Helga Weise: Unterschied zwischen den Versionen

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'''Helga Weise''', geb. Littmann (geb. [[7. August]] [[1924]] in Breslau; gest. [[11. Juni]] [[2007]])<ref>Korrespondenz Blatt, Hrsg. Evang. Kirche Bay., Nr 8/9, Aug./Sept. 2007, 122. Jahrgang</ref> war Ärztin und Pfarrersfrau in Fürth.
'''Helga Weise''', geb. Littmann (geb. [[7. August]] [[1924]] in Breslau; gest. [[11. Juni]] [[2007]] in Berlin)<ref>Korrespondenz Blatt, Hrsg. Evang. Kirche Bay., Nr 8/9, Aug./Sept. 2007, 122. Jahrgang</ref> war Ärztin und Pfarrersfrau in Fürth.


== Leben und Wirken ==
== Leben und Wirken ==
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Da seitens der bayrischen Landeskirche eine Berufstätigkeit von Pfarrfrauen nicht erwünscht war (siehe Abschnitt „Pfarrfrauen“ unten), konnte sie ihren Beruf als Medizinerin nicht ausüben. Nach Fürth kam sie nach Stationen in Hof/Saale und Wüstenselbitz/Oberfranken, als ihr Mann Fritz Weise 1965 die zweite Pfarrstelle in Fürth [[Kirche St. Martin|St. Martin]] übernahm. Sie war in der Kirchengemeinde, im Dekanat und zivilgesellschaftlich tätig und engagierte sich u. a. in Kirchenchor, Mütterkreis, beim Weltgebetstag der Frauen und der Integration von Gastarbeiterfamilien.
Da seitens der bayrischen Landeskirche eine Berufstätigkeit von Pfarrfrauen nicht erwünscht war (siehe Abschnitt „Pfarrfrauen“ unten), konnte sie ihren Beruf als Medizinerin nicht ausüben. Nach Fürth kam sie nach Stationen in Hof/Saale und Wüstenselbitz/Oberfranken, als ihr Mann Fritz Weise 1965 die zweite Pfarrstelle in Fürth [[Kirche St. Martin|St. Martin]] übernahm. Sie war in der Kirchengemeinde, im Dekanat und zivilgesellschaftlich tätig und engagierte sich u. a. in Kirchenchor, Mütterkreis, beim Weltgebetstag der Frauen und der Integration von Gastarbeiterfamilien.


Ihre Leidenschaft für Reisen und Fotografieren verhalf ihr zu einem großen Schatz an Dia-Aufnahmen, die sie in Vorträgen über Architekturstile und Kirchenbauten präsentierte. Die dadurch entstandenen Kontakte zur [[Volkshochschule Fürth]] führten dazu, dass sie seit den 1970er-Jahren auch ihr medizinisches Fachwissen beruflich nutzen konnte: Als Dozentin lehrte sie fast drei Jahrzehnte autogenes Training und hielt Kurse und Vorträge zu Gesundheitsthemen wie Schlaf, Entspannung und Ernährung. Darüber hinaus war sie in der Stadt in unterschiedlichen Bereichen wirksam und breit vernetzt.
Ihre Leidenschaft für Reisen und Fotografieren verhalf ihr zu einem großen Schatz an Dia-Aufnahmen, die sie in Vorträgen über Architekturstile und Kirchenbauten präsentierte. Die dadurch entstandenen Kontakte zur [[Volkshochschule Fürth]] führten dazu, dass sie seit den 1970er-Jahren auch ihr medizinisches Fachwissen beruflich nutzen konnte: Als Dozentin lehrte sie fast drei Jahrzehnte autogenes Training und hielt Kurse und Vorträge zu Gesundheitsthemen wie Schlaf, Entspannung und Ernährung. Darüber hinaus war sie in unterschiedlichen Bereichen wirksam. Auch im Frauenforum der Stadt Fürth waren ihr Engagement und ihre Anregungen sehr geschätzt.


Diese Tätigkeiten gab sie erst 2002 auf, als sie nach Berlin übersiedelte, um ihre letzte Lebensphase in der Nähe ihrer drei Kinder und ihrer Enkel zu verbringen. Dort starb sie im Juni 2007.
Diese Tätigkeiten gab sie erst 2002 auf, als sie nach Berlin übersiedelte, um ihre letzte Lebensphase in der Nähe ihrer drei Kinder und ihrer Enkel zu verbringen. Dort starb sie im Juni 2007.
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Angehenden Pfarrfrauen, die einer Erwerbsarbeit nachgingen, legte die Kirchenleitung nahe, nach der Heirat ihren Beruf aufzugeben. In der Evangelisch-Lutherischen Kirche Bayerns galt noch bis 1972 ein entsprechender Paragraf: ''„Übt die Ehefrau einen Beruf aus, so hat der Pfarrer dies anzuzeigen. Er ist verpflichtet, auf Verlangen dahin zu wirken, dass die Ehefrau um seines Dienstes willen von der Ausübung eines Berufs absieht.“'' Für die meisten Pfarrfrauen war dies damals selbstverständlich. Sie meinten, an die Seite ihres Mannes zu gehören und wussten: Sie haben sein Amt mit geheiratet.<ref>Tobias Kühn: Aussterbender Beruf Pfarrfrau - Still im Schatten ihres Mannes. Deutschlandfunk, online abgerufen am 8. Oktober 2025 | 14:06 Uhr - [https://www.deutschlandfunk.de/aussterbender-beruf-pfarrfrau-still-im-schatten-ihres-mannes-100.html online]</ref>
Angehenden Pfarrfrauen, die einer Erwerbsarbeit nachgingen, legte die Kirchenleitung nahe, nach der Heirat ihren Beruf aufzugeben. In der Evangelisch-Lutherischen Kirche Bayerns galt noch bis 1972 ein entsprechender Paragraf: ''„Übt die Ehefrau einen Beruf aus, so hat der Pfarrer dies anzuzeigen. Er ist verpflichtet, auf Verlangen dahin zu wirken, dass die Ehefrau um seines Dienstes willen von der Ausübung eines Berufs absieht.“'' Für die meisten Pfarrfrauen war dies damals selbstverständlich. Sie meinten, an die Seite ihres Mannes zu gehören und wussten: Sie haben sein Amt mit geheiratet.<ref>Tobias Kühn: Aussterbender Beruf Pfarrfrau - Still im Schatten ihres Mannes. Deutschlandfunk, online abgerufen am 8. Oktober 2025 | 14:06 Uhr - [https://www.deutschlandfunk.de/aussterbender-beruf-pfarrfrau-still-im-schatten-ihres-mannes-100.html online]</ref>
== Siehe auch ==
* [[Fritz Weise]]
* [[Emilie Lehmus]]
* Dr. [[Else Frieda Midas]]
* [[Volkshochschule]]
* [[Gastarbeiter]]


==Einzelnachweise==
==Einzelnachweise==

Aktuelle Version vom 26. November 2025, 13:16 Uhr

Helga Weise (1977) (3).jpg
Helga Weise, ca. 1977
Person
Helga Weise
Vorname
Helga
Nachname
Weise
Geschlecht
weiblich
Abw. Namen
Littmann
Geburtsdatum
7. August 1924
Geburtsort
Breslau
Todesdatum
11. Juni 2007
Todesort
Berlin
Beruf
Ärztin
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Helga Weise, geb. Littmann (geb. 7. August 1924 in Breslau; gest. 11. Juni 2007 in Berlin)[1] war Ärztin und Pfarrersfrau in Fürth.

Leben und Wirken

Sie legte 1943 ihr Abitur ab und nahm anschließend ein Medizinstudium auf, das sie aber nach zwei Semestern kriegsbedingt unterbrechen musste und erst nach der Flucht ab 1946 an der Universität Erlangen fortsetzen konnte. Dort lernte sie den Theologiestudenten Fritz Weise, ihren späteren Ehemann kennen; ihr Studium schloss sie – bereits Mutter von zwei Kindern – mit dem Staatsexamen ab.

Da seitens der bayrischen Landeskirche eine Berufstätigkeit von Pfarrfrauen nicht erwünscht war (siehe Abschnitt „Pfarrfrauen“ unten), konnte sie ihren Beruf als Medizinerin nicht ausüben. Nach Fürth kam sie nach Stationen in Hof/Saale und Wüstenselbitz/Oberfranken, als ihr Mann Fritz Weise 1965 die zweite Pfarrstelle in Fürth St. Martin übernahm. Sie war in der Kirchengemeinde, im Dekanat und zivilgesellschaftlich tätig und engagierte sich u. a. in Kirchenchor, Mütterkreis, beim Weltgebetstag der Frauen und der Integration von Gastarbeiterfamilien.

Ihre Leidenschaft für Reisen und Fotografieren verhalf ihr zu einem großen Schatz an Dia-Aufnahmen, die sie in Vorträgen über Architekturstile und Kirchenbauten präsentierte. Die dadurch entstandenen Kontakte zur Volkshochschule Fürth führten dazu, dass sie seit den 1970er-Jahren auch ihr medizinisches Fachwissen beruflich nutzen konnte: Als Dozentin lehrte sie fast drei Jahrzehnte autogenes Training und hielt Kurse und Vorträge zu Gesundheitsthemen wie Schlaf, Entspannung und Ernährung. Darüber hinaus war sie in unterschiedlichen Bereichen wirksam. Auch im Frauenforum der Stadt Fürth waren ihr Engagement und ihre Anregungen sehr geschätzt.

Diese Tätigkeiten gab sie erst 2002 auf, als sie nach Berlin übersiedelte, um ihre letzte Lebensphase in der Nähe ihrer drei Kinder und ihrer Enkel zu verbringen. Dort starb sie im Juni 2007.

Pfarrfrauen

Bis in die 1960er-Jahre verlangte die evangelische Kirche, dass die Ehefrau des Pfarrers das Amt ihres Mannes mitgestaltet. Man erwartete, dass sie sich in den verschiedenen Bereichen des Gemeindelebens engagiert: Sie sollte den Frauenkreis leiten sowie die Bibelstunde für Kinder, sie hatte dafür zu sorgen, dass die Kirche sauber ist und musste im Pfarrhaus ständig präsent und jederzeit ansprechbar sein. Zeit für eigene Interessen blieb ihr nicht. Pfarrfrau zu sein, war ein Beruf, der allerdings nicht bezahlt wurde.

Angehenden Pfarrfrauen, die einer Erwerbsarbeit nachgingen, legte die Kirchenleitung nahe, nach der Heirat ihren Beruf aufzugeben. In der Evangelisch-Lutherischen Kirche Bayerns galt noch bis 1972 ein entsprechender Paragraf: „Übt die Ehefrau einen Beruf aus, so hat der Pfarrer dies anzuzeigen. Er ist verpflichtet, auf Verlangen dahin zu wirken, dass die Ehefrau um seines Dienstes willen von der Ausübung eines Berufs absieht.“ Für die meisten Pfarrfrauen war dies damals selbstverständlich. Sie meinten, an die Seite ihres Mannes zu gehören und wussten: Sie haben sein Amt mit geheiratet.[2]

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. Korrespondenz Blatt, Hrsg. Evang. Kirche Bay., Nr 8/9, Aug./Sept. 2007, 122. Jahrgang
  2. Tobias Kühn: Aussterbender Beruf Pfarrfrau - Still im Schatten ihres Mannes. Deutschlandfunk, online abgerufen am 8. Oktober 2025 | 14:06 Uhr - online

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