Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei: Unterschied zwischen den Versionen

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== Gründungsphase der NSDAP 1923 bis 1930 ==
== Gründungsphase der NSDAP 1923 bis 1930 ==
Am [[18. September]] [[1923]] gründete sich die NSDAP-Ortsgruppe in Fürth, die kurz nach der Gründung im November [[1923]] bereits 170 Mitglieder hatte. Zuvor war im Februar [[1923]] der Versuch zur Gründung einer Ortsgruppe fehlgeschlagen.<ref>Fürth in der Weltwirtschaftskrise und nationalsozialistischen Machtergreifung - Studien zur politischen, sozialen und wirtschaftlichen Entwicklung einer deutschen Industriestadt 1928 - 1933, Nürnberg 1980, S. 381</ref> Nach dem gescheiterten Hitlerputsch am 8./[[9. November]] [[1923]] in München wurde die NSDAP reichsweit verboten, so auch in Fürth. Getarnt als Gesangsverein bzw. Mandolinenclub existierte die Ortsgruppe weiter, bis sie am [[16. Februar]] [[1925]] erneut gegründet wurde, lediglich zwei Wochen nach der reichsweiten Wiederzulassung der NSDAP. Seit [[1925]] existierte ebenfalls eine Fürther Sturmabteilung (SA), die mit "''möglicherweise''" 40 Mitgliedern angegeben wird und eine Schutzstaffel (SS) mit ca. 45 Mitgliedern (Stand Juli [[1926]]).<ref>Staatsarchiv Nürnberg, Akte Polizeidirektion 583 / 587</ref> Stets mit dabei [[Albert Forster]], der spätere Gauleiter von Danzig und einer der größten Verbrecher im Nationalsozialismus.<ref>Der Aufstieg der NSDAP in Mittel- und Oberfranken, Rainer Hambrecht, Nürnberg, 1976, S. 87</ref> [[Albert Forster]], ein 22-jähriger arbeitsloser Bankangestellter<ref>Anmerkung: Am [[7. November]] [[1923]] trat Forster der NSDAP und SA bei. Wegen seiner politischen Tätigkeit wurde er von seinem Arbeitgeber - dem Bankhaus Brückner - am [[30. Juni]] [[1924]] entlassen.</ref> übernahm die Leitung der neugegründeten NSDAP, die allerdings in den darauffolgenden Jahren noch wenig Beachtung in der öffentlichen Wahrnehmung besaß.  
[[Datei:NSDAP Dienstsiegel 1923 .jpg|mini|rechts|Dienstsiegel der NSDAP Ortsgruppe Fürth, Nov. 1923]]
Am [[12. September]] [[1923]] gründete sich die NSDAP-Ortsgruppe in Fürth, die kurz nach der Gründung im November [[1923]] bereits 170 Mitglieder hatte.<ref>Schreiben der Ortsgruppe nach Nürnberg vom 18. September 1923, Archiv K. Salimi</ref> Zuvor war im Februar [[1923]] der Versuch zur Gründung einer Ortsgruppe fehlgeschlagen.<ref>Fürth in der Weltwirtschaftskrise und nationalsozialistischen Machtergreifung - Studien zur politischen, sozialen und wirtschaftlichen Entwicklung einer deutschen Industriestadt 1928 - 1933, Nürnberg 1980, S. 381</ref> Bei einer Mitgliederversammlung der NSDAP wurden am 31. Oktober 1923 folgende Personen zum Gründungsvorstand der NSDAP in Fürth gewählt:
* 1. Vorsitzender: [[Fritz Seßner]]
* 2. Vorsitzender: [[Georg Rohringer]]
* Schriftführer: [[Hans Dörrer]]
* Kassenwart: [[Max Ernst]]
* Ausschussmitglieder: Paul Bruseberg, Paul Osterlänger, Matthias Groß
Das Wahlprotokoll, das am 1. November 1923 nach München zur Geschäftsstelle der NSDAP übermittelt wurde, endet mit dem Satz: ''... Der jüdisch-marxistische Terror ist in Fürth scheinbar unübertrefflich. Das Verbot der öffentl. Massenversammlungen wirkt auch behindert auf Ausbreitung der Ogr. Aber wir lassen nicht nach, es wird gearbeitet! Heil! Pg. Seßner, Dörrer''<ref>Schreiben der Ortsgruppe an die Hauptgeschäftsstelle der NSDAP in München vom 1. November 1923, Archiv K. Salimi</ref>
 
Nach dem gescheiterten Hitlerputsch am 8./[[9. November]] [[1923]] in München wurde die NSDAP reichsweit verboten, so auch in Fürth. Getarnt als Gesangsverein bzw. Mandolinenclub existierte die Ortsgruppe weiter, bis sie am [[16. Februar]] [[1925]] erneut gegründet wurde, lediglich zwei Wochen nach der reichsweiten Wiederzulassung der NSDAP. Seit [[1925]] existierte ebenfalls eine Fürther Sturmabteilung (SA), die mit "''möglicherweise''" 40 Mitgliedern angegeben wird und eine Schutzstaffel (SS) mit ca. 45 Mitgliedern (Stand Juli [[1926]]).<ref>Staatsarchiv Nürnberg, Akte Polizeidirektion 583 / 587</ref> Stets mit dabei [[Albert Forster]], der spätere Gauleiter von Danzig und einer der größten Verbrecher im Nationalsozialismus.<ref>Der Aufstieg der NSDAP in Mittel- und Oberfranken, Rainer Hambrecht, Nürnberg, 1976, S. 87</ref> [[Albert Forster]], ein 22-jähriger arbeitsloser Bankangestellter<ref>Anmerkung: Am [[7. November]] [[1923]] trat Forster der NSDAP und SA bei. Wegen seiner politischen Tätigkeit wurde er von seinem Arbeitgeber - dem Bankhaus Brückner - am [[30. Juni]] [[1924]] entlassen.</ref> übernahm die Leitung der neu gegründeten NSDAP, die allerdings in den darauffolgenden Jahren noch wenig Beachtung in der öffentlichen Wahrnehmung besaß.  


=== Erste Großkundgebung 1925 ===
=== Erste Großkundgebung 1925 ===
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=== Handverlesener Stadtrat ab 1935 - ohne Wahlen ===  
=== Handverlesener Stadtrat ab 1935 - ohne Wahlen ===  
[[Bild:Ratsmitglieder 031035.jpg|mini|right|Handverlesene Gemeinderäte ab dem 3. Oktober 1935]]Am [[30. Januar]] [[1935]] - am zweiten Jahrestag der Machtergreifung Hitlers - wurde die Gemeindeordnung reichsweit gleichgeschaltet mit einer zentralistischen Machtausrichtung: Die Verwaltung wurde "in voller und ausschließlicher Verantwortung" vom Bürgermeister oder seinem Stellvertreter alleine geführt. Der [[Stadtrat]]/Gemeinderat verlor völlig seine politische Funktion und wurde auf ein rein beratendes Gremium degradiert. Im Sommer [[1935]] wird der gewählte [[Stadtrat]] aufgelöst - der sich inzwischen nur noch aus NSDAP-Mitgliedern zusammensetzte - und durch den amtierenden [[Oberbürgermeister]] [[Franz Jakob|Jakob]] mit "handverlesenen" Gemeinderäten am [[3. Oktober]] [[1935]] neu besetzt. Neben sechs hauptamtlichen und zwei ehrenamtlichen Beigeordneten werden 27 Gemeinderäte berufen, darunter auch durchaus bekannte Persönlichkeiten wie [[Gustav Schickedanz|Schickedanz]], [[Hans Sandreuter|Sandreuter]] und [[Wilhelm Schülein|Schülein]]. Spätestens ab diesem Zeitpunkt war auch in Fürth das "Führerprinzip" durchgesetzt; der Stadtrat hatte keine beschließende Tätigkeit mehr, sondern nur noch eine beratende. Die am 1. April 1935 reichsweit in Kraft getretene Gemeindeordnung kennt grundsätzlich nicht mehr den Gemeinderat als Körperschaft, sie kennt lediglich Gemeinderäte, die als Einzelpersönlichkeiten wirken. Ihre Aufgabe beschränkt sich auf die Beratung des Bürgermeisters, der jetzt allein verantwortlich die Entscheidungen trifft - ohne Gemeinderat.<ref>Stadtarchiv Fürth, 0/24 d 362</ref>
[[Bild:Ratsmitglieder 031035.jpg|mini|right|Handverlesene Gemeinderäte ab dem 3. Oktober 1935]]Am [[30. Januar]] [[1935]] - am zweiten Jahrestag der Machtergreifung Hitlers - wurde die Gemeindeordnung reichsweit gleichgeschaltet mit einer zentralistischen Machtausrichtung: Die Verwaltung wurde "in voller und ausschließlicher Verantwortung" vom Bürgermeister oder seinem Stellvertreter alleine geführt. Der [[Stadtrat]]/Gemeinderat verlor völlig seine politische Funktion und wurde auf ein rein beratendes Gremium degradiert. Im Sommer [[1935]] wird der gewählte [[Stadtrat]] aufgelöst - der sich inzwischen nur noch aus NSDAP-Mitgliedern zusammensetzte - und durch den amtierenden [[Oberbürgermeister]] [[Franz Jakob|Jakob]] mit "handverlesenen" Gemeinderäten am [[3. Oktober]] [[1935]] neu besetzt. Neben sechs hauptamtlichen und zwei ehrenamtlichen Beigeordneten werden 27 Gemeinderäte berufen, darunter auch durchaus bekannte Persönlichkeiten wie [[Gustav Schickedanz|Schickedanz]], [[Hans Sandreuter|Sandreuter]] und [[Wilhelm Schülein|Schülein]]. Spätestens ab diesem Zeitpunkt war auch in Fürth das "Führerprinzip" durchgesetzt; der Stadtrat hatte keine beschließende Tätigkeit mehr, sondern nur noch eine beratende. Die am 1. April 1935 reichsweit in Kraft getretene Gemeindeordnung kennt grundsätzlich nicht mehr den Gemeinderat als Körperschaft, sie kennt lediglich Gemeinderäte ("Ratsherren" genannt), die als Einzelpersönlichkeiten wirken. Ihre Aufgabe beschränkt sich auf die Beratung des Bürgermeisters, der jetzt allein verantwortlich die Entscheidungen trifft - ohne Gemeinderat.<ref>Stadtarchiv Fürth, 0/24 d 362</ref>


Folgende Personen wurden durch den [[Oberbürgermeister]] [[Franz Jakob|Jakob]] zum Gemeinderat ernannt:
Folgende Personen wurden durch den [[Oberbürgermeister]] [[Franz Jakob|Jakob]] zum Gemeinderat ernannt:
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== Bekannte Fürther NSDAP-Mitglieder ==
== Bekannte Fürther NSDAP-Mitglieder ==
{{Parteien|NSDAP}}
{{Parteien|NSDAP}}
== Aufarbeitung ==
[[Datei:NS Tagung Mrz 2024 42 Gruppe.jpg|mini|rechts|Dozenten der Tagung über „Nationalsozialismus in Fürth“ im März 2024]]
Neben anderen einschlägigen Veröffentlichungen (siehe [[#Literatur|Literaturliste]] unten) erschien von [[Lothar Berthold]] und einigen anderen Autoren [[1988]] eine Broschüre zur sog. Kristallnacht in Fürth. Sieben Jahre später veröffentliche [[Manfred Mümmler]] seine Dissertation aus dem Jahr 1994 zum Thema des [[Fürth 1933 - 1945 (Buch)|Nationalsozialismus in Fürth]] und blieb damit lange Zeit als einer der wenigen Autoren in Fürth, der sich explizit mit der lokalen Zeitgeschichte befasste. In späteren Publikationen, u. a. von [[Barbara Ohm]] zum Stadtjubiläum 2007 und den Forschungsergebnissen von Kamran Salimi über ehem. Fürther im besetzten Polen, spielte Nationalsozialismus ebenfalls eine Rolle, war aber nie alleiniger Schwerpunkt der Forschung und Publikation mit Fürther Schwerpunkt.
Durch einen Antrag der [[Grüne|Grünen-Stadtratsfraktion]] im Oktober 2020 über die Durchführung eines Studienprojektes mit dem Themenschwerpunkt Fürth im Nationalsozialismus entwickelte sich anschließend unter der Leitung des Archivleiters Dr. [[Martin Schramm]] das Projekt zur ''Tagung Fürth im Nationalsozialismus'' in Kooperation mit dem Institut für Zeitgeschichte München und der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg. Die Tagung fand schließlich am 21. und [[22. März]] im [[Stadtmuseum]] unter großer Teilnahme der Bevölkerung statt. Knapp 400 Menschen kamen an den beiden Tagen zur Tagung, die aufgrund der Vielzahl von Besuchern in das Foyer des Stadtmuseums und in den Tagungsraum des Jüdischen Museums Franken live gestreamt wurde. Hierzu half die städtische Jugendeinrichtung [[Connect]] mit, um den reibungslosen technischen Verlauf sicherzustellen. Ziel der zweitägigen Tagung war es, eine Bestandsaufnahme zu dem Themenkomplex vorzunehmen und gleichzeitig Forschungsperspektiven aufzuzeigen.
Schwerpunkte der Veranstaltung waren:
* Der NS-Staat auf kommunaler Ebene
: Die Interaktion zwischen Stadtverwaltung und vorgesetzten Behörden (Bernhard Gotto/IfZ München)
: Politische Verfolgung aus Sicht der Gestapo Nürnberg-Fürth (Thomas Auburger/Nürnberg)
: Ehemaliges Personal der Fürther Stadtverwaltung in Thorn/Westpreußen (Toruń), 1939–1944 (Kamran Salimi/Fürth)
* Alltag und Grenzen der „Volksgemeinschaft“
: Die nationalsozialistische „Volksgemeinschaft“ in Fürth: Partei und Gesellschaft 1933–1945 (Martin Schramm/Stadtarchiv Fürth)
: Die SpVgg Fürth in der NS-Zeit (Jürgen Schmidt/Fürth)
* Nationalsozialismus und Stadt – Historische Entwicklungen und Forschungsperspektiven (Sabine Mecking/Philipps-Universität Marburg)
* Alltag und Grenzen der „Volksgemeinschaft“
: Zwischen Resistenz und Anpassung – Die Kirchen in Fürth unter dem Nationalsozialismus (Georg Seiderer/FAU Erlangen-Nürnberg)
: Die Fürther Opfer der NS-„Euthanasie“ und Zwangssterilisation – Ein Forschungsbericht (Katrin Kasparek/Bezirk Mittelfranken Stein und Sabrina Freund/FAU Erlangen-Nürnberg)
* Jüdisches Leben – Verfolgung – Shoah
: Jüdisches Alltagsleben am Beispiel ausgewählter Biografien (Daniela F. Eisenstein/Jüdisches Museum Franken)
: Arisierungen (Eckart Dietzfelbinger/Nürnberg)
: Emigration und Shoah (Monika Berthold-Hilpert/Jüdisches Museum Franken)
* Krieg und unmittelbare Nachkriegszeit
: Kommunen und Zwangsarbeit (Fabian Lemmes/Ruhr-Universität Bochum)
: Militär und Krieg in Fürth (Johannes Hürter/IfZ München)
: „Entnazifizierung“ (Herbert Schott/StA Nürnberg)
Für das Jahr 2025 ist eine Publikation mit den oben genannten Themen und Forschungsergebnissen geplant. Zusätzlich sollen in der Publikation weitere Themen mit aufgenommen werden, die u. a. aus Zeitgründen an den beiden Tagen nicht vorgebracht werden konnten.


== Lokalberichterstattung ==
== Lokalberichterstattung ==
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* [[Fürther NSDAP-Mitglieder]]
* [[Fürther NSDAP-Mitglieder]]
* [[NS-Organsationen und Gruppierungen]]
* [[NS-Organsationen und Gruppierungen]]
* [[Holocaust-Denkmal]]
* [[Nationalsozialismus]]
* [[Opfer des Nationalsozialismus]]
* [[Fürther Opfer der Shoah]]
* [[Orte der Verfolgung und des Gedenkens]]
* [[Luftschutzbauten in Fürth]]
* [[Zweiter Weltkrieg]]
* [[Straßenbenennungen im Nationalsozialismus]]
* [[Kapitulation von Fürth]]
* [[Entnazifizierung in Fürth]]
* [[Gewerbebetriebe mit jüdischen Eigentümern 1938]]


==Einzelnachweise==
==Einzelnachweise==
101.325

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