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|Nachname=Walter | |Nachname=Walter | ||
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|AbweichendeNamensform=Kino Walter | |||
|Geburtsdatum=1911/04/27 | |Geburtsdatum=1911/04/27 | ||
|Geburtsort=Fürth | |Geburtsort=Fürth | ||
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{{Auszeichnung | {{Auszeichnung | ||
|Auszeichnung=Kriegsverdienstkreuz II. Klasse | |Auszeichnung=Kriegsverdienstkreuz II. Klasse | ||
| | |VerleihungAm=1942/09 | ||
| | |AuszeichnungBemerkung=mit Schwertern | ||
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{{Familie | {{Familie | ||
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'''Bernhard Walter''' (geb. [[27. April]] [[1911]] in Fürth; gest. [[7. Juli]] [[1979]] in Fürth) arbeitete während des [[Nationalsozialismus]] im [[Wikipedia:KZ Auschwitz|KZ Auschwitz]] als Leiter des Erkennungsdienstes, SS-Hauptscharführer und Veranstalter von Filmvorführungen für das Wachpersonal und der SS.<ref>Datenbank KZ-Personal des polnischen Instituts für Nationales Gedenken (abgerufen am 28.05.2018) - Eintrag [http://pamiec.pl/pa/form/r7635019380434,WALTER.html WALTER, Bernhard]</ref> Walter gilt als einer der Urheber des sog. [[Wikipedia:Auschwitz-Album|Auschwitz-Albums]], in dem Aufnahmen jüdischer Menschen aus Ungarn von der Ankunft im [[wikipedia:Auschwitz II (Vernichtungslager Birkenau)|Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau]] bis zur Entkleidung vor den Gaskammern enthalten sind. [[1951]] kam er aus polnischer Kriegsgefangenschaft wieder nach Fürth.<ref name="Wikipedia">[[Wikipedia:Bernhard Walter (SS-Mitglied)|Bernhard Walter]] (Wikipedia), abgerufen am 30. März 2018</ref> | '''Bernhard Walter''' (geb. [[27. April]] [[1911]] in Fürth; gest. [[7. Juli]] [[1979]] in Fürth) arbeitete während des [[Nationalsozialismus]] im [[Wikipedia:KZ Auschwitz|KZ Auschwitz]] als Leiter des Erkennungsdienstes, SS-Hauptscharführer und Veranstalter von Filmvorführungen für das Wachpersonal und der SS.<ref>Datenbank KZ-Personal des polnischen Instituts für Nationales Gedenken (abgerufen am 28.05.2018) - Eintrag [http://pamiec.pl/pa/form/r7635019380434,WALTER.html WALTER, Bernhard]</ref> Walter gilt als einer der Urheber des sog. [[Wikipedia:Auschwitz-Album|Auschwitz-Albums]], in dem Aufnahmen jüdischer Menschen aus Ungarn von der Ankunft im [[wikipedia:Auschwitz II (Vernichtungslager Birkenau)|Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau]] bis zur Entkleidung vor den Gaskammern enthalten sind. [[1951]] kam er aus polnischer Kriegsgefangenschaft wieder nach Fürth.<ref name="Wikipedia">[[Wikipedia:Bernhard Walter (SS-Mitglied)|Bernhard Walter]] (Wikipedia), abgerufen am 30. März 2018</ref> | ||
== Leben == | == Leben == | ||
Nach dem Besuch der Volksschule erlernte Walter den Beruf des Stuckateurs im elterlichen Betrieb. Nach der dreijährigen Lehre arbeitete er ab [[1925]] bei verschiedenen Arbeitgebern in Fürth und Nürnberg; im Winter sei er meist arbeitslos gewesen. Deshalb ging er freiwillig nach Ostern [[1934]] zur kasernierten Waffen-SS (SS-Nr. 1.041.168) und war zuerst in Dachau bei einer SS-Wachtruppe "Oberbayern" außerhalb des KZs und ab [[1935]] in der SS-Wachtruppe "Brandenburg" (KZ Columbia) eingesetzt. Zuvor war er bereits am 1. oder [[2. Mai]] [[1933]] Mitglied der [[NSDAP]] geworden (Mitgliedsnummer 3.178.708). Im Januar [[1935]] wurde er nach Oranienburg versetzt und diente dort ab [[1938]] als SS-Oberscharführer und Spieß in der 8. Kompanie. Zu dieser Zeit waren als Heimatwohnsitz die [[Erhard-Segitz-Straße]] 25 und der Beruf "Stukkatur-Geschäftsinhaber" mit Ladengeschäft in der [[Ludwigstraße]]/Ecke [[Amalienstraße]] angegeben.<ref>Adressbuch der Stadt Fürth, Ausgabe 1935</ref> | Nach dem Besuch der Volksschule erlernte Walter den Beruf des Stuckateurs im elterlichen Betrieb. Nach der dreijährigen Lehre arbeitete er ab [[1925]] bei verschiedenen Arbeitgebern in Fürth und Nürnberg; im Winter sei er meist arbeitslos gewesen. Deshalb ging er freiwillig nach Ostern [[1934]] zur kasernierten Waffen-SS (SS-Nr. 1.041.168) und war zuerst in Dachau bei einer SS-Wachtruppe "Oberbayern" außerhalb des KZs und ab [[1935]] in der SS-Wachtruppe "Brandenburg" (KZ Columbia) eingesetzt. Zuvor war er bereits am 1. oder [[2. Mai]] [[1933]] Mitglied der [[NSDAP]] geworden (Mitgliedsnummer 3.178.708). Im Januar [[1935]] wurde er nach Oranienburg versetzt und diente dort ab [[1938]] als SS-Oberscharführer und Spieß in der 8. Kompanie. Zu dieser Zeit waren als Heimatwohnsitz die [[Erhard-Segitz-Straße]] 25 und der Beruf "Stukkatur-Geschäftsinhaber" mit Ladengeschäft in der [[Ludwigstraße]]/Ecke [[Amalienstraße]] angegeben.<ref>Adressbuch der Stadt Fürth, Ausgabe 1935</ref> | ||
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Nach der Haftentlassung im Juli [[1950]] zog Walter wieder nach Fürth. Walter galt als Kriegsspätheimkehrer und konnte so als Errichter eines Siedler-Hauses von Vergünstigungen (z. B. zinsniedrige Darlehen, Heimkehrerentschädigung, usw.) profitieren. Das im Juli [[1955]] bezogene Haus in der [[Schmerlerstraße]] liegt in der sogenannten [[Unterfürberg#Heimkehrer-Siedlung|Heimkehrer-Siedlung]] in Fürth-[[Unterfürberg]]. Für die Kriegsspätheimkehrer entstand dort zwischen den Jahren [[1953]] und [[1959]] eine Siedlung mit 34 Einfamilienhäusern samt Gärten. | Nach der Haftentlassung im Juli [[1950]] zog Walter wieder nach Fürth. Walter galt als Kriegsspätheimkehrer und konnte so als Errichter eines Siedler-Hauses von Vergünstigungen (z. B. zinsniedrige Darlehen, Heimkehrerentschädigung, usw.) profitieren. Das im Juli [[1955]] bezogene Haus in der [[Schmerlerstraße]] liegt in der sogenannten [[Unterfürberg#Heimkehrer-Siedlung|Heimkehrer-Siedlung]] in Fürth-[[Unterfürberg]]. Für die Kriegsspätheimkehrer entstand dort zwischen den Jahren [[1953]] und [[1959]] eine Siedlung mit 34 Einfamilienhäusern samt Gärten. | ||
Über seine Arbeit in einem Kino konnten sich Nachbarn wie folgt erinnern: ''Der „Kino-Walter“ war in den drei [[Kinos]] im [[Parkhotel]] das „Mädchen für alles“.'' Daraus lässt sich schließen, dass Walter nicht nur als Filmvorführer tätig war, sondern sich auch um den gesamten Filmbetrieb im „Park-Lichtspieltheater“, dem „Admiral-Theater“ und dem „Bambi“ Wochenschau-Filmtheater kümmerte. Diese drei Filmtheater im größten Hotelbau in der Stadtmitte wurden betrieben von „Voelter´s Filmbühnen“. Walter bediente die Projektoren in den Kinos und konnte so mit der ihm gewohnten Technik weiter arbeiten.<ref name="Frank/Heitmüller">Recherche Bernd Heitmüller (Hamburg) und Peter Frank (Fürth), Juni 2015 - Januar 2018</ref> | Über seine Arbeit in einem Kino konnten sich Nachbarn wie folgt erinnern: ''Der „Kino-Walter“ war in den drei [[Kinos]] im [[Parkhotel]] das „Mädchen für alles“.'' Daraus lässt sich schließen, dass Walter nicht nur als Filmvorführer tätig war, sondern sich auch um den gesamten Filmbetrieb im „Park-Lichtspieltheater“, dem „Admiral-Theater“ und dem „Bambi“ Wochenschau-Filmtheater kümmerte. Diese drei Filmtheater im größten Hotelbau in der Stadtmitte wurden betrieben von „Voelter´s Filmbühnen“. Walter bediente die Projektoren in den Kinos und konnte so mit der ihm gewohnten Technik weiter arbeiten.<ref name="Frank/Heitmüller">Recherche Bernd Heitmüller (Hamburg) und [[Peter Frank]] (Fürth), Juni 2015 - Januar 2018</ref> | ||
Im Zuge des ersten Frankfurter [[Wikipedia:Auschwitzprozesse|Auschwitzprozesses]] sagte er [[1964]]/65 als Zeuge aus, gab jedoch nur ausweichende Antworten. Walter bestritt, Urheber der von der Zeugin Jacob aus dem Auschwitz-Album vorgelegten Fotografien zu sein. Erst nach hartnäckigen Befragungen gab er zu, einige Aufnahmen - v.a. an der [[Wikipedia:Selektion_(Konzentrationslager)#Selektionen_in_Auschwitz|Selektionsrampe]] - gemacht zu haben.<ref>Tonbandmitschnitte der Vernehmungen Walters (13.08.64 u. 25.03.65) im Zuge des 1. Auschwitz-Prozesses - [https://www.auschwitz-prozess.de/zeugenaussagen/Walter-Bernhard_1/ online | Im Zuge des ersten Frankfurter [[Wikipedia:Auschwitzprozesse|Auschwitzprozesses]] sagte er [[1964]]/65 als Zeuge aus, gab jedoch nur ausweichende Antworten. Walter bestritt, Urheber der von der Zeugin Jacob aus dem Auschwitz-Album vorgelegten Fotografien zu sein. Erst nach hartnäckigen Befragungen gab er zu, einige Aufnahmen - v.a. an der [[Wikipedia:Selektion_(Konzentrationslager)#Selektionen_in_Auschwitz|Selektionsrampe]] - gemacht zu haben.<ref>Tonbandmitschnitte der Vernehmungen Walters (13.08.64 u. 25.03.65) im Zuge des 1. Auschwitz-Prozesses - [https://www.auschwitz-prozess.de/zeugenaussagen/Walter-Bernhard_1/ online]. 81:12 bis 97:45 Min:Sek</ref> Die Identifizierung der mutmaßlichen Fotografen des Auschwitz-Albums war laut [[Wikipedia:Gideon Greif|Gideon Greif]] die „eigentliche Sensation“ des Frankfurter Auschwitzprozesses.<ref name="Wikipedia"/><ref name="Frank/Heitmüller"/> Walter sagte aber bereits dreimal vor seiner Vernehmung im Auschwitzprozess in Frankfurt aus. Unter anderem wurde er bereits kurz nach seiner Rückkehr aus der polnischen Kriegsgefangenschaft befragt, sowie durch den Staatsanwalt Kügler am [[14. November]] [[1959]] und am [[12. Oktober]] [[1962]] bzw. [[22. November]] [[1962]]. Eine dritte Befragung fand, vermutlich im Vorgriff auf die Auschwitzprozesse in Frankfurt, im September oder Oktober 1958 statt.<ref>Fritz Bauer Institut: Abschrift Strafsache gegen Mulka u. a., 4 Ks 2/63 Landgericht Frankfurt am Main, 76. & 77. Verhandlungstag, 13. bzw. 14. August 1964, Vernehmung Bernhard Walter, S. 18 ff.</ref> | ||
Walter starb [[1979]] und wurde auf dem [[Städtischer Friedhof|städtischen Friedhof]] beerdigt, das Grab wurde nach Ende der Nutzungsdauer [[2011]] aufgelöst. Sohn Klaus-Bernhard starb [[1992]], in der Folgezeit wurde das Wohnhaus in Unterfürberg aufgegeben. Die Schwiegertochter Walters lebt zurückgezogen in Nürnberg.<ref name="Frank/Heitmüller"/> | Walter starb [[1979]] und wurde auf dem [[Städtischer Friedhof|städtischen Friedhof]] beerdigt, das Grab wurde nach Ende der Nutzungsdauer [[2011]] aufgelöst. Sohn Klaus-Bernhard starb [[1992]], in der Folgezeit wurde das Wohnhaus in Unterfürberg aufgegeben. Die Schwiegertochter Walters lebt zurückgezogen in Nürnberg.<ref name="Frank/Heitmüller"/> | ||
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== Literatur == | == Literatur == | ||
* Christophe Busch, Stefan Hördler, Robert Jan van Pelt (Hrsg.): ''Das Höcker-Album - Auschwitz durch Linse der SS.'' Wissenschaftliche Buchgesellschaft (wbg Academic), Feiburg im Breisgau, 2025 | |||
* Tal Bruttmann, Stefan Hördler, Christoph Kreutzmüller: Die fotografische Inszenierung des Verbrechens - Ein Album aus Auschwitz. Wissenschaftliche Buchgesellschaft (wbg Academic), Darmstadt, 2019 | * Tal Bruttmann, Stefan Hördler, Christoph Kreutzmüller: Die fotografische Inszenierung des Verbrechens - Ein Album aus Auschwitz. Wissenschaftliche Buchgesellschaft (wbg Academic), Darmstadt, 2019 | ||
* Reiner Engelmann: Der Fotograf von Auschwitz - Das Leben des Wilhelm Braase. cbj-Verlag München, 2018 | * Reiner Engelmann: Der Fotograf von Auschwitz - Das Leben des Wilhelm Braase. cbj-Verlag München, 2018 | ||
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== Lokalberichterstattung == | == Lokalberichterstattung == | ||
* Johannes Alles: ''Der Auschwitz-Fotograf aus Fürth''. In: [[Fürther Nachrichten]] vom 3. Februar 2020 (Druckausgabe) | * Johannes Alles: ''Der Auschwitz-Fotograf aus Fürth''. In: [[Fürther Nachrichten]] vom 3. Februar 2020, S. 31 (Druckausgabe) | ||
* Armin Leberzammer: ''Auschwitz-Fotograf kam aus Fürth''. In: Fürther Nachrichten vom 23. Mai 2023, S. 26 (Druckausgabe) | |||
==Weblinks== | ==Weblinks== | ||
* [[Wikipedia:Bernhard Walter (SS-Mitglied)|Bernhard Walter]] (Wikipedia) | * [[Wikipedia:Bernhard Walter (SS-Mitglied)|Bernhard Walter]] (Wikipedia) | ||
* Tonbandmitschnitte der Vernehmungen Walters (13.08.64 u. 25.03.65) im Zuge des 1. Auschwitz-Prozesses - [https://www.auschwitz-prozess.de/zeugenaussagen/Walter-Bernhard_1/ online | * Tonbandmitschnitte der Vernehmungen Walters (13.08.64 u. 25.03.65) im Zuge des 1. Auschwitz-Prozesses - [https://www.auschwitz-prozess.de/zeugenaussagen/Walter-Bernhard_1/ online] | ||
* [https://www.zdf.de/dokumentation/dokumentation-sonstige/ein-tag-in-auschwitz-108.html Ein Tag in Auschwitz]- ZDF-Doku vom 28. Januar 2020 (Video verfügbar bis 27. Januar 2025) | * [https://www.zdf.de/dokumentation/dokumentation-sonstige/ein-tag-in-auschwitz-108.html Ein Tag in Auschwitz]- ZDF-Doku vom 28. Januar 2020 (Video verfügbar bis 27. Januar 2025) | ||
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