Benutzerin:Roselie/Frauenwahlrecht: Unterschied zwischen den Versionen

Aus FürthWiki
Keine Bearbeitungszusammenfassung
 
(4 dazwischenliegende Versionen desselben Benutzers werden nicht angezeigt)
Zeile 1: Zeile 1:
= Einführung [[Frauenwahlrecht in Deutschland]] [[November 1918]] =
= Einführung [[Frauenwahlrecht in Deutschland]] [[November 1918]] =
Nach der [[Wikipedia:Novemberrevolution 1918|Novemberrevolution]] und dem Ende des Deutschen Kaiserreichs hatte der [[Wikipedia:Rat der Volksbeauftragten|Rat der Volksbeauftragten]] am [[12. November 1918]] in Berlin das als demokratisch geltende gleiche, geheime, direkte und allgemeine [[Wahlrecht]] '''für alle mindestens 20 Jahre alten männlichen und weiblichen Personen''' ausgerufen.  
Nach der Novemberrevolution und dem Ende des Deutschen Kaiserreichs hatte der Rat der Volksbeauftragten am [[12. November 1918]] in Berlin das als demokratisch geltende gleiche, geheime, direkte und allgemeine '''Wahlrecht für alle mindestens 20 Jahre alten Frauen und Männer''' ausgerufen.  
Von 1850 bis 1918 galt das feudale '''[[Wikipedia:Dreiklassenwahlrecht|Dreiklassenwahlrecht]],''' das nur wohlhabenden mindestens einjährig steuerpflichtigen Männern mit Bürgerrechten die Teilhabe an Wahlen zugestand<ref>https://www.bpb.de/kurzknapp/lexika/politiklexikon/17367/dreiklassenwahlrecht</ref>
Von 1850 bis 1918 galt das feudale Dreiklassenwahlrecht, das nur wohlhabenden mindestens einjährig steuerpflichtigen Männern mit Bürgerrechten die Teilhabe an Wahlen zugestand<ref>https://www.bpb.de/kurzknapp/lexika/politiklexikon/17367/dreiklassenwahlrecht</ref>
Für Frauen sah die Gemeindeordnung in dem [[rechtsrheinischen Bayern]] [[1869]] eine Teilnahme an Wahlen nur sehr selten vor. Das [[Wikipedia:Bürgerrecht|Bürgerrecht]] konnten nur ledige  verwitwete oder geschiedene Frauen, die ein besteuertes Wohnhaus besaßen, beantragen. Das nun erhaltene [[Stimmrecht]] musste jedoch stellvertretend von einem Mann ausgeführt werden.<ref>Buch Geschichte der Frauen in Mittelfranken Alltag, Personen Orte Gaby Franger und Nadja Bennewitz S. 289</ref>]]
Für Frauen sah die Gemeindeordnung in dem rechtsrheinischen Bayern 1869 eine Teilnahme an Wahlen nur sehr selten vor. Das Bürgerrecht konnten nur ledige  verwitwete oder geschiedene Frauen, die ein besteuertes Wohnhaus besaßen, beantragen. Das nun erhaltene Stimmrecht musste jedoch stellvertretend von einem Mann ausgeführt werden.<ref>Buch Geschichte der Frauen in Mittelfranken Alltag, Personen Orte Gaby Franger und Nadja Bennewitz S. 289</ref>]]
Das Reichstagswahlgesetz trat am [[30. November 1918]] in Kraft. Das '''Verhältniswahlrecht''' wurde eingeführt.
Das Reichstagswahlgesetz trat am [[30. November 1918]] in Kraft. Das Verhältniswahlrecht wurde eingeführt.
Das Alter für das Aktive Wahlrecht - das Recht zu wählen - wurde für alle Frauen und Männer von 25 Jahren auf 20 Jahre am Wahltag herabgesetzt. Das Passive Wahlrecht - regelte das Recht sich auf der Wahlliste einer Partei zur Wahl zu stellen.
Das Alter für das '''Aktive Wahlrecht - das Recht zu wählen''' - wurde für alle Frauen und Männer von 25 Jahren auf 20 Jahre am Wahltag herabgesetzt. '''Das Passive Wahlrecht - das Recht gewählt zu werden'''. Auf einer Wahlliste zu kandidieren.  
Das Verbot an Wahlen teilzunehmen, ein Wahlrechtsentzug konnte durch den Verlust der Bürgerlichen Ehrenrechte sowie dem Vorliegen von Entmündigung oder der Einschaltung eines Vormunds durch Richterlichen Beschluss vollzogen werden.
Durch den Verlust der Bürgerlichen Ehrenrechte sowie dem Vorliegen von Entmündigung oder der Einschaltung eines Vormunds konnte das Wahlrecht den Wahlberechtigten mit einem Richterlichen Beschluss entzogen werden.  
Das Staatministerium der Justiz veröffentlichte am 31. Dezember folgende Bekanntmachung:
"Nach konnte es durch den Verlust der Bürgerlichen Ehrenrechte, dem Vorliegen von Entmündigung oder die Einschaltung


'''Die Zahl der Wahlberechtigten zu früheren Wahlen hatte sich verdreifacht'''  
'''Die Zahl der Wahlberechtigten zu früheren Wahlen hatte sich verdreifacht'''  


Bereits 2 Monate nach Ausrufung des neuen Wahlrechts hatten die Wahlberechtigten bereits am [[12. Januar 1919]] bei der Landtagwahl Bayern, eine Woche später, am [[19.Januar 1919 ]], bei der Wahl zur Deutschen Nationalversammlung und am [[15.Juni 1919]] bei den [[Kreis-Gemeindewahlen]] die Möglichkeit von Ihrem neuen Mitbestimmungsrecht Gebrauch zu machen. <br>
Bereits 2 Monate nach Ausrufung des neuen Wahlrechts hatten die Wahlberechtigten bereits am [[12. Januar 1919]] bei der Landtagswahl Bayern, eine Woche später, am [[19.Januar 1919 ]], bei der Wahl zur Deutschen Nationalversammlung und am [[15.Juni 1919]] bei den [[Kreis-Gemeindewahlen]] die Möglichkeit von Ihrem neuen Mitbestimmungsrecht Gebrauch zu machen. <br>




'''Die [[Wikipedia:Frauenbewegung in Deutschland|Frauenbewegung in Deutschland]], organisiert in [[Wikipedia:Frauenverein|Frauenvereinen]], forderte seit dem [[19. Jahrhundert]] [[Wikipedia:gleiche Rechte für Frauen auf Bildung, Erziehung und politische Teilhabe|gleiche Rechte für Frauen auf Bildung, Erziehung und politische Teilhabe.]]'''<br>
'''Die [[Wikipedia:Frauenbewegung in Deutschland|Frauenbewegung in Deutschland]], organisiert in [[Wikipedia:Frauenverein|Frauenvereinen]], forderte seit dem [[19. Jahrhundert]] gleiche Rechte für Frauen auf Bildung, Erziehung und die Möglichkeit der aktiven politischen Teilhabe.'''<br>


[[Datei:Frauentag 1914 Heraus mit dem Frauenwahlrecht hellbau.jpg|thumb|right|Heraus mit dem Frauenwahlrecht]]
[[Datei:Frauentag 1914 Heraus mit dem Frauenwahlrecht hellbau.jpg|thumb|right|Heraus mit dem Frauenwahlrecht]]


''Bis 1908 war Frauen in Preußen und Bayern jede politische Betätigung verboten.
Bis 1908 war Frauen in Preußen und Bayern jede politische Betätigung verboten.
Das Inkrafttreten des Reichsvereinsgesetzes am 15. Mai 1908 hob die bis dahin bestehenden landesgesetzlichen Beschränkungen für die Teilnahme der Frauen am politischen Leben auf. Die Mitgliedschaft in einer politischen Partei war nun auch Frauen erlaubt. Sie erreichten in den parteiinternen Aufstellungsverfahren jedoch oft nur hintere Listenplätze.''
Das Inkrafttreten des Reichsvereinsgesetzes am 15. Mai 1908 hob die bis dahin bestehenden landesgesetzlichen Beschränkungen für die Teilnahme der Frauen am politischen Leben auf. Die Mitgliedschaft in einer politischen Partei war nun auch Frauen erlaubt. Sie erreichten in den parteiinternen Aufstellungsverfahren jedoch oft nur hintere Listenplätze.


''Die Selbstverständlichkeit, dass Frauen das [[Aktive Wahlrecht]] - das Recht zu wählen sowie das [[Passive Wahlrecht]] - das Recht gewählt zu werden zugestanden wird, wurde von [[Frauenvereinen]] und ihren Verbänden, sozialen Bewegungen, Parteien - besonders der SPD - über viele Jahre schwer erkämpft.''<ref>https://www.bpb.de/themen/zeit-kulturgeschichte/frauenwahlrecht/278701/der-kampf-der-frauenbewegung-um-das-frauenwahlrecht/</ref>  
''Die Selbstverständlichkeit, dass Frauen das [[Aktive Wahlrecht]] - das Recht zu wählen sowie das [[Passive Wahlrecht]] - das Recht gewählt zu werden zugestanden wird, wurde von [[Frauenvereinen]] und ihren Verbänden, sozialen Bewegungen, Parteien - besonders der SPD - über viele Jahre schwer erkämpft.''<ref>https://www.bpb.de/themen/zeit-kulturgeschichte/frauenwahlrecht/278701/der-kampf-der-frauenbewegung-um-das-frauenwahlrecht/</ref>  




== Wahlvorbereitungen nach dem Reichstagswahlgesetz, das  am 30.November 1918 in Kraft trat ==
== Vorbereitungsarbeiten für den Wahltag ==
Mitarbeiter des Fürther Magistrats gingen von Haus zu Haus um die Namen und Adressen der neuen Wahlberechtigten zu ermitteln.
Mitarbeiter des Fürther Magistrats gingen von Haus zu Haus um die Namen und Adressen der nun neuen Wahlberechtigten zu ermitteln.
Es wurden 65 Wahllokale eingerichtet. Das Bauamt wurde mit der Bereitstellung der Wahlurnen in genügender Anzahl beauftragt.  
Es wurden 65 Wahllokale eingerichtet. Das Bauamt wurde mit der Bereitstellung der Wahlurnen in genügender Anzahl beauftragt.  
Ohne Erfahrung über das Wahlverhalten der weiblichen und zu Teilen neuen männlichen Wählerschaft war es schwierig die Menge der benötigten Wahlzettel und Kuverts einzuschätzen. Für die [[Kreis- Gemeindewahl]] im Juni entschied man sich für 2 verschiedenfarbige Kuverts, um bei der Auszählung zwischen Gemeinde- und Kreis Wahl unterscheiden zu können.
Ohne Erfahrung über das Wahlverhalten der weiblichen und zu Teilen neuen männlichen Wählerschaft war es schwierig die Menge der benötigten Wahlzettel und Kuverts einzuschätzen. Für die [[Kreis- Gemeindewahl]] im Juni entschied man sich für 2 verschiedenfarbige Kuverts, um bei der Auszählung zwischen Gemeinde- und Kreis Wahl unterscheiden zu können.
Jedes der 65 Wahllokale benötigte einen Wahlvorsteher mit einem Stellvertreter und einem Schriftführer und dessen Stellvertreter.  
Jedes der 65 Wahllokale benötigte einen Wahlvorsteher, Schriftführer und dessen Stellvertreter.  
'''Es bestand ein großes politisches Interesse an der Auswertung, wie sich die neue Wählerschaft nach Alter und Geschlecht zusammensetzte. Deshalb wurden neue Anlagen als Hilfslisten erstellt und an die Wahllokale verteilt.'''
'''Es bestand ein großes politisches Interesse an der Auswertung, wie sich die neue Wählerschaft nach Alter und Geschlecht zusammensetzte. Deshalb wurden neue Anlagen als Hilfslisten erstellt und an die Wahllokale verteilt.'''
Die Wahlvorsteher wurden darüber informiert, dass die Anlagen A bis D verpflichtend auszufüllen sind.<br>
Die Wahlvorsteher wurden darüber informiert, dass die Anlagen A bis D verpflichtend auszufüllen sind.<br>
Zeile 35: Zeile 33:
Auch Militärangehörige konnten nach gesonderten Vorgaben das Aktive und Passive Wahlrecht ausüben.
Auch Militärangehörige konnten nach gesonderten Vorgaben das Aktive und Passive Wahlrecht ausüben.


''Für das zeitnahe Auszählen der Wahlzettel mussten Tag und Nacht enorme Überstunden geleistet werden. Es mussten weitere Hilfskräfte eingestellt werden. Die Kosten für die Wahlen waren deutlich höher als bei früheren Wahlen.  
''Für das zeitnahe Auszählen der Wahlzettel mussten Tag und Nacht enorme Überstunden geleistet werden. Es mussten weitere Hilfskräfte eingestellt werden. Die Kosten für die Wahlen waren deutlich höher als bei früheren Wahlen''.  
Für die Übermittlung der Wahlergebnisse nach Ansbach und das Reichsamt für Statistik standen Reiterboten zur Verfügung.
''Für die Übermittlung der Wahlergebnisse nach Ansbach und das Reichsamt für Statistik standen Reiterboten zur Verfügung''.
Das Telegraphenamt wurde um Freihaltung für Übermittlungskapazitäten gebeten.
''Das Telegraphenamt wurde um Freihaltung für Übermittlungskapazitäten gebeten''.
Für die enorme Kostensteigerung hatte alleine der Fürther Magistrat aufzukommen.''<ref>Stadtarchiv Fürth AR 27/8</ref>
''Für die enorme Kostensteigerung hatte alleine der Fürther Magistrat aufzukommen''.<ref>Stadtarchiv Fürth AR 27/8</ref>


= [[Landtagswahl am 12. Januar 1919]] =
= [[Landtagswahl am 12. Januar 1919]] =


Am 07. Dezember 1918 wurde für die Wahl zum Bayerischen Landtag eine neue Wahlordnung erlassen.
Am 07. Dezember 1918 wurde für die Wahl zum Bayerischen Landtag eine neue Wahlordnung erlassen.
In dieser wurde festgelegt, dass ganz Bayern zu einem Wahlkreis mit 133 Stimmkreisen zusammengefasst wird.
In dieser wurde festgelegt, dass das ganze rechtsrheinische Bayern zu einem Wahlkreis mit 133 Stimmkreisen zusammengefasst wird.
Es wurde erstmals nach dem Grundsätzen des Verhältniswahlrechtes gewählt. Wer sich um eines der 180 Abgeordnetenmandate bemühen wollte  
Es wurde erstmals nach den Grundsätzen des Verhältniswahlrechtes gewählt. Wer sich um eines der 180 Abgeordnetenmandate bemühen wollte  
musste wahlberechtigt sein, am Wahltag 25 Jahre sein und mindestens ein halbes Jahr seinen Wohnsitz in Bayern haben.   
musste wahlberechtigt sein, am Wahltag 25 Jahre sein und mindestens ein halbes Jahr seinen Wohnsitz in Bayern haben.   
Die Person musste mittels eines Wahlvorschlages nominiert werden. Dieser muss von mindestens 50 Wahlberechtigten seines Stimmkreises unterzeichnet sein musste.<ref>https://www.historisches-lexikon-bayerns.de/Lexikon/Wahlrecht_(Weimarer_Republik)#Das_Wahlrecht_von_1918/19</ref><br>
Die Person musste mittels eines Wahlvorschlages nominiert werden. Dieser musste von mindestens 50 Wahlberechtigten seines Stimmkreises unterzeichnet sein.<ref>https://www.historisches-lexikon-bayerns.de/Lexikon/Wahlrecht_(Weimarer_Republik)#Das_Wahlrecht_von_1918/19</ref><br>


''Bei vorhergegangenen Wahlen wurden die Stimmenauszählungen in den jeweiligen 133 Bayernweiten Wahlkreisen durch die Wahlkommissare vorgenommen und abgeschlossen. Bei der diesmaligen Wahl hingegen galten - durch die Zusammenlegung zu einem Wahlkreis Bayern rechts des Rheins - andere Regeln.
Bei vorhergegangenen Wahlen wurde die Stimmenauszählungen in den jeweiligen 133 Bayernweiten Wahlkreisen durch die Wahlkommissare vorgenommen. Bei der diesmaligen Wahl hingegen galten - durch die Zusammenlegung zu einem Wahlkreis Bayern rechts des Rheins - andere Regeln.
'''Die Wahlergebnisse in Fürth aus den einzelnen Abstimmungsbezirken mussten sofort nach Feststellung der Wahlergebnisse durch den Wahlboten auf dem schnellsten Weg in die Polizeihauptwache (im Rathaus Neubau) gebracht werden.'''<ref>Stadtarchiv Fürth AR 26/9</ref>
'''Die Fürther Wahlergebnisse aus den einzelnen Abstimmungsbezirken mussten sofort nach der Auszählung durch den Wahlvorsteher auf dem schnellsten Weg in die Polizeihauptwache (im Rathaus Neubau) gebracht werden.'''<ref>Stadtarchiv Fürth AR 26/9</ref>
Von dort wurden die ausgezählten Stimmkreiszettel mit Reiterboten an das  Statistische Landesamt übermittelt.  
Von dort wurden die ausgezählten Stimmkreiszettel mit Reiterboten an das  Statistische Landesamt übermittelt.  
Die ungünstigen Wetterverhältnisse des Winters erschwerten den schnellen Transport.
Die ungünstigen Wetterverhältnisse des Winters erschwerten den schnellen Transport.
Nachdem alle Unterlagen Stimmkreiszettel der 7.166 Stimmbezirken eingetroffen waren, wurden mit einem bis dahin nicht gekannten Arbeitsaufwand das Wahlergebnis der Bayerischen Landtagswahl ermittelt.<ref>Bayerisches Landesamt für Statistik Bibliothek, Zeitschrift des Bayerischen Statistischen Landesamts Einundfünfzigster Jahrgang 1919 52. Band Seite 247</ref>  
Nachdem alle Unterlagen der 7.166 Stimmbezirken in München eingetroffen waren, wurde mit einem bis dahin nicht gekannten Arbeitsaufwand das Wahlergebnis der Bayerischen Landtagswahl ermittelt.<ref>Bayerisches Landesamt für Statistik Bibliothek, Zeitschrift des Bayerischen Statistischen Landesamts Einundfünfzigster Jahrgang 1919 52. Band Seite 247</ref>  


== Wahlergebnisse in Fürth ==
== Wahlergebnisse in Fürth ==
Zeile 80: Zeile 78:
|}<br>
|}<br>


== Wahlvorschläge und Wahlergebnisse in Bayern r.d.Rh. ==
== Wahlvorschläge und Anzahl der gewählten Abgeordneten für den Wahlkreis Bayern r.d.Rh. ==
'''Bayerische Volkspartei'''<br>
'''Bayerische Volkspartei'''<br>
Der Wahlvorschlag bestand aus 108 Männern und 4 Frauen<br>
Der Wahlvorschlag bestand aus 108 Männern und 4 Frauen<br>
Zeile 93: Zeile 91:
'''Wahlvorschlag der Deutschen Volkspartei'''<br>
'''Wahlvorschlag der Deutschen Volkspartei'''<br>
Der Wahlvorschlag bestand aus 57  Männern und 4 Frauen<br>
Der Wahlvorschlag bestand aus 57  Männern und 4 Frauen<br>
''Aus Fürth kandidierte [[Friedrich Eisenbeis]] Hauptlehrer und Gemeindebevollmächtigter auf dem Listenplatz 11<''br>
''Aus Fürth kandidierte [[Friedrich Eisenbeis]] Hauptlehrer und Gemeindebevollmächtigter auf dem Listenplatz 11''<br>
Gewählte Abgeordnete 2 Männer 0 Frauen<br>
Gewählte Abgeordnete 2 Männer 0 Frauen<br>
''Kein Sitz für Fürth''
''Kein Sitz für Fürth''
Zeile 110: Zeile 108:
''Aus Fürth [[Michael Dirscherl]] Bezirksleiter auf dem Listenplatz 12''<br>
''Aus Fürth [[Michael Dirscherl]] Bezirksleiter auf dem Listenplatz 12''<br>
Gewählte Abgeordnete 0 Männer 0 Frauen<br>
Gewählte Abgeordnete 0 Männer 0 Frauen<br>
''Kein Sitz für Fütth''
''Kein Sitz für Fürth''


'''Wahlvorschlag der Mittelstandspartei'''<br>
'''Wahlvorschlag der Mittelstandspartei'''<br>
Zeile 126: Zeile 124:


== Die erste Abgeordnete aus Franken ==
== Die erste Abgeordnete aus Franken ==
[[Wikipedia:Käthe Günther|Käthe Günther]] geboren am 11.Januar 1873 in Gnötzheim/Unterfranken, gestorben am 09.Oktober 1933 in Rothenburg ob der Tauber.
[[Wikipedia:Käthe Günther|Käthe Günther]] geboren am 11.Januar 1873 in Gnötzheim/Unterfranken, gestorben am 09.Oktober 1933 in Rothenburg ob der Tauber. Wohnhaft in Nürnberg kandidierte als Bezirksoberlehrerin auf Platz 14 der Wahlvorschlagsliste der Deutschen Volkspartei.
Als Bezirksoberlehrerin stand sie, wohnhaft in Nürnberg, auf Platz 14 der Wahlvorschlagsliste der Deutschen Volkspartei.
Sie war eine der ersten Landtagsabgeordneten im Bayerischen Landtag. <ref>https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_Mitglieder_des_Bayerischen_Landtags_(Weimarer_Republik,_1._Wahlperiode)</ref>
Im Januar 1919 wurde sie als eine der ersten Frauen für zwei Wahlperioden von 1919 bis 1924 in den Bayerischen Landtag gewählt.
Sie war Mitglied im Ausschuss zur Beratung des Gesetzentwurfes über die Änderung des Volksschullehrergesetzes und des Schulbedarfsgesetzes und im Lehrergesetz-Ausschuss. Ab 15.07.1920 im Präsidium des Landtags als 3. Schriftführerin tätig.<ref>https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_Mitglieder_des_Bayerischen_Landtags_(Weimarer_Republik,_1._Wahlperiode)</ref>




= [[Wikipedia:Wahl zur Deutschen Nationalversammlung am 19. Januar 1919|Wahl der verfassungsgebenden Deutschen Nationalversammlung am 19. Januar 1919]] =
= Wahl der verfassungsgebenden Deutschen Nationalversammlung am 19. Januar 1919 =
[[Datei:Stadtarchiv Fürth, AR 27 11, (1).jpg|thumb|left|Reichs Gesetzblatt Nr. 167 zur Wahl der Deutschen Nationalversammlung 1919]]<br>
[[Datei:Stadtarchiv Fürth, AR 27 11, (1).jpg|thumb|left|Reichs Gesetzblatt Nr. 167 zur Wahl der Deutschen Nationalversammlung 1919]]<br>
[[Die Wahl zur Deutschen Nationalversammlung]] fand am [[19. Januar 1919]] statt. Sie war die erste reichsweite Wahl nach der Novemberrevolution von 1918 und hatte die Bildung der verfassunggebenden Weimarer Nationalversammlung zum Ziel. Auch sollte der provisorische Nationalrat, der Rat der Volksbeauftragten - dem auch die späteren Landtagsabgeordneten [[Wikipedia:Emilie Mauerer]] (SPD), [[Wikipedia:Aloisia Eberle|Aloisia]], (BVB) und Dr. [[Wikipedia:Rosa Kempf|Rosa Kempf]] (DDP) angehörten - durch eine demokratisch legitimierte Regierung abgelöst werden. Sie war die erste reichsweite Wahl nach dem Verhältniswahlrecht.
Die Wahl zur Deutschen Nationalversammlung fand am [[19. Januar 1919]] statt. Sie war die erste reichsweite Wahl nach der Novemberrevolution von 1918 und hatte die Bildung der verfassunggebenden Weimarer Nationalversammlung zum Ziel. Auch sollte der provisorische Nationalrat, der Rat der Volksbeauftragten - dem auch die späteren Landtagsabgeordneten [[Wikipedia:Emilie Mauerer|Emilie Maurer]] (SPD), [[Wikipedia:Aloisia Eberle|Aloisia]], (BVB) und Dr. [[Wikipedia:Rosa Kempf|Rosa Kempf]] (DDP) angehörten - durch eine demokratisch legitimierte Regierung abgelöst werden. Sie war die erste reichsweite Wahl nach dem Verhältniswahlrecht.
Wahlberechtigt waren alle deutschen Männer und Frauen, die am Wahltag das 20. Lebensjahr vollendet hatten.  
'''Die Regierungsbezirke - Wahlkreise - Oberfranken, Unterfranken und Mittelfranken bildeten den 26.Reichswahlkreis.'''
Nicht wahlberechtigt waren Personen die entmündigt waren oder unter vorläufiger Vormundschaft standen. Auch der Entzug der [[Wikipedia:Bürgerlichen Ehrenrechte 1919|Bürgerlichen Ehrenrechte]] führten zu dem [[Entzug des Wahlrechts]].
Es waren 15 Abgeordnete zu wählen.<br>
Das Passive Wahlrecht hatten alle wahlberechtigten Männer und Frauen die am Wahltag das 20. Lebensjahr vollendet hatten und seid mindestens einem Jahr Deutsche waren. (§5 R.W.G.) Die Wahlvorschläge mussten von mindestens 100 im Wahlkreis wahlberechtigten Personen unterschrieben sein.<ref>Stadtarchiv Fürth AR 27/8</ref><br>
<ref>https://de.wikipedia.org/wiki/Wahl_zur_Deutschen_Nationalversammlung</ref>
 
 




'''Die Wahlberechtigten und die Wahlbeteiligung in dem 26. Reichswahlkreis nach Geschlecht Alter'''.<ref>Bayerisches Landesamt für Statistik Bibliothek, Zeitschrift des Bayerischen Statistischen Landesamts Jg. 51 Jahr 1919 Heft 1,2 Seite 247-252</ref><br>
{| class="wikitable"
| Alter        ||Männlich 20 J.||Weiblich 20 J.||Männlich 21-25 J.||Weiblich 21-25 J.||Männlich 25 J.u.m.||Weiblich 25 J.u.m.
|-
| Wahlberecht. || 17.776      || 20.914      || 78.626          || 102.691        ||532.435          || 615.023 
|-
| Wahlbeteil.  || 10.673      || 18.150      || 55.704          || 87.043          || 464.115          || 508.181 
|-
| Prozent      || 60,0        || 86,3        || 70,8            || 84,8            || 87,2            || 82,6
|}


Die [[Wikipedia:Regierungsbezirke Ober- Mittel- und Unterfranken 1919|Regierungsbezirke Ober- Mittel- und Unterfranken]]bilden den 26.Reichswahlkreis. Es sind 15 Abgeordnete zu wählen.<br>
Wer für ein Abgeordnetenmandat in der Deutschen Nationalversammlung kandidieren wollte musste seid mindestens 1 Jahr Deutscher sein, wahlberechtigt, und am Wahltag 20 Jahre alt sein. Die Person musste mittels eines Wahlvorschlages nominiert werden. Der Wahlvorschlag musste von mindestens 100 wahlberechtigten Personen im eigenen Wahlkreis unterschrieben sein.<ref>Stadtarchiv Fürth AR 27/8</ref><br>
<ref>https://de.wikipedia.org/wiki/Wahl_zur_Deutschen_Nationalversammlung</ref>


== Wahlergebnisse in Fürth ==
== Wahlergebnisse in Fürth ==
Zeile 162: Zeile 163:
| E. ''Luitpold Weilnböck''Bayr. Mittelp. u. National. Partei        ||  3,4 %                                   
| E. ''Luitpold Weilnböck''Bayr. Mittelp. u. National. Partei        ||  3,4 %                                   
|}<br>
|}<br>
== Wahlvorschläge und Wahlergebnisse der 4 bayerischen Wahlkreise (26. Reichswahlkreis) ergeben ==
<ref>Bayerisches Landesamt für Statistik Bibliothek, Zeitschrift des Bayerischen Statistischen Landesamts Jg. 51 Jahr 1919 Heft 4 Seite 888</ref>  
<ref>Bayerisches Landesamt für Statistik Bibliothek, Zeitschrift des Bayerischen Statistischen Landesamts Jg. 51 Jahr 1919 Heft 4 Seite 888</ref>  


''Die Wahlberechtigten und Wähler innerhalb der 4 bayerischen Wahlkreise (26. Reichswahlkreis) nach Geschlecht und Alter''<br>
== Wahlvorschläge und Anzahl der gewählten Abgeordneten in dem 26. Reichswahlkreis ==
''die an der Wahl zur Deutschen Nationalversammlung in Bayern teilgenommen haben''
{| class="wikitable"
| Alter        ||Männlich 20 J.||Weiblich 20 J.||Männlich 21-25 J.||Weiblich 21-25 J.||Männlich 25 J.u.m.||Weiblich 25 J.u.m.
|-
| Wahlberecht. || 17.776      || 20.914      || 78.626          || 102.691        ||532.435          || 615.023 
|-
| Wahlbeteil.  || 10.673      || 18.150      || 55.704          || 87.043          || 464.115          || 508.181 
|-
| Prozent      || 60,0        || 86,3        || 70,8            || 84,8            || 87,2            || 82,6
|}
 
 
 
<br><ref>Bayerisches Landesamt für Statistik Bibliothek, Zeitschrift des Bayerischen Statistischen Landesamts Jg. 51 Jahr 1919 Heft 1,2 Seite 247-252</ref>
'''A. Wahlvorschlag ''Dr. Braun'' Sozialdemokratische Partei'''<br><ref>Bayerisches Landesamt für Statistik Bibliothek, Zeitschrift des Bayerischen Statistischen Landesamts Jg. 51 Jahr 1919 Heft 4 Seite 886-887</ref>  
'''A. Wahlvorschlag ''Dr. Braun'' Sozialdemokratische Partei'''<br><ref>Bayerisches Landesamt für Statistik Bibliothek, Zeitschrift des Bayerischen Statistischen Landesamts Jg. 51 Jahr 1919 Heft 4 Seite 886-887</ref>  
Der Wahlvorschlag bestand aus 14 Männern und 1 Frau<br>
Der Wahlvorschlag bestand aus 14 Männern und 1 Frau<br>
Zeile 209: Zeile 194:


=== Die erste Abgeordnete aus Franken ===
=== Die erste Abgeordnete aus Franken ===
Im November 1919 wurde '''[[Wikipedia:Helene Grünberg]]''' als eine der ersten weiblichen Abgeordneten im Nachrückverfahren Mitglied der Weimarer Nationalversammlung aus dem [[Wahlkreis Franken]].
[[Wikipedia:Helene Grünberg|Helene Grünberg]] geboren am 28. Juni 1874 in Berlin, gestorben am 07.Juli 1928 in Nürnberg.
[[Helene Grünberg]] wurde am am 28. Juni 1874 in Berlin als Tochter eines Berliner Restaurateurs geborenen. Nach dem Besuch der Volkschule absolvierte Sie eine handwerkliche Ausbildung zur Schneiderin. In den 1890 Jahren trat Sie in die [[Sozialdemokratische Partei Deutschlands]] ein. 1896 wurde Sie Mitglied der [[Wikipedia:Gewerkschaftsbewegung 1896|Gewerkschaftsbewegung]] in der sie sich stark dem Thema Dienstmädchen, Wasch -und Putzfrauen annahm.
Wohnhaft in Nürnberg kandidierte sie als Arbeitersekretärin auf Listenplatz 6 der Wahlvorschlagsliste der Sozialdemokratischen Partei.
In der SPD engagierte Grünberg sich vor allem in der [[Wikipedia:sozialdemokratische Frauenbewegung|sozialdemokratischen Frauenbewegung. In dieser zählte sie zu den ersten Frauen, die in Deutschen Reich öffentlich als [[wikipedia:politische Rednerinnen]] auftraten. [[Helene Grünberg]]starb in Nürnberg am 07.Juli 1928 durch Freitod.
Im November 1919 zieht Sie als Nachrückerin in die Deutsche Nationalversammlung ein. Sie hält dort die ersten öffentlichen Reden als Frau.


=== [[Wikipedia:Frauenpolitische Themen im Reichstag]] ===
=== [[Frauenpolitische Themen im Reichstag]] ===
Während der ersten Legislaturperiode der Weimarer Republik, waren nach den Reichstagswahlen von 1919, 37 von 421 Sitzen von Frauen besetzt.
Während der ersten Legislaturperiode der Weimarer Republik, waren nach den Reichstagswahlen von 1919,<br>
Viele weibliche Abgeordnete setzten sich nun für jene Themen ein, für die sie sich bereits zuvor in [[Frauenvereinen]], [[Frauenverbänden]] und Parteien eingesetzt hatten.
37 von 423 Sitzen von Frauen besetzt.
Verfassungsartikel, bei denen auch spätere Parlamentarierinnen besonders mitwirkten, waren z. B. die [[wikipedia:grundsätzliche Gleichberechtigung von Mann und Frau|grundsätzliche Gleichberechtigung von Mann und Frau]] (Art. 109 Abs. 2 WRV) und die Aufhebung der Entlassung von Beamtinnen bei Heirat (Art. 128 WRV).
Viele weibliche Abgeordnete setzten den Schwerpunkte ihrer politischen Arbeit bei Themen die in den Frauenvereinen ausgearbeitet waren.
Einfachgesetzliche Initiativen im Reichstag betrafen beispielsweise die Zulassung von Frauen zu juristischen Berufen, ein Heimarbeitergesetz,  die Erweiterung des Mutterschutzes, das Wahlrecht von Frauen zu den Kaufmanns- und Gewerbegerichten,[18] das Hausangestelltenrecht, Fragen des Ehe- und Familienrechts, den Umgang mit Prostitution, den Abtreibungsparagraphen, die Regelung der Jugendwohlfahrt, das Jugendgerichtsgesetz, die Mädchenbildung oder die Erwerbsarbeit von Frauen.<ref>https://de.wikipedia.org/wiki/Frauenwahlrecht_(Deutschland)#Wahl_zur_deutschen_Nationalversammlung</ref> <br>
Bildung für Mädchen und Frauen, Erwerbsarbeit von Frauen, Ungewollte Schwangerschaft.
Verfassungsartikel, bei denen auch spätere Parlamentarierinnen besonders mitwirkten, waren z. B. die grundsätzliche Gleichberechtigung von Mann und Frau.<ref>https://de.wikipedia.org/wiki/Frauenwahlrecht_(Deutschland)#Wahl_zur_deutschen_Nationalversammlung</ref> <br>


= [[Kreistags - Gemeindewahl]] [[15. Juni 1919]] =  
= [[Kreistags - Gemeindewahl]] [[15. Juni 1919]] =  
Der erste Termin 25. Mai 1919 wurde auf den 15. Juni 1919 verschoben. Bekanntmachung in dem Fürther Intelligenzblatt vom 17.Mai 1919<ref>Stadtarchiv Fürth Fach 18 Neu 201</ref>
Der erste Termin 25. Mai 1919 wurde auf den 15. Juni 1919 verschoben. Bekanntmachung in dem Fürther Intelligenzblatt vom 17.Mai 1919<ref>Stadtarchiv Fürth Fach 18 Neu 201</ref>
Die Gemeindewahl in der Stadtgemeinde Fürth fand zugleich mit der Wahl der Vertreter für den Kreistag (Landrat) für Mittelfranken am Sonntag den 15. Juni 1919 statt. Bei der [[Gemeindewahl 15. Juni 1919|Gemeindewahl]] waren 40 Stadträte nach der Grundsätzen des [[Wikipedia:Verhältniswahlrecht 1919| Verhältniswahlrechtes]] zu wählen.
Die Gemeindewahl in der Stadtgemeinde Fürth fand zugleich mit der Wahl der Vertreter für den Kreistag (Landrat) für Mittelfranken am Sonntag den 15. Juni 1919 statt. Bei der [[Gemeindewahl 15. Juni 1919|Gemeindewahl]] waren 40 Stadträte nach der Grundsätzen des Verhältniswahlrechtes zu wählen.
Personen die infolge Verlegung des Wahltermins in der Zeit vom 25.Mai 1919 bis 15 Juni 1919 noch wahlstimmberechtigt wurden, mussten innerhalb der vorbezeichneten Einspruchsfrist Antrag auf nachträgliche Aufnahme in die Wählerliste stellen.
Personen die infolge Verlegung des Wahltermins in der Zeit vom 25.Mai 1919 bis 15 Juni 1919 noch wahlstimmberechtigt wurden, mussten innerhalb der vorbezeichneten Einspruchsfrist Antrag auf nachträgliche Aufnahme in die Wählerliste stellen.
Dasselbe galt für Militärpersonen die vor dem Eintritt in den Heeresdienst noch nicht in die Wählerlisten aufgenommen waren.<ref>Stadtarchiv Fürth Fach 131/60</ref><br>
Dasselbe galt für Militärpersonen die vor dem Eintritt in den Heeresdienst noch nicht in die Wählerlisten aufgenommen waren.<ref>Stadtarchiv Fürth Fach 131/60</ref><br>Die Aufnahme ermöglichte Ihnen auch in den Kasernen wählen zu können.
Wahlberechtigt waren alle deutschen Männer und Frauen, die am Wahltag das 20. Lebensjahr vollendet hatten. Die bayerische Staatsangehörigkeit besaßen, mindestens ein halbes Jahr in Fürth b.z.w. in Mittelfanken wohnten und im Besitz der [[Bürgerlichen Ehrenrechte]] wahren. Militärpersonen die sich am Wahltag beurlaubt in der Gemeinde aufhielten. Es gab für diese auch die Möglichkeit in den Kasernen zu wählen wenn sie in die Wählerliste in Ihrer Heimatgemeinde Fürth aufgenommen waren. Nicht wahlberechtigt waren Personen die entmündigt waren oder unter vorläufiger Vormundschaft standen. Auch der [[Wikipedia:Entzug der Bürgerlichen Ehrenrechte|Entzug der Bürgerlichen Ehrenrechte]] führten zu dem Entzug des Wahlrechts.<ref>Stadtarchiv Fürth Fach 131/61</ref>
Wer als Gemeindebeauftragter kandidieren wollte musste wahlberechtigt sein, am Wahltag das 25. Lebensjahr vollendet haben. Die bayerische Staatsangehörigkeit besitzen und mindestens ein halbes Jahr in Fürth bzw. in Mittelfranken wohnen.
Voraussetzung für das [[Passive Wahlrecht]] - sich auf einem Wahlvorschlag einer Partei aufstellen zu lassen - war die Vollendung des 25. Lebensjahres und wahlberechtigt zu sein. Die Wahlvorschläge der einzelnen Parteien benötigen für Ihre Gültigkeit mindestens 20 Unterschriften wahlberechtigter Personen mit der Angabe des Namens und des Wohnortes. Für die Wahl der [[Gemeindebevollmächtigte|Gemeindebevollmächtigten]]mussten die Listen mit den Wahlvorschlägen rechtzeitig bei dem Gemeindewahlausschuss eingereicht und für gültig erklärt werden. ''Es wurde darauf aufmerksam gemacht, dass die Wähler an diese Wahlvorschläge gebunden waren. Sie konnten sich nur für den einen oder anderen dieser hier bekanntgegebenen Wahlvorschläge im Ganzen entscheiden. Stimmen die für andere Wahlvorschläge oder Personen abgegeben wurden waren ungültig. '''Als gewählt galten in der Reihenfolge der Benennung auf dem Wahlvorschlag so viele Bewerber, als dem Wahlvorschlag Sitze zufielen. Die nicht gewählten Bewerber galten in der Reihenfolge der Benennung nach als Ersatzmänner für den Fall des Wegfalls eines Gewählten.'''
Die Person musste mittels eines Wahlvorschlages nominiert werden. Der Wahlvorschlag musste von mindestens 20 wahlberechtigten Personen unterschrieben sein. Die Angabe des Namens und des Wohnortes wurde verlangt. Für die Wahl der Gemeindebevollmächtigten mussten die Listen mit den Wahlvorschlägen rechtzeitig bei dem Gemeindewahlausschuss eingereicht und für gültig erklärt werden. ''
Die Wahlberechtigten wurden darauf aufmerksam gemacht, dass sie sich nur für einen Wahlvorschlag im Ganzen entscheiden konnten. Die Stimmabgabe für einzelne Personen führte zur Ungültigkeit der abgegeben Stimme. '''Als gewählt galten in der Reihenfolge der Benennung auf dem Wahlvorschlag so viele Bewerber, als dem Wahlvorschlag Sitze zufielen. Die nicht gewählten Bewerber galten in der Reihenfolge der Benennung nach als Ersatzmänner für den Fall des Wegfalls eines Gewählten.'''<ref>Stadtarchiv Fürth Fach 131/61</ref>


Es wurden 63 Abstimmungsbezirke in der Gemeinde Fürth eingerichtet. Männer und Frauen wählten nicht in getrennten Räumlichkeiten.
Es wurden 63 Abstimmungsbezirke in der Gemeinde Fürth eingerichtet. Männer und Frauen wählten nicht in getrennten Räumlichkeiten.
Zeile 242: Zeile 229:
''' <ref>Stadtarchiv Fürth Fach 131/64</ref>
''' <ref>Stadtarchiv Fürth Fach 131/64</ref>


== Wahlvorschläge und Wahlergebnisse ==  
== Wahlvorschläge und Anzahl der gewählten Gemeindebevollmächtigten im Wahlkreis Fürth ==  
'''Wahlkreis Fürth'''
*Wahlberechtigte Personen  21.274 Frauen 17.365 Männer
*Wahlberechtigte Personen  21.274 Frauen 17.365 Männer
*Personen die gewählt haben 14.950 Frauen 13.028 Männer
*Personen die gewählt haben 14.950 Frauen 13.028 Männer
Zeile 294: Zeile 280:
''Gewählte Gemeindebevollmächtigte, 2 Männer 0 Frauen''
''Gewählte Gemeindebevollmächtigte, 2 Männer 0 Frauen''


Um bereits am nächsten Tag der Gemeindewahl Montag den 16.Juni 1919 nachmittags um 4 Uhr im Sitzungssaal des Rathauses
die Feststellung des Wahlergebnisses der Gemeindewahl durchführen zu können, musste mit erheblichen Überstunden und personeller Unterstützung auch von Schutzmännern an der Auszählung der Wahlergebnisse gearbeitet werden. Die Verdreifachung der Wahlberechtigten machte sich auch hier deutlich bemerkbar.


Bereits einen Tag nach der Wahl Montag 16.Juni 1919 findet nachmittags um 4 Uhr im Sitzungssaal Zimmer Nr. 36 des Rathauses die Feststellung des Wahlergebnisses der Gemeindewahl statt.
Am Dienstag, den 17.Juni 1919 nachmittags um 4 Uhr erfolgt im Sitzungssaal, Zimmer Nr. 36 des Rathauses, die Erklärung der Gewählten über die Annahme zur Wahl.
= Bilder =


= Einzelnachweise =
= Einzelnachweise =

Aktuelle Version vom 20. Dezember 2025, 11:10 Uhr

Einführung Frauenwahlrecht in Deutschland November 1918

Nach der Novemberrevolution und dem Ende des Deutschen Kaiserreichs hatte der Rat der Volksbeauftragten am 12. November 1918 in Berlin das als demokratisch geltende gleiche, geheime, direkte und allgemeine Wahlrecht für alle mindestens 20 Jahre alten Frauen und Männer ausgerufen. Von 1850 bis 1918 galt das feudale Dreiklassenwahlrecht, das nur wohlhabenden mindestens einjährig steuerpflichtigen Männern mit Bürgerrechten die Teilhabe an Wahlen zugestand[1] Für Frauen sah die Gemeindeordnung in dem rechtsrheinischen Bayern 1869 eine Teilnahme an Wahlen nur sehr selten vor. Das Bürgerrecht konnten nur ledige verwitwete oder geschiedene Frauen, die ein besteuertes Wohnhaus besaßen, beantragen. Das nun erhaltene Stimmrecht musste jedoch stellvertretend von einem Mann ausgeführt werden.[2]]] Das Reichstagswahlgesetz trat am 30. November 1918 in Kraft. Das Verhältniswahlrecht wurde eingeführt. Das Alter für das Aktive Wahlrecht - das Recht zu wählen - wurde für alle Frauen und Männer von 25 Jahren auf 20 Jahre am Wahltag herabgesetzt. Das Passive Wahlrecht - das Recht gewählt zu werden. Auf einer Wahlliste zu kandidieren. Durch den Verlust der Bürgerlichen Ehrenrechte sowie dem Vorliegen von Entmündigung oder der Einschaltung eines Vormunds konnte das Wahlrecht den Wahlberechtigten mit einem Richterlichen Beschluss entzogen werden.

Die Zahl der Wahlberechtigten zu früheren Wahlen hatte sich verdreifacht

Bereits 2 Monate nach Ausrufung des neuen Wahlrechts hatten die Wahlberechtigten bereits am 12. Januar 1919 bei der Landtagswahl Bayern, eine Woche später, am 19.Januar 1919 , bei der Wahl zur Deutschen Nationalversammlung und am 15.Juni 1919 bei den Kreis-Gemeindewahlen die Möglichkeit von Ihrem neuen Mitbestimmungsrecht Gebrauch zu machen.


Die Frauenbewegung in Deutschland, organisiert in Frauenvereinen, forderte seit dem 19. Jahrhundert gleiche Rechte für Frauen auf Bildung, Erziehung und die Möglichkeit der aktiven politischen Teilhabe.

Heraus mit dem Frauenwahlrecht

Bis 1908 war Frauen in Preußen und Bayern jede politische Betätigung verboten. Das Inkrafttreten des Reichsvereinsgesetzes am 15. Mai 1908 hob die bis dahin bestehenden landesgesetzlichen Beschränkungen für die Teilnahme der Frauen am politischen Leben auf. Die Mitgliedschaft in einer politischen Partei war nun auch Frauen erlaubt. Sie erreichten in den parteiinternen Aufstellungsverfahren jedoch oft nur hintere Listenplätze.

Die Selbstverständlichkeit, dass Frauen das Aktive Wahlrecht - das Recht zu wählen sowie das Passive Wahlrecht - das Recht gewählt zu werden zugestanden wird, wurde von Frauenvereinen und ihren Verbänden, sozialen Bewegungen, Parteien - besonders der SPD - über viele Jahre schwer erkämpft.[3]


Vorbereitungsarbeiten für den Wahltag

Mitarbeiter des Fürther Magistrats gingen von Haus zu Haus um die Namen und Adressen der nun neuen Wahlberechtigten zu ermitteln. Es wurden 65 Wahllokale eingerichtet. Das Bauamt wurde mit der Bereitstellung der Wahlurnen in genügender Anzahl beauftragt. Ohne Erfahrung über das Wahlverhalten der weiblichen und zu Teilen neuen männlichen Wählerschaft war es schwierig die Menge der benötigten Wahlzettel und Kuverts einzuschätzen. Für die Kreis- Gemeindewahl im Juni entschied man sich für 2 verschiedenfarbige Kuverts, um bei der Auszählung zwischen Gemeinde- und Kreis Wahl unterscheiden zu können. Jedes der 65 Wahllokale benötigte einen Wahlvorsteher, Schriftführer und dessen Stellvertreter. Es bestand ein großes politisches Interesse an der Auswertung, wie sich die neue Wählerschaft nach Alter und Geschlecht zusammensetzte. Deshalb wurden neue Anlagen als Hilfslisten erstellt und an die Wahllokale verteilt. Die Wahlvorsteher wurden darüber informiert, dass die Anlagen A bis D verpflichtend auszufüllen sind.

Wählerliste nach Geschlecht und Alter. Hilfsliste A
Meldung der Wahlbeteiligung nach Geschlecht und Alter. Hilfsliste D

Auch Militärangehörige konnten nach gesonderten Vorgaben das Aktive und Passive Wahlrecht ausüben.

Für das zeitnahe Auszählen der Wahlzettel mussten Tag und Nacht enorme Überstunden geleistet werden. Es mussten weitere Hilfskräfte eingestellt werden. Die Kosten für die Wahlen waren deutlich höher als bei früheren Wahlen. Für die Übermittlung der Wahlergebnisse nach Ansbach und das Reichsamt für Statistik standen Reiterboten zur Verfügung. Das Telegraphenamt wurde um Freihaltung für Übermittlungskapazitäten gebeten. Für die enorme Kostensteigerung hatte alleine der Fürther Magistrat aufzukommen.[4]

Landtagswahl am 12. Januar 1919

Am 07. Dezember 1918 wurde für die Wahl zum Bayerischen Landtag eine neue Wahlordnung erlassen. In dieser wurde festgelegt, dass das ganze rechtsrheinische Bayern zu einem Wahlkreis mit 133 Stimmkreisen zusammengefasst wird. Es wurde erstmals nach den Grundsätzen des Verhältniswahlrechtes gewählt. Wer sich um eines der 180 Abgeordnetenmandate bemühen wollte musste wahlberechtigt sein, am Wahltag 25 Jahre sein und mindestens ein halbes Jahr seinen Wohnsitz in Bayern haben. Die Person musste mittels eines Wahlvorschlages nominiert werden. Dieser musste von mindestens 50 Wahlberechtigten seines Stimmkreises unterzeichnet sein.[5]

Bei vorhergegangenen Wahlen wurde die Stimmenauszählungen in den jeweiligen 133 Bayernweiten Wahlkreisen durch die Wahlkommissare vorgenommen. Bei der diesmaligen Wahl hingegen galten - durch die Zusammenlegung zu einem Wahlkreis Bayern rechts des Rheins - andere Regeln. Die Fürther Wahlergebnisse aus den einzelnen Abstimmungsbezirken mussten sofort nach der Auszählung durch den Wahlvorsteher auf dem schnellsten Weg in die Polizeihauptwache (im Rathaus Neubau) gebracht werden.[6] Von dort wurden die ausgezählten Stimmkreiszettel mit Reiterboten an das Statistische Landesamt übermittelt. Die ungünstigen Wetterverhältnisse des Winters erschwerten den schnellen Transport. Nachdem alle Unterlagen der 7.166 Stimmbezirken in München eingetroffen waren, wurde mit einem bis dahin nicht gekannten Arbeitsaufwand das Wahlergebnis der Bayerischen Landtagswahl ermittelt.[7]

Wahlergebnisse in Fürth

Wahlberechtigte Männer 24.417 Frauen 22.844
Gewählt haben Männer 17.916 73,4 % Frauen 20.445 89,35 %

Wahlergebnis Abstimmungsbezirk 54
Partei in Prozent
Bayerische Volkspartei 4,6 %
Sozialdemokratischen Partei 57,4 %
Deutschen Volkspartei 24,2 %
Demokratisch Sozialistische Bürgerpartei 0,01 %
Bayerischer Bauernverbund 0,01 %
Nationale Partei u. Bayer. Mittelpartei 5,9 %
Unabhängige sozialdemokratische Partei 6,5 %
Mittelstandspartei -
Bund der Berufs-Unteroffiziere Bayerns 1,8 %


Wahlvorschläge und Anzahl der gewählten Abgeordneten für den Wahlkreis Bayern r.d.Rh.

Bayerische Volkspartei
Der Wahlvorschlag bestand aus 108 Männern und 4 Frauen
Gewählte Abgeordnete 6 Männer und 0 Frauen

Sozialdemokratischen Partei Bayerns
Der Wahlvorschlag bestand aus 93 Männern und 3 Frauen
Aus Fürth kandidierte Fritz Endres Arbeitersekretär und Gemeindebevollmächtigter auf dem Listenplatz 22
Gewählte Abgeordnete 6 Männer und 0 Frauen
Kein Sitz für Fürth

Wahlvorschlag der Deutschen Volkspartei
Der Wahlvorschlag bestand aus 57 Männern und 4 Frauen
Aus Fürth kandidierte Friedrich Eisenbeis Hauptlehrer und Gemeindebevollmächtigter auf dem Listenplatz 11
Gewählte Abgeordnete 2 Männer 0 Frauen
Kein Sitz für Fürth

Wahlvorschlag des Bayerischen Bauernbundes
Der Wahlvorschlag bestand aus 58 Männer und 0 Frauen
Gewählte Abgeordnete 1 Mann und 0 Frauen

Wahlvorschlag der Nationalliberalen Partei in Bayern und der Bayerischen Mittelpartei
Der Wahlvorschlag bestand aus 22 Männer und 1 Frau
Gewählte Abgeordnete 0 Männer und 0 Frauen

Wahlvorschlag der Unabhängigen sozialdemokratischen Partei
Der Wahlvorschlag bestand aus 50 Männern und 4 Frauen
Aus Fürth kandidierte Julius Halles Uhrmacher auf dem Listenplatz 9
Aus Fürth Michael Dirscherl Bezirksleiter auf dem Listenplatz 12
Gewählte Abgeordnete 0 Männer 0 Frauen
Kein Sitz für Fürth

Wahlvorschlag der Mittelstandspartei
Der Wahlvorschlag bestand aus 10 Männer und 0 Frauen
Gewählte Abgeordnete 0 Männer und 0 Frauen

Wahlvorschlag des Bundes der Berufs-Unteroffiziere Bayerns
Der Wahlvorschlag bestand aus 4 Männern
Gewählte Abgeordnete 0 Männer

Wahlvorschlag der Demokratisch-sozialistischen Bürgerpartei
Der Wahlvorschlag bestand aus 5 Männern und 0 Frauen

Gesamtergebnis der Landtagwahlen[8]

Die erste Abgeordnete aus Franken

Käthe Günther geboren am 11.Januar 1873 in Gnötzheim/Unterfranken, gestorben am 09.Oktober 1933 in Rothenburg ob der Tauber. Wohnhaft in Nürnberg kandidierte als Bezirksoberlehrerin auf Platz 14 der Wahlvorschlagsliste der Deutschen Volkspartei. Sie war eine der ersten Landtagsabgeordneten im Bayerischen Landtag. [9]


Wahl der verfassungsgebenden Deutschen Nationalversammlung am 19. Januar 1919

Reichs Gesetzblatt Nr. 167 zur Wahl der Deutschen Nationalversammlung 1919


Die Wahl zur Deutschen Nationalversammlung fand am 19. Januar 1919 statt. Sie war die erste reichsweite Wahl nach der Novemberrevolution von 1918 und hatte die Bildung der verfassunggebenden Weimarer Nationalversammlung zum Ziel. Auch sollte der provisorische Nationalrat, der Rat der Volksbeauftragten - dem auch die späteren Landtagsabgeordneten Emilie Maurer (SPD), Aloisia, (BVB) und Dr. Rosa Kempf (DDP) angehörten - durch eine demokratisch legitimierte Regierung abgelöst werden. Sie war die erste reichsweite Wahl nach dem Verhältniswahlrecht. Die Regierungsbezirke - Wahlkreise - Oberfranken, Unterfranken und Mittelfranken bildeten den 26.Reichswahlkreis. Es waren 15 Abgeordnete zu wählen.
[10]


Die Wahlberechtigten und die Wahlbeteiligung in dem 26. Reichswahlkreis nach Geschlecht Alter.[11]

Alter Männlich 20 J. Weiblich 20 J. Männlich 21-25 J. Weiblich 21-25 J. Männlich 25 J.u.m. Weiblich 25 J.u.m.
Wahlberecht. 17.776 20.914 78.626 102.691 532.435 615.023
Wahlbeteil. 10.673 18.150 55.704 87.043 464.115 508.181
Prozent 60,0 86,3 70,8 84,8 87,2 82,6

Wer für ein Abgeordnetenmandat in der Deutschen Nationalversammlung kandidieren wollte musste seid mindestens 1 Jahr Deutscher sein, wahlberechtigt, und am Wahltag 20 Jahre alt sein. Die Person musste mittels eines Wahlvorschlages nominiert werden. Der Wahlvorschlag musste von mindestens 100 wahlberechtigten Personen im eigenen Wahlkreis unterschrieben sein.[12]

Wahlergebnisse in Fürth

Partei Prozent
A. Dr. Adolf Braun Sozialdemokratische Partei 58,4 %
B. Josef Simon Unabängige Sozialdemokratische Partei 7,4 %
C. Konrad Weiß Deutsche Volkspartei 25,5 %
D. Peter Tremmel Bayerische Volkspartei 5,8 %
E. Luitpold WeilnböckBayr. Mittelp. u. National. Partei 3,4 %


[13]

Wahlvorschläge und Anzahl der gewählten Abgeordneten in dem 26. Reichswahlkreis

A. Wahlvorschlag Dr. Braun Sozialdemokratische Partei
[14] Der Wahlvorschlag bestand aus 14 Männern und 1 Frau
Aus Fürth kandidierte Johann VogelParteisekretär auf dem Listenplatz 2
Gewählte Abgeordnete 5 Männer 0 Frauen
Davon aus Fürth Johann Vogel Parteisekretär

B. Wahlvorschlag Simon Unabhängige Sozialdemokratische Partei
Der Wahlvorschlag bestand aus 14 Männer und 1 Frau
Aus Fürth kandidierte Peter Koch Gewerkschaftsbeamter auf dem Listenplatz 3
Gewählte Abgeordnete 1 Mann und 0 Frauen

C. Wahlvorschlag Weiß Deutsche Volkspartei
Der Wahlvorschlag bestand aus 14 Männern und 1 Frau
Aus Fürth kandidierte Christian Müller Hauptschriftleiter auf dem Listenplatz 6
Aus Fürth kandidierte Heinrich Bauer Handlungsgehhilfe auf dem Listenplatz 15
Gewählte Abgeordnete 3 Männer und 0 Frauen

D. Wahlvorschlag Tremmel Bayerische Volkspartei
Der Wahlvorschlag bestand aus 14 Männern und 3 Frauen
Gewählte Abgeordnete 5 Männer und 0 Frauen

E. Wahlvorschlag Weilnböck Bayer. Mittelpartei u Nationalliberale Partei
Der Wahlvorschlag bestand aus 14 Männer und 1 Frau
Gewählte Abgeordnete 1 Mann 0 Frauen

Gesamtergebnis der Wahl zur deutschen Nationalversammlung [15]

Die erste Abgeordnete aus Franken

Helene Grünberg geboren am 28. Juni 1874 in Berlin, gestorben am 07.Juli 1928 in Nürnberg. Wohnhaft in Nürnberg kandidierte sie als Arbeitersekretärin auf Listenplatz 6 der Wahlvorschlagsliste der Sozialdemokratischen Partei. Im November 1919 zieht Sie als Nachrückerin in die Deutsche Nationalversammlung ein. Sie hält dort die ersten öffentlichen Reden als Frau.

Frauenpolitische Themen im Reichstag

Während der ersten Legislaturperiode der Weimarer Republik, waren nach den Reichstagswahlen von 1919,
37 von 423 Sitzen von Frauen besetzt. Viele weibliche Abgeordnete setzten den Schwerpunkte ihrer politischen Arbeit bei Themen die in den Frauenvereinen ausgearbeitet waren. Bildung für Mädchen und Frauen, Erwerbsarbeit von Frauen, Ungewollte Schwangerschaft. Verfassungsartikel, bei denen auch spätere Parlamentarierinnen besonders mitwirkten, waren z. B. die grundsätzliche Gleichberechtigung von Mann und Frau.[16]

Kreistags - Gemeindewahl 15. Juni 1919

Der erste Termin 25. Mai 1919 wurde auf den 15. Juni 1919 verschoben. Bekanntmachung in dem Fürther Intelligenzblatt vom 17.Mai 1919[17] Die Gemeindewahl in der Stadtgemeinde Fürth fand zugleich mit der Wahl der Vertreter für den Kreistag (Landrat) für Mittelfranken am Sonntag den 15. Juni 1919 statt. Bei der Gemeindewahl waren 40 Stadträte nach der Grundsätzen des Verhältniswahlrechtes zu wählen. Personen die infolge Verlegung des Wahltermins in der Zeit vom 25.Mai 1919 bis 15 Juni 1919 noch wahlstimmberechtigt wurden, mussten innerhalb der vorbezeichneten Einspruchsfrist Antrag auf nachträgliche Aufnahme in die Wählerliste stellen. Dasselbe galt für Militärpersonen die vor dem Eintritt in den Heeresdienst noch nicht in die Wählerlisten aufgenommen waren.[18]
Die Aufnahme ermöglichte Ihnen auch in den Kasernen wählen zu können. Wer als Gemeindebeauftragter kandidieren wollte musste wahlberechtigt sein, am Wahltag das 25. Lebensjahr vollendet haben. Die bayerische Staatsangehörigkeit besitzen und mindestens ein halbes Jahr in Fürth bzw. in Mittelfranken wohnen. Die Person musste mittels eines Wahlvorschlages nominiert werden. Der Wahlvorschlag musste von mindestens 20 wahlberechtigten Personen unterschrieben sein. Die Angabe des Namens und des Wohnortes wurde verlangt. Für die Wahl der Gemeindebevollmächtigten mussten die Listen mit den Wahlvorschlägen rechtzeitig bei dem Gemeindewahlausschuss eingereicht und für gültig erklärt werden. Die Wahlberechtigten wurden darauf aufmerksam gemacht, dass sie sich nur für einen Wahlvorschlag im Ganzen entscheiden konnten. Die Stimmabgabe für einzelne Personen führte zur Ungültigkeit der abgegeben Stimme. Als gewählt galten in der Reihenfolge der Benennung auf dem Wahlvorschlag so viele Bewerber, als dem Wahlvorschlag Sitze zufielen. Die nicht gewählten Bewerber galten in der Reihenfolge der Benennung nach als Ersatzmänner für den Fall des Wegfalls eines Gewählten.[19]

Es wurden 63 Abstimmungsbezirke in der Gemeinde Fürth eingerichtet. Männer und Frauen wählten nicht in getrennten Räumlichkeiten. Das Wahlrecht konnte von 9 Uhr früh bis 6 Uhr abends in 62 der auf dem Stimmzettel angeführten Wahllokalen ausgeführt werden.

Für Transportfähige- Kranke- und Verwundete wurden am Wahltag mit dem Wahlbezirk 63
folgende Möglichkeiten der Wahlteilnahme angeboten.

  • Städtisches Krankenhaus Vormittag Früh ab 10 bis Nachmittag um 1
  • Lazarett Schwabacher Schule am Nachmittag von 1 bis 2
  • Israelitisches Hospital am Nachmittag von 1/2 3 bis 4
  • Versorgungshaus am Nachmittag von 4 - 6
  • Nathanstift Vormittag von 9 - 10

Die Wahlen fanden in einem von der Anstaltsleitungen bestimmten abgesonderten Raum statt. [20] Für jeden Stimmbezirk wurde 1 Wahlboote benötigt. Weshalb auch Schutzleute am Wahltag nicht entbehrt werden konnten. [21]

Wahlvorschläge und Anzahl der gewählten Gemeindebevollmächtigten im Wahlkreis Fürth

  • Wahlberechtigte Personen 21.274 Frauen 17.365 Männer
  • Personen die gewählt haben 14.950 Frauen 13.028 Männer

Kennwort Unabhängige Sozialdemokratische Partei
Wahlvorschlag waren 5 Frauen und 55 Männer

Gewählte Gemeindebevollmächtigte, 0 Frauen und 10 Männer


Kennwort Sozialdemokratische Mehrheitspartei Georg Zorn
Wahlvorschlag waren 4 Frauen und 34 Männer

Gewählte Gemeindebevollmächtigte, 14 Männer 2 Frauen


Kennwort „Fürs Volk“
Wahlvorschlag waren 5 Frauen und 34 Männer

  • Platz 6 Luise Erdmann, 44 Jahre, Kaufmanns-Gattin, Maxstraße 11, D.D.P.
  • Platz 16 Emmy Humbser, 41 Jahre, Privatiere, Hemplatz 1, D.D.P.
  • Platz 24 Babette Götz, 52 Jahre, Buchhalterin, Schwabacherstraße 153, D.D.P.
  • Platz 26 Frida Kalb, 46 Jahre, Papparbeiterin, Schwabacher. 26, Mittel-Partei
  • Platz 31 Anna Löwengart, 42 Jahre, Kaufmann-Gattin, Königsw. Str. 46, D.D.P.

Gewählte Gemeindebevollmächtigte, 10 Männer 1 Frau

  • Platz 6 Luise Erdmann, 44 Jahre, Kaufmanns-Gattin, Maxstraße 11, D.D.P.


Kennwort Reichel-Hein
Wahlvorschlag waren 0 Frauen 60 Männer
Gewählte Gemeindebevollmächtigte, 3 Männer 0 Frauen


Kennwort Beamtenliste
Wahlvorschlag waren 14 Männer und 1 Frau

  • Platz 9 Luise Roth, Postassistentin, 35 Jahre, Maxstraße 2

Gewählte Gemeindebevollmächtigte, 1 Mann 0 Frauen


Kennwort Treu Fürth
Wahlvorschlag waren 39 Männer und 1 Frau
Gewählte Gemeindebevollmächtigte, 2 Männer 0 Frauen

Um bereits am nächsten Tag der Gemeindewahl Montag den 16.Juni 1919 nachmittags um 4 Uhr im Sitzungssaal des Rathauses die Feststellung des Wahlergebnisses der Gemeindewahl durchführen zu können, musste mit erheblichen Überstunden und personeller Unterstützung auch von Schutzmännern an der Auszählung der Wahlergebnisse gearbeitet werden. Die Verdreifachung der Wahlberechtigten machte sich auch hier deutlich bemerkbar.


Einzelnachweise

  1. https://www.bpb.de/kurzknapp/lexika/politiklexikon/17367/dreiklassenwahlrecht
  2. Buch Geschichte der Frauen in Mittelfranken Alltag, Personen Orte Gaby Franger und Nadja Bennewitz S. 289
  3. https://www.bpb.de/themen/zeit-kulturgeschichte/frauenwahlrecht/278701/der-kampf-der-frauenbewegung-um-das-frauenwahlrecht/
  4. Stadtarchiv Fürth AR 27/8
  5. https://www.historisches-lexikon-bayerns.de/Lexikon/Wahlrecht_(Weimarer_Republik)#Das_Wahlrecht_von_1918/19
  6. Stadtarchiv Fürth AR 26/9
  7. Bayerisches Landesamt für Statistik Bibliothek, Zeitschrift des Bayerischen Statistischen Landesamts Einundfünfzigster Jahrgang 1919 52. Band Seite 247
  8. https://www.historisches-lexikon-bayerns.de/Lexikon/Landtagswahlen_(Weimarer_Republik)
  9. https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_Mitglieder_des_Bayerischen_Landtags_(Weimarer_Republik,_1._Wahlperiode)
  10. https://de.wikipedia.org/wiki/Wahl_zur_Deutschen_Nationalversammlung
  11. Bayerisches Landesamt für Statistik Bibliothek, Zeitschrift des Bayerischen Statistischen Landesamts Jg. 51 Jahr 1919 Heft 1,2 Seite 247-252
  12. Stadtarchiv Fürth AR 27/8
  13. Bayerisches Landesamt für Statistik Bibliothek, Zeitschrift des Bayerischen Statistischen Landesamts Jg. 51 Jahr 1919 Heft 4 Seite 888
  14. Bayerisches Landesamt für Statistik Bibliothek, Zeitschrift des Bayerischen Statistischen Landesamts Jg. 51 Jahr 1919 Heft 4 Seite 886-887
  15. https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_Mitglieder_der_Nationalversammlung_von_1919
  16. https://de.wikipedia.org/wiki/Frauenwahlrecht_(Deutschland)#Wahl_zur_deutschen_Nationalversammlung
  17. Stadtarchiv Fürth Fach 18 Neu 201
  18. Stadtarchiv Fürth Fach 131/60
  19. Stadtarchiv Fürth Fach 131/61
  20. Stadtarchiv Fürth Fach 131/63
  21. Stadtarchiv Fürth Fach 131/64

Siehe auch

[1] Dreiklassenwahlrecht Frauenwahlrecht [2]

Sozialpsychologische Untersuchung der Wahl zur Deutschen Nationalversammlung 1919 online


Literatur

Serpentina Hagen "Kurze Entstehungsgeschichte einer Selbstverständlichkeit - 100 JAHRE FRAUEN-WAHLRECHT in Deutschland" Verlag ZapZap GmbH.
Barbara Ohm "Geschichte der Frauen in Fürth" Geschichtsverein Fürth.