Königsplatz 6: Unterschied zwischen den Versionen

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Freistehender, dreigeschossiger Walmdachbau mit Sandsteinfassade und Gurtgesimsen, klassizistisch. Das Gelände ''Garten ob der Mühl'' war 1651 eine ''öde Brandstätt''. Zwei Jahre später wurde das jetzige Haus gebaut und beherbergte bald das Gasthaus ''Zum Storch''. <ref>Hans-Otto Schmitz: Der Königsplatz. Seine Besiedelung vom 11. Jahrhundert bis heute. 2. Teil. In: Fürther Geschichtsblätter, 1/2013</ref>. Fassadenänderung und Dachumbau erfolgten in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Das Haus ist Teil des [[Ensembles Altstadt]].
Freistehender, dreigeschossiger Walmdachbau mit Sandsteinfassade und Gurtgesimsen, klassizistisch. Das Gelände ''Garten ob der Mühl'' war 1651 eine ''öde Brandstätt''.


== Sexshop ==
== Geschichte ==
Im Erdgeschoss befand sich in den 1950-er Jahren zuerst eine Heißmangel, die später in das Rückgebäude zog. Es folgte eine Kleintierhandlung, bevor ab ca. 1980 eine Dame aus der "Branche" Fürths ältesten Sexshop eröffnete. <ref>Persönliche Erinnerung Dr. Friedrich Schoder, Dezember 2024</ref>. Der Betreiber Erich Söllner übernahm Ende der 1990er Jahre den Laden von seiner Vorbesitzerin, zunächst als Teilinhaber, später übernahm er den Laden vollständig. Söllner selbst bezeichnet gegenüber den [[Fürther Nachrichten]] seinen Laden liebevoll "''als den Tante-Emma-Laden der Sex-Shops"''.<ref name="Vorhang">Johannes Alles: Leidenschaft hinter dem Vorhang. In: Fürther Nachrichten vom 22. September 2015, HFN S. 27</ref> Neben dem Laden am [[Königsplatz]] besitzt Erich Söllner und seine Frau, auf die der Laden am [[Königsplatz]] offiziell läuft, noch zwei weitere Sexshops in Nürnberg. Diese sind allerdings alle moderner als der Laden in Fürth.
Zwei Jahre später wurde das jetzige Haus gebaut und beherbergte bald das Gasthaus ''Zum Storch''.<ref>Hans-Otto Schmitz: Der Königsplatz – Seine Besiedelung vom 11. Jahrhundert bis heute, 2. Teil. In: Fürther Geschichtsblätter, 1/2013. Allerdings scheint eine Gastwirtschaft ''Zum Storchen'' auch schon vor den Verwüstungen des Dreißigjährigen Krieges bestanden zu haben: [[Conrad Stutz#Abendnahlskelch|siehe]].</ref> Fassadenänderung und Dachumbau erfolgten in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Das Haus ist Teil des [[Ensemble Altstadt Fürth |Ensembles Altstadt]].


Der Fürther Sex-Shop wirkte von außen nicht sonderlich einladend. Nach eigenen Angaben lief allerdings das Geschäft, trotz oder vielleicht gerade wegen dessen schmuddeligen Ambientes. Die Innenmöblierung versprühte den Charme der 1970er Jahre, der Verkaufsraum war bis auf den letzten Zentimeter mit Ware ausgestattet, es fehlt eine Heizung im Verkaufsraum und die Räume wirken mit den niedrigen Holzdecken eher drückend - die Heizung im Erdgeschoss war im Winter ein Elektro-Ofen. Der Betreiber dachte schon des Öfteren an einen Umzug, allerdings gestaltet er sich schwierig. In einem Interview gegenüber den [[Fürther Nachrichten]] äußerte Söllner: ''Immer wie­der habe er daran gedacht, innerhalb Fürths umzuziehen; in schönere Räu­me in einer besseren Lage, aber das sei utopisch. Entweder falle der Vermie­ter aus allen Wolken oder die Bewoh­ner. „Sie würden bei dir einkaufen, aber im Haus wollen sie dich nicht haben.“''<ref name="Vorhang"/>
Ende des 19. Jahrhunderts kaufte Johann Adam Schoder das Gebäude, in dem sich im Erdgeschoss das Gasthaus „Zum Storch“ befand. Sein Sohn Friedrich Schoder baute 1924 das Erdgeschoss als Ladengeschäft aus. Die Familie Schoder war eine Altwarenhändler-Dynastie in Fürth, die ihr Geld hauptsächlich mit dem Recycling von Schrott verdiente. Sie sammelten u.a. Altreifen, Metalle, Lumpen, Papier, Glasabfälle und Tierknochen. Auch eine Eisen- und Kohlehandlung war im Besitz der Familie, die sich am Rand des Gänsbergs und an weiteren Standorten befand, ehe diese in den 1930er Jahren auch in der Königstraße 6 beheimatet war.


Bevor Söllner Sex-Shop-Betreiber wurde, arbeitete er beruflich als Pfleger im Tiergarten bei den Elefanten. Danach betrieb er das Fitnessstudio Paradise in der Fürther Südstadt (Schwabacher Straße) und betrieb selbst Bodybuilding. Im Fitnessstudio lernte er auch den damaligen Betreiber kennen. Der damals 62-jährige (2015) Sex-Shop-Betreiber plante das Geschäft noch ein paar Jahre zu führen, bevor er in den Ruhestand geht. Wer dann seine Stammkunden weiter bedient, von denen der Sex-Shop aktuell lebte, war damals noch ungewiss.
In den 1950er Jahren folgte im Erdgeschoss erst eine Heißmangel, die später in das Rückgebäude zog. Danach gab es eine Kleintierhandlung in den Räumlichkeiten.


[[2009]] kam es zu einem kleinen Eklat um den Sexshop. Der Stadtmarketingverein [[Vision Fürth]] hatte von der Kommune die Aufgabe bekommen, das leerstehende [[Modehaus Fiedler]] zumindest im Bereich der Schaufenster mit lokalen Einzelhändlern zu bespielen. Die Einzelhändler erhielten drei bis vier laufende Meter Schaufenster in der [[Rudolf-Breitscheid-Straße]], in denen sie ihre Ware zur Dekoration auslegen konnten. Auch Söllner bekam das Angebot die Schaufenster zu bespielen. Söllner selbst zeigte sich skeptisch ob der Anfrage und meinte" Freunde, ich bin ein Sexshop, gibt´s da Ärger?" Nachdem dies von offizieller Seite verneint wurde, dekorierte er das Schaufenster mit rotem Samt, auf dem "Love-Cuffs – Plüsch besetzte Handschellen –, buntglitzernde Vibratoren, Kondome oder eine Peitsche" lagen, also alles Sachen, die laut Söllner auch in einem Warenkaufhaus käuflich zu erwerben wäre. Nach diversen Beschwerden gegenüber dem [[Oberbürgermeister]] Dr. [[Thomas Jung]] musste Söllner die Utensilien wieder entfernen. Die Innenstadtbeauftragte [[Karin Hackbarth-Herrmann]] gab gegenüber der Presse bekannt, dass solche Sachen an Ostern nicht "tragbar" sein - weshalb auch sie den Abbau der Utensilien mit unterstützte.
Nach längerem Leerstand eröffnete etwa [[1980]] ein [[Sexshop]], der zum [[31. Dezember]] [[2016]] dauerhaft geschlossen wurde.
 
Im Dezember [[2016]] wurde durch einen Aushang am Geschäft bekannt, dass Hr. Söllner den ältesten Fürther Sexshop zum [[31. Dezember]] [[2016]] für immer schloss.


== Lokalberichterstattung ==
== Lokalberichterstattung ==
* Johannes Alles: ''Leidenschaft hinter dem Vorhang''. In: [[Fürther Nachrichten]] vom 22. September 2015, HFN S. 27 - [http://www.nordbayern.de/region/fuerth/furths-altester-sex-shop-blick-hinter-den-vorhang-1.4670226 online]
* cis: ''Zoff um Fürther Sex-Shop: Jetzt greift der OB ein.'' In: Abendzeitung vom 5. April 2009 - [https://www.abendzeitung-muenchen.de/inhalt.lokales-zoff-um-fuerther-sex-shop-jetzt-greift-der-ob-ein.e2a96083-dfce-44bc-808a-dd100ee76da4.html online]
* cis: ''Zoff um Fürther Sex-Shop: Jetzt greift der OB ein.'' In: Abendzeitung vom 5. April 2009 - [https://www.abendzeitung-muenchen.de/inhalt.lokales-zoff-um-fuerther-sex-shop-jetzt-greift-der-ob-ein.e2a96083-dfce-44bc-808a-dd100ee76da4.html online]
* Johannes Alles: ''Leidenschaft hinter dem Vorhang''. In: [[Fürther Nachrichten]] vom 22. September 2015, HFN S. 27 - [http://www.nordbayern.de/region/fuerth/1.4670226 online]
* Birgit Heidingsfelder: ''Ein Lädchen mit bewegter Geschichte''. In: Fürther Nachrichten vom 18. Juli 2025 (Druckausgabe)
* Birigt Heidingsfelder: ''Wo Fürth lange den "Tante-Emma-Sexshop" hatte: Jetzt tut sich was in dem Gebäude.'' In: Fürther Nachrichten vom 18. Juli 2025 - (https://www.nn.de/fuerth/1.14761076 online]
== Siehe auch ==
* [[Königsplatz]]
* [[Zum Storch]]
* [[Adam Schoder & Söhne]]
* [[Sexshop]]


==Einzelnachweise==
==Einzelnachweise==