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|Objekt=Evangelisch-Lutherische [[Kirche St. Peter und Paul|Pfarrkirche St. Peter und Paul]] | |Objekt=Evangelisch-Lutherische [[Kirche St. Peter und Paul|Pfarrkirche St. Peter und Paul]] | ||
| | |AktenNr=D-5-63-000-1535 | ||
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|TeilDesEnsembles=Ortskern Poppenreuth | |||
|Baujahr=1522 | |Baujahr=1522 | ||
|Baustil=Romanik; Gotik | |Baustil=Romanik; Gotik | ||
| | |Ehemals=Nein | ||
| | |DenkmalstatusBesteht=Ja | ||
|Quellangaben=[http://www.geodaten.bayern.de/denkmal_static_data/externe_denkmalliste/pdf/denkmalliste_merge_563000.pdf BLfD - Denkmalliste Fürth] | |Quellangaben=[http://www.geodaten.bayern.de/denkmal_static_data/externe_denkmalliste/pdf/denkmalliste_merge_563000.pdf BLfD - Denkmalliste Fürth] | ||
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Die | Die [[evangelisch-lutherisch]]e Pfarrkirche '''St. Peter und Paul''' in [[Poppenreuth]] wurde bereits Mitte des 9. Jahrhunderts errichtet und ist seit der Zerstörung der [[Kapelle St. Martin|Martinskapelle]] die älteste Kirche Fürths. Aufgrund des Alters von St. Peter und Paul und damit auch seines Pfarrsprengels, ist die Poppenreuther Kirche die einzige, die noch heute Gemeindemitglieder sowohl in Fürth als auch in Nürnberg hat. | ||
==Geschichte== | ==Geschichte== | ||
Die Kirche St. Peter und Paul ist die älteste nördlich der Pegnitz, östlich der Regnitz und südlich der Schwabach. | Die Kirche St. Peter und Paul ist die älteste nördlich der Pegnitz, östlich der Regnitz und südlich der Schwabach. Als erste urkundliche Erwähnung gilt die Belehnung des Ritters [https://www.google.de/books/edition/Deutsche_Gaue/oiYPAQAAIAAJ?hl=de&gbpv=1&dq=Poppo+von+Stierberg&pg=PA106&printsec=frontcover Poppo von Stierberg]<ref>Zeitschrift „Deutsche Gaue“, Bd. 7, 1906, S. 106</ref> um 1207 mit Poppenreuth als Lehen der Andechser.<ref>Werner Sprung: „Deine Kirche“ in: Monatsgruß für die Gemeinde St. Peter und Paul in Fürth-Poppenreuth, Nr. 7, 1949</ref> Weil die Grafenfamilie Poppo bereits im 9. Jahrhundert im Nordgau ansässig war, könnte die Siedlung bereits damals den Namen dieses Geschlechtes erhalten haben.<ref>ebenda</ref> | ||
Das Gotteshaus wurde bereits Mitte des 9. Jahrhunderts errichtet, mehrfach schwer beschädigt, geplündert und umgestaltet. In dieser Phase gehörte der Ort zum Bistum Würzburg, das selbst um 741 gegründet wurde. | |||
[[1547]] wurde die Kirche von Soldaten des Heeres des | Der Legende nach wohnte [[Sebald|St. Sebald]] hier und wurde erst nach seinem Tode auf einem Ochsenkarren nach Nürnberg überführt. Die Kirchen St. Sebald und St. Egidien in Nürnberg sind ursprünglich Tochterkirchen von St. Peter und Paul, genauso wie die Kirche St. Peter und Paul in Erlangen-Bruck, St. Lorenz in Großgründlach, St. Georg in Kraftshof und die [https://www.versoehnungskirche-nuernberg.de/index.php?m=Startseite| Versöhnungskirche in Schniegling]. Schnieglings war noch bis zum [[1. Mai]] [[1934]] [[Schniegling - Poppenreuths 2. Kirchensprengel|Poppenreuths zweiter Sprengel]] <ref>Rainer Mordhorst: ''Die evangelische Versöhnungs-Kirchengemeinde Schniegling'' in "Schniegling, Wetzendorf und Alt-Doos", 2006, Seite 111</ref>. | ||
[[1547]] wurde die Kirche von Soldaten des Heeres des römisch-deutschen Kaisers [[wikipedia:Karl V. (HRR)|Karl V.]] unter dem Anführer [[wikipedia:Fernando Álvarez de Toledo, Herzog von Alba|Herzog Alba]] geplündert und im [[Zweiter Markgrafenkrieg|zweiten Markgrafenkrieg]] [[1552]] von [[wikipedia:Albrecht II. Alcibiades (Brandenburg-Kulmbach)|Markgraf Albrecht II.]] geplündert und angezündet. | |||
Am Sonntag nach Weihnachten, dem [[28. Dezember]] [[1828]] hielt hier [[Wilhelm Löhe]] seine [[Johann Georg Bauer#Erster Predigtauftritt Wilhelm Löhes|erste Predigt]] über den Bibeltext [http://www.diebibel.de Hebräerbrief Kapitel 13 Vers 8]. Auf Veranlassung Löhes, der auch die [[Wilhelm Löhe und die Amerikaauswanderung|Amerikaauswanderung]] des 19. Jahrhunderts geistlich begleitete, war ein Haus in der Kirchengemeinde Poppenreuth Sammelpunkt der erste Auswanderergruppe im Jahr 1845. | Am Sonntag nach Weihnachten, dem [[28. Dezember]] [[1828]] hielt hier [[Wilhelm Löhe]] seine [[Johann Georg Bauer#Erster Predigtauftritt Wilhelm Löhes|erste Predigt]] über den Bibeltext [http://www.diebibel.de Hebräerbrief Kapitel 13 Vers 8]. Auf Veranlassung Löhes, der auch die [[Wilhelm Löhe und die Amerikaauswanderung|Amerikaauswanderung]] des 19. Jahrhunderts geistlich begleitete, war ein Haus in der Kirchengemeinde Poppenreuth Sammelpunkt der erste Auswanderergruppe im Jahr 1845. | ||
<br clear="all" /> | <br clear="all" /> | ||
[[Datei:A Wandteppich.JPG|miniatur|Replik des Sebaldusteppichs mit der ältesten bildlichen Darstellung der Poppenreuther Kirche]] | [[Datei:A Wandteppich.JPG|miniatur|Replik des Sebaldusteppichs mit der ältesten bildlichen Darstellung der Poppenreuther Kirche]] | ||
[[Datei:Rom Turmeingang Rek-zeichnung.jpg|miniatur|Rekonstruktionszeichnung der Turmhalle mit Zackenfries]] | [[Datei:Rom Turmeingang Rek-zeichnung.jpg|miniatur|Rekonstruktionszeichnung der Turmhalle mit Zackenfries]] | ||
[[Datei:Rom-got Turm bb.jpg|miniatur|gotische Ummantelung des romanischen Turmes]] | [[Datei:Rom-got Turm bb.jpg|miniatur|gotische Ummantelung des romanischen Turmes]] | ||
==Beschreibung des Baudenkmals und Baugeschichte== | ==Beschreibung des Baudenkmals und Baugeschichte== | ||
Teils verputzter Sandsteinquaderbau mit Satteldach, quadratischem Westturm mit Spitzhelm und polygonalem Chor, Saalkirche mit flacher Balkendecke, dreiseitig umlaufenden, doppelten Emporen und eingezogenem Chor mit Kreuzrippengewölbe, Langhaus im Kern spätmittelalterlich, nach [[1522]] erneuert, 1859/60 erhöht und umgebaut, Chor bez. 1522, Turm 15. Jahrhundert; mit Ausstattung; Kirchhofmauer im Süden, Westen und z. T. an der Ostseite des Berings, Sandsteinquadermauer, spätmittelalterlich. Teil des [[Ensemble Ortskern Poppenreuth|Ensembles Ortskern Poppenreuth]]. | Teils verputzter Sandsteinquaderbau mit Satteldach, quadratischem Westturm mit Spitzhelm und polygonalem Chor, Saalkirche mit flacher Balkendecke, dreiseitig umlaufenden, doppelten Emporen und eingezogenem Chor mit Kreuzrippengewölbe, Langhaus im Kern spätmittelalterlich, nach [[1522]] erneuert, 1859/60 erhöht und umgebaut, Chor bez. 1522, Turm 15. Jahrhundert; mit Ausstattung; Kirchhofmauer im Süden, Westen und z. T. an der Ostseite des Berings, Sandsteinquadermauer, spätmittelalterlich. Teil des [[Ensemble Ortskern Poppenreuth|Ensembles Ortskern Poppenreuth]]. | ||
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Das romanische Mauerwerk ist heute im Untergeschoß des Turmes und im westlichen Teil der Kirchenschiffnordmauer noch erhalten. </br> | Das romanische Mauerwerk ist heute im Untergeschoß des Turmes und im westlichen Teil der Kirchenschiffnordmauer noch erhalten. </br> | ||
Die Turmhalle im Erdgeschoß besaß in der der Romanik eine flache Decke. Unterhalb dieser Holzdecke lief ein in Stein gehauener Zackenfries (auch deutscher Diamant-Fries) an den Wänden entlang, der den Raum bekrönte. Die Überreste befinden sich heute oberhalb des [[1456]] eingebauten gotischen Kreuzrippengewölbes. Daher ist dieser Fries heute nur vom ersten Turmgeschoß aus einzusehen. In diesem ersten Turmgeschoß befinden sich als Unterzüge Eichenbalken, die mittels dendro-chronologischer Untersuchung als Bäume Ende 1357 gefällt und im Sommer 1358 verarbeitet wurden <ref>Christian Schmidt-Scheer: ‘‘Die Baugeschichte der Poppenreuther Kirche St. Peter und Paul‘‘ in: [[Nota bene (NB) (Buch)|Nota bene]], 2016, S. 4f</ref>. </br> | Die Turmhalle im Erdgeschoß besaß in der der Romanik eine flache Decke. Unterhalb dieser Holzdecke lief ein in Stein gehauener [[Das romanische Kreisknotenflechtwerk in St. Peter und Paul#Romanischer Zahnfries|Zackenfries]] (auch deutscher Diamant-Fries) an den Wänden entlang, der den Raum bekrönte. Die Überreste befinden sich heute oberhalb des [[1456]] eingebauten gotischen Kreuzrippengewölbes. Daher ist dieser Fries heute nur vom ersten Turmgeschoß aus einzusehen. In diesem ersten Turmgeschoß befinden sich als Unterzüge Eichenbalken, die mittels dendro-chronologischer Untersuchung als Bäume Ende 1357 gefällt und im Sommer 1358 verarbeitet wurden <ref>Christian Schmidt-Scheer: ‘‘Die Baugeschichte der Poppenreuther Kirche St. Peter und Paul‘‘ in: [[Nota bene (NB) (Buch)|Nota bene]], 2016, S. 4f</ref>. </br> | ||
Schließlich stammen aus der romanischen Epoche noch drei Spolien. Am Auffallendsten ist das „[[Das romanische Kreisknotenflechtwerk in St. Peter und Paul|Kreisknotenflechtwerk]]“ in der Leibung des südlichen Fensters im ersten Turmgeschoß. | Schließlich stammen aus der romanischen Epoche noch drei Spolien. Am Auffallendsten ist das „[[Das romanische Kreisknotenflechtwerk in St. Peter und Paul|Kreisknotenflechtwerk]]“ in der Leibung des südlichen Fensters im ersten Turmgeschoß. | ||
===Gotische Periode=== | ===Gotische Periode=== | ||
Die offensichtlich gravierenden Beschädigungen aus dem [[Wikipedia:Hussitenkriege|Hussitenkrieg]] (1429/30) und dem [[Erster Markgrafenkrieg|1. Markgrafenkrieg]] (1449/50) führten bei der Renovierung im Jahr [[1456]] zu einer gotischen Umgestaltung. | Die offensichtlich gravierenden Beschädigungen aus dem [[Wikipedia:Hussitenkriege|Hussitenkrieg]] (1429/30) und dem [[Erster Markgrafenkrieg|1. Markgrafenkrieg]] (1449/50) führten bei der Renovierung im Jahr [[1456]] zu einer gotischen Umgestaltung. Die wichtigste Veränderung der Poppenreuther Kirche von 1456 ist eine entscheidende Vergrößerung. Der romanische Turm blieb zwar erhalten, wurde aber nun als viergeschossiger Steinbau aufgeführt und mit einer neuen Schale aus Werksteinen ummantelt. Die vorgesetzten Werksteine verstärkten das Mauerwerk um ca. 50 - 60 cm. Das Westportal blendete man vor die bereits bestehende Öffnung vor und bildete es als spitzbogiges gotisches Portal aus.</br> | ||
Die wichtigste Veränderung der Poppenreuther Kirche von 1456 ist eine entscheidende Vergrößerung. Der romanische Turm blieb zwar erhalten, wurde aber nun als | Das vierte und damit oberste Geschoss des erhöhten Turmes diente fortan als Glockenstube. Dies ist heute noch an den größer und aufwändiger gearbeiteten Fensteröffnungen unterhalb des Ziffernblattes nachvollziehbar. | ||
Das vierte und damit oberste | Gleichzeitig wurde auch das Kirchenschiff vergrößert, um es proportional dem nun wesentlich höheren Turm anzupassen. Untersuchungen der Setzmörtel im Bereich des Kirchenschiffes mit Vergleichsproben aus dem Turmbereich sollten dieses Ergebnis zeigen.<ref>Christian Schmidt-Scheer: ''Die Baugeschichte der Poppenreuther Kirche St. Peter und Paul'' in: [[Nota bene (NB) (Buch)|Nota bene]], 2016, S. 7 f.</ref> | ||
Gleichzeitig wurde auch das Kirchenschiff vergrößert, um es proportional dem nun wesentlich höheren Turm anzupassen. Untersuchungen der Setzmörtel im Bereich des Kirchenschiffes mit Vergleichsproben aus dem Turmbereich sollten dieses Ergebnis zeigen <ref>Christian Schmidt-Scheer: ''Die Baugeschichte der Poppenreuther Kirche St. Peter und Paul'' in: [[Nota bene (NB) (Buch)|Nota bene]], 2016, S. | |||
[[Datei:Baudatum 1522.jpg|miniatur|Baudatum 1522 auf der Chorbogen Innenseite]] | |||
===Renaissance-Periode=== | ===Renaissance-Periode=== | ||
[[1522]] wurde die Poppenreuther Kirche erneut auf die heute noch gültigen Flächenmaße erweitert. Der Nürnberger Stadtbaumeister Hans Beheim d.Ä. setzte auf den Turm ein weiteres | [[1522]] wurde die Poppenreuther Kirche erneut auf die heute noch gültigen Flächenmaße erweitert. Der Nürnberger Stadtbaumeister [[wikipedia:Hans Beheim der Ältere|Hans Beheim d. Ä.]] setzte auf den Turm ein weiteres Geschoss mit einer neuen Glockenstube. Als Schmuckwerk verwendete er an dessen Basis einen Dreipass-Blendfries. Offensichtlich wollte Beheim ursprünglich einen Fünfknopfturm errichten. Die Ansatzstellen zu den Scharwachtürmchen sind deutlich erkennbar. | ||
Die entscheidende Erweiterung erhielt die Kirche mit dem Ostchor. Diese neue bauliche Zufügung machte dann auch eine Erweiterung des gesamten Kirchenschiffes nach Süden nötig. Die Ausführung des Ostchores ist mit dem Sternrippengewölbe spätgotisch. Die Fensterform hingegen sind in ihrer Weite bereits der Renaissance zuzuordnen; ebenso die Zierbekrönung der Sakramentsnische. Auch [[Die Apostelfresken an der Chornordwand in St. Peter und Paul|die Apostelfresken]] an der Chornordwand gehören in diese Bauperiode. | |||
Die Kirche wurde mit dem neuen Ostchor auf das östliche Friedhofsgelände gebaut und rückte dabei ganz nah an den Mauerring der Wehrkirchenanlage heran. Dabei wurde eine alte [[Poppenreuther Ölbergkapelle|Ölbergkapelle]] integriert, die nun als Anbau erschien <ref>Christian Schmidt-Scheer: | Die entscheidende Erweiterung erhielt die Kirche mit dem Ostchor. Diese neue bauliche Zufügung machte dann auch eine Erweiterung des gesamten Kirchenschiffes nach Süden nötig. Die Ausführung des Ostchores ist mit dem Sternrippengewölbe spätgotisch. Die Fensterform hingegen sind in ihrer Weite bereits der Renaissance zuzuordnen; ebenso die Zierbekrönung der Sakramentsnische. Auch [[Die Apostelfresken an der Chornordwand in St. Peter und Paul|die Apostelfresken]] an der Chornordwand gehören in diese Bauperiode. | ||
Die Kirche wurde mit dem neuen Ostchor auf das östliche Friedhofsgelände gebaut und rückte dabei ganz nah an den Mauerring der Wehrkirchenanlage heran. Dabei wurde eine alte [[Poppenreuther Ölbergkapelle|Ölbergkapelle]] integriert, die nun als Anbau erschien.<ref>Christian Schmidt-Scheer: ''Die Baugeschichte der Poppenreuther Kirche St. Peter und Paul'' in: [[Nota bene (NB) (Buch)|Nota bene]], 2016, S. 9ff</ref> | |||
[[Datei:Jahreszahl 1583.JPG|miniatur|Renovierungsdatum 1583 unter dem Ostfenster des Chores]] | [[Datei:Jahreszahl 1583.JPG|miniatur|Renovierungsdatum 1583 unter dem Ostfenster des Chores]] | ||
Bei Sanierungsarbeiten [[2013]] wurde durch das freigelegte Fundament des Chores nachgewiesen, dass die beide Choranbauten (Ölbergkapelle und Sakristei) nicht zum gleichen Zeitpunkt erfolgten. Ursprünglich sollte wohl die Ölbergkapelle als Sakristei dienen, bis sie sich wohl als zu klein erwies. Als das Bauwerk 1522 in den Choranbau integriert worden war, wurde das Fundament von Ölbergkapelle und Chor miteinander verzahnt. | Bei Sanierungsarbeiten [[2013]] wurde durch das freigelegte Fundament des Chores nachgewiesen, dass die beide Choranbauten (Ölbergkapelle und Sakristei) nicht zum gleichen Zeitpunkt erfolgten. Ursprünglich sollte wohl die Ölbergkapelle als Sakristei dienen, bis sie sich wohl als zu klein erwies. Als das Bauwerk 1522 in den Choranbau integriert worden war, wurde das Fundament von Ölbergkapelle und Chor miteinander verzahnt. | ||
Bei der Sakristei im Nordbereich ist das Fundament wesentlich kleinteiliger als beim Chor, weil der [[Poppenreuther Ölbergkapelle#Sakristeianbau mit Renaissancemerkmalen|Sakristeiraum]] erst später angebaut wurde. Allerdings muss diese bauliche Ergänzung des nördlichen Sakristeianbaus aber schon recht bald nach 1522 erfolgt sein. Dafür sprechen die beiden Sakristeifenster mit ihren Sandstein-Umrahmungen die als „[[wikipedia: Birnstab|Birnstabprofil]]“ ausgearbeitet sind, was noch typisch für die Epoche der Gotik ist. Allerdings weist die rechteckige Ausformung statt z.B. eines Kielbogens bzw. Eselsrückens bereits deutlich in die Formensprache der Renaissance. | Bei der Sakristei im Nordbereich ist das Fundament wesentlich kleinteiliger als beim Chor, weil der [[Poppenreuther Ölbergkapelle#Sakristeianbau mit Renaissancemerkmalen|Sakristeiraum]] erst später angebaut wurde. Allerdings muss diese bauliche Ergänzung des nördlichen Sakristeianbaus aber schon recht bald nach 1522 erfolgt sein. Dafür sprechen die beiden Sakristeifenster mit ihren Sandstein-Umrahmungen, die als „[[wikipedia: Birnstab|Birnstabprofil]]“ ausgearbeitet sind, was noch typisch für die Epoche der Gotik ist. Allerdings weist die rechteckige Ausformung statt z. B. eines Kielbogens bzw. Eselsrückens bereits deutlich in die Formensprache der Renaissance. | ||
[[1583]] kam es zu Renovierungsarbeiten, die einige Zerstörungen im [Zweiter Markgrafenkrieg| | [[1583]] kam es zu Renovierungsarbeiten, die einige Zerstörungen im [[Zweiter Markgrafenkrieg|Zweiten Markgrafenkrieg]] von 1552 nötig gemacht hatten. Der Sakristeianbau wäre auch in diesem Zusammenhang denkbar. Jedoch bleibt als Ungereimtheit der Dachboden der Sakristei. Er gibt nämlich eine alte Sandsteinwand frei, die sich auch an der Sakristeitüre außen noch abbildet. Der Dachstuhl weist als Verarbeitung eine gehakte Aufblattung vor, die jedoch lediglich bis Ende des 15. bzw. Anfang des 16. Jahrhunderts verwendet worden ist. | ||
===Barock-Periode=== | ===Barock-Periode=== | ||
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Wandfresken und -bilder, eine barocke [[Die Kanzel in St. Peter und Paul|Kanzel]], die zwischen den ersten beiden Fenstern der Südwand beheimatet war. Ein Seitenaltar am nördlichen Chorbogen, ein Gestühl und zwei [[Die Epitaphien in St. Peter und Paul|Totenschilde]] vervollständigten die Loeffelholz-Stiftungen <ref> siehe dazu [[Christian Schmidt-Scheer]]: ''Die Poppenreuther Kirche in der Barockzeit - Loeffelholzstiftungen für St. Peter und Paul''. In: [[Fürther Geschichtsblätter]], 1/2004, S. 3 – 20</ref> und verliehen der Kirche eine barocke Möblierung. Auch der [[Der Beichtstuhl in St. Peter und Paul|Beichtstuhl]], der nun im Chor an der Rückseite des Altares steht, sowie der heutige Hauptaltar wurde zu dieser Zeit angeschafft. | Wandfresken und -bilder, eine barocke [[Die Kanzel in St. Peter und Paul|Kanzel]], die zwischen den ersten beiden Fenstern der Südwand beheimatet war. Ein Seitenaltar am nördlichen Chorbogen, ein Gestühl und zwei [[Die Epitaphien in St. Peter und Paul|Totenschilde]] vervollständigten die Loeffelholz-Stiftungen <ref> siehe dazu [[Christian Schmidt-Scheer]]: ''Die Poppenreuther Kirche in der Barockzeit - Loeffelholzstiftungen für St. Peter und Paul''. In: [[Fürther Geschichtsblätter]], 1/2004, S. 3 – 20</ref> und verliehen der Kirche eine barocke Möblierung. Auch der [[Der Beichtstuhl in St. Peter und Paul|Beichtstuhl]], der nun im Chor an der Rückseite des Altares steht, sowie der heutige Hauptaltar wurde zu dieser Zeit angeschafft. | ||
===Die Historistische Umgestaltung 1859/60=== | ===Die Historistische Umgestaltung 1859/60 <ref>Christian Schmidt-Scheer: ''Die Baugeschichte der Poppenreuther Kirche St. Peter und Paul'' in: [[Nota bene (NB) (Buch)|Nota bene]], 2016, S. 14ff</ref>.=== | ||
Für diese Renovierung von 1859/60 zeichnete [[wikipedia:August von Kreling|August von Kreling]], der Leiter der Nürnberger Kunstgewerbeschule, verantwortlich. Das Langhaus wurde erhöht und damit auch die Fenster vergrößert. Links neben dem südlichen Haupteingang wurde noch ein großes, über dem Haupteingang ein kleines Fenster installiert. Die Wappenscheiben aus den alten Chorfenstern wurden gesammelt und in das östlichste Fenster des Langhauses an der Südwand eingefügt.</br> | Für diese Renovierung von 1859/60 zeichnete [[wikipedia:August von Kreling|August von Kreling]], der Leiter der Nürnberger Kunstgewerbeschule, verantwortlich. Das Langhaus wurde erhöht und damit auch die Fenster vergrößert. Links neben dem südlichen Haupteingang wurde noch ein großes, über dem Haupteingang ein kleines Fenster installiert. Die Wappenscheiben aus den alten Chorfenstern wurden gesammelt und in das östlichste Fenster des Langhauses an der Südwand eingefügt.</br> | ||
Die Sitzrichtung im Kirchenschiff war nach Entfernung der Barockkanzel fortan nicht mehr auf die Südwand ausgerichtet, sondern in Richtung des Hauptaltars im Chorbereich. Auch dieser Hauptaltar wurde neu konzipert und war nun der einzige, weil die Seitaltäre aufgelöst wurden. Die historistische Kanzel positionierte August von Kreling am südlichen Chorbogen.</br> | Die Sitzrichtung im Kirchenschiff war nach Entfernung der Barockkanzel fortan nicht mehr auf die Südwand ausgerichtet, sondern in Richtung des Hauptaltars im Chorbereich. Auch dieser Hauptaltar wurde neu konzipert und war nun der einzige, weil die Seitaltäre aufgelöst wurden. Die historistische Kanzel positionierte August von Kreling am südlichen Chorbogen.</br> | ||
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Die alte Tonnendecke wurde abgebaut und eine flache Holzdecke eingezogen. Ganz neu wurden auch die beiden Stockwerke der Emporen konzipiert. Das Treppenhaus, durch das man zuvor die Emporen von außen begehen konnte, wurde an der Westwand des Langhauses entfernt und die Treppenanlagen ins Innere der Kirche verlegt. Die Spuren der barocken Treppenanlage sind in der zugemauerten Öffnung an der Westwand des Langhauses und der untersten verkürzten Geschoßrille an der Turmsüdwand noch zu finden. | Die alte Tonnendecke wurde abgebaut und eine flache Holzdecke eingezogen. Ganz neu wurden auch die beiden Stockwerke der Emporen konzipiert. Das Treppenhaus, durch das man zuvor die Emporen von außen begehen konnte, wurde an der Westwand des Langhauses entfernt und die Treppenanlagen ins Innere der Kirche verlegt. Die Spuren der barocken Treppenanlage sind in der zugemauerten Öffnung an der Westwand des Langhauses und der untersten verkürzten Geschoßrille an der Turmsüdwand noch zu finden. | ||
[[1881]] – [[1883]] kamen die Glasgemäldescheiben in die [[Die Chorfenster in St. Peter und Paul|Chorfenster]], erstellt von [[Friedrich Wilhelm Wanderer|Friedrich Wanderer]]. Sie gehören zu den besten, | [[1881]] – [[1883]] kamen die Glasgemäldescheiben in die [[Die Chorfenster in St. Peter und Paul|Chorfenster]], erstellt von [[Friedrich Wilhelm Wanderer|Friedrich Wanderer]]. Sie gehören zu den besten, die Fürth auf diesem Gebiet noch besitzt. | ||
[[1911]] erhielt die Kirche mit dem Anbau eines größeren Windfangs ihre bisher letzte bauliche Veränderung. | [[1911]] erhielt die Kirche mit dem Anbau eines größeren Windfangs ihre bisher letzte bauliche Veränderung. | ||
<br clear="all" /> | <br clear="all" /> | ||
== Hochaltar == | == Hochaltar == | ||
[[Bild:St.Peter und Paul Hochaltar.jpg| | [[Bild:St.Peter und Paul Hochaltar.jpg|mini|right|Geöffneter Hochaltar]] | ||
Den Hochaltar im Chor der Kirche St. Peter und Paul vermutet kaum jemand beim ersten Anblick als eine Komposition des Historismus. Als solche wurde er aber erst bei der großen, historistischen Kirchenrenovierung 1859/60 von dem Leiter der Kunstgewerbeschule Nürnbergs - dem Vorläufer der heutigen Akademie der Bildenden Künste - August von Kreling geschaffen.<br /> | Den Hochaltar im Chor der Kirche St. Peter und Paul vermutet kaum jemand beim ersten Anblick als eine Komposition des [[wikipedia:Historismus|Historismus]]. Als solche wurde er aber erst bei der großen, historistischen Kirchenrenovierung 1859/60 von dem Leiter der Kunstgewerbeschule Nürnbergs - dem Vorläufer der heutigen Akademie der Bildenden Künste - August von Kreling geschaffen.<br /> | ||
Dieser verstand es, einen steif und schematisch wirkenden Entwurf aus dem Jahres [[1839]] für den Poppenreuther Hochaltar zu überbieten. | Dieser verstand es, einen steif und schematisch wirkenden Entwurf aus dem Jahres [[1839]] für den Poppenreuther Hochaltar zu überbieten. | ||
Kreling stellte nämlich eine bereits an der Südostwand des Kirchenschiffes existierende Kreuzigungsgruppe in ein filigranes Gesprenge mit feingliedrigen Fialen über den spätgotischen Flügelaltar. | Kreling stellte nämlich eine bereits an der Südostwand des Kirchenschiffes existierende Kreuzigungsgruppe in ein filigranes Gesprenge mit feingliedrigen Fialen über den spätgotischen Flügelaltar. | ||
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* [[Die Apostelfresken an der Chornordwand]] | * [[Die Apostelfresken an der Chornordwand]] | ||
* [[Das Sebastiansfresko von 1583]] | * [[Das Sebastiansfresko von 1583]] | ||
* [[Friedrich Wanderers Ehrentafel des Krieges 1870/71]] | * [[Friedrich Wanderers Ehrentafel des Krieges 1870/71 in St. Peter und Paul|Friedrich Wanderers Ehrentafel des Krieges 1870/71]] | ||
* [[Die Gedenkstätte für die Gefallenen und Vermissten in Poppenreuth]] | * [[Die Gedenkstätte für die Gefallenen und Vermissten in Poppenreuth]] | ||
* Die [[Poppenreuther Ölbergkapelle]] | * Die [[Poppenreuther Ölbergkapelle]] | ||
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==Sonstiges== | ==Sonstiges== | ||
[[Datei:Glockenstuhl im Kirchhof PPP.JPG| | [[Datei:Glockenstuhl im Kirchhof PPP.JPG|mini|right|Der Glockenstuhl im Kirchhof Poppenreuth mit der Glocke von 1695]] | ||
[[Datei:Grabkreuz Küchenloesch.jpg| | [[Datei:Grabkreuz Küchenloesch.jpg|mini|right|Gusseisernes Grabkreuz, gefertigt von L. C. Loesch Nürnberg]] | ||
Das Bild des Innern prägt eine doppelgeschossige, heute holzsichtige Langhausempore ([[1859]]/[[1860|60]]).<br/> | Das Bild des Innern prägt eine doppelgeschossige, heute holzsichtige Langhausempore ([[1859]]/[[1860|60]]).<br/> | ||
[[Datei:DSCN0014.JPG| | [[Datei:DSCN0014.JPG|mini|left|Freigelegtes Bruchsteinmauerwerk im Fundament der Poppenreuther Kirchhofmauer]] | ||
====Kirchhof==== | ====Kirchhof==== | ||
Vor der Kirche ist heute eine | Vor der Kirche ist heute eine | ||
[https://www.fuerthwiki.de/wiki/index.php/Datei:Glocke_1695.jpg Glocke] von [[1695]] aufgehängt. Diese wurde nach den Plünderungen durch Wallenstein im [[Dreißigjähriger Krieg|Dreißigjährigen Krieg]] 1695 als Ersatz im Turm aufgehängt. Diese alte Glocke von 1695 war zwar im [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkrieg]] der Enteignung für die Materialabgabe entgangen, weil sie als in Gruppe D klassifizierte "''dauernd an Ort und Stelle zu erhaltende"'' Glocke eingestuft war, wurde aber 1957 nach St. Illingen verkauft. Grund war die Anschaffung eines neuen Dreiergeläutes, nachdem zwei andere Kirchenglocken der sogenannten "Hermann-Göring-Abgabe" zum Opfer gefallen waren. 1987 holte man die 1695er aber wieder aus dem Württembergischen zurück und spendete der dortigen Gemeinde eine neue Glocke als Ersatz.<br/> | [https://www.fuerthwiki.de/wiki/index.php/Datei:Glocke_1695.jpg Glocke] von [[1695]] aufgehängt. Diese wurde nach den Plünderungen durch Wallenstein im [[Dreißigjähriger Krieg|Dreißigjährigen Krieg]] 1695 als Ersatz im Turm aufgehängt. Diese alte Glocke von 1695 war zwar im [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkrieg]] der Enteignung für die Materialabgabe entgangen, weil sie als in Gruppe D klassifizierte "''dauernd an Ort und Stelle zu erhaltende"'' Glocke eingestuft war, wurde aber 1957 nach St. Illingen verkauft. Grund war die Anschaffung eines neuen Dreiergeläutes, nachdem zwei andere Kirchenglocken der sogenannten "[[Metallspende|Hermann-Göring-Abgabe]]" zum Opfer gefallen waren. 1987 holte man die 1695er aber wieder aus dem Württembergischen zurück und spendete der dortigen Gemeinde eine neue Glocke als Ersatz.<br/> | ||
Die Umfassungsmauer des Kirchhofes zählt heute zu den ältesten Bauwerken der Stadt Fürth. Heute besteht sie nur mehr als mannshohes Relikt. Bis ins 19. Jahrhundert war sie aber noch als Befestigungsanlage der Wehrkirche mit einer burggleichen Höhe ausgestattet. Nach der Verlegung des [[Friedhof Poppenreuth|Friedhofes]] an die Schneegasse wurden die Mauern an der Kirche geschleift. Am 31. Januar 1873 versteigerte Pfarrer [[Georg Muck]] die großen Sandsteinblöcke der Mauer im Gasthaus "Rotes Roß". Die Ziegelbedachung mit dem Gebälk und Lattenwerk kamen separat zum Verkauf. <ref>siehe "''Fränkischer Kurier''" vom 23. Januar 1873 Seite 4 - [https://digipress.digitale-sammlungen.de/view/bsb11032315_00171_u001/4?cq=Muck%20Poppenreuth online | Die Umfassungsmauer des Kirchhofes zählt heute zu den ältesten Bauwerken der Stadt Fürth. Heute besteht sie nur mehr als mannshohes Relikt. Bis ins 19. Jahrhundert war sie aber noch als Befestigungsanlage der Wehrkirche mit einer burggleichen Höhe ausgestattet. Nach der Verlegung des [[Friedhof Poppenreuth|Friedhofes]] an die Schneegasse wurden die Mauern an der Kirche geschleift. Am 31. Januar 1873 versteigerte Pfarrer [[Georg Muck]] die großen Sandsteinblöcke der Mauer im Gasthaus "Rotes Roß". Die Ziegelbedachung mit dem Gebälk und Lattenwerk kamen separat zum Verkauf. <ref>siehe "''Fränkischer Kurier''" vom 23. Januar 1873 Seite 4 - [https://digipress.digitale-sammlungen.de/view/bsb11032315_00171_u001/4?cq=Muck%20Poppenreuth online]</ref><br/> | ||
Im Schneegassenbereich ist die Kirchhofmauer immer wieder einmal durch rücksichtslose Verkehrsteilnehmer beschädigt worden. In jüngster Zeit wurde darum ein vollständiges LKW-Durchfahrtverbot erlassen. Bei den dann nötigen Renovierungsarbeiten konnte als Fundament unterhalb des Sandsteinverbundes ein Bruchsteinmauerwerk freigelegt werden.<br/> | Im Schneegassenbereich ist die Kirchhofmauer immer wieder einmal durch rücksichtslose Verkehrsteilnehmer beschädigt worden. In jüngster Zeit wurde darum ein vollständiges LKW-Durchfahrtverbot erlassen. Bei den dann nötigen Renovierungsarbeiten konnte als Fundament unterhalb des Sandsteinverbundes ein Bruchsteinmauerwerk freigelegt werden.<br/> | ||
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====Kirchturm==== | ====Kirchturm==== | ||
[[Datei:A-Turmuhrwerk.JPG| | [[Datei:A-Turmuhrwerk.JPG|mini|left|Das Turmuhrwerk]] | ||
[[Datei:D Turm-Sterngebälk PPP.JPG| | [[Datei:D Turm-Sterngebälk PPP.JPG|mini|left|Sterngebälk im Spitzhelm]] | ||
[[Datei:D Turmgebälk PPP.JPG| | [[Datei:D Turmgebälk PPP.JPG|mini|right|Das Turmgebälk in der Turmspitze]] | ||
Der markante Westturm mit einer Höhe von 55 m hat sein Aussehen [[1522]] durch den Nürnberger Stadtbaumeister Hans Beheim d. Ä. erlangt. Er erhöhte den Turm damals um ein Glockengeschoss. Das Schmuckwerk an der Basis der Glockenstube ist ein Dreipass-Blendfries. Offensichtlich beabsichtigte Beheim ursprünglich einen Fünfknopfturm zu errichten, denn die Ansatzstellen zu den Scharwachtürmchen sind deutlich erkennbar.<br/> | Der markante Westturm mit einer Höhe von 55 m hat sein Aussehen [[1522]] durch den Nürnberger Stadtbaumeister Hans Beheim d. Ä. erlangt. Er erhöhte den Turm damals um ein Glockengeschoss. Das Schmuckwerk an der Basis der Glockenstube ist ein Dreipass-Blendfries. Offensichtlich beabsichtigte Beheim ursprünglich einen Fünfknopfturm zu errichten, denn die Ansatzstellen zu den Scharwachtürmchen sind deutlich erkennbar.<br/> | ||
Im gleichen Jahr [[1522]] vollendete Beheim auch den spätgotischen Chor im Osten der Kirche. | Im gleichen Jahr [[1522]] vollendete Beheim auch den spätgotischen Chor im Osten der Kirche. | ||
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Die Decken bzw. Kehlgebälke im Spitzhelm des Turmes werden als ''Sterngebälk'' bezeichnet. Damit die langen Sparren unter der Dachlast nicht nach innen durchgebogen werden, wird jeder Sparren in fünf Ebenen durch Querbalken des Sterngebälkes nach außen gedrückt. Weil sechzehn im unteren und acht Sparren im oberen Bereich gespreizt werden müssen, entsteht ein sternförmiges Deckengebälk.<br/> | Die Decken bzw. Kehlgebälke im Spitzhelm des Turmes werden als ''Sterngebälk'' bezeichnet. Damit die langen Sparren unter der Dachlast nicht nach innen durchgebogen werden, wird jeder Sparren in fünf Ebenen durch Querbalken des Sterngebälkes nach außen gedrückt. Weil sechzehn im unteren und acht Sparren im oberen Bereich gespreizt werden müssen, entsteht ein sternförmiges Deckengebälk.<br/> | ||
Über der westlichen Eingangstür am Turmeingang sind in den Turmnischen die beiden Namensgeber der Kirche, die Apostel Petrus und Paulus, als Steinfiguren positioniert. Diese figurale Arbeit stammt vom Steinmetz | Über der westlichen Eingangstür am Turmeingang sind in den Turmnischen die beiden Namensgeber der Kirche, die Apostel Petrus und Paulus, als Steinfiguren positioniert. Diese figurale Arbeit stammt vom Steinmetz Siebenkäß.<br/> | ||
====Der Pfarrhof==== | ====Der Pfarrhof==== | ||
[[Datei:Pfarrhof PPP.JPG| | [[Datei:Pfarrhof PPP.JPG|mini|right|Pfarrhof mit Jugendhaus und Pfarrscheune]] | ||
Der Poppenreuther Pfarrhof ist mit einer Sandsteinmauer umgeben und befindet sich auf der anderen Straßenseite der Kirche. Gemeinsam mit dem Kirchhof bildet er eine idyllische grüne Mitte in Poppenreuth. Im Zentrum des Hofes steht eine Solitär-Linde. Der Pfarrhof wird für Feste (u. a. Gemeindefest, Tag der "offenen Tür im Knoblauchsland") und den Poppenreuther Adventsmarkt genutzt.<br/> | Der Poppenreuther Pfarrhof ist mit einer Sandsteinmauer umgeben und befindet sich auf der anderen Straßenseite der Kirche. Gemeinsam mit dem Kirchhof bildet er eine idyllische grüne Mitte in Poppenreuth. Im Zentrum des Hofes steht eine Solitär-Linde. Der Pfarrhof wird für Feste (u. a. Gemeindefest, Tag der "offenen Tür im Knoblauchsland") und den Poppenreuther Adventsmarkt genutzt.<br/> | ||
Der Pfarrhof erinnert an einen Dreiseithof mit | Der Pfarrhof erinnert an einen Dreiseithof mit | ||
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====Besonderheiten im Kirchenjahr==== | ====Besonderheiten im Kirchenjahr==== | ||
* Im Advent hängt im Chorbogen natürlich ein Adventskranz | * Im Advent hängt im Chorbogen natürlich ein Adventskranz | ||
* Die [[Poppenreuther Weihnachtskrippe]] ist eine Besonderheit, weil sie weltweit die einzige sein dürfte, in der die ''Weisen aus dem Morgenland'' im Gewande der [[Dreiherrschaft]] auftreten. Der Stall von Bethlehem ist ein Nachbau der [[Poppenreuther Pfarrscheune]]. Am Christbaum hängen statt der üblichen Kerzen 40 beleuchtete Herrenhuter Sterne. Eine weitere Besonderheit ist | * Die [[Poppenreuther Weihnachtskrippe]] ist eine Besonderheit, weil sie weltweit die einzige sein dürfte, in der die ''Weisen aus dem Morgenland'' im Gewande der [[Dreiherrschaft]] auftreten. Der Stall von Bethlehem ist ein Nachbau der [[Pfarrscheune|Poppenreuther Pfarrscheune]]. Am Christbaum hängen statt der üblichen Kerzen 40 beleuchtete Herrenhuter Sterne. Eine weitere Besonderheit ist | ||
[[Datei:Osterkerze und Blumenkreuz.jpg| | [[Datei:Osterkerze und Blumenkreuz.jpg|mini|right|Osterkerze und Blumenkreuz]] | ||
* Die Passionszeit wird mit einem Abendgottesdienst an Aschermittwoch begonnen - was im evangelischen Bereich nicht unbedingt üblich ist - das Flügelretabel wird geschlossen und im Chorbogen hängt eine Dornenkrone. | * Die Passionszeit wird mit einem Abendgottesdienst an Aschermittwoch begonnen - was im evangelischen Bereich nicht unbedingt üblich ist - das Flügelretabel wird geschlossen und im Chorbogen hängt eine Dornenkrone. | ||
* Ostern wird in der Osternacht das Flügelretabel nach Verlesung des Auferstehungsberichtes wieder geöffnet. Eine weitere Besonderheit stellt außerdem das Blumenkreuz dar, das während der Abendmahlsfeier von den Gottesdienstbesuchern gestaltet wird. Dies war auch Inhalt bei einer Übertragung des ZDF im Jahr 2016. | * Ostern wird in der Osternacht das Flügelretabel nach Verlesung des Auferstehungsberichtes wieder geöffnet. Eine weitere Besonderheit stellt außerdem das Blumenkreuz dar, das während der Abendmahlsfeier von den Gottesdienstbesuchern gestaltet wird. Dies war auch Inhalt bei einer Übertragung des ZDF im Jahr 2016. | ||
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* 1780 - 1801: [[Erhard Christoph Bezzel]] (auch: Bezel) | * 1780 - 1801: [[Erhard Christoph Bezzel]] (auch: Bezel) | ||
* 1801 - 1831: [[Johann Georg Bauer]] | * 1801 - 1831: [[Johann Georg Bauer]] | ||
**''1831 Paulus Ewald, Pfarrverweser '' | **''1831 [[Dr. Paulus Ewald]], Pfarrverweser'' | ||
* 1832 - 1847: [[Christian Friedrich Thomasius]] | * 1832 - 1847: [[Christian Friedrich Thomasius]] | ||
* 1847 - 1861: [[Georg Florian Michel]] | * 1847 - 1861: [[Georg Florian Michel]] | ||
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* ''St. Peter und Paul''. In: [[Adolf Schwammberger]]: ''[[Fürth von A bis Z]]. Ein Geschichtslexikon''. Fürth: Selbstverlag der Stadt Fürth, 1968, S. 214 - 216 | * ''St. Peter und Paul''. In: [[Adolf Schwammberger]]: ''[[Fürth von A bis Z]]. Ein Geschichtslexikon''. Fürth: Selbstverlag der Stadt Fürth, 1968, S. 214 - 216 | ||
* Dr. Sigrid Thurm: ''Die Glocken des Stadtkreises Fürth''. In: Fürther Heimatblätter, 1965/2-3, S. 21 - 23 | * Dr. Sigrid Thurm: ''Die Glocken des Stadtkreises Fürth''. In: Fürther Heimatblätter, 1965/2-3, S. 21 - 23 | ||
== Lokalberichterstattung == | |||
* hjw: ''Eine Dorfkirche mit Geschichte''. In: [[Fürther Nachrichten]] vom 23. Februar 2023, S. 31 (Druckausgabe) | |||
* Alexandra Voigt: ''Mörtelbrocken krachten zu Boden''. In: Fürther Nachrichten vom 9. Januar 2024 (Druckausgabe) | |||
* Sabine Rempe: ''Eine Krone frisch aus dem Kornfeld''. In: Fürther Nachrichten vom 4. Oktober 2025 (Druckausgabe) | |||
==Siehe auch== | ==Siehe auch== | ||
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* [[Kindergarten Poppenreuth]] | * [[Kindergarten Poppenreuth]] | ||
* [[Friedhof Poppenreuth]] | * [[Friedhof Poppenreuth]] | ||
* [[Dekanat Fürth (evangelisch)]] | |||
==Weblinks== | ==Weblinks== | ||
* St. Peter und Paul in Fürth-Poppenreuth - [http://www.peter-und-paul-poppenreuth.de | * St. Peter und Paul in Fürth-Poppenreuth - [http://www.peter-und-paul-poppenreuth.de online] | ||
* Peter-und-Paul-Kirche - [http://de.wikipedia.org/wiki/Peter-und-Paul-Kirche Wikipedia] | * Peter-und-Paul-Kirche - [http://de.wikipedia.org/wiki/Peter-und-Paul-Kirche Wikipedia] | ||
* ''Paul Ewald:'' Geschichte der Pfarrei Poppenreuth - von den ältesten Zeiten bis jetzt. Nürnberg, Raw, 1831 (Digitalisat der Bayerischen Staatsbibliothek München, online zugänglich) - [http://www.bsb-muenchen-digital.de/~web/web1037/bsb10373071/images/index.html?digID=bsb10373071&pimage=7&v=100&nav=0&l=de | * ''Paul Ewald:'' Geschichte der Pfarrei Poppenreuth - von den ältesten Zeiten bis jetzt. Nürnberg, Raw, 1831 (Digitalisat der Bayerischen Staatsbibliothek München, online zugänglich) - [http://www.bsb-muenchen-digital.de/~web/web1037/bsb10373071/images/index.html?digID=bsb10373071&pimage=7&v=100&nav=0&l=de online] | ||
* Ansicht von St. Peter und Paul im Jahre 1760 in: "Prospecte aller Nürnbergischen Stædtlein, Markt-Flecken, und Pfarr-Dörffern Nürnberg, 1760", S. 177 - [http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:gbv:3:1-275615-p0177-7 Online-Digitalisat] | * Ansicht von St. Peter und Paul im Jahre 1760 in: "Prospecte aller Nürnbergischen Stædtlein, Markt-Flecken, und Pfarr-Dörffern Nürnberg, 1760", S. 177 - [http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:gbv:3:1-275615-p0177-7 Online-Digitalisat] | ||
* Zwölfuhrläuten von Fürth-Poppenreuth, BR Heimat vom 14. Januar 2018 (Autorin Regina Fanderl) - [https://www.br.de/mediathek/podcast/zwoelfuhrlaeuten/fuerth-poppenreuth-in-mittelfranken/152113 podcast (3 Min.)] oder [https://www.br.de/radio/br-heimat/sendungen/zwoelfuhrlaeuten/mittelfranken/zwoelfuhrlaeuten-fuerth-poppenreuth-mittelfranken-104.html Audio mit Foto] | * Zwölfuhrläuten von Fürth-Poppenreuth, BR Heimat vom 14. Januar 2018 (Autorin Regina Fanderl) - [https://www.br.de/mediathek/podcast/zwoelfuhrlaeuten/fuerth-poppenreuth-in-mittelfranken/152113 podcast (3 Min.)] oder [https://www.br.de/radio/br-heimat/sendungen/zwoelfuhrlaeuten/mittelfranken/zwoelfuhrlaeuten-fuerth-poppenreuth-mittelfranken-104.html Audio mit Foto] | ||