/archiv/archiv/kve-100jahre.html HP]</ref>: | ||
: ''Als Gründer und Leiter der Kunstgeschichtlichen Arbeitsgemeinschaft am Kunsthistorischen Seminar veranstaltete er von 1922 bis Ende 1924 nicht weniger als 20 niveauvolle Ausstellungen mit Originalen hervorragender Künstler, die er mit dem programmatischen Titel "Vom Impressionismus zum Expressionismus" einleitete. Die fortschrittliche Einstellung Rühls traf jedoch auf erbitterte Gegnerschaft sowohl in der Stadt als auch an der Universität. Er musste aufgeben und verließ Erlangen.'' | : ''Als Gründer und Leiter der Kunstgeschichtlichen Arbeitsgemeinschaft am Kunsthistorischen Seminar veranstaltete er von 1922 bis Ende 1924 nicht weniger als 20 niveauvolle Ausstellungen mit Originalen hervorragender Künstler, die er mit dem programmatischen Titel "Vom Impressionismus zum Expressionismus" einleitete. Die fortschrittliche Einstellung Rühls traf jedoch auf erbitterte Gegnerschaft sowohl in der Stadt als auch an der Universität. Er musste aufgeben und verließ Erlangen.'' | ||
Dennoch geht aus der Spruchkammerakte Rühls hervor, dass er bereits vor 1933 die NSDAP wählte. Auf Anraten des Hochschullehrers PD Dr. Helmut Weigels trat er im Mai 1933 in die NSDAP ein, und war in der Folge auch Mitglied in der Nationalsozialistischen Volkswohlfahrt (NSV), im Nationalsozialistischen Deutschen Dozentenbund (NSDDB) und Nationalsozialistischen Lehrerbund (NSLB). Zusätzlich war Rühl seit 1942 NSDAP-Kreishauptstellenleiter für Kultur in Fürth.<ref>StAN Spruchkammer Fürth II R, Spruch vom 16. Januar 1948, Spruch vom 10. Juni 1947</ref> Damit ist nicht nur die Mitgliedschaft in der Partei nachgewiesen, sondern auch die tiefe inhaltliche Verankerung ins NS-System. | |||
== Verdienste == | == Verdienste == | ||
[[Datei:Eduard Rühl, Die Schlacht an der Alten Veste.jpg|mini|right|Dr. Eduard Rühl: Die Schlacht an der Alten Veste, 1932]] | [[Datei:Eduard Rühl, Die Schlacht an der Alten Veste.jpg|mini|right|Dr. Eduard Rühl: Die Schlacht an der Alten Veste, 1932]] | ||
Prof. Dr. Rühl ist Gründungs- und Ausschussmitglied des Vereins [[Alt Fürth]], der am [[19. Januar]] [[1933]] im [[Grüner Baum|Gasthof | Prof. Dr. Rühl ist Gründungs- und Ausschussmitglied des Vereins [[Alt Fürth]], der am [[19. Januar]] [[1933]] im [[Grüner Baum|Gasthof Grüner Baum]] gegründet wurde. Diesem stand er – nach Bekunden [[Adolf Schwammberger]]s – sehr nahe und diente diesem mit Vorträgen, Anregungen und Ratschlägen. Nach dem [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkrieg]] wurde er Vorsitzender des Heimat- und Geschichtsvereins Erlangen. | ||
Offensichtlich wurde Rühl während seiner Ratszeit zum „Kreis-Heimatpfleger“ ernannt und war somit einer der ersten [[Stadtheimatpfleger]] der Stadt Fürth, zumindest geht dies aus der [[Paul Rieß#Rießchronik|Rießchronik]] hervor. Hier wird davon berichtet, dass Rühl als Kreisheimatpfleger Stellung beziehen sollte in Fragen des [[Denkmalschutz]]es, so zum Beispiel zum geplanten Abriss des ehemaligen [[Ludwigsbahnhof]]s auf der heutigen [[Fürther Freiheit]]. Gegen den Abriss des Ludwigsbahnhofes hatte er nichts einzuwenden. Der Abriss erfolgte auf Wunsch der NSDAP, die für ihre Militäraufmärsche einen geeigneten Platz in der [[Innenstadt]] benötigte. Der [[Ludwigsbahnhof]] stand diesen Plänen im Weg, deshalb musste er im Jahr [[1938]] weichen. Die genaue Aufgabe und Stellung des Kreisheimatpflegers zu dieser Zeit gilt es allerdings noch zu klären. Rühls Nachfolger als Heimatpfleger wurde Jahrzehnte später Dr. [[Adolf Schwammberger]]. | Offensichtlich wurde Rühl während seiner Ratszeit zum „Kreis-Heimatpfleger“ ernannt und war somit einer der ersten [[Stadtheimatpfleger]] der Stadt Fürth, zumindest geht dies aus der [[Paul Rieß#Rießchronik|Rießchronik]] hervor. Hier wird davon berichtet, dass Rühl als Kreisheimatpfleger Stellung beziehen sollte in Fragen des [[Denkmalschutz]]es, so zum Beispiel zum geplanten Abriss des ehemaligen [[Ludwigsbahnhof]]s auf der heutigen [[Fürther Freiheit]]. Gegen den Abriss des Ludwigsbahnhofes hatte er nichts einzuwenden. Der Abriss erfolgte auf Wunsch der NSDAP, die für ihre Militäraufmärsche einen geeigneten Platz in der [[Innenstadt]] benötigte. Der [[Ludwigsbahnhof]] stand diesen Plänen im Weg, deshalb musste er im Jahr [[1938]] weichen. Die genaue Aufgabe und Stellung des Kreisheimatpflegers zu dieser Zeit gilt es allerdings noch zu klären. Rühls Nachfolger als Heimatpfleger wurde Jahrzehnte später Dr. [[Adolf Schwammberger]]. | ||
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* Kulturkunde des [[Pegnitz]]tales ([[1961]] - posthum) | * Kulturkunde des [[Pegnitz]]tales ([[1961]] - posthum) | ||
[[1962]] wurde in Sieglitzhof bei Erlangen eine Straße nach ihm benannt. [[1967]] wurde zu Ehren Rühls in Erlangen ein Kulturpreis für bildende Künste geschaffen. Die | [[1962]] wurde in Sieglitzhof bei Erlangen eine Straße nach ihm benannt. [[1967]] wurde zu Ehren Rühls in Erlangen ein Kulturpreis für bildende Künste geschaffen. Die ''„Professor-Eduard-Rühl-Medaille“'' ist auf insgesamt zwölf lebende Personen beschränkt. Ausgezeichnet wird dabei stets die überragende Förderung der Kunst, die sowohl durch förderndes Mäzenatentum sowie durch Führung zu bemerkenswerten Eigenschöpfungen zustande kam.<ref>Kulturpreis Prof.-Eduard-Rühl-Medaille - online abrufbar 3. Juli 2014 | 20.07 Uhr - [http://www.kulturpreise.de/web/preise_info.php?preisd_id=2840 HP]</ref> | ||
== Veröffentlichungen == | == Veröffentlichungen == | ||