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'''Jean Mandel''' (geb. [[20. September]] [[1911]] in [[Fürth]], gest. [[25. Dezember]] [[1974]] auf Schloss Höhenried (Klinik) in [[wikipedia:Bernried am Starnberger See|Bernried]]) war erster [[Gemeindevorsitzender]] der [[Fiorda|Jüdischen Gemeinde Fürth]] nach dem [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkrieg]]. Mandel war verheiratet mit Adele, geb. Breisach. Aus der Ehe stammen drei Kinder.  
'''Jean Mandel''' (geb. [[20. September]] [[1911]] in [[Fürth]], gest. [[25. Dezember]] [[1974]] auf Schloss Höhenried (Klinik) in [[wikipedia:Bernried am Starnberger See|Bernried]]) war erster [[Gemeindevorsitzender]] der [[Fiorda|Jüdischen Gemeinde Fürth]] nach dem [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkrieg]]. Mandel war verheiratet mit Adele, geb. Breisach. Aus der Ehe stammen drei Kinder.  
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==Leben und Wirken==
==Leben und Wirken==
Der [[1911]] in Fürth im Haus [[Marktplatz 10]]<ref>ebenfalls Marktplatz 10 ist der Bruder [[Leo Mandel]] geboren. Im Mai 2018 wurde für die beiden Holocaust-Überlebenden eine Gedenktafel am Haus angebracht.</ref> geborene Jean Mandel besuchte in Fürth zunächst die [[Israelitische Bürgerschule]]. Anschließend wechselte er zur Sabel’schen Handelsschule nach [[Nürnberg]] und begann eine kaufmännische Ausbildung zum Hopfengroßhändler bei den Gebrüdern Schwarz, ebenfalls in Nürnberg. Nach Abschluss der Ausbildung arbeitete Mandel im elterlichen Betrieb, der „[[Erste Fürther Lumpensortieranstalt|Ersten Fürther Lumpensortieranstalt]]“. Mit seinem Bruder Leo Mandel übernahm er die Geschäftsführung [[1936]].   
Der [[1911]] in Fürth im Haus [[Marktplatz 10]] geborene Jean Mandel<ref>Im Mai 2018 wurde für den Holocaust-Überlebenden Jean Mandel eine Gedenktafel am Haus angebracht.</ref> besuchte in Fürth zunächst die [[Israelitische Bürgerschule]]. Anschließend wechselte er zur Sabel’schen Handelsschule nach [[Nürnberg]] und begann eine kaufmännische Ausbildung zum Hopfengroßhändler bei den Gebrüdern Schwarz, ebenfalls in Nürnberg. Nach Abschluss der Ausbildung arbeitete Mandel im elterlichen Betrieb, der „[[Erste Fürther Lumpensortieranstalt|Ersten Fürther Lumpensortieranstalt]]“. Mit seinem Bruder Leo Mandel übernahm er die Geschäftsführung [[1936]].   


Am [[28. Oktober]] [[1938]] wurde die Familie Mandel nach Polen deportiert, dort ließ sie sich zunächst im seinerzeit polnischen Lwów (deutsch: Lemberg) - dem heutigen [[wikipedia:Lwiw|Lwiw]] (Ukraine) - nieder. Der Deportationstermin legt den Verdacht nahe, dass die Familie Mandel im Rahmen der sogenannten [[wikipedia:Polenaktion|Polenaktion]] als polnische Staatsbürger jüdischen Glaubens aus dem Deutschen Reich ausgewiesen wurde, nachdem das polnische Parlament im März [[1938]] die Ausbürgerung aller polnischen Staatsbürger beschlossen hatte, die länger als fünf Jahre ununterbrochen im Ausland lebten. Mit diesem Beschluss wollte sich Polen gegen den Zuzug (Flucht) der jüdischen Bürger aus dem Deutschen Reich „wehren“, während das Deutsche Reich in diesem Beschluss seine Chance gekommen sah, sich auf einen Schlag knapp 20.000 Juden durch Deportation nach Polen „zu entledigen“.
Am [[28. Oktober]] [[1938]] wurde die Familie Mandel nach Polen deportiert, dort ließ sie sich zunächst im seinerzeit polnischen Lwów (deutsch: Lemberg) - dem heutigen [[wikipedia:Lwiw|Lwiw]] (Ukraine) - nieder. Der Deportationstermin legt den Verdacht nahe, dass die Familie Mandel im Rahmen der sogenannten [[wikipedia:Polenaktion|Polenaktion]] als polnische Staatsbürger jüdischen Glaubens aus dem Deutschen Reich ausgewiesen wurde, nachdem das polnische Parlament im März [[1938]] die Ausbürgerung aller polnischen Staatsbürger beschlossen hatte, die länger als fünf Jahre ununterbrochen im Ausland lebten. Mit diesem Beschluss wollte sich Polen gegen den Zuzug (Flucht) der jüdischen Bürger aus dem Deutschen Reich „wehren“, während das Deutsche Reich in diesem Beschluss seine Chance gekommen sah, sich auf einen Schlag knapp 20.000 Juden durch Deportation nach Polen „zu entledigen“.
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==Rückkehr nach Fürth==
==Rückkehr nach Fürth==
Nach einem kurzen Aufenthalt im DP-Lager in [[wikipedia:Zettlitz (Bindlach)|Zettlitz]]<ref>Jim G. Tobias: ''Trainingskibbuz Zettlitz: Jüdischer Neubeginn in Oberfranken''. In: Nachrichtenmagazin haGalil.com, München, vom 13. März 2006, aufgerufen am 3. August 2024 - [https://www.hagalil.com/archiv/2006/03/oberfranken.htm online]</ref> bei Bayreuth kehrte Mandel im Sommer [[1945]] als einer der ersten ehemaligen Fürther Juden wieder nach Fürth zurück, sein Bruder schaffte es allerdings nicht mehr, er verstarb während des [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkrieges]]. Jean Mandel war neben dem Rabbiner [[David Spiro]] eine der treibenden und führenden Kräfte bei der Wiedergründung der Jüdischen Gemeinde Fürth. Er wurde ihr erster „Erster Vorsitzender“ (von [[1947]] bis [[1974]], mit Unterbrechung von [[1950]] bis [[1954]]). In der [[Hirschenstraße 65]] baute Mandel, gemeinsam mit seiner Frau, sein neues Textilgeschäft „[[Adema - Jean Mandel Fürth]]“ zu einem mittelständischen Unternehmen mit ca. 50 Mitarbeitern auf. Die drei Kinder wurden von der Familie jeweils ins Ausland auf ein Internat verschickt. Die jüngste Schwester und der Bruder Louis Mandel kamen 1957 auf ein Internat in England, während die ältere Schwester in der Schweiz zur Schule ging. Heute lebt die Familie weitestgehend im Ausland, Louis Mandel lebt z.B. in Kanada, hat aber noch Kontakte nach Fürth.  
Nach einem kurzen Aufenthalt im DP-Lager in [[wikipedia:Zettlitz (Bindlach)|Zettlitz]]<ref>Jim G. Tobias: ''Trainingskibbuz Zettlitz: Jüdischer Neubeginn in Oberfranken''. In: Nachrichtenmagazin haGalil.com, München, vom 13. März 2006, aufgerufen am 3. August 2024 - [https://www.hagalil.com/archiv/2006/03/oberfranken.htm online]</ref> bei Bayreuth kehrte Mandel im Sommer [[1945]] als einer der ersten ehemaligen Fürther Juden wieder nach Fürth zurück, sein Bruder schaffte es allerdings nicht mehr, er verstarb während des [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkrieges]]. Jean Mandel war neben dem Rabbiner [[David Spiro]] eine der treibenden und führenden Kräfte bei der Wiedergründung der Jüdischen Gemeinde Fürth. Er wurde ihr erster „Erster Vorsitzender“ (von [[1947]] bis [[1974]], mit Unterbrechung von [[1950]] bis [[1954]]). In der [[Hirschenstraße 65]] baute Mandel, gemeinsam mit seiner Frau, sein neues Textilgeschäft „[[Adema - Jean Mandel Fürth]]“ zu einem mittelständischen Unternehmen mit ca. 50 Mitarbeitern auf. Die drei Kinder wurden von der Familie jeweils ins Ausland auf ein Internat verschickt. Die jüngste Schwester und der Bruder Louis Mandel kamen 1957 auf ein Internat in England, während die ältere Schwester in der Schweiz zur Schule ging. Heute lebt die Familie weitestgehend im Ausland, Louis Mandel lebt z. B. in Kanada, hat aber noch Kontakte nach Fürth.  


Mandel war von [[1947]] bis zu seinen Tod Mitglied der Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit und genoss eine hohe gesellschaftliche Anerkennung, ähnlich wie Arno Hamburger in Nürnberg. Er bekleidete eine Vielzahl von Ämtern. So war er von [[1964]] Senator im Bayerischen Senat, der damaligen zweiten Kammer des Freistaates Bayern. Bereits zuvor war er 1947 Gründungsmitglied und jüdischer Vorstand der Gesellschaft für christlich-jüdischen Zusammenarbeit in Nürnberg, sowie 1946 Mitbegründer des Landesverbandes der Israelitischen Kultusgemeinde in Bayern, dessen Vizepräsident bis 1974 war. Während dieser Zeit war Mandel ebenfalls von 1950 bis 1974 Vorsitzender des Landesausschusses der Israelitischen Kultusgemeinden in Bayern. Jean Mandel arbeite außerdem im Zentralrat der Juden in Deutschland mit und war 1971 Mitglied des Direktoriums.
Mandel war von [[1947]] bis zu seinen Tod Mitglied der Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit und genoss eine hohe gesellschaftliche Anerkennung, ähnlich wie Arno Hamburger in Nürnberg. Er bekleidete eine Vielzahl von Ämtern. So war er von [[1964]] Senator im Bayerischen Senat, der damaligen zweiten Kammer des Freistaates Bayern. Bereits zuvor war er 1947 Gründungsmitglied und jüdischer Vorstand der Gesellschaft für christlich-jüdischen Zusammenarbeit in Nürnberg, sowie 1946 Mitbegründer des Landesverbandes der Israelitischen Kultusgemeinde in Bayern, dessen Vizepräsident bis 1974 war. Während dieser Zeit war Mandel ebenfalls von 1950 bis 1974 Vorsitzender des Landesausschusses der Israelitischen Kultusgemeinden in Bayern. Jean Mandel arbeite außerdem im Zentralrat der Juden in Deutschland mit und war 1971 Mitglied des Direktoriums.
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==Siehe auch==
==Siehe auch==
* [[Fiorda]]
* [[Adema - Jean Mandel Fürth]]
* [[Marcus Mandel]]
* [[Leo Mandel]]
* [[Israelitische Bürgerschule]]
* [[Israelitische Bürgerschule]]
* [[SpVgg Greuther Fürth|SpVgg Fürth]]
* [[SpVgg Greuther Fürth|SpVgg Fürth]]
* [[Hirschenstraße 65]]
* [[Alter Jüdischer Friedhof]]
* [[Alter Jüdischer Friedhof]]
* [[Neuer Jüdischer Friedhof]]
* [[Neuer Jüdischer Friedhof]]
* [[David Spiro]]
* [[David Spiro]]
* [[Hirschenstraße 65]]
* [[Adema - Jean Mandel Fürth]]
* [[Marcus Mandel]]
* [[Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei|NS-Zeit]]
* [[Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei|NS-Zeit]]
* [[Reichspogromnacht in Fürth]]
* [[Reichspogromnacht in Fürth]]
* [[Fiorda]]


==Weblinks==
==Weblinks==