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Die | Die '''Leyher Waldspitze''' (oder auch Volksgarten Nürnberg / Fürth<ref>Recherche [https://www.nuernberger-fahrrad-geschichte.de/ Peter Ullein, Fahrrad-Historiker], Nürnberg, 2020</ref>) war ab ca. Mitte des 19. Jahrhunderts ein beliebtes Ausflugsziel der Fürther und Nürnberger Bevölkerung. Es Handelte sich dabei um eine Gartenwirtschaft mit einem parkartigen Biergarten an der [[Höfener Straße]]. Die Wirtschaftsgebäude bestanden aus einem L-förmigen Bau mit insg. 5 Zimmern, einem Nebengebäude ("Sommerküche") und den Aborten. Später fand eine Erweiterung um ein Sängerpodium und eine Sommerhalle statt. Die ganze Anlage befand sich, etwas von der Straße zurückversetzt, ungefähr auf Höhe der heutigen Einmündung der [[Fronmüllerstraße]].<ref>Stadtarchiv Fürth, Aktengruppe AR 19 105, Recherche FürthWiki, Juni 2020</ref> | ||
==Geschichte== | ==Geschichte== | ||
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===20. Jahrhundert=== | ===20. Jahrhundert=== | ||
[[Datei:AK Volksfest gel 1901.jpg|mini|links|Ansichtskarte vom Volksfest 1901 mit Blick zur [[Alte Veste|Alten Veste]]]] | |||
[[Datei:Werbeanzeige Leyher Waldspitze 1914.jpg|mini|right|Werbeanzeige zum [[Frühlingsfest]] an der Leyher Waldspitze 1914]] | [[Datei:Werbeanzeige Leyher Waldspitze 1914.jpg|mini|right|Werbeanzeige zum [[Frühlingsfest]] an der Leyher Waldspitze 1914]] | ||
Zu Beginn des 20. Jahrhunderts war diese Wirtschaft ein beliebtes Ziel für Sonntagsausflüge der Fürther Bevölkerung. | Zu Beginn des 20. Jahrhunderts war diese Wirtschaft ein beliebtes Ziel für Sonntagsausflüge der Fürther Bevölkerung. Im August 1901 wurde auf dem freien Platz neben dem Biergarten ein großes Volksfest abgehalten. | ||
Laut einer Anzeige aus dem Jahr [[1907]] bewirbt der Pächter J. Westermeier den Bierkeller für Veranstaltungen mit einem schattigen Waldpark und einer Sommerhalle, die 1.000 Personen fassen kann. | Laut einer Anzeige aus dem Jahr [[1907]] bewirbt der Pächter J. Westermeier den Bierkeller für Veranstaltungen mit einem schattigen Waldpark und einer Sommerhalle, die 1.000 Personen fassen kann. 1907 wurde zudem ein neues Sängerpodium errichtet, so dass auch größere Veranstaltungen dort abgehalten werden konnten. Auf dem benachbarten großen freien Platz fanden in unregelmäßigen Abständen Frühlings- und Volksfeste statt bei denen der Wirtschaftsbetrieb stets mit einbezogen wurde. 1939 wird vom Brauhaus Nürnberg - Abteilung Fürth (dem Nachfolgeunternehmen von Evora & Meyer) für eine Ertüchtigung der in die Jahre gekommenen Anlage eine Summe in Höhe von 7000 Reichsmark ermittelt. Dafür forderte man vom Pächter eine zehnjährige Betriebsgarantie. Zu diesem Zeitpunkt war die Wirtschaft ganzjährig geöffnet und verzeichnete auch im Winter einen Bierabsatz von immerhin 11 Hektoliter pro Monat (höchster Wert im April 1939: 72 hl). Ob die Renovierung noch durchgeführt wurde, lässt sich nicht mehr rekonstruieren. | ||
Lt. Aktenlage wurde der Wirtschaftsbetrieb jedenfalls zum 6. März 1947 aufgegeben und die Räumlichkeiten in den Folgejahren von der Baufirma [[Hans Röllinger KG|Röllinger]] als firmeneigenes Flaschenbierlager für die Belegschaft genutzt. Spätestens mit der Wohnbebauung Fronmüllerstraße 177 - 185 und Höfener Str. 28 in den 1960er Jahren sind die Wirtschaftsgebäude abgebrochen worden.<ref>Stadtarchiv Fürth, Aktengruppe AR 19 105, Recherche FürthWiki, Juni 2020</ref>. | Lt. Aktenlage wurde der Wirtschaftsbetrieb jedenfalls zum 6. März 1947 aufgegeben und die Räumlichkeiten in den Folgejahren von der Baufirma [[Hans Röllinger KG|Röllinger]] als firmeneigenes Flaschenbierlager für die Belegschaft genutzt. Spätestens mit der Wohnbebauung Fronmüllerstraße 177 - 185 und Höfener Str. 28 in den 1960er Jahren sind die Wirtschaftsgebäude abgebrochen worden.<ref>Stadtarchiv Fürth, Aktengruppe AR 19 105, Recherche FürthWiki, Juni 2020</ref>. | ||
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* Gegenstand jahrzehntelanger Streitigkeiten zwischen den Pächtern und der Stadt Fürth war der immer wieder bemängelte schlechte Zustand der sanitären Anlagen sowie teilweise auch der Gasträume. Dies geht aus den vorliegenden Akten hervor. Die Auflagen der städtischen Inspektoren, welche sich vor Erteilung der Schankerlaubnis stets ein Bild der Gastwirtschaft verschafften, lesen sich über einen langen Zeitraum ähnlich: vom einfachen Tünchen der Gasträume über den Einbau einer Lüftungsanlage bis hin zur totalen Erneuerung der Aborte. Die jeweiligen Pächter wehrten sich zum Teil heftig gegen diese Forderungen, mussten aber um die begehrte Erlaubnis zu erhalten, einlenken. Nachfolgend ein Beispiel für einen festgestellten Baumangel in den 1920er Jahren: ''"Innerhalb der Damenaborte ist der Bodenbelag, welcher die Abortgrube überdeckt, viel zu schwach. Die Abortsitze sind in einem ruinösen Zustand, so dass es nicht ausgeschlossen ist, dass Personen bei Verrichtung der Notdurft Schaden erleiden."''<ref>Stadtarchiv Fürth, Aktengruppe AR 19 105, Recherche FürthWiki, Juni 2020</ref> | * Gegenstand jahrzehntelanger Streitigkeiten zwischen den Pächtern und der Stadt Fürth war der immer wieder bemängelte schlechte Zustand der sanitären Anlagen sowie teilweise auch der Gasträume. Dies geht aus den vorliegenden Akten hervor. Die Auflagen der städtischen Inspektoren, welche sich vor Erteilung der Schankerlaubnis stets ein Bild der Gastwirtschaft verschafften, lesen sich über einen langen Zeitraum ähnlich: vom einfachen Tünchen der Gasträume über den Einbau einer Lüftungsanlage bis hin zur totalen Erneuerung der Aborte. Die jeweiligen Pächter wehrten sich zum Teil heftig gegen diese Forderungen, mussten aber um die begehrte Erlaubnis zu erhalten, einlenken. Nachfolgend ein Beispiel für einen festgestellten Baumangel in den 1920er Jahren: ''"Innerhalb der Damenaborte ist der Bodenbelag, welcher die Abortgrube überdeckt, viel zu schwach. Die Abortsitze sind in einem ruinösen Zustand, so dass es nicht ausgeschlossen ist, dass Personen bei Verrichtung der Notdurft Schaden erleiden."''<ref>Stadtarchiv Fürth, Aktengruppe AR 19 105, Recherche FürthWiki, Juni 2020</ref> | ||
* Beim Frühlingsfest 1914 kam es am 23. Mai beim Einsturz eines Festzeltes, ausgelöst durch ein Unwetter, zu mehreren Verletzten.<ref>Stadtarchiv Fürth, Aktengruppe AR 19 105, Recherche FürthWiki, Juni 2020</ref> | * Beim Frühlingsfest 1914 kam es am 23. Mai beim Einsturz eines Festzeltes, ausgelöst durch ein Unwetter, zu mehreren Verletzten.<ref>Stadtarchiv Fürth, Aktengruppe AR 19 105, Recherche FürthWiki, Juni 2020</ref> | ||
==Literatur== | |||
* Gerd Walther, Hartmut Beck: [[Bild und Erinnerung (Buch)|Bild und Erinnerung]] - Fürther Luftaufnahmen 1916 bis 1945, Nürnberg 1998, S. 72 - 73 | |||
* Reiner Eismann: ''Von Metzelsuppen und gebratenen Tauben. Historische Gasthäuser''. In: [[Der Nürnberger Westen (Buch)|Der Nürnberger Westen]], [[Geschichte Für Alle|Geschichte Für Alle e. V.]], 2021, S. 52 ff. | |||
==Lokalberichterstattung== | ==Lokalberichterstattung== | ||
* ''Der befürchtete Konkurrenzkampf war Wirklichkeit geworden''. in: [[Fürther Nachrichten]], Kirchweihbeilage 1993, S. 17 (Druckausgabe) | |||
* [[Günter Scheuerer]]: ''Das Frühlingsfest an der Leyher Waldspitze 1914''. In: [[Fürther Kärwazeitung]], Ausgabe 2020, S. 5 | * [[Günter Scheuerer]]: ''Das Frühlingsfest an der Leyher Waldspitze 1914''. In: [[Fürther Kärwazeitung]], Ausgabe 2020, S. 5 | ||
* Sabine Rempe: ''Als Fürth eine Radrennbahn hatte''. In: Fürther Nachrichten vom 15. September 2022 (Druckausgabe) | |||
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== Siehe auch == | == Siehe auch == | ||
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* [[Benditstraße]] (ehemals) | * [[Benditstraße]] (ehemals) | ||
* [[Leyher Wald]] | * [[Leyher Wald]] | ||
* [[Leyh]] | |||
* [[Nürnberger Sodafabrik]] | * [[Nürnberger Sodafabrik]] | ||
* [[Frühlingsfest]] | * [[Frühlingsfest]] | ||