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==Zeitgenössische Ortsbeschreibungen== | ==Zeitgenössische Ortsbeschreibungen== | ||
==== Aus: Der Wanderer==== | ==== Aus: Der Wanderer==== | ||
:''[...] Ungefähr eine Stunde weit von Nürnberg liegt die Stadt Fürth. Dahin fährt täglich Nachmittags um halb 3 Uhr ein königlicher Postwagen, in welchem 6 Personen Raum haben. Die Person bezahlt 12 Kreutzer K. W. Um 6 Uhr Abends fährt eben dieser Wagen wieder zurück. Wir kehrten daselbst im Gasthause zum preußischen König ein. Der Wirth, Herr Stumpfmeyer, ein bescheidener, biederer Mann sammt seinen zwey wohlgebildeten und wohlerzogenen Töchtern, sucht jedem Fremden durch Erzählung alles Wissenswerthen, dann durch gute und sehr billige Bedienung den Aufenthalt angenehm zu machen. In diesem Gasthause befindet sich ein Klubb, in welchem die Abonnenten sich mit Lesung in- und ausländischer Zeitungen, Journale, Musik u. s. w. unterhalten. | :''[...] Ungefähr eine Stunde weit von Nürnberg liegt die Stadt Fürth. Dahin fährt täglich Nachmittags um halb 3 Uhr ein königlicher Postwagen, in welchem 6 Personen Raum haben. Die Person bezahlt 12 Kreutzer K. W. Um 6 Uhr Abends fährt eben dieser Wagen wieder zurück. :Wir kehrten daselbst im Gasthause zum preußischen König ein. Der Wirth, Herr Stumpfmeyer, ein bescheidener, biederer Mann sammt seinen zwey wohlgebildeten und wohlerzogenen Töchtern, sucht jedem Fremden durch Erzählung alles Wissenswerthen, dann durch gute und sehr billige Bedienung den Aufenthalt angenehm zu machen. In diesem Gasthause befindet sich ein Klubb, in welchem die Abonnenten sich mit Lesung in- und ausländischer Zeitungen, Journale, Musik u. s. w. unterhalten. | ||
:''Diese schöne, regulär gebaute Stadt mit breiten Gassen, gutem Pflaster, zählt bey 15,000 Einwohner, wovon drey Viertheile Katholiken und Protestanten, der vierte Theil aber Juden sind. Es ist ein wahres Vergnügen, zu sehen, in welchem guten Einvernehmen und brüderlicher Eintracht diese drey Religionsparteyen mitsammen leben. Diese harmonische Stimmung ist nicht allein den sich immer mehr verbreitenden Grundsätzen menschenfreundlicher Duldung, sondern hauptsächlich der seltenen Thätigkeit und Arbeitsliebe dieser Bewohner zuzuschreiben, mit welcher sie ihre Gewerbe rastlos betreiben. Hier sind Fabriken aller Gattungen in größter Thätigkeit, als: Augengläser-, Gold- und Flinterschlager-, Spiegel-, Glasschleif-, Tantes-Fabriken, Drechslereyen u. a. m. Unter letzteren zeichnet sich der Drechslermeister R e i c h besonders aus, welcher künstliche Figuren aus freyer Hand verfertiget. Diese Fabrikate werden weit und breit ins Ausland verführt. daher die Erzeuger in gutem Wohlstande leben. | |||
:''Es werden daselbst so eben zwey neue schöne Kirchen von Quadersteinen erbaut, deren eine den Katholiken, die andere den Protestanten gehört; auch ist hier eine schöne Synagoge. | |||
:''Die Menschen sind gefällig und verträglich. Auffallend ist der schöne Schlag der israelitiscben Mädchen, welche sich durch vorherrschenden Luxus auszeichnen. | |||
:''Ich ging Abends in's Theater. Dasselbe ist zwey Stockwerke hoch und dem Verhältnisse der Stadtgröße angemessen. Die Gesellschaft spielt abwechselnd hier und in Nürnberg. Am Portale des Einganges ist folgende Inschrift angebracht: „Der Erheiterung durch Schauspiel und Tonkunst gewidmet von Joseph Reutter und Friedrich Kopp, 1816." Es wurde „Doctor Stackelbein" gegeben, und dieses Stück gut ausgeführt; auch die Musik entsprach ganz jeder Forderung. | |||
:''Tags darauf trennten wir uns, und zwar ungern von diesem angenehmen Städtchen [...]<ref>"Der Wanderer", 7. Juni 1826 - [https://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno?aid=wan&datum=18260607&seite=3 online-Digitalisat]</ref> | |||
====Aus: Rinaldos Reisen==== | ====Aus: Rinaldos Reisen==== | ||