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''Durch eine Verkettung widriger Umstände gezwungen, den Staatsconcurs ohne Admissionsdecret — das erst, nach eröffnetem Concurse einlangte, und dessen Ertheilung immerhin in Frage stand — mitzumachen, erhielt er dennoch im Concurse vom Jahre 1825 die erste Note und den ersten Platz. Den Acceß für ein Kreis- und Stadtgericht zu erhalten, vollends zur Advocatur zu gelangen, war unmöglich, und um den Preis eines gegen bessere Ueberzeugung vorgenommenen, mit ziemlichem CynismüS von nicht geringen Männern angesonnenen, Religionswechsels ein schnöde versagtes Recht zu erwerben, dazu ließ sich der Verewigte nicht herab. So blieb ihm, wenn er überhaupt in Erwartung besserer Zeiten bei der Reckts- wissenschaft ausharren wollte, nur die von ministerieller Genehmigung unabhängige-Rolle eines Hülfsarbeiters übrig, in deren verschiedensten Fächern er bis zum Jahre 1848 thätig war.''</br> | ''Durch eine Verkettung widriger Umstände gezwungen, den Staatsconcurs ohne Admissionsdecret — das erst, nach eröffnetem Concurse einlangte, und dessen Ertheilung immerhin in Frage stand — mitzumachen, erhielt er dennoch im Concurse vom Jahre 1825 die erste Note und den ersten Platz. Den Acceß für ein Kreis- und Stadtgericht zu erhalten, vollends zur Advocatur zu gelangen, war unmöglich, und um den Preis eines gegen bessere Ueberzeugung vorgenommenen, mit ziemlichem CynismüS von nicht geringen Männern angesonnenen, Religionswechsels ein schnöde versagtes Recht zu erwerben, dazu ließ sich der Verewigte nicht herab. So blieb ihm, wenn er überhaupt in Erwartung besserer Zeiten bei der Reckts- wissenschaft ausharren wollte, nur die von ministerieller Genehmigung unabhängige-Rolle eines Hülfsarbeiters übrig, in deren verschiedensten Fächern er bis zum Jahre 1848 thätig war.''</br> | ||
''Zunächst wurde ihm vom Appellationsgerichte des Obermainkresses im Jahre 1826 die Anlage der Hypothekenbücher der Landgerichte Baireuth und Stadtsteinach übertragen, und seiner Zeit Belobung für die rasche und umsichtige Erledigung dieser Aufträge ertheilt.''</br> | ''Zunächst wurde ihm vom Appellationsgerichte des Obermainkresses im Jahre 1826 die Anlage der Hypothekenbücher der Landgerichte Baireuth und Stadtsteinach übertragen, und seiner Zeit Belobung für die rasche und umsichtige Erledigung dieser Aufträge ertheilt.''</br> | ||
'' | ''In Folge seiner Anstellung als Secretär der jüdischen Gemeinde Fürth siedelte er im Jahre 1831 nach Fürth über. Abgesehen von einer nicht interesselosen administrativen Praxis, die ihm diese Stelle brachte, war er es, der die von der Fürther Gemeinde ausgehenden vielfachen, anerkanntermaßen durch eleganten Stil, schlagende Widerlegung der Gegner und würdevolle Gesinnung ausgezeichneten Petitionen zu Gunsten der Gleichstellung der jüdischen Glaubensgenossen Baierns, verfaßte.''</br> | ||
''Erfreuten sich auch damals diese Arbeiten keines sichtbaren Erfolges, so haben sie ihm doch unter seinen Glaubensgenossen ein immerwährendes Andenken verschafft. Nächstdem arbeitete er als Conclpient bei Anwälten.''</br> | |||
''Was aber das Wichtigste war, die unfreiwillige Muße, welche die Ungunst der Verhältnisse ihm aufzwang, förderte ihn fort und fort in schriftstellerischer Thätigkeit, obschon seine Bescheidenheit immer erst durch das Drängen Dritter bestegt werden mußte.''</br> | |||
''Nur mit vieler Mühe konnte er zur Nennung seines Namens veranlaßt werden, und die Herausgeber der „Sammlung merkwürdiger Rechtsfälle Baierns" mußten sich schon darauf berufen, daß sie der „bezweckten Freimüthigkeit" willen „die Namensgeheimnisse vermieden haben" wollten.''</br> | |||
''Die verschiedenen, in der genannten Sammlung, in der Zu-Rheinschen Zeitschrift und in den Blättern für Rechtsanwendung abgedruckten Arbeiten geben Zeugniß, daß der Verewigte seine Muße gut benützt hat.''</br> | |||
''Unzweifelhaft seine bedeutendste Arbeit aus jener Zeit ist jedoch die Uebersetzung des 18., 39. und 49. Buches der Pandekten in dem bekannten sintenisschen Werke; Sintenis selbst wunderte sich, „daß Sie das haben leisten können, was Sie geleistet haben", und fand in der Uebersetzung einen „fließenden, in der Mannichfaltigkeit des Ausdrucks gewandten Stil." Indeß blieb die Aussicht auf Anstellung versperrt, der Verewigte hatte auch in Gedanken vollständig jede Hoffnung aufgegeben, als das Jahr 1848 herankam, und der Umschwung der öffentlichen Meinung ihm in seinem 51. Lebens- und 25. Candidatenjahre die Anstellung als Advocat in Fürth, und damit jenen Wirkungskreis brachte, den er 24 Jahre lang vergebens erstrebt hatte.''</br> | |||
''Zu seinem 70, Geburtstage erhielt er das Ritterkreuz des Michaelsordens erster Classe, eine Auszeichnung, Die ihn, gleichsam als Genugthuung für die jahrelange erlittene ungegründete Zurücksetzung, hoch erfreute, in her ein hoher Richterbeamter des Kreises die „Beruhigung fand," „daß unverfälschtes Rechtsgefühl, Rechtschaffenheit und Berufstreue noch eine Stätte gefunden habe in unserem von wüstem Parteitreihen zerrissenen Vaterlande."''</br> | |||
''Trotz hohen Alters arbeitete er rüstig weiter, als er auf einem Laudausfluge am 26. Mai 1870 an einem Unterleibsleiden erkrankte, von dem er sich zwar nach einigen Monaten wieder erholte, aber in Folge dessen seit jener Zeit durch die furchtbarsten. Schmerzen gequält wurde. Lediglich in geistiger Arbeit fand er Zerstreuung und Ruhe. Rasch hatte er sich in den neuen Proceß gefunden, und noch am 4. August 1872 arbeitete er an motivirten Anträgen und einem Aufsatze für die Anwaltsleitung. Schon am 5. August 1872 nahm sein Leiden einen so bedenklichen Charakter an, daß die Aerzle die Hoffnung auf Genesung aufgaben; dazu gekommene Altersschwäche führte am 19. August 1872 nach überstandenen unsäglichen Schmerzen seinen Tod herbei. -''</br> | |||
''Als Anwalt und Schriftsteller zierte ihn ausgebreitetes Wissen; seinen philologischen und geschichtlichen Studien verdankte er einen eleganten Stil, ein nie rastender Fleiß, gepaart mit seltener, auch durch das schwerste Leiden kaum besiegter Geistesfrische, ein unersättlicher Wissenstrieb bewirkten, daß er fortwährend an Wissen zunahm, und wiederum die Vielseitigkeit seiner Studien — Jurisprudenz, Philologie, Geschichte, Botanik — hielten ihn frisch, so daß aus seinen verschiedenen Arbeiten wohl der erfahrene und gereifte, nie aber der alte Mann, der alte Advocat kennbar wurde. Seine in schriftstellerischen Arbeiten gegebenen Anregungen sind nicht fruchtlos geblieben, haben vielmehr mehrfach in Gesetzen (Novelle von 1837 und Handelsgesetzbuch) Verwerthung gefunden.''</br> | |||
''Dem Anwalt insbesondere kam der durch Erziehung, Bildung und die Kämpfe des Lebens gestählte Charakter zu Statten; der körperlich unansehnliche schwache Mann verfocht muthig die Vertretung einer gerechten moralischen Sache, auch wenn dadurch seine Existenz auf das Spiel gesetzt wurde.''</br> | |||
''Eine ungerechte, unmoralische, auch nur die Pietät verletzende Sache zu vertreten, bewog ihn keinerlei Rücksicht. Seinen anwaltschaftlichen Beruf faßte er von einem höheren Gesichtspuncte aus auf; schon die Beschaffung der Information schien ihm Sache der Partei, nur die Verwerthung der von der Partei angegebenen Thatsachen dünkte ihm des Anwalts würdig.''</br> | |||
''Bei vorwiegend conservativer Gesinnung erkannte er gern die Vorzüge der neuen Gesetze, insbesondere die dadurch bewirkte Hebung des Anwaltstandes an, für dessen Interessen er bis an sein Ende lebhaft begeistert war.''</br> | |||
''Mehr als Alles aber frommt des Dichters Wort:''</br> | |||
::''„Wohl Dem, dessen Thaten jene stille Größe in sich tragen, die den Lohn in sich selbst findet, und ohne Dank bei der Mitwelt, ohne Ansprüche auf die Nachwelt entsteht, in's Leben tritt — verschwindet."''</br> | |||
== Siehe auch == | == Siehe auch == | ||
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