Kurt Scherzer: Unterschied zwischen den Versionen

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'''Kurt Scherzer''' (geb. [[12. Mai]] [[1920]] in [[Fürth]]; gest. [[1. November]] [[2006]] ebenda) war [[Jurist]], [[Bezirksrat]], [[Mitglied des Fürther Stadtrates]], [[berufsmäßiger Stadtrat]], [[Wirtschaftsreferent]] und von [[1964]] bis [[1984]] [[Oberbürgermeister]] der Stadt [[Fürth]]. Er war Parteimitglied der [[FDP]].
'''Kurt Scherzer''' (geb. [[12. Mai]] [[1920]] in [[Fürth]]; gest. [[1. November]] [[2006]] ebenda) war [[Jurist]], [[Bezirksrat]], [[Mitglied des Fürther Stadtrates]], [[berufsmäßiger Stadtrat]], [[Wirtschaftsreferent]] und von [[1964]] bis [[1984]] [[Oberbürgermeister]] der Stadt [[Fürth]]. Er war Parteimitglied der [[Freie Demokratische Partei|FDP]].


Bis 2022 war Scherzer der Fürther Oberbürgermeister mit der längsten Amtszeit nach dem 2. Weltkrieg und ist mit über 95,3 % ([[1972]]) der mit dem zweitbesten Wahlergebnis. Er war verheiratet mit [[Erna Scherzer]] und hatte eine Tochter.
Bis 2022 war Scherzer der Fürther Oberbürgermeister mit der längsten Amtszeit nach dem [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkrieg]] und ist mit über 95,3 % ([[1972]]) der mit dem zweitbesten Wahlergebnis. Er war verheiratet mit [[Erna Scherzer]] und hatte eine Tochter.


== Leben und Wirken ==
== Leben und Wirken ==
[[Bild:Portrait Kurt Scherzer.jpg|mini|right|Porträt Kurt Scherzer]]
[[Bild:Portrait Kurt Scherzer.jpg|mini|right|Porträt Kurt Scherzer]]
Das Abitur legte er am Humanistischen Gymnasium [[1940]] ab, das er ab 1931 besuchte, dem heutigen Schliemann-Gymnasium. Nach dem Abitur studierte er 1939 bis 1941 Rechts-/Staatswissenschaft sowie Volkswirtschaft an den Universitäten Erlangen und München und legte die 1. juristische Staatsprüfung ab. Im August 1941 wurde er zum Kriegsdienst eingezogen. Er war Luftwaffensoldat, Funker, Fahnenjunker. Im Februar 1945 in der Eifel verwundet, geriet er in amerikanische Kriegsgefangenschaft. 13 Monate verbrachte er in den USA.  
Das Abitur legte er am Humanistischen Gymnasium [[1940]] ab, das er ab 1931 besuchte, dem heutigen [[Heinrich-Schliemann-Gymnasium]]. Nach dem Abitur studierte er 1939 bis 1941 Rechts-/Staatswissenschaft sowie Volkswirtschaft an den Universitäten Erlangen und München und legte die 1. juristische Staatsprüfung ab. Am 20. Mai 1939 beantragte er die Aufnahme in die [[Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei|NSDAP]], am 1. September 1939 wurde er in der Partei aufgenommen mit der Mitgliedsnummer 7.148.295.<ref>Karteikarte Mitglieder der NSDAP, Bundesarchiv Berlin</ref> Im August 1941 wurde er zum Kriegsdienst eingezogen. Er war Luftwaffensoldat, Funker, Fahnenjunker. Im Februar 1945 in der Eifel verwundet, geriet er in amerikanische Kriegsgefangenschaft. 13 Monate verbrachte er in den USA.  
Im Frühjahr 1946 kehrte er aus der Gefangenschaft heim. Die nächsten Monate verbrachte er als Bauhilfsarbeiter als Sühne der Entnazifizierung. Ein Jahr später 1947 setzte er seine juristische Ausbildung fort. Zwei Jahre war er im Vorbereitungsdienst als Referendar beim Amtsgericht Hersbruck tätig. Am 11. Mai 1950 legte er das große juristische Staatsexamen ab und war nun Gerichtsassessor beim Landgericht Nürnberg-Fürth. Im August [[1950]] trat er als 30-jähriger das Amt eines Ratsassessors bei der Stadt Fürth an.
 
Im Frühjahr 1946 kehrte er aus der Gefangenschaft heim. Die nächsten Monate verbrachte er als Bauhilfsarbeiter als Sühne der [[Entnazifizierung in Fürth|Entnazifizierung]]. Ein Jahr später 1947 setzte er seine juristische Ausbildung fort. Zwei Jahre war er im Vorbereitungsdienst als Referendar beim Amtsgericht Hersbruck tätig. Am 11. Mai 1950 legte er das große juristische Staatsexamen ab und war nun Gerichtsassessor beim Landgericht Nürnberg-Fürth. Im August [[1950]] stellte die Stadt Fürth den 30-jährigen als "juristischen Hilfsarbeiter" ein.


Er leitete das Wohnungsreferat, dann ab Oktober als Ratsassessor vertretungsweise das Fürsorgereferat (Gesundheitswesen, Wohlfahrt/Soziales, Jugendamt, Flüchtlingsamt, Ausgleichsamt). Die Bereiche Wirtschafts- und Gewerbeförderung sowie Recht und Ordnung folgten.  
Er leitete das Wohnungsreferat, dann ab Oktober als Ratsassessor vertretungsweise das Fürsorgereferat (Gesundheitswesen, Wohlfahrt/Soziales, Jugendamt, Flüchtlingsamt, Ausgleichsamt). Die Bereiche Wirtschafts- und Gewerbeförderung sowie Recht und Ordnung folgten.  
Am 1. August 1953 wurde er zum berufsmäßigen Stadtrat als Wirtschaftsreferent gewählt, wobei ihm zusätzlich das Rechtswesen und die Liegenschaften der Stadt unterstellt waren. 1959 wählte der Stadtrat ihn auf weitere 6 Jahre.
Am 1. August 1953 wurde er zum berufsmäßigen Stadtrat als Wirtschaftsreferent gewählt, wobei ihm zusätzlich das Rechtswesen und die Liegenschaften der Stadt unterstellt waren. 1959 wählte der Stadtrat ihn auf weitere 6 Jahre.


Bei der Wahl vom [[8. März]] [[1964]] trat Kurt Scherzer gegen den Oberbürgermeister-Kandidaten der [[SPD]] [[Heinrich Stranka]] an. Im Wahlkampf versuchte Scherzer hierbei, mit einer Kampagne Kapital aus der Tatsache zu schlagen, dass [[Heinrich Stranka|Stranka]] im Gegensatz zu ihm kein gebürtiger Fürther war. Zusätzlich warb er gezielt in der Sportler-Szene, z.B. mit Bierdeckeln, auf denen er beim Hürdenlauf gezeigt wurde. Als Vorsitz des TV 1860 spekulierte er auf zusätzliche Stimmen. Dennoch gewann Scherzer mit 51,7 % zu 48,3 % nur knapp. Bis zu seinem Tode [[1984]] blieb [[Heinrich Stranka|Stranka]] unter Scherzer 2. [[Bürgermeister]].  
Bei der Wahl vom [[8. März]] [[1964]] trat Kurt Scherzer gegen den Oberbürgermeister-Kandidaten der [[Sozialdemokratische Partei Deutschlands|SPD]] [[Heinrich Stranka]] an. Im Wahlkampf versuchte Scherzer hierbei, mit einer Kampagne Kapital aus der Tatsache zu schlagen, dass Stranka im Gegensatz zu ihm kein gebürtiger Fürther war. Zusätzlich warb er gezielt in der Sportler-Szene, z. B. mit Bierdeckeln, auf denen er beim Hürdenlauf gezeigt wurde. Als Vorsitz des TV 1860 spekulierte er auf zusätzliche Stimmen. Dennoch gewann Scherzer mit 51,7 % zu 48,3 % nur knapp. Bis zu seinem Tode [[1983]] blieb Stranka unter Scherzer 2. [[Bürgermeister]].
 
[[Datei:Scherzer 7.jpg|mini|right|Scherzers Wahlkämpfe waren stark auf den Umstand zugeschnitten, dass er im Gegensatz zum Mitbewerber Heinrich Stranka gebürtiger Fürther war]] Dafür, dass sich Scherzer 1964 gegen Stranka durchsetzte, gab es noch einen wesentlichen Faktor: Als Kandidat der FDP hätte Scherzer eigentlich auf Liste 3 antreten müssen. Dank der Unterstützung der [[Christlich-Soziale Union in Bayern|CSU]] und die Bildung einer „Fürther Wählerschaft CSU und FDP“ konnte er jedoch auf Liste 1 kandidieren.


[[Datei:Scherzer 7.jpg|mini|right|Scherzers Wahlkämpfe waren stark auf den Umstand zugeschnitten, dass er im Gegensatz zum Mitbewerber Heiner Stranka gebürtiger Fürther war]] Dafür dass sich Scherzer 1964 gegen Stranka durchsetzte, gab es noch einen wesentlichen Faktor: Als Kandidat der FDP hätte Scherzer eigentlich auf Liste 3 antreten müssen. Dank der Unterstützung der CSU und die Bildung einer „Fürther Wählerschaft CSU und FDP“ konnte er jedoch auf Liste 1 kandidieren.
1984 trat Scherzer aus Altersgründen nicht mehr zur Kommunalwahl an.
1984 trat Scherzer aus Altersgründen nicht mehr zur Kommunalwahl an.


Insgesamt wurden in der Amtszeit von Kurt Scherzer als Oberbürgermeister rund 1,867 Mrd. Mark in die Stadtentwicklung investiert. Bis heute prägen die Stadt eine Reihe von Entscheidungen positiv wie negativ, die in die Amtszeit Kurt Scherzers ([[FDP]]) fielen: Die Entscheidungen zum [[Main-Donau-Kanal]], die Eröffnung der [[Fußgängerzone]], der Bau der [[Stadthalle]], sowie der Erwerb des [[Schloss_Burgfarrnbach|Burgfarrnbacher Schlosses]] durch die Stadt. Auch umstrittene Projekte wie z. B. der Bau des [[City-Center|City-Centers]] mit Abriss des [[Geismann-Areal|Geismann-Areals]], der [[Königsplatz]]-Durchbruch, der [[U-Bahn|U-Bahnbau]] und die [[Gänsberg#"Flächensanierung"|Gänsberg-"Sanierung"]] wurden unter Scherzer durchgeführt. Insbesondere der Abriss des alten Gänsbergs und der jahrelange Leerstand der Areals zwischen [[Rathaus]] uns [[Rednitz]] wurde Scherzer durch die nach Ihm benannte "''Scherzer-Wüste''" bei der Kommunalwahl [[1978]] fast zum Verhängnis. Als OB-Kandidat fiel sein Wahlergebnis von ehemals 95,3 % auf gerade einmal 65,3 % (Minus 30 %), die [[SPD]] verlor im [[Stadtrat]] die absolute Mehrheit und konnte sich nur knapp vor der [[CSU]] behaupten (SPD 43,7% vs. CSU 40,9 %).  
Insgesamt wurden in der Amtszeit von Kurt Scherzer als Oberbürgermeister rund 1,867 Mrd. Mark in die Stadtentwicklung investiert. Bis heute prägen die Stadt eine Reihe von Entscheidungen positiv wie negativ, die in die Amtszeit Kurt Scherzers (FDP) fielen: Die Entscheidungen zum [[Main-Donau-Kanal]], die Eröffnung der [[Fußgängerzone]], der Bau der [[Stadthalle]], sowie der Erwerb des [[Schloss Burgfarrnbach|Burgfarrnbacher Schlosses]] durch die Stadt. Auch umstrittene Projekte wie z. B. der Bau des [[City-Center]]s mit Abriss des [[Geismann-Areal]]s, der [[Königsplatz]]-Durchbruch, der [[U-Bahn|U-Bahnbau]] und die [[Gänsberg#"Flächensanierung"|Gänsberg-"Sanierung"]] wurden unter Scherzer durchgeführt. Insbesondere der Abriss des alten Gänsbergs und der jahrelange Leerstand der Areals zwischen [[Rathaus]] uns [[Rednitz]] wurde Scherzer durch die nach Ihm benannte "''Scherzer-Wüste''" bei der Kommunalwahl [[1978]] fast zum Verhängnis. Als OB-Kandidat fiel sein Wahlergebnis von ehemals 95,3 % auf gerade einmal 65,3 % (Minus 30 %), die SPD verlor im [[Stadtrat]] die absolute Mehrheit und konnte sich nur knapp vor der CSU behaupten (SPD 43,7% vs. CSU 40,9 %).  


Über die Wesensart von OB Kurt Scherzer, seine Meinung Anderen nicht aufzudrängen, sondern sie durch seine Überlegungen zum Nachdenken zu bringen, seien hier einige seiner Äußerungen bei Sitzungen im Rathaus zitiert. Sie sind von mir [P. Frank] notiert worden, als ich als Protokollführer der Stellenplan-Kommission bei den Sitzungen ab 1979 dabei war. Diese tagte, bevor Anträge in den Personalausschuss und dann in den Stadtrat gingen.
Über die Wesensart von OB Kurt Scherzer, seine Meinung Anderen nicht aufzudrängen, sondern sie durch seine Überlegungen zum Nachdenken zu bringen, seien hier einige seiner Äußerungen bei Sitzungen im Rathaus zitiert. Sie sind von [[Peter Frank]] notiert worden, als er als Protokollführer der Stellenplan-Kommission bei den Sitzungen ab 1979 dabei war. Diese tagte, bevor Anträge in den Personalausschuss und dann in den Stadtrat gingen.


„Ich versuche, das logisch zu verstehen. Und wenn ich´s getan habe, bin ich bereit, das mitzutragen.“
„Ich versuche, das logisch zu verstehen. Und wenn ich´s getan habe, bin ich bereit, das mitzutragen.“
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Scherzer nahm während seiner politisch aktiven Zeit Ämter im Bayerischen und im Deutschen Städtetag und bei der deutschen Sektion des Rates der Gemeinden Europas wahr. Außerdem war er Abgeordneter im Bezirkstag Mittelfranken und Verwaltungsratsmitglied bei der Bundesanstalt für Arbeit. Scherzer war Gründungsmitglied der ''Vereinigung liberaler Kommunalpolitiker'' (VLK).
Scherzer nahm während seiner politisch aktiven Zeit Ämter im Bayerischen und im Deutschen Städtetag und bei der deutschen Sektion des Rates der Gemeinden Europas wahr. Außerdem war er Abgeordneter im Bezirkstag Mittelfranken und Verwaltungsratsmitglied bei der Bundesanstalt für Arbeit. Scherzer war Gründungsmitglied der ''Vereinigung liberaler Kommunalpolitiker'' (VLK).


Ein Porträt von Kurt Scherzer als Ölbild wurde im Flur des Rathauses nahe dem Direktorium aufgehängt, in dem er einst amtierte. Scherzer selbst schenkte der Stadt FÜrth 1980 das Gemälde. Im Stadtarchiv wurde hierzu vermerkt, dass es einen Wert von 5.000 DM habe.<ref>Stadtarchiv Fürth, biografische Sammlung, Heinrich Stranka, Notizen zum Öldbild </ref>
Ein Porträt von Kurt Scherzer als Ölbild wurde im Flur des Rathauses nahe dem Direktorium aufgehängt, in dem er einst amtierte. Scherzer selbst schenkte der Stadt Fürth 1980 das Gemälde. Im Stadtarchiv wurde hierzu vermerkt, dass es einen Wert von 5.000 DM habe.<ref>Stadtarchiv Fürth, biografische Sammlung, Heinrich Stranka, Notizen zum Öldbild </ref>


Im April [[2017]] wurde ein Teil seines Nachlasses in einem Nürnberger Auktionshaus zum Verkauf angeboten. Das [[Stadtarchiv]] hatte bereits zuvor die Gelegenheit, einige Dinge aus dem Nachlass direkt von der Familie zu bekommen.<ref>Johannes Alles: ''Fürths Ex-OB: Scherzers Medaillen unterm Hammer''. In: Fürther Nachrichten vom 20. April 2017 - [http://www.nordbayern.de/region/fuerth/furths-ex-ob-scherzers-medaillen-unterm-hammer-1.6024752 online]</ref>
Im April [[2017]] wurde ein Teil seines Nachlasses in einem Nürnberger Auktionshaus zum Verkauf angeboten. Das [[Stadtarchiv]] hatte bereits zuvor die Gelegenheit, einige Dinge aus dem Nachlass direkt von der Familie zu bekommen.<ref>Johannes Alles: ''Fürths Ex-OB: Scherzers Medaillen unterm Hammer''. In: Fürther Nachrichten vom 20. April 2017 - [http://www.nordbayern.de/region/fuerth/furths-ex-ob-scherzers-medaillen-unterm-hammer-1.6024752 online]</ref>
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Im Alter von 28 Jahren heiratete er [[Erna Scherzer|Erna Bräutigam]], aus der Ehe ging Tochter Herta (verh. Leipold) hervor. Bildungsreisen waren die Leidenschaft des Ehepaares. Ein Schlaganfall [[1991]] mit einer fast vollständigen Lähmung der rechten Körperseite minderte fortan seinen  Tätigkeitsdrang.
Im Alter von 28 Jahren heiratete er [[Erna Scherzer|Erna Bräutigam]], aus der Ehe ging Tochter Herta (verh. Leipold) hervor. Bildungsreisen waren die Leidenschaft des Ehepaares. Ein Schlaganfall [[1991]] mit einer fast vollständigen Lähmung der rechten Körperseite minderte fortan seinen  Tätigkeitsdrang.


Scherzers Freizeitausgleich war das Fotografieren. Die Foto-Pirsch war sonntags nach dem Kirchgang. Seine Frau Erna berichtete im Mai 1968 der AZ am Sonntag, dass es ihrem Mann vor allem Sehenswürdigkeiten und kleine versteckte Kostbarkeiten in den Dorfkirchen unserer Umgebung angetan hätten. Die Bilder seien dann in die „ganz stattliche Dia-Sammlung“ gekommen. Sein Ausgleichssport war die Gartenarbeit beim Haus am Reichsbodenweg. Dem Wandern war er zugetan; speziell nach Hollersbach ging es oft, und er stieg hinauf zur Fürther Hütte.
Scherzers Freizeitausgleich war das Fotografieren. Die Foto-Pirsch war sonntags nach dem Kirchgang. Seine Frau Erna berichtete im Mai 1968 der AZ am Sonntag, dass es ihrem Mann vor allem Sehenswürdigkeiten und kleine versteckte Kostbarkeiten in den Dorfkirchen unserer Umgebung angetan hätten. Die Bilder seien dann in die „ganz stattliche Dia-Sammlung“ gekommen. Sein Ausgleichssport war die Gartenarbeit beim Haus am [[Reichsbodenweg]]. Dem Wandern war er zugetan; speziell nach Hollersbach ging es oft, und er stieg hinauf zur Fürther Hütte.


Für seine Freunde war er der „Willi“, weil dieser Vorname vom Vater bevorzugt wurde. Die Anmeldung beim  Standesamt unter dem Vornamen "Kurt" erfolgte nach Befragung der Mutter und war wohl ein Versehen.  Der Vater Johann war bei der Polizei Kriminalsekretär. Das Einwohnerbuch von 1935 weist ihn als „Kriminaloberkommissar“ aus mit Wohnung in der Denglerstraße. Daraus kann gefolgert werden, dass er sich gegenüber den Nazis gut gestellt hat und er so seinen Aufstieg machte.
Für seine Freunde war er der „Willi“, weil dieser Vorname vom Vater bevorzugt wurde. Die Anmeldung beim  Standesamt unter dem Vornamen "Kurt" erfolgte nach Befragung der Mutter und war wohl ein Versehen.  Der Vater Johann war bei der Polizei Kriminalsekretär. Das Einwohnerbuch von 1935 weist ihn als „Kriminaloberkommissar“ aus mit Wohnung in der [[Denglerstraße]]. Daraus kann gefolgert werden, dass er sich gegenüber den Nazis gut gestellt hat und er so seinen Aufstieg machte.
Dort an der Denglerstraße wuchs der Willi bzw. Kurt auf, zwischen Pfisterschule und dem Flussbad.
Dort an der Denglerstraße wuchs der Willi bzw. Kurt auf, zwischen Pfisterschule und dem [[Flussbad]].


== Turner ==
== Turner ==
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== Causa Franz Jakob ==
== Causa Franz Jakob ==
Nach dem Ausscheiden seines Vorgängers [[Hans Bornkessel]] [[1964]], erhielt Scherzer kurz nach seiner Wahl zum [[Oberbürgermeister]] Post von seinem Amtsvorgängers [[Franz Jakob]] und dessen Ehefrau. Jakob war während des [[Nationalsozialismus]] von [[1933]] bis [[1939]] ebenfalls [[Oberbürgermeister]] in Fürth, und wurde nach dem [[2. Weltkrieg]] als Hauptschuldiger der Gruppe I. im Rahmen der Entnazifizierung durch die Alliierten zu 10 Jahren Haft verurteilt, einschließlich des Einzugs seines Vermögens und der Streichung seiner Pensionsleistungen, die er während der Zeit des [[Nationalsozialismus]] erworben hatte. Allerdings erhielt Jakob bereits seit [[1959]] dreimal im Jahr eine freiwillige Zahlung von [[Hans Bornkessel]], trotz anders lautendem Beschluss des [[Stadtrat]]es. Der [[Stadtrat]] hatte zuvor in der Abwägung sich gegen eine Zahlung der Stadt Fürth an seinen ehem. [[Oberbürgermeister]] ausgesprochen, allerdings überging Bornkessel diesen Beschluss und ließ Jakob aus heute nicht mehr bekannten Gründen diese finanziellen Mittel aus seinem eigenen "Verfügungsmitteln" zukommen.  
Nach dem Ausscheiden seines Vorgängers [[Hans Bornkessel]] [[1964]], erhielt Scherzer kurz nach seiner Wahl zum [[Oberbürgermeister]] Post von seinem Amtsvorgängers [[Franz Jakob]] und dessen Ehefrau. Jakob war während des [[Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei|Nationalsozialismus]] von [[1933]] bis [[1939]] ebenfalls [[Oberbürgermeister]] in Fürth, und wurde nach dem Zweiten Weltkrieg als Hauptschuldiger der Gruppe I. im Rahmen der [[Entnazifizierung in Fürth|Entnazifizierung]] durch die Alliierten zu 10 Jahren Haft verurteilt, einschließlich des Einzugs seines Vermögens und der Streichung seiner Pensionsleistungen, die er während der Zeit des Nationalsozialismus erworben hatte. Allerdings erhielt Jakob bereits seit [[1959]] dreimal im Jahr eine freiwillige Zahlung von [[Hans Bornkessel]], trotz anders lautendem Beschluss des [[Stadtrat]]es. Der [[Stadtrat]] hatte zuvor in der Abwägung sich gegen eine Zahlung der Stadt Fürth an seinen ehem. [[Oberbürgermeister]] ausgesprochen, allerdings überging Bornkessel diesen Beschluss und ließ Jakob aus heute nicht mehr bekannten Gründen diese finanziellen Mittel aus seinem eigenen "Verfügungsmitteln" zukommen.  


Als Scherzer [[1964]] der Nachfolger Bornkessels wurde, fragte die Familie Jakob bei Scherzer schriftlich nach, ob diesem die bisherige Regelung der finanziellen Zuwendung bekannt sei, worauf dies Scherzer bejahte und sogar die Zuwendungen partiell erhöhte. Aus dem Schriftverkehr zwischen Jakob und Scherzer geht ebenfalls hervor, dass Scherzer offensichtlich mit dem Sohn Jakobs zur Schule ging und diese sich noch aus der Zeit vor dem Krieg kannten. Scherzer bat Jakob, den Sohn zu grüßen, und falls er mal in Fürth sei, solle er sich bei ihm melden.  
Als Scherzer [[1964]] der Nachfolger Bornkessels wurde, fragte die Familie Jakob bei Scherzer schriftlich nach, ob diesem die bisherige Regelung der finanziellen Zuwendung bekannt sei, worauf dies Scherzer bejahte und sogar die Zuwendungen partiell erhöhte. Aus dem Schriftverkehr zwischen Jakob und Scherzer geht ebenfalls hervor, dass Scherzer offensichtlich mit dem Sohn Jakobs zur Schule ging und diese sich noch aus der Zeit vor dem Krieg kannten. Scherzer bat Jakob, den Sohn zu grüßen, und falls er mal in Fürth sei, solle er sich bei ihm melden.  
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* [[Kurt-Scherzer-Straße]]
* [[Kurt-Scherzer-Straße]]
* [[Scherzer]] (Namensklärung)
* [[Scherzer]] (Namensklärung)
* [[FDP]]
* [[Freie Demokratische Partei|FDP]]
* [[Entnazifizierung in Fürth]]
* [[Oberbürgermeister]]
* [[Oberbürgermeister]]
* [[Stadthalle]]
* [[Stadthalle]]
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[[Kategorie:Bürgermeister]]
[[Kategorie:Bürgermeister]]
[[Kategorie: Politik]]
[[Kategorie:Politik]]
[[Kategorie:Unterfürberg]]
[[Kategorie:Unterfürberg]]
[[Kategorie:Jurist]]
[[Kategorie:Jurist]]