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{{Person | {{Person | ||
|Bild=Unterschrift W. Evora.png | |||
|Vorname=Wilhelm | |Vorname=Wilhelm | ||
|Nachname=Evora | |Nachname=Evora | ||
|Geschlecht=männlich | |Geschlecht=männlich | ||
| | |AbweichendeNamensform=Johann Wilhelm E. | ||
| | |Geburtsdatum=1846/04/28 | ||
|Geburtsort=Marienburg | |Geburtsort=Marienburg | ||
| | |Todesdatum=1893/06/02 | ||
|Todesort=Bad Reichenhall | |Todesort=Bad Reichenhall | ||
|Beruf=Zimmermeister; Brauereibesitzer; Politiker | |Beruf=Zimmermeister; Baumeister; Brauereibesitzer; Politiker | ||
|Religion=römisch-katholisch | |||
}} | }} | ||
'''Wilhelm Evora''' (geb. [[28. April]] [[1846]] in | {{Familie | ||
|Person=Philipp Evora | |||
|Verwandtschaftsgrad=Vater | |||
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{{Familie | |||
|Person=Eugenie Evora, geb. Schlichting | |||
|Verwandtschaftsgrad=Ehefrau | |||
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{{Familie | |||
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{{Familie | |||
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|Verwandtschaftsgrad=Sohn | |||
}} | |||
{{Familie | |||
|Person=Katharina Rietheimer | |||
|Verwandtschaftsgrad=Mutter | |||
}} | |||
{{Familie | |||
|Person=Carl Evora | |||
|Verwandtschaftsgrad=Bruder | |||
}} | |||
'''Johann Wilhelm Evora''' (geb. [[28. April]] [[1846]] in Marienburg/Preußen; gest. [[2. Juni]] [[1893]] in Bad Reichenhall) war ein [[Zimmermeister]], [[Brauereibesitzer]], [[Politiker]], [[Architekt]] und [[Bauunternehmer]].<ref>Haus der Bay. Geschichte, 31. Landtag: 1887-1892 (16. Wahlperiode 1887-1893), abgerufen 7. Januar 2025 - [https://www.bavariathek.bayern/medien-themen/portale/geschichte-des-bayerischen-parlaments/person/133471195.html online]</ref> | |||
== Leben == | == Leben == | ||
Wilhelm Evora wurde als Sohn des | Wilhelm Evora wurde als Sohn des Wachsfigurenkabinett-Besitzers Philipp Evora und dessen späteren Ehefrau [[Katharina Rietheimer]] in Marienburg im ehem. Westpreußen (heute [[wikipedia:Malbork|Malbork]]) geboren und am nächsten Tag in der katholischen Pfarrkirche St. Johannis getauft. Als Taufpate wurde der abwesende jüngere Bruder der Mutter Johann Wilhelm Rietheimer (1830–1850) benannt, als Stellvertreter fungierte der Lehrer Martin Braeuer unter Beistand der Hebamme Grabowski.<ref>Kopie des Taufscheins vom 30. April 1846, ausgestellt von Carl Bader, Kaplan bei der St.-Johannis-Pfarrkirche Marienburg; Akte Fach 18 a/E 52 a</ref> | ||
Im Jahr 1847 gaben die Eltern ihr Kind bei dem Invaliden Schmidt in [[wikipedia:Kostrzyn nad Odrą|Küstrin]] für Alimente von 3 Reichstalern pro Monat in Pflege. Der Pflegevater erhielt jedoch seit Februar 1848 keine Zahlungen mehr, sodass er sich im April 1849 an den Stadtmagistrat Küstrin und dieser wiederum an den Fürther Magistrat wandte. Die Großmutter Elisabetha Rietheimer erfuhr erst durch die Vorladung vor Amt, dass sie einen Enkel in Küstrin haben soll. Nach Klärung der Identität erklärte sie sich bereit, ihren Enkel zu sich zu nehmen, diesen zu verpflegen und zu erziehen. Im November 1849 kam Wilhelm Evora schließlich nach Fürth; er wuchs hauptsächlich bei seinen Großeltern Elisabetha und [[Jakob Rietheimer]] auf.<ref>„Acten des Magistrats der Kgl. Bayr. Stadt Fürth betreffend dass Niederlassungs-Gesuch des Wachsfigurenkabinets-Besitzers Philipp Evora aus Goertz in Illyrien als Insasse, dessen Auswanderung nach Görtz 1868“; StadtAFÜ Sign.-Nr. Fach 18 a/E 52 a</ref> | |||
Er besuchte von [[1858]] bis [[1860]] zwei Kurse der Fürther [[Handels- und Gewerbeschule|Gewerbeschule]], anschließend trat er eine Zimmermannslehre im Unternehmen des Großvaters an. Nach bestandener Meisterprüfung ließ er sich [[1868]] als Zimmermeister in Fürth nieder, indem er nach der vom Magistrat erhaltenen Konzession das Geschäft des Großvaters übernahm.<ref>Stadtarchiv Fürth, Fach 18a/E 161</ref> | |||
[[1869]] baute er sich ein Wohnhaus an der ehemaligen Bahnhofstraße, die 1875 in [[Königswarterstraße]] umbenannt wurde. Das Anwesen hatte die Adresse Bahnhofstraße 4<ref>siehe [[Fronmüllerchronik]] S. 367 und Adressbuch von 1872</ref>, dann Königswarterstraße 4, die im Jahr 1890 schließlich zur Königswarterstraße 54 wurde. | |||
Evora trat Mitte 1874 dem Bayerischen Architekten- und Ingenieur-Verein bei.<ref>Zeitschrift des Bayerischen Architekten- und Ingenieur-Vereins, Bd. 6. 1874, Heft 4, S. 76 - [https://www.digitale-sammlungen.de/de/view/bsb11175415?page=82 online]</ref> | |||
[[ | Gemeinsam mit [[Johann Jakob Meyer]], in dessen Baugeschäft er Mitte der 1870er Jahre als Teilhaber eingetreten war, erstellte er 1874 die Bauausführung [[Gefängnis|Fronfeste]] in der Katharinenstraße.<ref>Das [[Fürther Tagblatt]] berichtet am 22. September 1871 ([https://api.digitale-sammlungen.de/iiif/image/v2/bsb11032161_00345/155,2432,1335,110/full/0/default.jpg online]) darüber</ref> Mit Meyer, erwarb er [[1878]] die kleine Brauerei ''Enser'' in der [[Erlanger Straße]], die in den folgenden Jahren unter dem Namen [[Brauerei Evora&Meyer|Evora & Meyer]] Aufschwung fand. | ||
[[1892]] beauftragte er den damals berühmten Architekten [[Fritz Walter]] mit einem prunkvollen, viergeschossigen Neubau an der [[Königswarterstraße 52]], das sogenannte ''Evora Haus''. Seine Villa ließ man um 1897 für den Neubau des Nachbargrundstücks in die Nähe der Brauerei an die [[Erlanger Straße 50]] transferieren. Er hatte sich als erfolgreicher Unternehmer wie als Demokrat viel Ansehen und Anerkennung erworben. Dennoch erlebte er in seiner eigenen Brauerei einen dreimonatigen Streik, weil er fünf Brauburschen entlassen hatte.<ref>Stadtarchiv Fürth, Biografische Sammlung ''Wilhelm Evora'', Fürther Tagblatt vom 6.8.1930</ref> Evora war als Kandidat für den Reichstag aufgestellt worden, aber er verstarb [[1893]] als Kurgast in Bad Reichenhall mit nur 47 Jahren. Sein Leichnam wurde nach Fürth überführt.<ref>Kirchenbücher St. Nikolaus Bad Reichenhall, Bestattungen 1874–1895, S. 265</ref> In seinem neuen Haus lebte er nicht mehr. | |||
== Politik == | == Politik == | ||
Bereits Ende der 1860er Jahre gehörte Wilhelm Evora dem [[ | Bereits Ende der 1860er Jahre gehörte Wilhelm Evora dem [[Der Bürgerbund|Bürgerbund]] an, einer der ersten demokratischen Parteien Fürths. Dieser wurde jedoch [[1881]] verboten und Evora wechselte zum [[Fürther Volksverein]]. [[1890]] wurde er deren Vorsitzender. Schon [[1872]] - mit nur 26 Jahren - trat er ins Fürther Gemeindekollegium ein, in dem er bis zu seinem Tod verblieb. Von [[1882]] bis [[1883]] war er darüber hinaus Mitglied des mittelfränkischen Landrats (Provinziallandtag). | ||
Für die Landtagswahl [[1887]] wurde Evora als gemeinsamer Kandidat der [[Fürther Volksverein|Volkspartei]] und der [[SPD]] nominiert. Konkret versprach er, für ''die Einführung eines Normalarbeitstages in den Betrieben des Staates und für die Besserstellung des niederen Beamtenpersonals, hauptsächlich bei den Post– und Bahnbetrieben,'' einzutreten, da ihre Bezahlung ''in keinem Verhältnis steht zu den Leistungen und der gewissenhaften Pflichterfüllung,'' sowie ein Augenmerk auf Bildung zu richten, denn ''die Schule ist das Fundament des menschlichen Lebens.''<ref>Stadtarchiv Fürth, Fürther Bürger-Zeitung (Fränkische Tagespost) vom 17. Juni 1887</ref> Evora war [[1887]] - [[1888]] ein knappes Jahr einziges demokratisches Mitglied des Bayerischen Landtages, bis die Wahl für ungültig erklärt worden war. Er erregte Aufsehen, weil er sich für die Kürzung der Apanage der königlichen Prinzen aussprach und auch die Offenlegung der Geisteskrankheit von König Otto forderte, was ihn sehr unbeliebt machte.<ref>Stadtarchiv Fürth, Familienbogen, Biografische Sammlung ''Wilhelm Evora'', Fürther Tagblatt vom 6.8.1930</ref> Bei der Reichstagswahl [[1890]] unterlag er in der Stichwahl. | |||
== Familie == | == Familie == | ||
Am 4. Oktober 1869 heiratete Wilhelm Evora in Fürth die Tochter des Ansbacher Privatiers Wilhelm David Schlichting, [[Eugenie Schlichting]] - die Enkelin des Fürther Gewerbevereinsvorstandes [[Johann Kaspar Beeg]].<ref>Kirchenbücher St. Michael, Trauungen 1865–1872, S. 165</ref> Aus der Ehe gingen zwei Söhne hervor: [[Emil Evora|Emil]] und [[Hilmar Evora]]. | |||
==Sonstiges== | ==Sonstiges== | ||
Wilhelm Evora wurde [[1888]] Schützenkönig der [[Königlich privilegierte Schützengesellschaft Fürth|kgl. priv. Schützengesellschaft Fürth]]<ref>Dr. Adolf Schwammberger, Aus der Kulturgeschichte der Priv. Schützengesellschaft Fürth. In: Fürther Heimatblätter, Jahrgang 10, Nr. 5, 1960</ref> | Wilhelm Evora wurde [[1888]] Schützenkönig der [[Königlich privilegierte Schützengesellschaft Fürth|kgl. priv. Schützengesellschaft Fürth]].<ref>Dr. Adolf Schwammberger, Aus der Kulturgeschichte der Priv. Schützengesellschaft Fürth. In: Fürther Heimatblätter, Jahrgang 10, Nr. 5, 1960</ref> | ||
Nach ihm wurde [[1889]] der [[Farrnbacher Weg]] in [[Wilhelmstraße]] umbenannt. | Nach ihm wurde [[1889]] der [[Farrnbacher Weg]] in [[Wilhelmstraße]] umbenannt. | ||
==Werke== | ==Werke== | ||
{{Werke | {{Werke dieses Architekten}} | ||
==Literatur== | |||
* [[Barbara Ohm]]: ''Demokratische Bestrebungen im Fürth des 19. Jahrhunderts. Wilhelm Evora''. In: [[Fürther Geschichtsblätter]], Ausgabe 1/2019, S. 25 - 32 | |||
== Siehe auch == | == Siehe auch == | ||
* [[Evora]] | * [[Evora]] | ||
* [[Bauunternehmung Evora & Meyer]] | |||
* [[Brauerei Evora & Meyer]] | * [[Brauerei Evora & Meyer]] | ||
* [[Eugenie Evora]] | |||
* [[Hilmar Evora]] | |||
* [[Kristallpalast]] | * [[Kristallpalast]] | ||
* [[Der Bürgerbund]] | |||
==Weblinks== | |||
* Bernd-Uwe Schinzel: ''Das Evora-Haus'', Beitrag vom [[26. Januar]] [[2015]] zur Rubrik "Häuser erzählen Geschichten" in [http://www.stadtheimatpflege-fuerth.de/evora-haus/ Stadtheimatpflege Fürth] | |||
== Einzelnachweise == | == Einzelnachweise == | ||
<references/> | <references/> | ||
==Bilder== | |||
{{Bilder dieser Person}} | |||