Hans Kleinschmidt: Unterschied zwischen den Versionen

Aus FürthWiki

K
 
(12 dazwischenliegende Versionen von 3 Benutzern werden nicht angezeigt)
Zeile 15: Zeile 15:
|AdresseVon=1905
|AdresseVon=1905
|AdresseBis=1932
|AdresseBis=1932
|Strasse=Tannenstraße
|Straße=Tannenstraße
|Hausnummer=10
|Hausnummer=10
}}
}}
Zeile 38: Zeile 38:
|Verwandtschaftsgrad=Schwester
|Verwandtschaftsgrad=Schwester
}}
}}
Dr. '''Hans Georg Kleinschmidt''' (geb. [[9. November]] [[1905]] in Fürth; gest. [[1999]] in Niederbayern) war Kinderarzt und ärztlicher Direktor des Kinderkurheims in Bad Dürrheim. Während der Zeit des Nationalsozialismus beteiligte er sich an der NS-Kinder-Euthanasie. Nach dem 2. Weltkrieg nahm er widerrechtlich Medikamentenversuche im Kindersolbad Bad Dürrheim vor. Kleinschmidt war verheiratet mit Elisabeth Clara, geb. Hünlich aus Neugersdorf in Sachsen. Die Hochzeit fand am 21. Dezember 1935 in Neugersdorf statt. Aus der Ehe stammen zwei Kinder.  
{{Familie
|Person=Ilse Kleinschmdit
|Verwandtschaftsgrad=Tochter
}}
{{Familie
|Person=Erika Kleinschmidt
|Verwandtschaftsgrad=Tochter
}}
{{Familie
|Person=Werner Kleinschmdit
|Verwandtschaftsgrad=Sohn
}}
{{Familie
|Person=Veronika Kleinschmidt
|Verwandtschaftsgrad=Tochter
}}
{{Familie
|Person=Eva Kleinschmidt
|Verwandtschaftsgrad=Tochter
}}
Dr. '''Hans Georg Kleinschmidt''' (geb. [[9. November]] [[1905]] in Fürth; gest. [[1999]] in Niederbayern) war Kinderarzt und ärztlicher Direktor des Kinderkurheims in Bad Dürrheim. Während der Zeit des Nationalsozialismus beteiligte er sich an der NS-Kinder-Euthanasie. Nach dem 2. Weltkrieg nahm er widerrechtlich Medikamentenversuche im Kindersolbad Bad Dürrheim vor. Kleinschmidt war verheiratet mit Elisabeth Clara, geb. Hünlich aus Neugersdorf in Sachsen. Die Hochzeit fand am 21. Dezember 1935 in Neugersdorf statt. Aus der Ehe stammen fünf Kinder, vier Töchter und einen Sohn.  


== Leben und Wirken ==
== Leben und Wirken ==
Kleinschmidt kam als Sohn des Fabrikbesitzers Paul Adolf Karl Kleinschmidt (geb. 3. Juli 1875) und Luise Karoline Ottilie (geb. Henkel) in Fürth auf die Welt. Die Familie lebte in der Tannenstraße 10. Aus der Ehe stammten zwei weitere Kinder, Wilhelm und Ilsa Kleinschmidt. Der Vater Paul kam ursprünglich aus Dortmund und wohnte dort mit seiner Frau bis zum 2. März 1944. Die Mutter und Ehefrau von Paul Kleinschmidt, Luise Kleinschmidt, stammte aus Hohenstadt bei Pommelsbrunn. 1959 ging sie nach Aufham bei Aschau in der Nähe vom Chiemsee, während Hans Kleinschmidt nach Bad Dürrheim in Baden Württemberg wechselte.<ref>Stadtarchiv Fürth, Meldekarte Hans Kleinschmdit</ref>
Kleinschmidt kam als Sohn des Fabrikbesitzers Paul Adolf Karl Kleinschmidt (geb. 3. Juli 1875 in Dortmund; gest. 2. März 1944 in Fürth) und Luise Karoline Ottilie Kleinschmidt (geb. Henkel) in Fürth auf die Welt. Die Familie lebte in der Tannenstraße 10. Aus der Ehe stammten zwei weitere Kinder, Wilhelm und Ilsa Kleinschmidt. Die Ehefrau von Paul Kleinschmidt, Luise Kleinschmidt, stammte aus Hohenstadt bei Pommelsbrunn. 1959 ging sie nach Aufham bei Aschau in der Nähe vom Chiemsee, während Hans Kleinschmidt nach Bad Dürrheim in Baden Württemberg wechselte.<ref>Stadtarchiv Fürth, Meldekarte Hans Kleinschmdit</ref>


Hans Kleinschmidt legte sein Abitur im Frühjahr 1926 am damaligen Reformrealgymnasium in Nürnberg ab. Nach dem Abitur studierte Kleinschmidt Medizin an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen und legte nach vier Semestern seine Vorprüfung ab. In den klinischen Semestern war er an der Medizinischen Universität Wien und Kiel, ehe er seine letzten vier Semester in Erlangen mit der ärztlichen Prüfung am 11. Dezember 1931 bei Prof. Wintz beendete. Sein Thema zur Erlangung des Doktortitels war: Das Mutterkorn und seine rektale Verordnung. Während seines Medizinalpraktikums arbeitete er an der orthopädischen Anstalt des Krüppelhilfe e. V. in Dresden und an der Universitäts-Kinderklinik in Erlangen.<ref>Hans Kleinschmidt: Das Mutterkorn und seine rektale Verordnung. Inanugural-Dissertation zur Erlangung der Doktorwürde der medizinischen Fakultät der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen, Eigenverlag, 1931</ref><ref>Universität Erlangen, Protokoll über die Promotionsprüfung vom 11. Dezember 1931, UAE-C3, 3 Nr 1931-32-6</ref>
Hans Kleinschmidt legte sein Abitur im Frühjahr 1926 am damaligen Reformrealgymnasium in Nürnberg ab. Nach dem Abitur studierte Kleinschmidt Medizin an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen und legte nach vier Semestern seine Vorprüfung ab. In den klinischen Semestern war er an der Medizinischen Universität Wien und Kiel, ehe er seine letzten vier Semester in Erlangen mit der ärztlichen Prüfung am 11. Dezember 1931 bei Prof. Wintz beendete. Sein Thema zur Erlangung des Doktortitels war: Das Mutterkorn und seine rektale Verordnung. Während seines Medizinalpraktikums arbeitete er an der orthopädischen Anstalt des Krüppelhilfe e. V. in Dresden und an der Universitäts-Kinderklinik in Erlangen.<ref>Hans Kleinschmidt: Das Mutterkorn und seine rektale Verordnung. Inanugural-Dissertation zur Erlangung der Doktorwürde der medizinischen Fakultät der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen, Eigenverlag, 1931</ref><ref>Universität Erlangen, Protokoll über die Promotionsprüfung vom 11. Dezember 1931, UAE-C3, 3 Nr 1931-32-6</ref>


Anschließend ging er 1932 zunächst nach Dresden und welchselte später an die Uni-Klinik in Leipzig zu Prof. Dr. [[wikipedia:Werner Catel|Werner Julius Eduard Catel]], der bereits 1933 dem NS-Ärztebund beigetreten war und während des Nationalsozialismus als Gutachter im sog. Reichsausschuss im Euthanasieprogramm – und somit maßgeblich an der [[wikipedia:Kinder-Euthanasie|Kinder-„Euthanasie“]] – beteiligt war. In dieser Zeit trat Kleinschmidt dem NS-Ärztebund, der Marine-SA und der [[Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei|NSDAP]] bei und diente im 2. Weltkrieg als Stabsarzt. Ab 11. Mai 1937 war Kleinschmidt in Ansbach als Kinderarzt gemeldet und ließ sich als Arzt nieder und behandelte dort u. a. auch ein Kind, dessen Tod ihn später juristisch belasten sollte. Das Kind Egon M., geboren am 22. Mai 1939, wurde als zartes und oft kränkelndes Achtmonatskind beschrieben, das mittels Zangengeburt auf die Welt kam. Ende 1941 kam die Mutter Egons erstmals in die Sprechstunde von Kleinschmidt. Das Kind hatte offensichtlich nach einer Gehirnhautentzündung mit sechs Monaten einen bleibenden Gehirnschaden behalten. Kleinschmidt überwies das Kind an die Universitätsklinik in Erlangen mit der Bitte um Beobachtung und Beurteilung des Krankheitsbildes. Die Beurteilung fiel vernichtend aus: "''Macht einen vollkommen idiotischen Eindruck. Schielt. Dicke Zunge. Schnorchelnde Atmung. Blöder Gesichtsausdruck.''" Das Resümee: "''Besserung wohl kaum zu erwarten''." Was folgte war die Überweisung von Egon M. durch Kleinschmidt an die Heil- und Pflegeanstalt Ansbach – mit dem Wissen, dass dies das Todesurteil für das Kind war.<ref name="HL-2021">Hilke Lorenz: Ein Nazi-Arzt im Kindersolbad. In: Stuttgarter Zeitung vom 10. Dezember 2021</ref> Wie nicht anders zu erwarten – und stereotypisch für die Ermordung von Kindern in solchen Einrichtungen zur damaligen Zeit – starb Egon M. am 16. Dezember 1942 an den „Folgen einer Lungenentzündung“. Letzteres war häufig die Umschreibung der Tötung von Kindern durch die Gabe des Medikamentes [[wikipedia:Phenobarbital|Luminal]] – ein Barbiturat, das zur Atemlähmung führt.
Anschließend ging er 1932 zunächst nach Dresden und wechselte später an die Uni-Klinik in Leipzig zu Prof. Dr. [[wikipedia:Werner Catel|Werner Julius Eduard Catel]], der bereits 1933 dem NS-Ärztebund beigetreten war und während des Nationalsozialismus als Gutachter im sog. Reichsausschuss im Euthanasieprogramm – und somit maßgeblich an der [[wikipedia:Kinder-Euthanasie|Kinder-„Euthanasie“]] – beteiligt war. In dieser Zeit trat Kleinschmidt dem NS-Ärztebund, der Marine-SA und am 1. Mai 1937 der [[Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei|NSDAP]] (Mitgliedsnummer 4.502.576)<ref>Bundesarchiv R 9361-VIII KARTEI/14840223</ref> bei und diente im 2. Weltkrieg als Stabsarzt. Ab 11. Mai 1937 war Kleinschmidt in Ansbach als Kinderarzt gemeldet und ließ sich als Arzt nieder und behandelte dort u. a. auch mindestens ein Kind, dessen Tod ihn später juristisch belasten sollte.
 
== Euthanasie - Der Fall Egon M. ==
Das Kind Egon M., geboren am 22. Mai 1939, wurde als zartes und oft kränkelndes Achtmonatskind beschrieben, das mittels Zangengeburt auf die Welt kam. Ende 1941 kam die Mutter Egons erstmals in die Sprechstunde von Kleinschmidt in Ansbach. Das Kind hatte offensichtlich nach einer Gehirnhautentzündung mit sechs Monaten einen bleibenden Gehirnschaden behalten. Kleinschmidt überwies das Kind an die Universitätsklinik in Erlangen mit der Bitte um Beobachtung und Beurteilung des Krankheitsbildes.  
 
Die Beurteilung fiel für das Kind vernichtend aus: "''Macht einen vollkommen idiotischen Eindruck. Schielt. Dicke Zunge. Schnorchelnde Atmung. Blöder Gesichtsausdruck.''" Das Resümee: "''Besserung wohl kaum zu erwarten''." Was folgte war die Überweisung von Egon M. durch Kleinschmidt an die Heil- und Pflegeanstalt Ansbach – mit dem Wissen, dass dies das Todesurteil für das Kind war.<ref name="HL-2021">Hilke Lorenz: Ein Nazi-Arzt im Kindersolbad. In: Stuttgarter Zeitung vom 10. Dezember 2021</ref> Wie nicht anders zu erwarten – und stereotypisch für die Ermordung von Kindern in solchen Einrichtungen zur damaligen Zeit – starb Egon M. am 16. Dezember 1942 an den „Folgen einer Lungenentzündung“. Letzteres war häufig die Umschreibung der Tötung von Kindern durch die Gabe des Medikamentes [[wikipedia:Phenobarbital|Luminal]] – ein Barbiturat, das zur Atemlähmung führt.
 
Ungewöhnlich an dem Fall ist zusätzlich, dass die Einweisung des Kindes nicht wie üblich über das jeweilige Gesundheitsamt / Fürsorgeamt lief, sondern in diesem Fall direkt über den niedergelassenen Kinderarzt - also Hans Kleinschmidt. Auch in einem weiteren Fall war Kleinschmidt unmittelbar beteiligt. Dabei handelte es sich um Geschwister, deren Vater selbst Mediziner war. Das ältere Kind ist nachweislich im Rahmen der Kinder-Euthanasie getötet worden, während die Todesumstände zum zweiten Kind noch nicht abschließend geklärt sind.


== Entnazifizierung ==
== Entnazifizierung ==
Zeile 53: Zeile 80:
1956 wechselte Kleinschmidt an das Kindersolbad in Bad Dürrheim in Baden-Württemberg, südlich von Villingen-Schwenningen. Zu dieser Zeit war das Kindererholungsheim eines der größten in Deutschland. Als ärztlicher Direktor des DRK-Kindersolbads war Kleinschmidt von 1959 bis 1973 zudem auch als Arzt in mehreren privaten Kinderkurheimen tätig. Im Kindersolbad wurden Verschickungskinder betreut und an ihnen ohne deren Wissen oder Zustimmung der Eltern Medikamententests durchgeführt.<ref name="SW-Versuche">Dr. Sylvia Wagner zu Medikamentenversuchen im Kindersolbad Bad Dürrheim. In: Verschickungsheime.de, online abgerufen am 28. Oktober 2024 | 15:40 Uhr - [https://verschickungsheime.de/dr-sylvia-wagner-zu-medikamentenversuchen-im-kindersolbad-bad-duerrheim/?highlight=Kleinschmidt online]</ref>  
1956 wechselte Kleinschmidt an das Kindersolbad in Bad Dürrheim in Baden-Württemberg, südlich von Villingen-Schwenningen. Zu dieser Zeit war das Kindererholungsheim eines der größten in Deutschland. Als ärztlicher Direktor des DRK-Kindersolbads war Kleinschmidt von 1959 bis 1973 zudem auch als Arzt in mehreren privaten Kinderkurheimen tätig. Im Kindersolbad wurden Verschickungskinder betreut und an ihnen ohne deren Wissen oder Zustimmung der Eltern Medikamententests durchgeführt.<ref name="SW-Versuche">Dr. Sylvia Wagner zu Medikamentenversuchen im Kindersolbad Bad Dürrheim. In: Verschickungsheime.de, online abgerufen am 28. Oktober 2024 | 15:40 Uhr - [https://verschickungsheime.de/dr-sylvia-wagner-zu-medikamentenversuchen-im-kindersolbad-bad-duerrheim/?highlight=Kleinschmidt online]</ref>  


Das diese Art der medizinischen Untersuchung – ohne Einverständnis des Patienten oder der Eltern – vor dem Hintergrund der 1946/47 durchgeführten Nürnberger Ärzteprozesse umstritten war bzw. größtenteils rechtswidrig durchgeführt wurde, war ihm  durchaus bewusst und belegen verschiedene öffentliche Aussagen. So gab er 1954 gegenüber von Vertretern der Bundesregierung im Rahmen einer Anhörung anlässlich der Erprobung eines neuen Impfstoffes der Behring-Werke an: [es sei]...''„nicht mehr wie früher, als man aus Waisenhäusern und Kliniken Kinder nehmen konnte ohne die Eltern zu befragen.“'' Diese Praktiken riefen unter den damaligen Medizinern kaum Empörung hervor, sondern waren vielmehr als Denkmuster fest im beruflichen Kontext verwurzelt. Der Mehrwert eines neuen Präparates oder Medikamentes wäre sozusagen „wichtiger“ als der Wille eines vermeintlichen Patienten.<ref>Niklas Lenhard-Schramm, Dietz Rating, Maike Rotzoll: Arzneimittelprüfungen an Minderjährigen im Langzeitbereit der Stiftung Bethel in den Jahren 1949 bis 1975, Abschlussbericht für Bodelschwinghsche Stiftungen Bethel Bielefeld, März 2020, S. 61 ff.</ref> Deshalb war für Kleinschmidt das Kindersolbad Bad Dürrheim ein ideales Betätigungsfeld. Kleinschmidt selbst gab gegenüber der damaligen Presse an, dass die Versuchsgruppen in dieser Einrichtung ideale Bedingungen aufwiesen: ''„... unsere Kurpatienten bleiben sechs Wochen in der Heilstätte, reisen gemeinsam an und ab [...] Dadurch sind die Versuchsbedingungen ideal [...].“''<ref name="SW-Versuche"/>
Dass diese Art der medizinischen Untersuchung – ohne Einverständnis des Patienten oder der Eltern – vor dem Hintergrund der 1946/47 durchgeführten Nürnberger Ärzteprozesse umstritten war bzw. größtenteils rechtswidrig durchgeführt wurde, war ihm  durchaus bewusst und belegen verschiedene öffentliche Aussagen. So gab er 1954 gegenüber von Vertretern der Bundesregierung im Rahmen einer Anhörung anlässlich der Erprobung eines neuen Impfstoffes der Behring-Werke an: [es sei]...''„nicht mehr wie früher, als man aus Waisenhäusern und Kliniken Kinder nehmen konnte ohne die Eltern zu befragen.“'' Diese Praktiken riefen unter den damaligen Medizinern kaum Empörung hervor, sondern waren vielmehr als Denkmuster fest im beruflichen Kontext verwurzelt. Der Mehrwert eines neuen Präparates oder Medikamentes wäre sozusagen „wichtiger“ als der Wille eines vermeintlichen Patienten.<ref>Niklas Lenhard-Schramm, Dietz Rating, Maike Rotzoll: Arzneimittelprüfungen an Minderjährigen im Langzeitbereit der Stiftung Bethel in den Jahren 1949 bis 1975, Abschlussbericht für Bodelschwinghsche Stiftungen Bethel Bielefeld, März 2020, S. 61 ff.</ref> Deshalb war für Kleinschmidt das Kindersolbad Bad Dürrheim ein ideales Betätigungsfeld. Kleinschmidt selbst gab gegenüber der damaligen Presse an, dass die Versuchsgruppen in dieser Einrichtung ideale Bedingungen aufwiesen: ''„... unsere Kurpatienten bleiben sechs Wochen in der Heilstätte, reisen gemeinsam an und ab [...] Dadurch sind die Versuchsbedingungen ideal [...].“''<ref name="SW-Versuche"/>


Die Kinder wurden hierzu meist mit Sedativa ruhiggestellt. Mit unbehandelten Vergleichsgruppen (Placebo-Gruppen) nahm Kleinschmidt wissenschaftliche Studien vor, über die er später publizierte. So testete er demnach Antibiotika, Hustentherapeutika, Asthma-Präparate, Tabletten gegen Masern und Mittel gegen Wurmmaden-Befall für namhafte deutsche Hersteller wie Janssen-Cilag in Neuss oder Schaper & Brümmer in Salzgitter. Nach einem später erstellten Gutachten der Landesärztekammer Baden-Württemberg nahm er dabei auch billigend in Kauf, dass Unverträglichkeiten bei den Probanden auftraten. Auch die Überdosierung von Schlaf- und Beruhigungsmittel wurde billigend in Kauf genommen.<ref name="MM-2022">Prof. Dr. Marc von Miquel: Verschickung in Nordrhein-Westfalen nach 1945. Auftraggeber: Ministerium für Arbeit, Gesundheit und Soziales des Landes NRW. sv:dok - Dokumentations- und Forschungsstelle der Sozialversicherungsträger -  11. Januar 2022 - S. 44 ff. - [https://www.google.com/url?sa=t&source=web&rct=j&opi=89978449&url=https://www.mags.nrw/system/files/media/document/file/studie-verschickungskinder_nrw.pdf&ved=2ahUKEwiswLjL17OJAxVycvEDHTP4OogQFnoECC4QAQ&usg=AOvVaw3tr7UrIl4Z9MVjz9qj8Iv2 online]</ref>  
Die Kinder wurden hierzu meist mit Sedativa ruhiggestellt. Mit unbehandelten Vergleichsgruppen (Placebo-Gruppen) nahm Kleinschmidt wissenschaftliche Studien vor, über die er später publizierte. So testete er demnach Antibiotika, Hustentherapeutika, Asthma-Präparate, Tabletten gegen Masern und Mittel gegen Wurmmaden-Befall für namhafte deutsche Hersteller wie Janssen-Cilag in Neuss oder Schaper & Brümmer in Salzgitter. Nach einem später erstellten Gutachten der Landesärztekammer Baden-Württemberg nahm er dabei auch billigend in Kauf, dass Unverträglichkeiten bei den Probanden auftraten. Auch die Überdosierung von Schlaf- und Beruhigungsmittel wurde billigend in Kauf genommen.<ref name="MM-2022">Prof. Dr. Marc von Miquel: Verschickung in Nordrhein-Westfalen nach 1945. Auftraggeber: Ministerium für Arbeit, Gesundheit und Soziales des Landes NRW. sv:dok - Dokumentations- und Forschungsstelle der Sozialversicherungsträger -  11. Januar 2022 - S. 44 ff. - [https://www.google.com/url?sa=t&source=web&rct=j&opi=89978449&url=https://www.mags.nrw/system/files/media/document/file/studie-verschickungskinder_nrw.pdf&ved=2ahUKEwiswLjL17OJAxVycvEDHTP4OogQFnoECC4QAQ&usg=AOvVaw3tr7UrIl4Z9MVjz9qj8Iv2 online]</ref>