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Das Team um Captain [[John D. Cofer]] bestand im April [[1945]] zunächst aus zwei Unteroffizieren und sechs einfachen Soldaten. Von der in England und Frankreich ausgebildeten achtköpfigen | Das Team um Captain [[John D. Cofer]] bestand im April [[1945]] zunächst aus zwei Unteroffizieren und sechs einfachen Soldaten. Von der in England und Frankreich ausgebildeten achtköpfigen Mannschaft schafften es nur Cofer und ein Soldat an den Zielort. Das Detachment B-229 quartierte sich zunächst in den Amtsräumen im Rathaus ein und ließ an der Fassade ein Holzschild ''„Military Government“'' anbringen. Die Aufgaben waren vielfältig. Es galt, trotz der Kriegszerstörungen, des Mangels an Lebens- und Transportmitteln und an Brennstoffen die Verwaltung und die Sicherheit der Stadt aufrecht zu erhalten. An höhere Dienststellen waren teilweise tägliche Berichte zu schreiben und die Verbindung zu den hier stationierten – aber organisatorisch völlig getrennten – Militäreinheiten aufrecht zu erhalten. „Stadtkommandanten“ in Fürth waren immer die höchsten Offiziere der in den Fürther Kasernen stationierten Truppen der U.S. Army. Cofer war kein Bestandteil dieser Einheiten, sondern auf deren Unterstützung angewiesen, wenn er etwa Transportmittel benötigte. Zusätzlich wurde ein [[Mitteilungsblatt der Amerikanischen Militärregierung Fürth]] herausgegeben, das erstmals am [[16. Mai]] [[1945]] erschien. Zu den ersten Publikationen der Stadt Fürth in der Nachkriegszeit gehört u. a. der Druck eines Amerikanischen Wörterbuches, dem [[American Textbook (Buch)|American Textbook]] am [[1. Juli]] [[1945]], zur Verbesserung der Kommunikation zwischen den Alliierten und der deutschen Bevölkerung. | ||
Captain Cofer selbst „''genoss den Ruf eines korrekten, ruhigen Mannes mit ausgeprägtem Gerechtigkeitssinn''“ und galt als „''ausgesprochen deutschfreundlich''“.<ref name="Woller"/> Er musste den Widerspruch zwischen der Schaffung einer funktionierenden Verwaltung und der Ausschaltung der nationalsozialistisch belasteten, aber dabei erforderlichen, Fachleute lösen. Zuerst versuchte er das Problem pragmatisch anzugehen. Dabei ließ er sich bei den Stellenbesetzungen von deutschen NS-Gegnern beraten. Vor allem der militärische Abschirmdienst [[wikipedia:Counter Intelligence Corps|''Counter Intelligence Corps'']] (CIC) und eine Direktive zur Entnazifizierung aus dem US-Hauptquartier vom Juli [[1945]] zwangen Cofer aber dazu, alle ehemaligen [[Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei|NSDAP]]-Parteimitglieder, ob wichtig oder unwichtig, ob überzeugt oder mitlaufend, zu entlassen. So sah er sich u.a. heftiger Kritik ausgesetzt, als er den damaligen Stadtkämmerer [[Adolf Schwiening]], ehemals Mitglied der NSDAP seit [[1937]], | Captain Cofer selbst „''genoss den Ruf eines korrekten, ruhigen Mannes mit ausgeprägtem Gerechtigkeitssinn''“ und galt als „''ausgesprochen deutschfreundlich''“.<ref name="Woller"/> Er musste den Widerspruch zwischen der Schaffung einer funktionierenden Verwaltung und der Ausschaltung der nationalsozialistisch belasteten, aber dabei erforderlichen, Fachleute lösen. Zuerst versuchte er das Problem pragmatisch anzugehen. Dabei ließ er sich bei den Stellenbesetzungen von deutschen NS-Gegnern beraten. Vor allem der militärische Abschirmdienst [[wikipedia:Counter Intelligence Corps|''Counter Intelligence Corps'']] (CIC) und eine Direktive zur Entnazifizierung aus dem US-Hauptquartier vom Juli [[1945]] zwangen Cofer aber dazu, alle ehemaligen [[Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei|NSDAP]]-Parteimitglieder, ob wichtig oder unwichtig, ob überzeugt oder mitlaufend, zu entlassen. So sah er sich u. a. heftiger Kritik ausgesetzt, als er den damaligen Stadtkämmerer [[Adolf Schwiening]], ehemals Mitglied der NSDAP seit [[1937]], vorübergehend zum ersten Nachkriegs-[[Oberbürgermeister]] ernannte. Aufgrund einer Beschwerde des CIC startete die amerikanische Militärregierung in Bayern sogar eine Untersuchung gegen Cofer, dem – zu Unrecht, wie sich herausstellte – sogar vorgeworfen wurde, russische Agenten in seinem Büro zu beschäftigen. Cofer musste auf eine härtere Linie umschwenken und bis Oktober [[1945]] hatten bereits die Hälfte aller pensionsberechtigten Bediensteten der Stadt Fürth die Entlassungspapiere erhalten.<ref> Vgl. Weekly Summary, Det. Fürth, 3. November 1945, in: NA, RG 260, 9/96-2/13 (aus Woller)</ref> | ||
„''Die Chefs der beiden Detachments, Cofer und Whitaker (Ansbach), die anfangs manchen als finster und unnahbar erschienen waren, genossen sogar schon bald großes Ansehen in der Bevölkerung. Man schätzte sie wegen ihrer Fairness, und vor allem rechnete man es ihnen hoch an, dass sie die DPs ([[wikipedia:Displaced Person|Displaced Persons]] = [[wikipedia:NS-Zwangsarbeit|Zwangsarbeiter]], Zwangsverschleppte) im Zaum zu halten verstanden und manche Fehler des CIC rückgängig gemacht hatten. Ein halbes Jahr nach der Etablierung der Militärregierung standen sie auch mit ‚ihren‘ Landräten und Bürgermeistern schon fast in freundschaftlichem Kontakt.''“<ref name="Woller"/> | „''Die Chefs der beiden Detachments, Cofer und Whitaker (Ansbach), die anfangs manchen als finster und unnahbar erschienen waren, genossen sogar schon bald großes Ansehen in der Bevölkerung. Man schätzte sie wegen ihrer Fairness, und vor allem rechnete man es ihnen hoch an, dass sie die DPs ([[wikipedia:Displaced Person|Displaced Persons]] = [[wikipedia:NS-Zwangsarbeit|Zwangsarbeiter]], Zwangsverschleppte) im Zaum zu halten verstanden und manche Fehler des CIC rückgängig gemacht hatten. Ein halbes Jahr nach der Etablierung der Militärregierung standen sie auch mit ‚ihren‘ Landräten und Bürgermeistern schon fast in freundschaftlichem Kontakt.''“<ref name="Woller"/> | ||
Die Größe der Einheit in Fürth veränderte sich laufend. Im Mai [[1945]] kamen vier weitere Offiziere nach Fürth in das Detachment, darunter ein Captain Carl Barker - ein | Die Größe der Einheit in Fürth veränderte sich laufend. Im Mai [[1945]] kamen vier weitere Offiziere nach Fürth in das Detachment, darunter ein Captain Carl Barker - ein 35-jähriger bulliger und „humorloser“ Berufssoldat, der dafür bekannt war, dass er starke Ressentiments gegenüber der deutschen Bevölkerung hatte. [[Otto Gellinger]], ein Fürther [[SPD|Sozialdemokrat]], schilderte eine Szene mit Barker, die für ihn typisch war: ''„Bezeichnend für seinen Charakter und seine Einstellung waren die Spiele, die er trieb, indem er Zigaretten, Schokolade u. a. auf den Tisch legte, mich sitzen ließ und aus dem Zimmer ging. Nach seinem Kommen prüfte er, ob was fehlte.“''<ref name="Woller"/> Zu den Aufgaben Barkers gehörte es u. a., den Aufbau der deutschen Polizei in die Wege zu leiten; später fiel die Frage der [[Entnazifizierung]] ebenfalls in seinen Verantwortungsbereich. Neben Barker arbeitete noch ein Offizier für den Bereich „Trade and Industry“ (Wirtschaft): Gilbert N. Harrison, ein Rechtsanwalt aus Brownwood in Texas, der die deutschen Justizbehörden wieder zum Laufen bringen sollte. Ab Mai [[1945]] stieß noch ein Deputy Military Government Officier zum Team von Cofer, um diesen in seiner Arbeit zu unterstützen und zu entlasten. | ||
Im Juni [[1945]] kam noch ein Property Control Officier hinzu, dessen Aufgabe es sein sollte das jeweils arisierte Eigentum der ehemaligen jüdischen Bevölkerung sicherzustellen und treuhänderisch zu verwalten. Allerdings stellt sich relativ schnell heraus, dass der Offizier offensichtlich eine | Im Juni [[1945]] kam noch ein Property Control Officier hinzu, dessen Aufgabe es sein sollte das jeweils arisierte Eigentum der ehemaligen jüdischen Bevölkerung sicherzustellen und treuhänderisch zu verwalten. Allerdings stellt sich relativ schnell heraus, dass der Offizier offensichtlich eine zwielichtige Person war. Ein ehemaliger deutscher Angestellter sagte später aus, dass man mit ihm „aber den Bock zum Gärtner gemacht“ hatte, da der Eindruck erweckt wurde, „dass er weit mehr daran interessiert war, aus seiner Person für sich selber das Beste herauszuholen. Er wurde bald vor ein Kriegsgericht gestellt und nach USA zurückgeschafft.“<ref>Fürther Heimatblätter, Die Wiederaufrichtung der Justiz in Fürth durch die Amerikaner, April - August 1945, Nr. 1 / 1970, S. 2 </ref> Seine Stelle besetzte ab Herbst [[1945]] der Feldwebel Charles R. Mont, der in der Fürther Bevölkerung sehr beliebt war und den Spitznamen „Mister Mont“ bekam. | ||
Im September [[1945]] erreichte das Detachment B-229 seine größte Stärke. Insgesamt gehörten dem Team ständig mindestens drei Offiziere, ein Feldwebel und fünf Soldaten an. Somit waren | Im September [[1945]] erreichte das Detachment B-229 seine größte Stärke. Insgesamt gehörten dem Team ständig mindestens drei Offiziere, ein Feldwebel und fünf Soldaten an. Somit waren [[1945]] allein in Fürth insgesamt 17 Offiziere und 23 „Gemeine“ für die amerikanische Militärregierung tätig, wovon aber nur sechs der 17 Offiziere und vier der 23 einfachen Dienstgraden im Vorfeld eine spezielle Ausbildung für ihre aktuelle Aufgabe genossen. Alle anderen wurden kurzfristig durch die U.S. Army angeworben und in die neue Tätigkeit „reingeworfen“. Allerdings seien – nach eigenen Angaben der Militärregierung – keine ernsthafte Beeinträchtigungen dadurch entstanden. | ||
== Counter Intelligence Corps - Spionageabwehr == | == Counter Intelligence Corps - Spionageabwehr == | ||