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{{Unternehmen | |||
{ | |Bild=Logo Brauerei Geismann Bierstern.jpg | ||
|Gebäude=Bäumenstraße 16 - 20 | |||
| | |Gründungsdatum=1722 | ||
|Gesellschaftsform=AG sei [[1901]]; ab [[1942]] GmbH | |||
|Ehemals=Ja | |||
|Schließungsdatum=1967 | |||
|Schließungsgrund=Fusion | |||
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Die '''Brauerei Geismann''' Fürth wurde [[1722]] gegründet und war damit die älteste der fünf Fürther Großbrauereien des 20. Jahrhunderts. Besondere Bedeutung erlangte sie mit ihren legendären Spezialbieren, darunter dem Doppelbock [[Poculator]], und dem [[1895]] erbauten [[Geismannsaal]], der Zeit seines Bestehens größter Saalbau der Stadt und u. a. mit den alljährlichen Starkbierfesten, der offiziellen [[Michaelis-Kirchweih|Kirchweiheröffnung]] einer der zentralen Schauplätze des gesellschaftlichen Lebens war. | Die '''Brauerei Geismann''' Fürth wurde [[1722]] gegründet und war damit die älteste der fünf Fürther Großbrauereien des 20. Jahrhunderts. Besondere Bedeutung erlangte sie mit ihren legendären Spezialbieren, darunter dem Doppelbock [[Poculator]], und dem [[1895]] erbauten [[Geismannsaal]], der Zeit seines Bestehens größter Saalbau der Stadt und u. a. mit den alljährlichen Starkbierfesten, der offiziellen [[Michaelis-Kirchweih|Kirchweiheröffnung]] einer der zentralen Schauplätze des gesellschaftlichen Lebens war. | ||
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''"um Überlassung eines öden Plaz mit 74 Schuh in der Länge und 70 Schuh in der Breite neben dem Schön Ferber Sommerauer zu Fürth, auf dem er ein tauglich Präu Hauß auf seine Kosten herstellen und aufbauen will"''<ref>[[Gottlieb Wunschel]]: [[Die Fürther Häuserchronik "Alt Fürth" (Buch)|Alt-Fürth, Band 4]]</ref> an die Fürther Obrigkeit wendete. | ''"um Überlassung eines öden Plaz mit 74 Schuh in der Länge und 70 Schuh in der Breite neben dem Schön Ferber Sommerauer zu Fürth, auf dem er ein tauglich Präu Hauß auf seine Kosten herstellen und aufbauen will"''<ref>[[Gottlieb Wunschel]]: [[Die Fürther Häuserchronik "Alt Fürth" (Buch)|Alt-Fürth, Band 4]]</ref> an die Fürther Obrigkeit wendete. | ||
Der Fürther Polizeibeamte und Chronist Johann Gottfried Eger erwähnt das Ereignis wie folgt: '' | Der Fürther Polizeibeamte und Chronist [[Johann Gottfried Eger]] erwähnt das Ereignis wie folgt: ''„Im nämlichen Jahr ist in der Neugasse ein neues Gebäude mit einer Bierbrauerey erbauet worden, das schon um das Jahr 1760 die Familie Lederer in Besitz hatte.“''<ref>Johann Gottfried Eger: Taschen- und Adreß-Handbuch von Fürth, 1819</ref> | ||
Heinrich Lederer, dem [[1723]] das Bürgerrecht der Stadt Fürth erteilt wurde, war der Sohn des Bierbrauers und Metzgers Georg Lederer und entstammte jener Thalmässinger Brauer-Familie Lederer, auf die auch die Nürnberger Brauerei gleichen Namens zurückgeht. Mit der Neugasse ist die heutige [[Bäumenstraße]] gemeint und die Errichtung im Jahr 1722 machte die Brauerei Zeit ihres Bestehens zur ältesten bestehenden Braustätte der Stadt Fürth.<ref name="Stadtrat an Geismann GmbH">vgl. Brief des Fürther Stadtrates an die Brauerei Geismann GmbH, Fürth, 17. April 1950</ref> | Heinrich Lederer, dem [[1723]] das Bürgerrecht der Stadt Fürth erteilt wurde, war der Sohn des Bierbrauers und Metzgers Georg Lederer und entstammte jener Thalmässinger Brauer-Familie Lederer, auf die auch die Nürnberger Brauerei gleichen Namens zurückgeht. Mit der Neugasse ist die heutige [[Bäumenstraße]] gemeint und die Errichtung im Jahr 1722 machte die Brauerei Zeit ihres Bestehens zur ältesten bestehenden Braustätte der Stadt Fürth.<ref name="Stadtrat an Geismann GmbH">vgl. Brief des Fürther Stadtrates an die Brauerei Geismann GmbH, Fürth, 17. April 1950</ref> | ||
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=== Wandel zur industriellen Großbrauerei === | === Wandel zur industriellen Großbrauerei === | ||
[[Bild::Datei:Johann Georg Geismann.jpg|mini|right|Johann Gg. Geismann]] | [[Bild::Datei:Johann Georg Geismann.jpg|mini|right|Johann Gg. Geismann]] | ||
Bis zur Übernahme durch die Familie Geismann war die Brauerei mit Landwirtschaft ein eher unauffälliger Betrieb. Beim großen [[Bieraufschlag#Bierkrawalle|Fürther Bierkrawall]] am [[3. Mai]] [[1866]] bleibt das Anwesen völlig unbehelligt, während das gegenüberliegende Anwesen der [[Bergbräu|Brauerei Mailaender]] an der Stelle des heutigen | Bis zur Übernahme durch die Familie Geismann war die Brauerei mit Landwirtschaft ein eher unauffälliger Betrieb. Beim großen [[Bieraufschlag#Bierkrawalle|Fürther Bierkrawall]] am [[3. Mai]] [[1866]] bleibt das Anwesen völlig unbehelligt, während das gegenüberliegende Anwesen der [[Bergbräu|Brauerei Mailaender]] an der Stelle des heutigen [[Stadttheater]]s schwer verwüstet wird. Wahrscheinlich hatte sich das kleine Unternehmen Ottmann an der dem Krawall zu Grunde liegenden Bierpreis-Erhöhung schlicht nicht beteiligt. Auch unter Georg Geismann ändert sich am gemächlichen Charakter des Betriebes anfänglich nicht allzu viel. Zwar verkauft er schon [[1868]] die Immobilie Bäumenstraße 22 an den Kaufmann Höfler und gibt damit die Landwirtschaft auf, doch der Malzversud expandiert zunächst nicht wesentlich. | ||
Erst [[1880]] wird die Branntweinbrennerei abgemeldet und nach seinem Tod [[1883]] stellen seine Söhne das Unternehmen gänzlich auf die Modernisierung des Braubetriebes ein. Zunächst sind es vier Söhne, die sich gemeinsam mit der Witwe Margarethe um die Fortführung des Unternehmens kümmern. Zwei davon, Konrad († [[1881]]) und Georg († [[1897]]), beide Weihenstephaner, sterben früh und so übernimmt [[Johann Georg Geismann]] die Leitung der Brautätigkeiten, während sich der gelernte Buchhalter [[Leonhard Geismann]] gemeinsam mit der Mutter der Verwaltung der Brauerei annimmt. | Erst [[1880]] wird die Branntweinbrennerei abgemeldet und nach seinem Tod [[1883]] stellen seine Söhne das Unternehmen gänzlich auf die Modernisierung des Braubetriebes ein. Zunächst sind es vier Söhne, die sich gemeinsam mit der Witwe Margarethe um die Fortführung des Unternehmens kümmern. Zwei davon, Konrad († [[1881]]) und Georg († [[1897]]), beide Weihenstephaner, sterben früh und so übernimmt [[Johann Georg Geismann]] die Leitung der Brautätigkeiten, während sich der gelernte Buchhalter [[Leonhard Geismann]] gemeinsam mit der Mutter der Verwaltung der Brauerei annimmt. | ||
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Das Unternehmen war zu beachtlicher Höhe gelangt, hatte mit Johann Geismanns Spezialbieren und der Betriebs-Ausstattung einen exzellenten Ruf inne. Doch die vielen geschäftlichen Unternehmen und insbesondere die kostspieligen Neubauten schlugen sich in einem großen organisatorischen und finanziellen Aufwand nieder, der durch den frühen Tod im Betrieb Verantwortung tragender Familienmitglieder immer schwerer zu stemmen war. Ein Jahr nach dem Tod seines nur 39-jährigen Bruders Leonhard stellt Johann Geismann daher [[1901]] den Betrieb durch Gründung der Brauerei Geismann AG um. Johann Gg. Geismann fungierte als Vorstand der Aktiengesellschaft, an seiner Seite agierte 1901 – 1902 Johann Adam Kunze. Der Aufsichtsrat bestand aus dem bekannten Fürther Hopfengroßhändler [[Anton Sahlmann]], dem Fürther Justizrat [[Jacob Heinrich Asyl]], Alois Dorn aus München und Fabrikdirektor Josef Hausenblas aus Augsburg. Der Aufsichtsratsvorsitzende Heinrich Riegelmann wechselte [[1908]] in den Vorstand des Unternehmens. | Das Unternehmen war zu beachtlicher Höhe gelangt, hatte mit Johann Geismanns Spezialbieren und der Betriebs-Ausstattung einen exzellenten Ruf inne. Doch die vielen geschäftlichen Unternehmen und insbesondere die kostspieligen Neubauten schlugen sich in einem großen organisatorischen und finanziellen Aufwand nieder, der durch den frühen Tod im Betrieb Verantwortung tragender Familienmitglieder immer schwerer zu stemmen war. Ein Jahr nach dem Tod seines nur 39-jährigen Bruders Leonhard stellt Johann Geismann daher [[1901]] den Betrieb durch Gründung der Brauerei Geismann AG um. Johann Gg. Geismann fungierte als Vorstand der Aktiengesellschaft, an seiner Seite agierte 1901 – 1902 Johann Adam Kunze. Der Aufsichtsrat bestand aus dem bekannten Fürther Hopfengroßhändler [[Anton Sahlmann]], dem Fürther Justizrat [[Jacob Heinrich Asyl]], Alois Dorn aus München und Fabrikdirektor Josef Hausenblas aus Augsburg. Der Aufsichtsratsvorsitzende Heinrich Riegelmann wechselte [[1908]] in den Vorstand des Unternehmens. | ||
Mit der Aktiengesellschaft geht es weiter aufwärts: Rasch wird der Lokalrivale [[Brauerei Grüner|Grüner AG]] im Bierabsatz überholt und bis zum [[Erster Weltkrieg|Ersten Weltkrieg]] komplett abgehängt. Auch die Dividendenzahlungen verliehen der positiven Entwicklung Ausdruck. Als erster Fürther Brauerei gelang es Geismann [[1907]] mit dem „Bayerisch Pilsener“ ein Bier der Gattung „Pils“ zu brauen, zuvor war man schon beim hellen Bier Erster in Fürth gewesen. Vorstand Johann Georg Geismann verstarb am 24. Mai 1910 nach längerer Krankheit im Alter von nur 50 Jahren. | Mit der Aktiengesellschaft geht es weiter aufwärts: Rasch wird der Lokalrivale [[Brauerei Grüner|Grüner AG]] im Bierabsatz überholt und bis zum [[Erster Weltkrieg|Ersten Weltkrieg]] komplett abgehängt. Auch die Dividendenzahlungen verliehen der positiven Entwicklung Ausdruck. Als erster Fürther Brauerei gelang es Geismann [[1907]] mit dem „Bayerisch Pilsener“ ein Bier der Gattung „Pils“ zu brauen, zuvor war man schon beim hellen Bier Erster in Fürth gewesen. | ||
Als 1908 bis 1910 der Schieß- und Übungsplatz Grafenwöhr für das III. Kgl. Bayr. Korps entstand, erhielt die Brauerei Geismann die Truppen-Belieferungsrechte. Ab 1910 entstand mit dem »Geismannskeller« eine Niederlassung der Brauerei mit Gastwirtschaft und Biergarten, bis heute namensgebend für einen Stadtteil von Grafenwöhr.<ref name=Grafenwoehr"">Kultur- und Militärmuseum Grafenwöhr: »Geismannskeller – Vom Bierkeller zur Wohnsiedlung«, 25. März 2021, [https://museum-grafenwoehr.de/geismannskeller-vom-bierkeller-zur-wohnsiedlung/ online abrufbar]</ref> | |||
Vorstand Johann Georg Geismann verstarb am 24. Mai 1910 nach längerer Krankheit im Alter von nur 50 Jahren. | |||
=== Goldene Zwanziger und Weltwirtschaftskrise === | === Goldene Zwanziger und Weltwirtschaftskrise === | ||
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1931 bis 1933 erschienen in der »Allgemeinen Brauer- und Hopfenzeitung« Berichte über eine wirtschaftliche Schieflage der Brauerei Geismann AG. Verschiedene Kreise, darunter namentlich [[Hans Geismann]], bezichtigten den Fürther Filialdirektor der Dresdner Bank [[Hans Böhner]] der gezielten Manipulation. Jedenfalls setzte gleichzeitig mit den Schlagzeilen über die Probleme der Brauerei seitens der Dresdner Bank eine sehr aktive Ankaufspolitik ein. Die Dresdner Bank spielte um 1930 als Hausbank der Aktiengesellschaft eine gewichtige Rolle in deren Firmenpolitik. So war es bis 1937 den Banken per Klausel in den AGBs erlaubt, das Stimmrecht der Kunden auszuüben, wenn diese es nicht selbst wahrnahmen. | 1931 bis 1933 erschienen in der »Allgemeinen Brauer- und Hopfenzeitung« Berichte über eine wirtschaftliche Schieflage der Brauerei Geismann AG. Verschiedene Kreise, darunter namentlich [[Hans Geismann]], bezichtigten den Fürther Filialdirektor der Dresdner Bank [[Hans Böhner]] der gezielten Manipulation. Jedenfalls setzte gleichzeitig mit den Schlagzeilen über die Probleme der Brauerei seitens der Dresdner Bank eine sehr aktive Ankaufspolitik ein. Die Dresdner Bank spielte um 1930 als Hausbank der Aktiengesellschaft eine gewichtige Rolle in deren Firmenpolitik. So war es bis 1937 den Banken per Klausel in den AGBs erlaubt, das Stimmrecht der Kunden auszuüben, wenn diese es nicht selbst wahrnahmen. | ||
[[Datei:Schickedanz Geismann 1952.jpg|mini|rechts|Gustav Schickedanz im Geismann-Saal]] Die Bank ihrerseits hatte in Folge der konjunkturellen Lage schon allgemein große Probleme, ganz konkret machte man sich auch Sorgen über die Konsequenzen der Judenverfolgung im wirtschaftlichen Bereich: Sollten am Wege der Arisierung Vermögenswerte wie die bei der Dresdner Bank hinterlegten Aktien-Anteile an der Geismann zu Kunden anderen Banken kommen, hätte das die Dresdner Bank empfindlich geschwächt. Im Bestreben die Anteile in den "arischen" Kundenkreis des eigenen Hauses zu verschieben, unterstützte Hans Böhner sehr aktiv den Kaufmann [[Gustav Schickedanz]] beim Ankauf von Geismann-Aktien. | [[Datei:Schickedanz Geismann 1952.jpg|mini|rechts|Gustav Schickedanz im Geismann-Saal]] Die Bank ihrerseits hatte in Folge der konjunkturellen Lage schon allgemein große Probleme, ganz konkret machte man sich auch Sorgen über die Konsequenzen der Judenverfolgung im wirtschaftlichen Bereich: Sollten am Wege der Arisierung Vermögenswerte wie die bei der Dresdner Bank hinterlegten Aktien-Anteile an der Geismann zu Kunden anderen Banken kommen, hätte das die Dresdner Bank empfindlich geschwächt. Im Bestreben die Anteile in den "arischen" Kundenkreis des eigenen Hauses zu verschieben, unterstützte Hans Böhner sehr aktiv den Kaufmann [[Gustav Schickedanz]] beim Ankauf von Geismann-Aktien. Vorbesitzer waren unter anderem jüdische Hopfenhändler, Privatbankiers und Brauerei-Funktionäre wie beispielsweise Ernst Reizenstein und die Familie Sahlmann. | ||
1936 hielt das jüdische Münchner Bankhaus von Siegfried Salomon Marx (später: August Lenz & Co.) noch doppelt so viele Geismann-Aktien wie die Dresdner Bank und stellte entsprechend die Forderung einen Aufsichtsratsposten zu bekleiden. In einer persönlichen Unterredung in Fürth gelang es Böhner und Schickedanz mit Hilfe eines Gefälligkeitsgutachtens der Bank für Brauindustrie (diese befand sich seit der Arisierung zu 47,32% im Besitz der Dresdner Bank) dem Münchner Bankhaus Gebr. Marx deren deutlich größere Beteiligung günstig abzukaufen. Bemerkenswert ist, dass es Böhner gelang auch den nicht-jüdischen Aktionären im großen Stil Aktien abzunehmen, selbst jenen die aus verschiedenen Motiven in erklärter Opposition zu Böhner und Schickedanz standen. <ref name="GeismannFxArisierung">Felix Geismann: Die Brauerei Geismann und ihre Arisierung, 2020</ref> Auch jenseits der Causa Geismann waren die Dresdner Bank und Böhner tief in das mittelfränkische Korruptionsnetzwerk der Gauleitung verstrickt.<ref name="Ziegler">Dieter Ziegler: Die Dresdner Bank und die deutschen Juden, S. 257</ref> | 1936 hielt das jüdische Münchner Bankhaus von Siegfried Salomon Marx (später: August Lenz & Co.) noch doppelt so viele Geismann-Aktien wie die Dresdner Bank und stellte entsprechend die Forderung einen Aufsichtsratsposten zu bekleiden. In einer persönlichen Unterredung in Fürth gelang es Böhner und Schickedanz mit Hilfe eines Gefälligkeitsgutachtens der Bank für Brauindustrie (diese befand sich seit der Arisierung zu 47,32% im Besitz der Dresdner Bank) dem Münchner Bankhaus Gebr. Marx deren deutlich größere Beteiligung günstig abzukaufen. Bemerkenswert ist, dass es Böhner gelang auch den nicht-jüdischen Aktionären im großen Stil Aktien abzunehmen, selbst jenen die aus verschiedenen Motiven in erklärter Opposition zu Böhner und Schickedanz standen. <ref name="GeismannFxArisierung">Felix Geismann: Die Brauerei Geismann und ihre Arisierung, 2020</ref> Auch jenseits der Causa Geismann waren die Dresdner Bank und Böhner tief in das mittelfränkische Korruptionsnetzwerk der Gauleitung verstrickt.<ref name="Ziegler">Dieter Ziegler: Die Dresdner Bank und die deutschen Juden, S. 257</ref> Auch Schickedanz nutzte seine guten Beziehung zur Riege um Julius Streicher zur Nötigung seiner "Verhandlungs"-Partner. <ref name="Zinke">Peter Zinke: "Er drohte wieder mit der Gauleitung", in nurinst 2008, Jahrbuch des Nürnberger Instituts für NS-Forschung und jüdische Geschichte des 20. Jahrhunderts</ref> | ||
Noch im selben Jahr werden die Aktien von der Börse genommen, die Aktiengesellschaft wird 1942 in eine GmbH umgewandelt. Nach dem [[Zweiter Weltkrieg| | Noch im selben Jahr werden die Aktien von der Börse genommen, die Aktiengesellschaft wird 1942 in eine GmbH umgewandelt. Nach dem [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkrieg]] wurde die bis auf den [[Geismannsaal]] unzerstörte Brauerei zunächst unter treuhänderische Verwaltung gestellt, Direktor Hans Henle wird abgesetzt, ehe sein Parteigenosse Schickedanz das Unternehmen nach dem [[Entnazifizierung in Fürth|Spruchkammer-Verfahren]] zurückbekam. Auch Hans Böhner wurde kurzzeitig suspendiert, bald jedoch rehabilitiert. In den Spruchkammerverfahren gegen Schickedanz fungierte er als vorgeblich neutraler Kronzeuge „Aufsichtsratsvorsitzender“ zu dessen Gunsten. Das Verfahren an dessen Ende Schickedanz entlastet wurde, hatte unter großem öffentlichen Druck stattgefunden: So hatte sich unter anderem der spätere Wirtschaftsminister und Bundeskanzler [[Ludwig Erhard]] persönlich für ihn stark gemacht. Auffällig ist, dass aus dem Kreis der Beschäftigten der Brauerei im Gegensatz zu anderen von Schickedanz erworbenen Unternehmen keine Solidaritätsschreiben ("Persilscheine") erhalten sind. | ||
=== Fusion und Schließung === | === Fusion und Schließung === | ||
War das Sudhaus [[1960]] noch mit der modernsten Anlagentechnik Süddeutschlands aufgerüstet worden, entschloss man sich schon wenige Jahre später, unter anderem aufgrund der beengten Platzverhältnisse am Standort inmitten der Altstadt, den Braubetrieb mit der [[Brauerei Humbser]] an derem weitläufigen Standort an der Schwabacher Straße zusammenzulegen. [[1967]] erfolgte die offizielle Fusion zur [[Brauerei Humbser-Geismann AG]], die [[1971]] in der [[Patrizier Brauerei]] aufging. [[1994]] erwarb der Münchner Brauerei-Unternehmer Dr. Hans Inselkammer die Aktienmehrheit und fusionierte mit der Nürnberger [[Tucher Bräu]] AG. | War das Sudhaus [[1960]] noch mit der modernsten Anlagentechnik Süddeutschlands aufgerüstet worden, entschloss man sich schon wenige Jahre später, unter anderem aufgrund der beengten Platzverhältnisse am Standort inmitten der [[Altstadt]], den Braubetrieb mit der [[Brauerei Humbser]] an derem weitläufigen Standort an der Schwabacher Straße zusammenzulegen. [[1967]] erfolgte die offizielle Fusion zur [[Brauerei Humbser-Geismann AG]], die [[1971]] in der [[Patrizier Brauerei]] aufging. [[1994]] erwarb der Münchner Brauerei-Unternehmer Dr. Hans Inselkammer die Aktienmehrheit und fusionierte mit der Nürnberger [[Tucher Bräu]] AG. | ||
== Tabellarische Chronik der Brauerei == | == Tabellarische Chronik der Brauerei == | ||
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* [[1880]]: Abmeldung der Branntweinbrennerei. | * [[1880]]: Abmeldung der Branntweinbrennerei. | ||
* [[1883]]: Tod von Georg Geismann. Die Söhne Johann Georg und [[Leonhard Geismann]] übernehmen als technischer beziehungsweise kaufmännischer Leiter zusammen mit Mutter Margarethe Geismann die Brauerei. | * [[1883]]: Tod von Georg Geismann. Die Söhne Johann Georg und [[Leonhard Geismann]] übernehmen als technischer beziehungsweise kaufmännischer Leiter zusammen mit Mutter Margarethe Geismann die Brauerei. | ||
* [[1884]]: [[Johann Georg Geismann ]]braut das erste Fürther Starkbier, „[[Salvator]]“ genannt. | * [[1884]]: [[Johann Georg Geismann]] braut das erste Fürther Starkbier, „[[Salvator]]“ genannt. | ||
* [[1888]]: Neubau der Brauerei im Areal zwischen Bäumen-, Schirm- und Alexanderstraße. | * [[1888]]: Neubau der Brauerei im Areal zwischen Bäumen-, Schirm- und Alexanderstraße. | ||
* [[1895]]: Bau des [[Geismannsaal]]es im Hof der Brauerei mit Zugang von der [[Alexanderstraße]] nach Plänen des Fürther Stararchitekten [[Fritz Walter]]. | * [[1895]]: Bau des [[Geismannsaal]]es im Hof der Brauerei mit Zugang von der [[Alexanderstraße]] nach Plänen des Fürther Stararchitekten [[Fritz Walter]]. | ||
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* Felix Geismann: "Kurzabriss der Geschichte der Brauerei Geismann", 2003 und: "Die Geschichte der Brauerei Geismann", 2008 | * Felix Geismann: "Kurzabriss der Geschichte der Brauerei Geismann", 2003 und: "Die Geschichte der Brauerei Geismann", 2008 | ||
* Stefan Städtler-Ley: [[Fürther Bier (Buch)|Fürther Bier]], G&S, 2021, 208 S. | * Stefan Städtler-Ley: [[Fürther Bier (Buch)|Fürther Bier]], G&S, 2021, 208 S. | ||
* Wolfgang Wüst: ''The Big Five: Die Fürther Großbrauereien im Industriezeitalter mit Edition der Arbeitsordnung der Fürther Aktienbrauerei von 1910''. In: [[Fürther Geschichtsblätter]], Ausgabe 3/2024, S. 59 - 75 | |||
== Siehe auch == | == Siehe auch == | ||
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