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|Name=Zur Mist'n
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|Gebäude=Heililgenstraße 7
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|Besonderheit=Mit Brettern überdeckte Jauchegrube war Namensgeber
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|Biere=Geismann; Bergbräu; Zirndorfer Lederer
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Die Gaststätte '''"Zur Mist'n"''' (zeitweise auch "Zum Mondschein") befand sich in der Fürther [[Altstadt]] in der [[Heiligenstraße]] 7.
Die Gaststätte '''„Zur Mist’n“''' (zeitweise auch „Zum Mondschein“) befand sich in der Fürther [[Altstadt]] in der [[Heiligenstraße]] 7.
__TOC__
__TOC__
==Geschichte==
==Geschichte==
Die Wirtschaft zählt zu den ältesten Gaststätten in Fürth. Die erste Erwähnung findet sich [[1480]], wobei das heutige Gebäude nicht mehr dem Original entspricht. Vermutlich wurde das Gebäude während des [[Dreißigjähriger Krieg|Dreißigjährigen Kriegs]] zerstört, so dass erst später das heutige Gebäude entstand. Damit ist die "Zur Mist´n" die zweitälteste Gaststätte in Fürth, nach dem [[Rotes Roß|Roten Roß]] am [[Waagplatz]].  
Die Wirtschaft zählt zu den ältesten Gaststätten in Fürth. Die erste Erwähnung findet sich [[1480]], wobei das heutige Gebäude nicht mehr dem Original entspricht. Vermutlich wurde das Gebäude während des [[Dreißigjähriger Krieg|Dreißigjährigen Kriegs]] zerstört, so dass erst später das heutige Gebäude entstand. Damit ist die „Zur Mist´n“ die zweitälteste Gaststätte in Fürth, nach dem [[Rotes Roß|Roten Roß]] am [[Waagplatz]].  


[[1933]] wurde die Gaststätte durch die Brauerei Zirndorfer im Innenbereich stark umgebaut und verändert. Insbesondere Sanitäranlagen und eine Küche wurden durch die Brauerei in den Altbau eingebaut. In den 1990er Jahren wurde die Gaststätte unter dem Namen "''Tex Mex''" geführt, bis ca. [[2015]] war das Haus noch durch einzelne Mieter bewohnt. Aktuell stehen das Gebäude und die Gaststätte leer und werden durch den neuen Besitzer - einen Architekten aus Fürth - komplett generalsaniert.
[[1933]] wurde die Gaststätte durch die Brauerei Zirndorfer im Innenbereich stark umgebaut und verändert. Insbesondere Sanitäranlagen und eine Küche wurden durch die Brauerei in den Altbau eingebaut. In den 1990er Jahren wurde die Gaststätte unter dem Namen ''„Tex Mex“'' geführt, bis ca. [[2015]] war das Haus noch durch einzelne Mieter bewohnt. Aktuell stehen das Gebäude und die Gaststätte leer und werden durch den neuen Besitzer - einen Architekten aus Fürth - komplett generalsaniert.


Die Mist'n war früher ein beliebter Teil der Fürther Kneipenszene. In einem abgetrennten Bereich einer Scheune hatte die Gaststätte einen Veranstaltungsraum, in dem regelmäßig lokal bekannte Bands auftraten, u. a. [[Rudi Madsius]] und [[Reiner Kleber]] mit der Band [[Cry Freedom]]. Anfang des letzten Jahrhunderts wurde die Mist´n auch als Treffpunkt verschiedener Schülerverbindungen und Corps genutzt, z. B. der [[Absolvia]] oder der [[Baruthia]].  
Die Mist'n war früher ein beliebter Teil der Fürther Kneipenszene. In einem abgetrennten Bereich einer Scheune hatte die Gaststätte einen Veranstaltungsraum, in dem regelmäßig lokal bekannte Bands auftraten, u. a. [[Rudi Madsius]] und [[Reiner Kleber]] mit der Band [[Cry Freedom]]. Anfang des letzten Jahrhunderts wurde die Mist´n auch als Treffpunkt verschiedener Schülerverbindungen und Corps genutzt, z. B. der [[Absolvia]] oder der [[Baruthia]].  


== Namensherkunft ==
== Namensherkunft ==
[[Datei:Zur Mistn Marke.jpg|miniatur|rechts|Der namensgebende "Unfall" vor der Gaststätte 1875]]
[[Datei:Zur Mistn Marke.jpg|miniatur|rechts|Der namensgebende „Unfall“ vor der Gaststätte 1875]]
Vor dem Haus war ursprünglich eine mit Brettern verdeckte Mistgrube angelegt. Als sich zur Zeit der [[Kärwa]] am 8. Oktober [[1875]] eine Gruppe von 20 Nürnbergern auf dieser niederließen, brach die Bretterabdeckung und die Gruppe fand sich in der Grube wieder.<ref>[[Die Michaeliskirchweih in Fürth, Zwischen Tradition und Moderne (Buch)|Die Michaelis-Kirchweih in Fürth, Zwischen Tradition und Moderne]], Hrsg. Ronald Langer unter Mitarbeit von Alexandra Herzog, Ruth Kollinger und Martin Schramm, Stadtarchiv & Stadtmuseum Fürth Ludwig Erhard, Fürth 2012, S. 48</ref> Aus Schadenfreude und der hinlänglich bekannten Antipathie gegen die Nachbarstadt und ihre Bewohner taufte man die Wirtschaft so "Zur Mist'n".
Vor dem Haus war ursprünglich eine mit Brettern verdeckte Mistgrube angelegt. Als sich zur Zeit der [[Michaelis-Kirchweih|Kärwa]] am 8. Oktober [[1875]] eine Gruppe von 20 Nürnbergern auf dieser niederließen, brach die Bretterabdeckung und die Gruppe fand sich in der Grube wieder.<ref>[[Die Michaeliskirchweih in Fürth, Zwischen Tradition und Moderne (Buch)|Die Michaelis-Kirchweih in Fürth, Zwischen Tradition und Moderne]], Hrsg. Ronald Langer unter Mitarbeit von Alexandra Herzog, Ruth Kollinger und Martin Schramm, Stadtarchiv & Stadtmuseum Fürth Ludwig Erhard, Fürth 2012, S. 48</ref> Aus Schadenfreude und der hinlänglich bekannten Antipathie gegen die Nachbarstadt und ihre Bewohner taufte man die Wirtschaft so „Zur Mist'n“.
Die Geschichte mit einer Zeichnung wurde in der Tageszeitung vom 25. September 1935 gebracht zum 60-jährigen „Jubiläum“ des Vorfalls.


== Tanz-Diele Fortuna ==
== Tanz-Diele Fortuna ==
[[Datei:Tanz Diele Fortuna 2 Mistn.jpg|miniatur|rechts|Tanz-Diele Fortuna, 1954]]
[[Datei:Tanz Diele Fortuna 2 Mistn.jpg|miniatur|rechts|Tanz-Diele Fortuna, 1954]]
Nach dem [[2. Weltkrieg]] wurde die Gaststätte offensichtlich bis Mai [[1954]] als Spielkasino betrieben. Aus einem Schriftwechsel zwischen dem Betreiber und der Stadt Fürth geht hervor, dass im Mai [[1954]] - nach einem langen und kostspieligen Umbau - das ehemalige Kasino in eine Tanz-Diele umgebaut werden konnte. Die Eröffnung verlief für den Betreiber gut, allerdings beklagte der Betreiber Hans Gawlik, dass nach nur zwei Monaten sich "''... dieser Zustand änderte ... und das Lokal wurde nun von 80 % amerk. Soldaten besucht, was zur Folge hatte, dass meine deutschen Gäste zum grossen Teil, ausblieben.''" Als Ursache benannte der Wirt auch gleich den Grund: "''...weshalb auch mein Lokal stark von Soldaten besucht wurde, liegt daran, dass 1. Min. von diesem entfernt, das Tanzkaffee "Metropol" und 3 Min. weiter die Tanz-Bar "Gelber Löwe" liegt. Beide Unternehmen waren überwiegend von amerk. Soldaten besucht.''" Sein Bestreben, seinen Betrieb "sauber und korrekt zu führen", war somit aus Sicht des Betreibers kaum möglich.  
Nach dem [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkrieg]] wurde die Gaststätte offensichtlich bis Mai [[1954]] als Spielkasino betrieben. Aus einem Schriftwechsel zwischen dem Betreiber und der Stadt Fürth geht hervor, dass im Mai [[1954]] - nach einem langen und kostspieligen Umbau - das ehemalige Kasino in eine Tanz-Diele umgebaut werden konnte. Die Eröffnung verlief für den Betreiber gut, allerdings beklagte der Betreiber Hans Gawlik, dass nach nur zwei Monaten sich ''... dieser Zustand änderte ... und das Lokal wurde nun von 80 % [[U.S. Army|amerk. Soldaten]] besucht, was zur Folge hatte, dass meine deutschen Gäste zum grossen Teil, ausblieben.'' Als Ursache benannte der Wirt auch gleich den Grund: ''...weshalb auch mein Lokal stark von Soldaten besucht wurde, liegt daran, dass 1. Min. von diesem entfernt, das Tanzkaffee [[Amtsbräustübl|„Metropol“]] und 3 Min. weiter die Tanz-Bar [[Zum Gelben Löwen|„Gelber Löwe“]] liegt. Beide Unternehmen waren überwiegend von amerik. Soldaten besucht.'' Sein Bestreben, seinen Betrieb „sauber und korrekt zu führen“, war somit aus Sicht des Betreibers kaum möglich.  


Das "Problem" der amerikanischen Soldaten änderte sich erst, als durch den [[Oberbürgermeister]] [[Hans Bornkessel]] am [[6. November]] [[1954]] die Fürther [[Altstadt]] zur "Off-Limit-Zone" erkärte, da es zunehmend oft zu Ausschreitungen mit der örtlichen Bevölkerung und den in Fürth stationierten US-Soldaten in der [[Gustavstraße]] kam. Der Gastwirt Gawlik - ehem. Polizeibeamter von 1923 bis 1937 in Nürnberg - bestätigt in einem Schreiben gegenüber der Stadt, dass durch "''... die Tatkräftige Initative des Hrn. Oberbürgermeister Bornkessel und des Hrn. Pol. Direktor Kaltenhäuser, sich der Unterz. in seiner geschäftlichen Existenz nicht bedroht, da sein Lokal durch deutsche Gäste gern besucht wird, zumal die unmoralischen und unsittlichen Zustände in der Altstadt abgestellt sind und dadurch deutsche Gäste mein Lokal unbehelligt besuchen können.''"<ref>Schreiben Hans Gawlik an die Regierung von Mittelfranken vom 14. November 1954</ref>
Das „Problem“ der amerikanischen Soldaten änderte sich erst, als durch den [[Oberbürgermeister]] [[Hans Bornkessel]] am [[6. November]] [[1954]] die Fürther [[Altstadt]] zur „Off-Limits-Zone“ erkärte, da es zunehmend oft zu Ausschreitungen mit der örtlichen Bevölkerung und den in Fürth stationierten US-Soldaten in der [[Gustavstraße]] kam. Der Gastwirt Gawlik - ehemaliger Polizeibeamter von 1923 bis 1937 in Nürnberg - bestätigt in einem Schreiben gegenüber der Stadt, dass durch ''... die Tatkräftige Initative des Hrn. Oberbürgermeister Bornkessel und des Hrn. Pol. Direktor Kaltenhäuser, sich der Unterz. in seiner geschäftlichen Existenz nicht bedroht, da sein Lokal durch deutsche Gäste gern besucht wird, zumal die unmoralischen und unsittlichen Zustände in der Altstadt abgestellt sind und dadurch deutsche Gäste mein Lokal unbehelligt besuchen können.''<ref>Schreiben Hans Gawlik an die Regierung von Mittelfranken vom 14. November 1954</ref>


==Frühere Adresse==
==Frühere Adresse==
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* bis [[1884]]: Willib. Nett
* bis [[1884]]: Willib. Nett
* ab [[1884]]: Leppen (aus Nürnberg)
* ab [[1884]]: Leppen (aus Nürnberg)
* 1898: Thomas Daenzer


==Siehe auch==
==Siehe auch==
* [[Zur Bergwache]]
* [[Zur Bergwache]]
* [[Baruthia]]
* [[Baruthia]]
* [[Michaelis-Kirchweih|Kärwa]]


==Literatur==
==Literatur==