Nathanstift: Unterschied zwischen den Versionen

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|Quellangaben=[http://www.geodaten.bayern.de/denkmal_static_data/externe_denkmalliste/pdf/denkmalliste_merge_563000.pdf BLfD - Denkmalliste Fürth]
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Das '''„Nathanstift“''', in der Tannenstraße 17 in Fürth, ist die bedeutendste Stiftung von [[Alfred Louis Nathan]] in Fürth.  
Das '''„Nathanstift“''', in der Tannenstraße 17 in Fürth, ist die bedeutendste Stiftung von [[Alfred Louis Nathan]] in Fürth.  
__TOC__
 
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==Geschichte==
==Geschichte==
[[Bild:Nathanstift_ca_1950.jpg|mini|right|Das Nathanstift in der Tannenstraße, ca. 1950]]
[[Bild:Nathanstift_ca_1950.jpg|mini|right|Das Nathanstift in der Tannenstraße, ca. 1950]]
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Das Nathanstift wurde mit Stiftungsurkunde vom [[7. Februar]] [[1907]] als ein „Wöchnerinnen- und Säuglingsheim“ gestiftet, nachdem [[Alfred Louis Nathan]] am [[26. November]] [[1906]] angekündigt hatte, 300.000 M zur Gründung bereitzustellen. Die Stiftung sollte zum Gedenken an seine Eltern „Sigmund und Amalie Nathan Stiftung“ heißen.
Das Nathanstift wurde mit Stiftungsurkunde vom [[7. Februar]] [[1907]] als ein „Wöchnerinnen- und Säuglingsheim“ gestiftet, nachdem [[Alfred Louis Nathan]] am [[26. November]] [[1906]] angekündigt hatte, 300.000 M zur Gründung bereitzustellen. Die Stiftung sollte zum Gedenken an seine Eltern „Sigmund und Amalie Nathan Stiftung“ heißen.


Mit dem Bau wurde Mitte April [[1908]] begonnen, Ende November [[1909]] wurde es seiner Bestimmung übergeben. Die Baukosten mit Einrichtung betrugen 313.300 M.<ref>Otto Holzer: Neuere Bauten in Fürth in Bayern. Deutsche Bauzeitung, 44. Jg., Nr. 71, Sept. 1910</ref> Das Gebäude wurde als ein Geburtshilfehaus nach neuesten medizinischen Gesichtspunkten, aber ohne Krankenhausatmosphäre geschaffen. Am 1. Dezember 1909 nahm das Nathanstift seinen Betrieb auf und am 6. Dezember 1909 kam das erste Kind im Nathanstift auf die Welt. Im Haus Nathanstift wurden von [[1909]] bis [[1967]] etwa 20.000 Kinder geboren. Das Gebäude in der [[Tannenstraße]] steht noch heute, wird aber seit [[1967]] als Schule genutzt.
Mit dem Bau wurde Mitte April [[1908]] begonnen, Ende November [[1909]] wurde es seiner Bestimmung übergeben. Die Baukosten mit Einrichtung betrugen 313.300 M.<ref>Otto Holzer: Neuere Bauten in Fürth in Bayern. Deutsche Bauzeitung, 44. Jg., Nr. 71, Sept. 1910</ref> Das Gebäude wurde als ein Geburtshilfehaus nach neuesten medizinischen Gesichtspunkten, aber ohne Krankenhausatmosphäre geschaffen. Am 1. Dezember 1909 nahm das Nathanstift seinen Betrieb auf und am 6. Dezember 1909 kam das erste Kind im Nathanstift auf die Welt.  
 
Leiter der Säuglingsabteilung mit 19 Betten war ab der Eröffnung 1909 Dr. [[Fritz Midas]]<ref>Gisela Naomi Blume: [[Der neue jüdische Friedhof in Fürth (Buch) (Buch)|Der neue jüdische Friedhof in Fürth]], 2019, S. 291</ref> Im Haus Nathanstift wurden von [[1909]] bis [[1967]] etwa 20.000 Kinder geboren. Das Gebäude in der [[Tannenstraße]] steht noch heute, wird aber seit [[1967]] als Schule genutzt.


==Konzeption des Nathanstifts<ref>alle Hinweise und Zitate nach dem Vortrag am [[31. Januar]] [[2023]] von Prof. Dr. Volker Hanf, Chefarzt des Nathanstifts: Die Entwicklung der deutschen Geburtshilfe aus der Sicht des Nathanstifts Fürth - 100 Jahre nach dem Tod des Stifters Alfred Louis Nathan</ref>==
==Konzeption des Nathanstifts<ref>alle Hinweise und Zitate nach dem Vortrag am [[31. Januar]] [[2023]] von Prof. Dr. Volker Hanf, Chefarzt des Nathanstifts: Die Entwicklung der deutschen Geburtshilfe aus der Sicht des Nathanstifts Fürth - 100 Jahre nach dem Tod des Stifters Alfred Louis Nathan</ref>==
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==Die Zeit nach 1945==
==Die Zeit nach 1945==
Im März 1954 erhielt das „Nathanstift“, als zweites Krankenhaus in Mittelfranken, ein modernes Gerät zur Erhaltung von Frühgeburten. In diesem „Inkubator“ wird eine Temperatur dem Mutterleib entsprechend nachgeahmt. Die Frischluft wird sorgfältig gereinigt und von Keimen befreit. Zusätzlich ist eine Waage eingebaut.<ref>{{BuchQuelle|Fürth 1954/55 (Buch)|Seite=14; Freitag, 12. März 1954}}</ref>
Im März 1954 erhielt das „Nathanstift“, als zweites Krankenhaus in Mittelfranken, ein modernes Gerät zur Erhaltung von Frühgeburten. In diesem „Inkubator“ wird eine Temperatur dem Mutterleib entsprechend nachgeahmt. Die Frischluft wird sorgfältig gereinigt und von Keimen befreit. Zusätzlich ist eine Waage eingebaut.<ref>{{BuchQuelle|Fürth 1954/55 (Buch)|Seite=14; Freitag, 12. März 1954}}</ref>
* Die sog. „Taufgrotte“ im Nathanstift wurde, auf Betreiben von Dr. [[Dagmar Solomon]] (ehemalige [[Stadtheimatpflegerin]] in Fürth), als Andachtsraum umgewidmet, nachdem diese Räumlichkeit jahrzehntelang eher als Abstellraum genutzt worden war.


Das „Nathanstift“ ging [[1967]] in die „Abteilung Geburtshilfe“ der Frauenklinik im [[Klinikum Fürth]] über. Die Abteilung wird heute noch von der Nathanstiftung getragen. Jeder Fürther, der in der Klinik Fürth geboren wird, wird im „Nathanstift“ geboren. Er ist ein „''Nathanianer''“ oder „''Nathanstiftler''.
Die sog. „Taufgrotte“ im Nathanstift wurde, auf Betreiben von Dr. [[Dagmar Solomon]] (ehemalige [[Stadtheimatpflegerin]] in Fürth), als Andachtsraum umgewidmet, nachdem diese Räumlichkeit jahrzehntelang eher als Abstellraum genutzt worden war.
Seit [[23. Oktober]] [[2010]] heißt nicht mehr nur die Geburtshilfeabteilung des Klinikum Fürth „Nathanstift“, sondern die ganze Frauenklinik Fürth. Der Träger der Frauenklinik Fürth ist seither die Stadt Fürth und die Nathanstiftung Fürth.
 
Das „Nathanstift“ ging [[1967]] in die „Abteilung Geburtshilfe“ der Frauenklinik im [[Klinikum Fürth]] über. Die Abteilung wird heute noch von der Nathanstiftung getragen. Jeder Fürther, der in der Klinik Fürth geboren wird, wird im „Nathanstift“ geboren. Er ist ein „''Nathanianer''“ oder „''Nathanstiftler''.
Seit [[23. Oktober]] [[2010]] heißt nicht mehr nur die Geburtshilfeabteilung des Klinikums Fürth „Nathanstift“, sondern die ganze Frauenklinik Fürth. Der Träger der Frauenklinik Fürth ist seither die Stadt Fürth und die Nathanstiftung Fürth.
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==Beschreibung des Baudenkmals==
==Beschreibung des Baudenkmals==
Zweigeschossiger zweiflügeliger Putzbau mit Sandsteinerdgeschoss und -gliederung, Mansardwalmdach, Loggien und Eingangsrisalit mit Giebel und Türmchen, in historisierenden Formen, von [[Otto Holzer]], [[1907]]-09; Sandsteinreliefs am Hauptportal von [[Leonhard Zeiher]], gleichzeitig.
Zweigeschossiger zweiflügeliger Putzbau mit Sandsteinerdgeschoss und -gliederung, Mansardwalmdach, Loggien und Eingangsrisalit mit Giebel und Türmchen, in historisierenden Formen, von [[Otto Holzer]], [[1907]]-09; Sandsteinreliefs am Hauptportal von [[Leonhard Zeiher]], gleichzeitig.
==Leitende Gynäkologen==
* [[Julius Bing]], 1909-1925
* [[Richard Fleischer]], 1925-1933
* [[Arnulf Streck]], 1933-1935
* [[Hans Heinemann]], 1935-1946; 1952-1967
* Max Hahn, 1967-1984
* Peter Heise, 1984-2005
* Volker Hanf, 2005-2024
* Sebastian Häusler, 2024-?


==Im Nathanstift geborene Persönlichkeiten==
==Im Nathanstift geborene Persönlichkeiten==
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* [[Kinderspital]]
* [[Kinderspital]]
* [[Krautheimer-Krippe]]
* [[Krautheimer-Krippe]]
* [[Hans-Böckler-Schule]]
* Dr. med. [[Julius Bing]]
* [[Leopold-Ullstein-Realschule|Leopold-Ullstein-Schule]]
* PD Dr. med. [[Hugo Fasold]]
* PD Dr. med. [[Hugo Fasold]]
* [[Privatklinik Dr. Heinz Himmelseher]]
* [[Privatklinik Dr. Heinz Himmelseher]]
* [[Privatklinik Dr. Burger - Dr. Lang]]
* [[Privatklinik Dr. Burger - Dr. Lang]]
* [[Privatklinik und Röntgeninstitut Dr. Horvath]]
* [[Privatklinik und Röntgeninstitut Dr. Horvath]]
* [[Hans-Böckler-Schule]]
* [[Leopold-Ullstein-Realschule|Leopold-Ullstein-Schule]]


==Weblinks==
==Weblinks==
* '''Nathanstift''' im Klinikum Fürth - [http://www.klinikum-fuerth.de/index.php?id=691 online]
* '''Nathanstift''' im Klinikum Fürth - [http://www.klinikum-fuerth.de/index.php?id=691 online]
* [https://www.frauenmilchbank.de/ Frauenmilchbank]
* [https://www.frauenmilchbank.de/ Frauenmilchbank]
* Dr. Fritz Dross: "Von den Juden, die nicht mehr in der Gesellschaft sein dürfen..." - "Gleichschaltung" und "Arisierung" am Beispiel der BGGF. In: Herausforderungen, 100 Jahre Bayerische Gesellschaft für Geburtshilfe und Frauenheilkunde, Anthuber, Beckmann, Dietl, Dross, Frobenius (Hrsg.), Georg Thieme Verlag KG Stuttgart, 2012 [http://www.bggf.de/cms/assets/pdfs/7_Von%20den%20Juden.pdf?PHPSESSID=8b5f06e97e3ac4ae7edd6bc1df5b4e34 online]


==Einzelnachweise==
==Einzelnachweise==
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