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[[Datei:2022-07-10 Gleisanschluß Joseph Hubert (1).jpg|mini|rechts|Aktiver Industriegleisanschluss der Bauunternehmung Joseph Hubert (2022)]] | |||
== Vorgeschichte == | == Vorgeschichte == | ||
Das erste, von der Staatsbahn zu einem Betrieb abzweigende Gleis, wurde 1866 von der [[J. W. Engelhardt & Co|Maschinenfabrik J. W. Engelhardt]] errichtet. Es führte über die [[Gebhardtstraße]] zur dortigen Fabrik zwischen [[Luisenstraße]] und [[Jakobinenstraße]]. Westlich davon lag die [[Villa Engelhardt|Villa der Firmeninhaber]] an der [[Königswarterstraße]]. | Das erste, von der Staatsbahn zu einem Betrieb abzweigende Gleis, wurde 1866 von der [[J. W. Engelhardt & Co|Maschinenfabrik J. W. Engelhardt]] errichtet. Es führte über die [[Gebhardtstraße]] zur dortigen Fabrik zwischen [[Luisenstraße]] und [[Jakobinenstraße]]. Westlich davon lag die [[Villa Engelhardt|Villa der Firmeninhaber]] an der [[Königswarterstraße]]. | ||
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== Überblick über die Gleisanschlüsse in der Südstadt == | == Überblick über die Gleisanschlüsse in der Südstadt == | ||
[[Datei:Industriegleise Südstadt.jpg|mini|rechts|Lageplan der ehem. Gleisanschlüsse in der Südstadt (östlicher Teil)]] | |||
[[Datei:Bauernfreund Abb 13 Industriegleis mit Drehscheibe 1928.jpg|mini|rechts|Beladen eines Güterwaggons auf dem Gelände der Süddeutschen Lebensmittelwerke, 1928]] | [[Datei:Bauernfreund Abb 13 Industriegleis mit Drehscheibe 1928.jpg|mini|rechts|Beladen eines Güterwaggons auf dem Gelände der Süddeutschen Lebensmittelwerke, 1928]] | ||
[[Datei:Technisches Betriebsamt 1911 (8).jpg|mini|rechts|Anschlussgleis des Gaswerks mit eigener Drehscheibe auf dem Werksgelände, 1911]] | [[Datei:Technisches Betriebsamt 1911 (8).jpg|mini|rechts|Anschlussgleis des Gaswerks mit eigener Drehscheibe auf dem Werksgelände, 1911]] | ||
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# Anschlussgleis für Lagerplatz des Zimmermeisters [[Simon Gieß]]: Dieser hatte von der kgl. Generaldirektion der Verkehrsanstalten die Genehmigung eines Gleisanschlusses für seinen an der Südseite des Staatsbahnhofes etablierten Lagerplatzes erhalten. Anfang 1874 waren die Gleise sowie die Einzäunung des Lagerplatzes hergestellt. Gieß verpachtete diese Einrichtung auch an Dritte.<ref>Fürther Tagblatt vom 14. Februar 1874 - [https://api.digitale-sammlungen.de/iiif/image/v2/bsb11176857_00148/pct:48.01614,73.15006,46.03228,12.39404/pct:69/0/default.jpg online]</ref> | # Anschlussgleis für Lagerplatz des Zimmermeisters [[Simon Gieß]]: Dieser hatte von der kgl. Generaldirektion der Verkehrsanstalten die Genehmigung eines Gleisanschlusses für seinen an der Südseite des Staatsbahnhofes etablierten Lagerplatzes erhalten. Anfang 1874 waren die Gleise sowie die Einzäunung des Lagerplatzes hergestellt. Gieß verpachtete diese Einrichtung auch an Dritte.<ref>Fürther Tagblatt vom 14. Februar 1874 - [https://api.digitale-sammlungen.de/iiif/image/v2/bsb11176857_00148/pct:48.01614,73.15006,46.03228,12.39404/pct:69/0/default.jpg online]</ref> | ||
# Industriegleis der Firma Büchenbacher, Spiegelglasfabrik von Siegmund Büchenbacher, Karolinenstraße 90 - Lagerhaus östlich der Karlstraße ab 1904, Umbau des Gleisanschlusses. Später Fa. Heine und Beißwenger Stahlhandel | # Industriegleis der Firma Büchenbacher, Spiegelglasfabrik von Siegmund Büchenbacher, Karolinenstraße 90 - Lagerhaus östlich der Karlstraße ab 1904, Umbau des Gleisanschlusses. Später Fa. Heine und Beißwenger Stahlhandel | ||
# Industriegleis Bach/Bergmann, Karolinenstraße 100, östlich der [[Adlerstraße]]: Die Firma J. Bach importierte Zedernholz und sonstige ausländische Hölzer. Die Spiegelglasfabrik hatte ihren Sitz in der [[Gebhardtstraße 33 | # Industriegleis Bach/Bergmann, Karolinenstraße 100, östlich der [[Adlerstraße]]: Die Firma J. Bach importierte Zedernholz und sonstige ausländische Hölzer. Die Spiegelglasfabrik hatte ihren Sitz in der [[Gebhardtstraße 33, 35|Gebhardtstraße 33-35]]. Der Bergmann’sche Lagerplatz diente für Kohlen und Koks. Später Fa. ATEGE Allgem. Transportgesellschaft u. DEMKA. Heute [[Joseph Hubert Bauunternehmung]] | ||
# Industriegleis zur Maschinenfabrik von J. W. Engelhardt, Karolinenstraße 106/108 mit Weiche im Fabrikhof, westlich der Gießereistraße: Die Gleise wurden 1908 erneuert bzw. man ersetzte sowohl die Schienen, als auch deren Einbettung in das Straßenpflaster. Nach Übergang des Geländes im Jahr 1917 an die [[Süddeutsche Lebensmittelwerke|Firma Bauernfreund (Lebensmittelkonservenfabrik)]] diente das Industriegleis für den Transport von Schlachtvieh in die Stallungen und Schlachträume und für den Transport der Konserven „aller Art“. Die benachbarte Firma Arnold & Co. stellte Obst- und Gemüsekonserven her sowie Marmeladen und Fruchtsäfte. Auch diese Firma benötigte das Industriegleis für den Transport der leeren Dosen ins Lager und die „Expedition“ der hergestellten Dosen mit den Konserven. | # Industriegleis zur Maschinenfabrik von J. W. Engelhardt, Karolinenstraße 106/108 mit Weiche im Fabrikhof, westlich der Gießereistraße: Die Gleise wurden 1908 erneuert bzw. man ersetzte sowohl die Schienen, als auch deren Einbettung in das Straßenpflaster. Nach Übergang des Geländes im Jahr 1917 an die [[Süddeutsche Lebensmittelwerke|Firma Bauernfreund (Lebensmittelkonservenfabrik)]] diente das Industriegleis für den Transport von Schlachtvieh in die Stallungen und Schlachträume und für den Transport der Konserven „aller Art“. Die benachbarte Firma [[E. Arnold & Co.]] stellte Obst- und Gemüsekonserven her sowie Marmeladen und Fruchtsäfte. Auch diese Firma benötigte das Industriegleis für den Transport der leeren Dosen ins Lager und die „Expedition“ der hergestellten Dosen mit den Konserven. | ||
# Industriegleis zur Firma [[Wiederer|N. Wiederer & Comp.]], Fabrikbesitzer Gebrüder Georg und Konrad Schwarz, Besitzer ab 1913 Georg Eugen Schwarz, Leyher Straße 4, zuerst Rillenschienen System Phönix 1912<ref>Plan der Bauinspektion Fürth vom Juli 1913</ref> | # Industriegleis der Firma Stern und Co., Kaiserstraße 168/170, mit 3 Weichen innerhalb des Fabrikgeländes<ref>Plan von 1908 der Eisenbahndirektion Nürnberg</ref>. Später Karolinenstraße 136, Fa. Christov Schad (Spedition) | ||
# Industriegleis zur Firma [[Wiederer|N. Wiederer & Comp.]], Fabrikbesitzer Gebrüder Georg und Konrad Schwarz, Besitzer ab 1913 Georg Eugen Schwarz, Leyher Straße 4, zuerst Rillenschienen System Phönix 1912<ref>Plan der Bauinspektion Fürth vom Juli 1913</ref>. Später Flößaustraße 187, Fa. Ludwig Beslmeisl und Fa. Ludwig Engelhardt | |||
# Industriegleis zur Speditionsfirma C. Wolfram, Karolinenstr. 146, Lagerhaus, ab 1927 Internationale Spedition [[Apfelbaum & Wolfram]] | # Industriegleis zur Speditionsfirma C. Wolfram, Karolinenstr. 146, Lagerhaus, ab 1927 Internationale Spedition [[Apfelbaum & Wolfram]]. Später Fa.Feldner u. Sorg (Spedition Nbg.) | ||
# Industriegleis zur | # Industriegleis zur Fa. Wilhelm Dech K. G., Karolinenstr. 148, später Speditionsfirma Weber & Co. (Gleis führt durch eine Wellblech-Güterhalle sowie zu einer offenen Lagerhalle) | ||
# Anschlussgleis zur Fa. [[Ammersdörfer und Haas]] (Fabrik für Möbel- und Spiegelrahmen mit Sägewwerk, Karolinenstraße 156) und zum städtischen [[Bauhof]]: Dieses wurde über die Leyher Straße bis zum Kasernenareal geführt. 1901 hergestellt bis zur Waldstraße; anschließend Streit mit der Stadt wegen der Pflasterung der Flächen zwischen den Gleisen. Die Kosten übernahm die Stadt. Nach Konkurs der Firma 1913: Spiegel- und Spiegelglasmanufaktur Hermann Schön; Einbau von Rillenschienen, System Phönix; Waldstraße zwischen Balbierer- und Humbserstraße 8 Tage lang gesperrt. Umbau 1926 wegen des zunehmenden Autoverkehrs. Außerdem hatten die Deutsche Glas- und Spiegelfabriken AG (DEGUS) Anschluss an die Bahn.<ref>Schreiben vom November 1926 – Kosten sind von den Gleisteilnehmern gemeinsam zu tragen.</ref>1936 beantragte die [[Quelle|Firma Schickedanz]] eine Abzweigung zu ihrem Fabrikanwesen in der [[Artilleriestraße]]. Zwei Entwürfe wurden der Reichsbahn und der Stadt vorgelegt: a) Abzweigung durch eine Weiche, b) Abzweigung durch eine Drehscheibe. Wie das Verfahren ausging, kann aus | # Anschlussgleis zur Fa. [[Ammersdörfer und Haas]] (Fabrik für Möbel- und Spiegelrahmen mit Sägewwerk, Karolinenstraße 156) und zum städtischen [[Bauhof]]: Dieses wurde über die Leyher Straße bis zum Kasernenareal geführt. 1901 hergestellt bis zur Waldstraße; anschließend Streit mit der Stadt wegen der Pflasterung der Flächen zwischen den Gleisen. Die Kosten übernahm die Stadt. Nach Konkurs der Firma 1913: Spiegel- und Spiegelglasmanufaktur Hermann Schön; Einbau von Rillenschienen, System Phönix; Waldstraße zwischen Balbierer- und Humbserstraße 8 Tage lang gesperrt. Umbau 1926 wegen des zunehmenden Autoverkehrs. Außerdem hatten die Deutsche Glas- und Spiegelfabriken AG (DEGUS) Anschluss an die Bahn.<ref>Schreiben vom November 1926 – Kosten sind von den Gleisteilnehmern gemeinsam zu tragen.</ref>1936 beantragte die [[Quelle|Firma Schickedanz]] eine Abzweigung zu ihrem Fabrikanwesen in der [[Artilleriestraße]]. Zwei Entwürfe wurden der Reichsbahn und der Stadt vorgelegt: a) Abzweigung durch eine Weiche, b) Abzweigung durch eine Drehscheibe. Wie das Verfahren ausging, kann aus den Akten im Stadtarchiv Fürth nicht mehr entnommen werden. In einem Abschlussvermerk aus dem Jahr 1936 heißt es lediglich: „Ratsherr Schickedanz wurde vom Ergebnis der Verhandlungen mündlich verständigt. Weiteres ist nicht veranlasst.“<ref>StA Fürth, Aktenvermerk Schreyer vom 27. April 1936</ref> Siehe dazu auch den Artikel [[Kasernenbahn]]. | ||
# Industriegleis zum neuen [[Gaswerk]] der Stadt Fürth, Leyher Straße 69 | # Industriegleis zum neuen [[Gaswerk]] der Stadt Fürth, Leyher Straße 69 | ||
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== Sonstiges == | == Sonstiges == | ||
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== Heutige Spuren == | == Heutige Spuren == | ||
[[Datei: | [[Datei:Signal Sh2 (Schutzhalt) an einem Tor in der Leyher Straße.jpg|mini|right|DB-Schutzhaltsignal Sh 2 an einem Tor an der Leyher Straße (ehem. Industriegleisabschnitt zum Kasernenareal Richtung Waldstraße, April 2010)]] | ||
Heutige Reste der Industriegleise finden wir: | Heutige Reste der Industriegleise finden wir: | ||
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* Zu Karolinenstraße 102 – Bauunternehmung Joseph Hubert (noch intakte Gleisanlage) | * Zu Karolinenstraße 102 – Bauunternehmung Joseph Hubert (noch intakte Gleisanlage) | ||
* Zu Karolinenstraße 136 – Karo-Druck (früher zu Fa. Stern), Reste auf der Karolinenstraße erkennbar | * Zu Karolinenstraße 136 – Karo-Druck (früher zu Fa. Stern), Reste auf der Karolinenstraße erkennbar | ||
* Zu Flößaustraße | * Zu Flößaustraße 187 (ehemals Fa.Engelhardt) - Gleis zu Wiederer & Co., Reste auf der Karolinenstraße erkennbar | ||
* Zu Karolinenstraße 146 – Auto-Teile Schreiter und Fahrzeug-Verwertung/Recycling ATS, Abschleppservice; Gleisreste noch auf dem Gehweg entlang der Bahn, Gleis führte hinüber zur Spedition [[Apfelbaum & Wolfram]] (sog. "Wolframgleis") | * Zu Karolinenstraße 146 – Auto-Teile Schreiter und Fahrzeug-Verwertung/Recycling ATS, Abschleppservice; Gleisreste noch auf dem Gehweg entlang der Bahn, Gleis führte hinüber zur Spedition [[Apfelbaum & Wolfram]] (sog. "Wolframgleis") | ||
* Zu Karolinenstraße 148 - Verlängerung eines Ladegleises für die ehemalige Spedition Normann. Gleis führt durch eine Lagerhalle hindurch und zu einer weiteren (heute Gelände des Recyclinghof der Stadt Fürth) | * Zu Karolinenstraße 148 - Verlängerung eines Ladegleises für die ehemalige Spedition Normann. Gleis führt durch eine Lagerhalle hindurch und zu einer weiteren (heute Gelände des Recyclinghof der Stadt Fürth) | ||
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== Siehe auch == | == Siehe auch == | ||
* [[Eisenbahn]] | * [[Eisenbahn]] | ||