Andreas Paul: Unterschied zwischen den Versionen
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'''Andreas Paul''' (geb. [[1828]] in [[wikipedia:Mömbris|Mömbris]]; gest. [[1917]] in Nürnberg) war von 1854 bis 1857 Bauverweser<ref>Provisorium in der Interimsphase zwischen den Stadtbauräten [[Friedrich Weltrich]] und [[Philipp Otto]]</ref> in Fürth, später Baurat in Kempten und ab Mai 1862 Privatarchitekt in Nürnberg. | {{Familie | ||
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'''Andreas Paul''' (geb. [[14. Oktober]] [[1828]] in [[wikipedia:Mömbris|Mömbris]]; gest. [[3. März]] [[1917]] in Nürnberg)<ref name="StadtAN-2025">Mitteilung Stadtarchiv Nürnberg vom 04.11.2025, Az. 412-47.23.00-17/1230/2</ref> war von 1854 bis 1857 Bauverweser<ref>Provisorium in der Interimsphase zwischen den Stadtbauräten [[Friedrich Weltrich]] und [[Philipp Otto]]</ref> in Fürth, später Baurat in Kempten und ab Mai 1862 Privatarchitekt in Nürnberg. | |||
== Leben == | == Leben == | ||
Er kam als Sohn des Zimmermeisters Georg Paul und dessen Ehefrau Magdalena, geborenen Baier im unterfränkischen Mömbris bei Aschaffenburg zur Welt. | Er kam als Sohn des Zimmermeisters Georg Paul und dessen Ehefrau Magdalena, geborenen Baier im unterfränkischen Mömbris bei Aschaffenburg zur Welt. | ||
Andreas Paul besuchte von 1841 bis 1844 die Gewerbschule in Aschaffenburg.<ref>Jahres-Bericht über die königliche Landwirthschafts- und Gewerbs-Schule erster Classe zu Aschaffenburg für das Schuljahr 1841 in 1842. S. 12, 19, 20; … für das Schuljahr 1842 in 1843. S. 14, 19; … für das Schuljahr 1843 in 1844. S. 16, 19</ref> Im Anschluss war er in München Hospitant an der kgl. | Andreas Paul besuchte von 1841 bis 1844 die Gewerbschule in Aschaffenburg.<ref>Jahres-Bericht über die königliche Landwirthschafts- und Gewerbs-Schule erster Classe zu Aschaffenburg für das Schuljahr 1841 in 1842. S. 12, 19, 20; … für das Schuljahr 1842 in 1843. S. 14, 19; … für das Schuljahr 1843 in 1844. S. 16, 19</ref> Im Anschluss war er in München Hospitant an der kgl. Polytechnischen Schule<ref>Jahresbericht der königl. polytechnischen Schule … zu München für das Schuljahr 1847/48, S. 77 - [https://www.digitale-sammlungen.de/de/view/bsb10342188?page=77 online]</ref> und absolvierte die kgl. Baugewerkschule, die er mit der I. Note abschloss. Danach war er kurze Zeit bei der kgl. Bau-Inspektion München I tätig. | ||
Am Bau der [[wikipedia:Ludwigs-Westbahn|Ludwigs-Westbahn]] und deren Anschluss an die Frankfurt-Hanauer Eisenbahn war das väterliche Baugeschäft an den Arbeiten der Eisenbahnsektion Aschaffenburg beteiligt. Hierbei übertrug er seinem Sohn an den Stationen Aschaffenburg, Kleinostheim und Dettingen die selbständige Leitung der Bauausführung. Nach Beendigung dieser Arbeiten legte Paul beim kgl. Zivilbau-Inspektor Bernhard Mack in Würzburg die Prüfung als Zimmermeister ab.<ref name="Akte-4590">„Acten des Stadtmagistrats Nürnberg, Betreff: Gesuch des städtischen Baubeamten Andreas Paul aus Kempten um die Erlaubnis zur Errichtung eines bautechnischen Büreaus für Private dahier, …, 1862–1863“; StadtAN Sign.-Nr. C 7/I Nr. 4590</ref> | |||
Im Bauunternehmen seines Vaters war er bei weiteren Bauten im Bezirk der Bauinspektion Aschaffenburg tätig, so für die Schulhäuser in Johannesberg und Pflaumheim, beim Ökonomiegebäude des Pfarrhauses Ernstkirchen/Schöllkrippen, bei Arbeiten an der Kirche Großheubach sowie beim Brückenbau in Mömbris.<ref name="Fach 62/5">„Acten des Magistrats der Kgl. Bayr. Stadt Fürth betreffend die Aufstellung eines technischen Werkmeisters dahier. 1854.“; StadtAFÜ Sign.-Nr. Fach 62/5</ref> | |||
Nach längerer Vakanz der Leitung des städtischen Bauwesens schrieb der Fürther Stadtmagistrat am 25. August 1854 die Stelle eines technischen Werkmeisters aus, später auch mit Bauverweser betitelt. Andreas Paul war zu diesem Zeitpunkt mit verschiedenen Arbeiten am begonnenen Bau der [[wikipedia:Krankenhaus für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatische Medizin Schloss Werneck|Kreisirrenanstalt Werneck]] beschäftigt. Er bewarb sich mit Schreiben vom 7. September unter Beifügung seiner Zeugnisse beim Fürther Stadtmagistrat, der ihm mit Beschluss vom 28. September 1854 die Stelle in widerruflicher Eigenschaft zuerkannte. Der Dienstantritt erfolgte am 1. November, wo er vor der städtischen Baukommission ([[Johann Martin Meyer|Meyer]], Voit, Kisskalt) vom Ersten Bürgermeister [[Franz Joseph von Bäumen|Bäumen]] unter Eid verpflichtet wurde und dabei seine Dienstinstruktion und eine Liste für Gebührentarife bei Privatbauten ausgehändigt erhielt. Das Jahresgehalt betrug 300 f. (Gulden) plus einer jährlichen „Remuneration“ (Gratifikation) von 50 f. für die Feuerschau. Von der Regierung von Mittelfranken wurde jedoch die in den Tarifen aufgestellte Gebühr für die Revision von Bauplänen beanstandet, es durften nicht mehr als 18 Kreuzer erhoben werden.<ref name="Fach 62/5"/> | |||
Paul, der bei Antritt der Stelle mit einem beträchtlichen Gebührenertrag gerechnet hatte, sah sich in seinem Einkommen bedeutend geschmälert und beklagte sich Ende März 1855 darüber beim Magistrat – allerdings vorerst ohne Erfolg. Zudem führte er an, die Geschäfte als städtischer Bauverweser seien so umfangreich, dass die gewöhnlichen Bürostunden nicht ausreichen und er zur Erfüllung seiner Aufgaben von früh bis spät und an Sonntagen arbeiten muss. Dagegen stehe die Bezahlung in keinem Verhältnis zur Leistung, so beziehe er weniger als ein Sektionspolier II. Klasse auf den bayerischen Eisenbahnen, die ein Monatsgehalt von 45 fl. erhalten. | |||
Mitte April 1856 richtete Paul an den Magistrat, nachdem er den großen Umfang und die Bedeutung seiner Dienstaufgaben darstellte, die Bitte, seine geringe Besoldung zu verbessern. Daraufhin beschlossen Magistrat und Gemeindebevollmächtigte, ihm jährlich zum 1. Mai eine Gratifikation von 150 fl. zu zahlen.<ref name="Fach 62/5"/> | |||
In der nahezu dreijährigen Anstellung gehörte zu seinen hervorzuhebenden Aufgaben die Projektierung und Vermessung eines neuen Stadtviertels (südliche Stadterweiterung im früheren Gartengebiet – das sogenannte [[Stadterweiterung#Viertel hinter dem Rathaus|Viertel hinter dem Rathaus]]). | |||
Bei den Wahlen des [[Gewerbverein]]s im November 1856 wurde Paul zum Ersatzmann des Ausschusses bestimmt.<ref>Fürther Tagblatt vom 3. Dezember 1856</ref> | Bei den Wahlen des [[Gewerbverein]]s im November 1856 wurde Paul zum Ersatzmann des Ausschusses bestimmt.<ref>Fürther Tagblatt vom 3. Dezember 1856</ref> | ||
Am 6. Januar 1857 teilte Paul dem Magistrat mit, dass er sich in Kempten auf die Bauratstelle beworben habe, die mit einem Funktionsgehalt von 900 fl. ausgestattet sei. Infolge seiner Bewerbung war der Kemptener Bürgermeister Arnold persönlich zu ihm nach Fürth gereist und habe ihm die Stelle unter der Bedingung zugesichert, dass er diese Funktion binnen Monatsfrist antreten muss. Daher bat er für sein weiteres Fortkommen, diese erheblich verkürzte Kündigungsfrist zu gestatten. Tags darauf kam ihm der Magistrat in Anerkennung seiner ausgezeichneten Dienste entgegen und genehmigte sein vorzeitiges Ausscheiden zum Monatsende Februar.<ref>Der Fürther Magistrat beschloss am 8. Januar 1857, die nunmehr erledigte Stelle eines technischen Bauverwesers unverzüglich mit einem Gehalt von nunmehr 500 fl. (inkl. Feuerschau) wiederzubesetzen. Für den Übergang wurde die Revision von Bauplänen dem kgl. Brandversicherungsinspektor Ellersdorfer in Nürnberg übertragen.</ref> | |||
Im Januar 1857 wurde er in Kempten zum städtischen Baubeamten gewählt.<ref>Kemptner Zeitung vom 6. Februar 1857 - [https://api.digitale-sammlungen.de/iiif/image/v2/bsb10504156_00135/749,1122,645,276/full/0/default.jpg online] (Ausschnitt)</ref> Paul trat dort seine Stelle zum 1. März 1857 an und bezeichnete sich nun als Baurat. | |||
Als städtischer Baubeamter von Kempten wandte sich Paul am 9. Februar 1862 an den Stadtmagistrat Nürnberg mit einem Gesuch um Errichtung eines bautechnischen Büros für Private. Wie er mitteilte, wurde er „durch gute Freunde und andere kompetente Personen“ darauf aufmerksam gemacht, dass Nürnberg einen außerordentlichen Aufschwung in der baulichen Entwicklung nehme, dagegen es aber an unternehmenden Technikern, insbesondere an verlässlichen Sachverständigen für das bauende Publikum, fehlen würde. Umfangreich stellte er seine beruflichen Erfahrungen und sein Konzept für ein bautechnisches Büro vor. Zu seinem Gesuch wurde der städtische Baurat [[Bernhard Solger|Solger]] um ein Gutachten gebeten. Solger befürwortete in seiner Stellungnahme grundsätzlich die Etablierung von tüchtigen Privatbaumeistern und insbesondere das Gesuch des Baubeamten Paul. Der Nürnberger Magistrat erteilte daher am 15. März 1862 die Erlaubnis zur Gründung eines bautechnischen Büros für Private.<ref name="Akte-4590"/> Wohl im Mai 1862 übersiedelte Paul nach Nürnberg.<ref>Kemptner Zeitung vom 27. März 1862 - [https://api.digitale-sammlungen.de/iiif/image/v2/bsb10504162_00308/pct:50.6,53.76549,44.2,33.88942/pct:100/0/default.jpg online] (Ausschnitt)</ref> | |||
Bald darauf, am 1. Oktober 1863, suchte er um Errichtung eines „Etablissements für Bauverzierungen“ nach. Die Lizenz zur Verfertigung aller Arten von Bauverzierungen in Ton, Zement und Gips wurde ihm am 8. Oktober erteilt.<ref name="Akte-4590"/> Später gründete er mit Geschäftspartnern die „Fabrik patentirter künstlicher Bausteine & Ornamente A. Paul & Co.“<ref>Handelsregister-Einträge 1873 der Bayerischen Handelszeitung, S. 64, lfd. Nr. 132 - [https://www.digitale-sammlungen.de/de/view/bsb11305147?page=64 online]</ref><ref>Fränkischer Kurier vom 22. Oktober 1873 - [https://api.digitale-sammlungen.de/iiif/image/v2/bsb11032317_00506/pct:5.26667,35.2828,31.53333,25.16352/pct:90/0/default.jpg online] (Ausschnitt)</ref> | |||
Um 1870 erbaute er die Wohnhäuser Fürther Straße 5 und 7 nahe der [[wikipedia:Rosenaupark|Rosenau]]. Fortan lebte Paul bis zu seinem Tod im Haus Fürther Straße 5. Hier führte er u. a. jahrelang Beschwerden wegen Ruhestörungen durch die benachbarte Kaffeschänke.<ref>„Acten des Stadtmagistrats Nürnberg, Betreff: Beschwerde des Architekten Andreas Paul dahier wegen den Betrieb der im Hause № 3 an der Fürther Strasse befindlichen Cafeschenke. 1884“; StadtAN Sign.-Nr. C 7/I Nr. 4905</ref> | |||
1880 eröffnete er in Nürnberg eine Niederlage für Mantelöfen<ref>Gewerbeanmeldung Paul, Andreas; Datierung 1880; StadtAN Sign. C 22/II Nr. 12/1024 An</ref>, die er im Dezember 1894 aufgab, jedoch weiterhin als Vertreter mit Ofenmusterlager der [[wikipedia:Eisenwerke Kaiserslautern|Eisenwerke Kaiserslautern]] tätig blieb.<ref>Gewerbeabmeldung Paul, Andreas; Datierung 1894; StadtAN Sign. C 22/II Nr. 26/2299 Ab</ref> | |||
== Werke == | == Werke == | ||
{{Werke | {{Werke dieses Architekten}} | ||
== Familie == | |||
Andreas Paul heiratete am 3. Juli 1860 in der Kapelle [[wikipedia:St. Nikolaus (Coburg)|St. Nikolaus]] in Coburg ‚Carolina‘ Bertha Spühler (geb. 6. Mai 1835 in Coburg), Tochter des dortigen Färbermeisters Johann Christoph Spühler und dessen Ehefrau Friederike, geborene Bedheimer. Da seine Braut evangelisch war, musste vor der Trauung eine schriftliche Erklärung über die katholische Kindererziehung abgegeben werden.<ref>Kirchenbücher St. Augustin Coburg, Trauungen 1824–1875, S. 26</ref><ref>Genehmigung des Ansässigmachungs- und Verehelichungsgesuchs, Kemptner Zeitung vom 11. Juli 1860 – [https://api.digitale-sammlungen.de/iiif/image/v2/bsb10504159_00039/pct:6.06667,69.76875,42,19.57135/pct:100/0/default.jpg online] (Ausschnitt)</ref> Aus dieser Ehe ist nur ein Kind bekannt: | |||
* Maria Augusta Paul (geb. 2. Mai 1861 in Kempten; gest. 19. August 1861 ebenda) | |||
Seine Ehefrau starb in Nürnberg im Alter von 78 Jahren am 3. Dezember 1913 und wurde zwei Tage später auf dem Johannisfriedhof beerdigt. | |||
Andreas Paul schloss am 11. Juni 1914 in Nürnberg mit der über 50 Jahre jüngeren Anna Elisabeth Hacker eine zweite Ehe. Die Eheschließung fand aus gesundheitlichen Gründen in seiner Wohnung in der Fürther Straße 5 statt.<ref name="StadtAN-2025"/> | |||
== Einzelnachweise == | == Einzelnachweise == | ||
Aktuelle Version vom 1. Dezember 2025, 19:09 Uhr
- Person
- Andreas Paul
- Vorname
- Andreas
- Nachname
- Paul
- Geschlecht
- männlich
- Geburtsdatum
- 14. Oktober 1828
- Geburtsort
- Mömbris
- Todesdatum
- 3. März 1917
- Todesort
- Nürnberg
- Beruf
- Architekt, Bautechniker, Baurat
- Religion
- römisch-katholisch
| Person | Verwandtschaftsgrad |
|---|---|
| Anna Elisabeth Hacker | 2. Ehefrau |
| Carolina Spühler | 1. Ehefrau |
| Georg Paul | Vater |
| Magdalena Baier | Mutter |
Andreas Paul (geb. 14. Oktober 1828 in Mömbris; gest. 3. März 1917 in Nürnberg)[1] war von 1854 bis 1857 Bauverweser[2] in Fürth, später Baurat in Kempten und ab Mai 1862 Privatarchitekt in Nürnberg.
Leben
Er kam als Sohn des Zimmermeisters Georg Paul und dessen Ehefrau Magdalena, geborenen Baier im unterfränkischen Mömbris bei Aschaffenburg zur Welt.
Andreas Paul besuchte von 1841 bis 1844 die Gewerbschule in Aschaffenburg.[3] Im Anschluss war er in München Hospitant an der kgl. Polytechnischen Schule[4] und absolvierte die kgl. Baugewerkschule, die er mit der I. Note abschloss. Danach war er kurze Zeit bei der kgl. Bau-Inspektion München I tätig.
Am Bau der Ludwigs-Westbahn und deren Anschluss an die Frankfurt-Hanauer Eisenbahn war das väterliche Baugeschäft an den Arbeiten der Eisenbahnsektion Aschaffenburg beteiligt. Hierbei übertrug er seinem Sohn an den Stationen Aschaffenburg, Kleinostheim und Dettingen die selbständige Leitung der Bauausführung. Nach Beendigung dieser Arbeiten legte Paul beim kgl. Zivilbau-Inspektor Bernhard Mack in Würzburg die Prüfung als Zimmermeister ab.[5] Im Bauunternehmen seines Vaters war er bei weiteren Bauten im Bezirk der Bauinspektion Aschaffenburg tätig, so für die Schulhäuser in Johannesberg und Pflaumheim, beim Ökonomiegebäude des Pfarrhauses Ernstkirchen/Schöllkrippen, bei Arbeiten an der Kirche Großheubach sowie beim Brückenbau in Mömbris.[6]
Nach längerer Vakanz der Leitung des städtischen Bauwesens schrieb der Fürther Stadtmagistrat am 25. August 1854 die Stelle eines technischen Werkmeisters aus, später auch mit Bauverweser betitelt. Andreas Paul war zu diesem Zeitpunkt mit verschiedenen Arbeiten am begonnenen Bau der Kreisirrenanstalt Werneck beschäftigt. Er bewarb sich mit Schreiben vom 7. September unter Beifügung seiner Zeugnisse beim Fürther Stadtmagistrat, der ihm mit Beschluss vom 28. September 1854 die Stelle in widerruflicher Eigenschaft zuerkannte. Der Dienstantritt erfolgte am 1. November, wo er vor der städtischen Baukommission (Meyer, Voit, Kisskalt) vom Ersten Bürgermeister Bäumen unter Eid verpflichtet wurde und dabei seine Dienstinstruktion und eine Liste für Gebührentarife bei Privatbauten ausgehändigt erhielt. Das Jahresgehalt betrug 300 f. (Gulden) plus einer jährlichen „Remuneration“ (Gratifikation) von 50 f. für die Feuerschau. Von der Regierung von Mittelfranken wurde jedoch die in den Tarifen aufgestellte Gebühr für die Revision von Bauplänen beanstandet, es durften nicht mehr als 18 Kreuzer erhoben werden.[6]
Paul, der bei Antritt der Stelle mit einem beträchtlichen Gebührenertrag gerechnet hatte, sah sich in seinem Einkommen bedeutend geschmälert und beklagte sich Ende März 1855 darüber beim Magistrat – allerdings vorerst ohne Erfolg. Zudem führte er an, die Geschäfte als städtischer Bauverweser seien so umfangreich, dass die gewöhnlichen Bürostunden nicht ausreichen und er zur Erfüllung seiner Aufgaben von früh bis spät und an Sonntagen arbeiten muss. Dagegen stehe die Bezahlung in keinem Verhältnis zur Leistung, so beziehe er weniger als ein Sektionspolier II. Klasse auf den bayerischen Eisenbahnen, die ein Monatsgehalt von 45 fl. erhalten. Mitte April 1856 richtete Paul an den Magistrat, nachdem er den großen Umfang und die Bedeutung seiner Dienstaufgaben darstellte, die Bitte, seine geringe Besoldung zu verbessern. Daraufhin beschlossen Magistrat und Gemeindebevollmächtigte, ihm jährlich zum 1. Mai eine Gratifikation von 150 fl. zu zahlen.[6]
In der nahezu dreijährigen Anstellung gehörte zu seinen hervorzuhebenden Aufgaben die Projektierung und Vermessung eines neuen Stadtviertels (südliche Stadterweiterung im früheren Gartengebiet – das sogenannte Viertel hinter dem Rathaus). Bei den Wahlen des Gewerbvereins im November 1856 wurde Paul zum Ersatzmann des Ausschusses bestimmt.[7]
Am 6. Januar 1857 teilte Paul dem Magistrat mit, dass er sich in Kempten auf die Bauratstelle beworben habe, die mit einem Funktionsgehalt von 900 fl. ausgestattet sei. Infolge seiner Bewerbung war der Kemptener Bürgermeister Arnold persönlich zu ihm nach Fürth gereist und habe ihm die Stelle unter der Bedingung zugesichert, dass er diese Funktion binnen Monatsfrist antreten muss. Daher bat er für sein weiteres Fortkommen, diese erheblich verkürzte Kündigungsfrist zu gestatten. Tags darauf kam ihm der Magistrat in Anerkennung seiner ausgezeichneten Dienste entgegen und genehmigte sein vorzeitiges Ausscheiden zum Monatsende Februar.[8]
Im Januar 1857 wurde er in Kempten zum städtischen Baubeamten gewählt.[9] Paul trat dort seine Stelle zum 1. März 1857 an und bezeichnete sich nun als Baurat.
Als städtischer Baubeamter von Kempten wandte sich Paul am 9. Februar 1862 an den Stadtmagistrat Nürnberg mit einem Gesuch um Errichtung eines bautechnischen Büros für Private. Wie er mitteilte, wurde er „durch gute Freunde und andere kompetente Personen“ darauf aufmerksam gemacht, dass Nürnberg einen außerordentlichen Aufschwung in der baulichen Entwicklung nehme, dagegen es aber an unternehmenden Technikern, insbesondere an verlässlichen Sachverständigen für das bauende Publikum, fehlen würde. Umfangreich stellte er seine beruflichen Erfahrungen und sein Konzept für ein bautechnisches Büro vor. Zu seinem Gesuch wurde der städtische Baurat Solger um ein Gutachten gebeten. Solger befürwortete in seiner Stellungnahme grundsätzlich die Etablierung von tüchtigen Privatbaumeistern und insbesondere das Gesuch des Baubeamten Paul. Der Nürnberger Magistrat erteilte daher am 15. März 1862 die Erlaubnis zur Gründung eines bautechnischen Büros für Private.[5] Wohl im Mai 1862 übersiedelte Paul nach Nürnberg.[10]
Bald darauf, am 1. Oktober 1863, suchte er um Errichtung eines „Etablissements für Bauverzierungen“ nach. Die Lizenz zur Verfertigung aller Arten von Bauverzierungen in Ton, Zement und Gips wurde ihm am 8. Oktober erteilt.[5] Später gründete er mit Geschäftspartnern die „Fabrik patentirter künstlicher Bausteine & Ornamente A. Paul & Co.“[11][12]
Um 1870 erbaute er die Wohnhäuser Fürther Straße 5 und 7 nahe der Rosenau. Fortan lebte Paul bis zu seinem Tod im Haus Fürther Straße 5. Hier führte er u. a. jahrelang Beschwerden wegen Ruhestörungen durch die benachbarte Kaffeschänke.[13]
1880 eröffnete er in Nürnberg eine Niederlage für Mantelöfen[14], die er im Dezember 1894 aufgab, jedoch weiterhin als Vertreter mit Ofenmusterlager der Eisenwerke Kaiserslautern tätig blieb.[15]
Werke
| Objekt | Architekt | Bauherr | Baujahr | Akten-Nr. | Baustil | |
|---|---|---|---|---|---|---|
| Friedrichstraße 1 | Wohnhaus | Andreas Paul | David Regensburger | 1878 | D-5-63-000-261 | Neurenaissance |
Familie
Andreas Paul heiratete am 3. Juli 1860 in der Kapelle St. Nikolaus in Coburg ‚Carolina‘ Bertha Spühler (geb. 6. Mai 1835 in Coburg), Tochter des dortigen Färbermeisters Johann Christoph Spühler und dessen Ehefrau Friederike, geborene Bedheimer. Da seine Braut evangelisch war, musste vor der Trauung eine schriftliche Erklärung über die katholische Kindererziehung abgegeben werden.[16][17] Aus dieser Ehe ist nur ein Kind bekannt:
- Maria Augusta Paul (geb. 2. Mai 1861 in Kempten; gest. 19. August 1861 ebenda)
Seine Ehefrau starb in Nürnberg im Alter von 78 Jahren am 3. Dezember 1913 und wurde zwei Tage später auf dem Johannisfriedhof beerdigt.
Andreas Paul schloss am 11. Juni 1914 in Nürnberg mit der über 50 Jahre jüngeren Anna Elisabeth Hacker eine zweite Ehe. Die Eheschließung fand aus gesundheitlichen Gründen in seiner Wohnung in der Fürther Straße 5 statt.[1]
Einzelnachweise
- ↑ 1,0 1,1 Mitteilung Stadtarchiv Nürnberg vom 04.11.2025, Az. 412-47.23.00-17/1230/2
- ↑ Provisorium in der Interimsphase zwischen den Stadtbauräten Friedrich Weltrich und Philipp Otto
- ↑ Jahres-Bericht über die königliche Landwirthschafts- und Gewerbs-Schule erster Classe zu Aschaffenburg für das Schuljahr 1841 in 1842. S. 12, 19, 20; … für das Schuljahr 1842 in 1843. S. 14, 19; … für das Schuljahr 1843 in 1844. S. 16, 19
- ↑ Jahresbericht der königl. polytechnischen Schule … zu München für das Schuljahr 1847/48, S. 77 - online
- ↑ 5,0 5,1 5,2 „Acten des Stadtmagistrats Nürnberg, Betreff: Gesuch des städtischen Baubeamten Andreas Paul aus Kempten um die Erlaubnis zur Errichtung eines bautechnischen Büreaus für Private dahier, …, 1862–1863“; StadtAN Sign.-Nr. C 7/I Nr. 4590
- ↑ 6,0 6,1 6,2 „Acten des Magistrats der Kgl. Bayr. Stadt Fürth betreffend die Aufstellung eines technischen Werkmeisters dahier. 1854.“; StadtAFÜ Sign.-Nr. Fach 62/5
- ↑ Fürther Tagblatt vom 3. Dezember 1856
- ↑ Der Fürther Magistrat beschloss am 8. Januar 1857, die nunmehr erledigte Stelle eines technischen Bauverwesers unverzüglich mit einem Gehalt von nunmehr 500 fl. (inkl. Feuerschau) wiederzubesetzen. Für den Übergang wurde die Revision von Bauplänen dem kgl. Brandversicherungsinspektor Ellersdorfer in Nürnberg übertragen.
- ↑ Kemptner Zeitung vom 6. Februar 1857 - online (Ausschnitt)
- ↑ Kemptner Zeitung vom 27. März 1862 - online (Ausschnitt)
- ↑ Handelsregister-Einträge 1873 der Bayerischen Handelszeitung, S. 64, lfd. Nr. 132 - online
- ↑ Fränkischer Kurier vom 22. Oktober 1873 - online (Ausschnitt)
- ↑ „Acten des Stadtmagistrats Nürnberg, Betreff: Beschwerde des Architekten Andreas Paul dahier wegen den Betrieb der im Hause № 3 an der Fürther Strasse befindlichen Cafeschenke. 1884“; StadtAN Sign.-Nr. C 7/I Nr. 4905
- ↑ Gewerbeanmeldung Paul, Andreas; Datierung 1880; StadtAN Sign. C 22/II Nr. 12/1024 An
- ↑ Gewerbeabmeldung Paul, Andreas; Datierung 1894; StadtAN Sign. C 22/II Nr. 26/2299 Ab
- ↑ Kirchenbücher St. Augustin Coburg, Trauungen 1824–1875, S. 26
- ↑ Genehmigung des Ansässigmachungs- und Verehelichungsgesuchs, Kemptner Zeitung vom 11. Juli 1860 – online (Ausschnitt)
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Werbeanzeige für das Bautechnische Büro A. Paul, Februar 1866 Erstellungsdatum: 23. Februar 1866
Lizenz: noc-nc-1.0Ausschreibung für eine Werkmeisterstelle vom 25. August 1854 Erstellungsdatum: 30. August 1854
Lizenz: noc-nc-1.0